Im Krieg und in der Liebe von Miana (... sind alle Waffen erlaubt) ================================================================================ Kapitel 19: Unkontrollierbar ---------------------------- Die Tränen brennen heiß auf meinen Wangen. Ich halte Ken noch eine kurze Zeit in meinen Armen. Mit seiner letzten Kraft und seinem letzten bisschen Chakra hat er mir meine Erinnerungen wiedergeben können. Ich kann mich wieder an alles erinnern. Ich bin ihm unendlich dankbar. Doch ich kann es ihm nicht mehr sagen. Ken ist tot. Und Hiroshi hat ihn getötet. Nur um seiner selbst willen.   Ich spüre Wut in mir aufsteigen. Ein letztes Mal drücke ich Kens leblosen Körper noch einmal fest an mich.   Hiroshi.   Aus Wut wird Zorn, aus Zorn Hass.   Hiroshi!   Unwillkürlich baut sich Chakra in mir auf. Immer mehr Chakra staut sich in mir an, bis mein Körper es nicht mehr halten kann. Es strömt aus jeder meiner Poren und lässt den Boden unter mir zerbersten. Behutsam lege ich Ken ab. Langsam erhebe ich mich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.   „HIROSHI!“, brülle ich schließlich lauthals.   Der Kampf zwischen Kakashi und Hiroshi kommt zum Stillstand. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Meine Zähne knirschen vor Anspannung. Erst jetzt bemerken die beiden, dass Ken Hiroshis vorherigen Angriff nicht überlebt hat. In Kakashis Blick steht Bestürztheit und Mitgefühl, während Hiroshis Grinsen voller Selbstgefälligkeit ist. Diese Tatsache macht mich nur noch wütender auf ihn.   „Er war dein Freund!“, fahre ich Hiroshi an.   Ich bin so in Rage, dass mir nicht einmal Bewusst wird, dass sowohl Kakashi als auch Hiroshi von ihrem Kampf schon recht angeschlagen sind. Auch, dass Kakashi bereits sein Sharingan eingesetzt hat, entgeht meinem Auge.   „Wieso hast du das getan?“, brülle ich Hiroshi entgegen.   „Weil er mich verraten hat. So etwas tun wahre Freunde nicht“, lautet seine Antwort schlicht.   „Nein. Er hat dich nicht hintergangen. Du hast ihm damals befohlen, mir auch meine Erinnerungen an Kakashi zu nehmen. Du hast ihm gedroht!“   Hiroshi wird hellhörig.   „Du kannst dich also wieder erinnern?“, murmelt er so leise, dass ich es fast nicht hören kann. Er macht sich angriffsbereit.   Unbewusst aktiviert sich mein Kekkei Genkai und die Zeit um mich herum friert ein. Ich zücke ein Kunai und sprinte los. Kurz bevor ich Hiroshi erreiche läuft die Zeit weiter, doch diese Sekunde genügt, um ihn zu überraschen. Mein Kunai trifft sein Ziel und bohrt sich seinen Weg in Hiroshis Oberkörper.   Erschrocken über meine scheinbare Schnelligkeit, kann er sein Verteidigungsjutsu nicht aktivieren und auch Kakashi starrt mir ungläubig hinterher. Blitzschnell fahre ich um Hiroshis Körper, packe ihn bei den Schultern und ramme mein Knie in seine Wirbelsäule. Unter einem schmerzhaften Aufschrei spuckt er Blut. Doch ich denke gar nicht daran, ihm eine Verschnaufpause zu gönnen. Wieder friert die Zeit ein. Ich nutze dies, um ein kompliziertes Fingerzeichen zu bilden, ehe sich mein Kekkei Genkai wieder löst. Gerade rechtzeitig bin ich damit fertig. Es ist ein Kombinationsjutsu aus Medizin und Eis. Hiroshi, der bereits vor mir auf dem Boden kniet, ist nicht schnell genug, um auszuweichen. Meine flache Hand trifft seinen Brustkorb und mein Jutsu durchdringt seine Haut. Es ist ein Jutsu, das die inneren Organe gefrieren lässt. Ich treffe seinen rechten Lungenflügel. Gleichzeitig bilde ich mit meiner anderen Hand eine Faust, die die linke Seite seiner Wange trifft. Wieder spuckt er Blut, schnappt nach Luft. Gequält stütz er sich mit einer Hand auf dem Boden ab. Die andere hält seine Brust, in der Hoffnung er könne so seine Schmerzen lindern und seine Lunge auftauen.   