Im Krieg und in der Liebe von Miana (... sind alle Waffen erlaubt) ================================================================================ Kapitel 1: Eine rote Rose ------------------------- Heute:   *Grummel* Mein Magen meldet sich zu Wort. Schon wieder. Ich habe Hunger… Seit Wochen bin ich nun schon unterwegs und mein Proviant bereits aufgebraucht. Seit ein paar Tagen ernähre ich mich nur noch von irgendwelchen Beeren, Früchten und was der Wald eben sonst noch zu bieten hat. Ich bin Richtung Osten aufgebrochen, weg von Iwagakure, weg von Missbilligung und Verachtung, die man mir dort entgegenbrachte. Ich musste dort weg. Ich war dort nie willkommen. Ich wurde lediglich geduldet. Also packte ich meine Sachen, ließ mein Stirnband zurück, mit einer kurzen Notiz, in der ich meine Kündigung im Ninjadienst für Iwagakure aussprach, und bin mitten in der Nacht auf und davon. Und jetzt will ich ein neues Leben anfangen. Hungrig… allein… mit zerzausten Haaren und verdreckten und zerrissenen Klamotten… dahin wandelnd wie ein Zombie… Ich schüttle den Kopf, um wieder klar denken zu können. Nicht so negativ denken, Yuki!, sage ich mir selbst. Immerhin habe ich ein Ziel vor Augen. Er ist der einzige, der damals entkommen konnte. Und ich habe einen Anhaltspunkt, der mich zu ihm führt: Orochimaru! Wenn ich Orochimaru finde, finde ich auch ihn. Und soweit ich weiß, ist Orochimaru das Oberhaupt von Otogakure. Das ist mein Ziel! Aber es ist noch sooooo weit… Ich laufe gedankenversunken weiter, doch plötzlich holt mich ein langer Schatten aus meinen Gedanken in die Realität zurück. Ich blicke nach oben. Ich muss sogar sehr weit nach oben blicken, um den gesamten Torbogen erfassen zu können. „Konohagakure“, lese ich. So weit war ich schon? Trifft sich gut! Hier kann ich Pause machen und zu Kräften kommen. Kaum gehe ich durch das Tor, werde ich auch schon aufgehalten.   „Halt! Du bist nicht von hier! Wer bist du?“   Ich starre die beiden Männer an, die sich mir prompt in den Weg stellen und mich so daran hindern, weiter zu gehen.   „Mein Name ist Yuki“, sage ich und mache Anstalten zwischen ihnen hindurch zu gehen, doch sie versperren mir weiterhin den Weg.   „Nachname?“, fragt der Mann, der einen Verband quer über die Nase trägt.   „Ist das wichtig?“, frage ich.   „Natürlich! Wir brauchen den vollen Namen, Alter, Beruf und den Grund, wieso du nach Konohagakure gekommen bist“, antwortet nun der andere.   „Vielleicht wollt ihr auch gleich noch wissen, welche Körpermaße, welche Slip- und Körbchengröße ich habe und ob ich mit einem von euch essen gehen will? Oder vielleicht sogar mit euch beiden?“ Ihre Gesichter laufen plötzlich rot an. Offensichtlich hatte ich eine Schwachstelle getroffen. Männer sind ja so einfach gestrickt, denke ich mir.   „Na schön“, fahre ich fort, „Ich heiße Yuki Tsuno. Ich bin 25 Jahre alt und bin eigentlich nur auf der Durchreise. Ich möchte nur etwas essen und hier übernachten. Ist das den beiden Herren recht oder wollen Sie eine ausgehungerte Frau, die mit ihren Kräften am Ende ist, weil sie wochenlang alleine durch die Wälder geirrt ist, wirklich wieder da raus schicken? Die Nächte sind immer so kalt und ich habe solche Angst, nachts alleine im Wald zu sein!“ Ich versuche künstliche Tränen hervorzubringen. Doch so ganz klappt es nicht. Aber allem Anschein nach hat die Mitleids-Tour trotzdem gewirkt, denn die beiden sehen nun sehr verunsichert aus.   „Da-das wollen wir natürlich nicht! Aber… wir tun hier auch nur