Ich springe nach hinten, um wieder etwas Raum zwischen uns zu bringen. In meinem Zerstörungswahn bemerke ich nicht, wie mein Kekkei Genkai mich schwächt. Es verbraucht Unmengen an Chakra und ich habe es bisher nur in äußersten Notsituationen aktiviert. Der Verlust meines guten Freundes verursacht ein Gefühlschaos in mir, das sich nicht mehr kontrollieren lässt und das unweigerlich an meinen Kräften zehrt, ohne dass ich es merke.   Kakashi beobachtet den Kampf zugleich mit Bewunderung und Entsetzen. Noch nie bin ich so unkontrolliert und voller Wut in einen Kampf gegangen. Könnte ich klar denken, hätte ich selbst vor mir Angst. Ohne weitere Zeit zu verlieren formen meine Finger bereits weitere Fingerzeichen.   Ich befinde mich in einem Zustand, in dem mein Verstand keine Kontrolle mehr über meinen Körper hat. Mein Körper reagiert ganz von alleine und er ist voller Hass.   Jahrelang war Hiroshi unser Teamführer. Jahrelang musste ich mitansehen, wie schlecht er andere Menschen behandelt hat. Jahrelang mussten Ken und ich unangenehme Aufgaben für ihn übernehmen. Er zwang uns Dinge zu tun, die wir nicht tun wollten. Er hatte schon immer Spaß daran gehabt, andere Menschen zu quälen. Er hatte Spaß daran, zu töten. Nur ein einziges Mal hatte ich den Mut, mich Hiroshi entgegen zu stellen. Damals, als ich das erste Mal auf Naruto und Jirayia getroffen bin. Hiroshi war schon immer ein schlechter Mensch, der es lustig fand, anderen Leuten Schmerz zuzufügen. Ich habe es geduldet. Ich schäme mich so dafür. Und ich hasse mich dafür, dass ich nicht schon früher etwas gegen ihn unternommen habe. Ich gebe mir eine Teilschuld für Kens Tod, weil ich zu schwach war, Hiroshis wahren Charakter früh genug zu erkennen.   Meine Muskeln verkrampfen sich. Durch die letzten Fingerzeichen, die mein Körper von alleine geformt hat, sammelt sich das komplette Gebirgswasser aus den Klüften der Felsen. Es bildet sich eine riesige Wassermenge, die nun durch mein Chakra getrieben auf Hiroshi zuströmt. Er klammert sich mit einem Erdjutsu am Boden fest, um nicht davon gespült zu werden. Mit einem weiteren Fingerzeichen wendet er das Erdversteck an und verschwindet im Boden.   Blitzschnell taucht er hinter meinem Rücken wieder auf und holt mit einer Faust zum Schlag aus. Er hat seine Faust durch sein Verteidigungsjutsu verstärkt und ist stahlhart. Ich reagiere nicht schnell genug, um ausweichen zu können und kneife die Augen zusammen – den Schmerz erwartend. Doch der Schmerz tritt nicht ein. Als ich mich umdrehe, steht Kakashi hinter mir, der Hiroshis Schlag abfangen konnte. Angestrengt versucht er Hiroshis Faust daran zu hindern, ihr Ziel zu treffen.   „Alles ok?“, presst er unter Anstrengung hervor.   „Ja, Danke!“, sage ich noch leicht benommen, aber voller Dankbarkeit.   Kakashi sammelt seine Kraft, drückt Hiroshi schwungvoll zurück und die beiden Männer lösen sich voneinander. Im Schatten von Kakashis Rücken formen meine Hände bereits unerkannt ihr nächstes Jutsu.   „Kakashi! Komm hinter mich“, flüstere ich ihm zu.   Ohne großartig nachzufragen, springt er mit einem Satz hinter meinen Rücken.   Ich lege meine Hände auf den Boden und das Wasser, das Hiroshi zuvor überflutet hat, gefriert. Das Eis bahnt sich leise seinen Weg zu Hiroshi, der noch benommen auf allen Vieren nach Kräften zehrt. Er bemerkt zu spät, was auf ihn zukommt und seine Hände und Beine frieren am Boden fest.   „Verdammt“, flucht er durch seine zusammengebissenen Zähne.   Lautlos wie eine Katze springe ich in die Luft. Beschäftigt damit, eine Lösung zu finden, wie er das Eis brechen kann, bemerkt Hiroshi mich nicht. Mit Schwung verpasse ich ihm einen Schlag auf den Kopf und Hiroshi schlägt ungebremst auf die Felsen auf, die unter ihm zerbersten. Das Eis an seinen Händen und Beinen zerbricht ebenfalls und Blut rinnt ihm über das ganze Gesicht. Er atmet schwer. Jeder Atemzug, den er macht, ist durch die kalten Temperaturen sichtbar.   Wieder rappelt er sich auf. Langsam und wankend kommt er wieder auf die Beine.   Auch ich merke plötzlich, wie ausgelaugt ich bin, wie kraftlos mein Körper bereits ist. Ich zittere ein wenig. Ich schwanke, bis meine Beine wieder festen Stand gefunden haben.   Hiroshi wischt sich das Blut aus seinem Auge, das ihm über das Gesicht fließt und ihm so die Sicht vernebelt. Er atmet tief durch und formt wieder Fingerzeichen. Ich erkenne erneut dieses todbringende Jutsu.   Oh nein! Nicht schon wieder, denke ich und konzentriere mein Chakra. Ein letztes Mal in diesem Kampf aktiviere ich mein Kekkei Genkai. Die Quarzkristalle schießen bereits vereinzelt aus dem felsigen Untergrund und bahnen sich ihren Weg zu Kakashi und mir. Gerade noch rechtzeitig hält die Zeit um mich herum an und mit letzter Kraft renne ich zu Kakashi, lege seinen Arm um meine Schulter und bringe uns aus der Gefahrenzone. Dann läuft die Zeit wieder weiter.   Ein Stich durchzuckt meine Lunge. Es fällt mir schwer zu atmen. Mein Kekkei Genkai fordert meinen Körper jedes Mal aufs Neue. Es ist auf Dauer sehr gefährlich, es einzusetzen.   Verwundert über den Standortwechsel sieht sich Kakashi genau um. Dann bleibt sein Blick an mir haften.   „Wie zum Teufel machst du das?“, fragt er beinahe schon verängstigt, da er dieses Jutsu nicht mit seinem Sharingan erkennen kann.   Es bleibt keine Zeit, auf seine Frage zu antworten, denn Hiroshi hat uns bereits entdeckt. Er steuert seinen letzten Kristall auf den Ort, an den ich uns gerettet habe. In letzter Sekunde können wir ausweichen, doch er trifft Kakashi noch am Oberarm. Schmerzerfüllt kneift er ein Auge zu, in der Hoffnung, den Schmerz so unterdrücken zu können.   „Alles ok?“, frage nun ich besorgt nach. Er nickt mir zu.   Wieder baut sich Wut in mir auf, doch ich bin inzwischen zu schwach um mein Kekkei Genkai noch einmal einzusetzen. Stattdessen entscheide ich mich für ein anderes Jutsu, das ebenso gefährlich für meine Gegner ist. Ich habe es bereits beim Kampf gegen Kabuto eingesetzt.   Ich konzentriere mein Chakra und forme die passenden Fingerzeichen. Ich atme lange aus und hefte meinen Blick fest auf Hiroshi. Dieser sieht mich mit ebenso großer Konzentration an und muss schlucken. Schweiß läuft ihm übers Gesicht bis zur Spitze seines Kinns. Der Tropfen perlt ab, erreicht jedoch nicht den Boden. Er wird von meinem Jutsu angesaugt. Hiroshi kennt dieses Jutsu von mir nicht. Er kannte auch mein Kekkei Genkai nicht. Es hatte also doch Vorteile, ein paar Geheimnisse für mich zu behalten, denke ich.   Hiroshi schluckt erneut. Er versucht, seine trockene Kehle zu befeuchten. Erfolglos. Denn er bemerkt noch nicht, dass ich mit meinem Jutsu, das Wasser aus seinem Körper sauge. Langsam, ganz langsam trocknet sein Körper aus. Erst als er ein Jucken an seiner trockenen, Risse bildenden Haut bemerkt, verfällt er in Panik.   „W-Was… Was machst du da?“, schreit er hysterisch und fuchtelt wild herum, in der Hoffnung so das Wasser, das ihm entzogen wird, irgendwie aufhalten zu können.   „S-Stopp!“, fleht er. Er fällt auf die Knie.   „Bitte!“ Seine Augen sind rot. Er möchte weinen, doch dafür ist sein Körper bereits zu trocken.   Ohne Erbarmen führe ich mein Jutsu weiter aus.   Er hat es nicht anders verdient, rede ich mir ein.   Plötzlich spüre ich sanfte Hände von hinten kommend. Die eine legt sich um mein Handgelenk der Hand, mit der ich gerade mein Jutsu ausführe. Die andere schlingt sich sanft um meine Taille und den Bauch. Ich spüre Kakashis Körper an meinem Rücken und seinen Atem an meinem Ohr.   „Hör auf. Lass es gut sein. Du bringst ihn noch um“, flüstert er mit sanfter Stimme.   Ich bekomme Gänsehaut. Sein Körper sprüht eine angenehme Wärme aus und seine Berührungen brennen heiß auf meiner Haut. Es ist als könnte ich schmelzen in seinen Armen. Mein von Hass getriebenes, zu Eis erstarrtes Herz taut durch seine Anwesenheit langsam wieder auf. Meine verkrampften Muskeln lockern sich und allmählich löse ich das Jutsu, das Hiroshi fast das Leben gekostet hat.   „Aber er hat es verdient…“ Meine Stimme zittert und ich merke, wie mir eine Träne über die Wange rinnt. Mein Körper fängt an zu zittern und Kakashis Griff um meinen Bauch wird fester. Seine andere Hand wandert zu meiner Schulter. Er umklammert mich, so als wolle er verhindern, dass mein Körper durch das Zittern auseinanderfällt.   „Mag sein, dass er den Tod verdient. Aber du könntest dir selbst nicht verzeihen, wenn du ihn jetzt umbringst. Und ich will nicht, dass du dir den Rest deines Lebens Vorwürfe machst deswegen, wenn ich es verhindern kann. Ich will nicht, dass du deswegen leidest.“   Er haucht die Worte so lieblich in mein Ohr, dass ich kaum Luft bekomme. Meine Lippen beben und meine Tränen rinnen unkontrolliert über mein Gesicht. Sie brennen auf meinen heißen Wangen. Ich fühle mich sicher in Kakashis Armen. Geborgen. Als könne mir nichts und niemand auf dieser Welt Schaden zufügen.   Ich merke, wie kraftlos mein Körper wird. Der Kampf, das Kekkei Genkai, Die Wut auf Hiroshi, die Trauer um Ken, meine zurückgekehrten Erinnerungen, das Auf und Ab meiner Gefühle. All das macht meinem Körper zu schaffen. Ich merke, wie meine Beine immer schwächer werden, wie sie unter meinem Gewicht nachgeben. Ich merke, wie Kakashis starken Arme den Sturz abfangen und ich friedlich in ihnen einschlafe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)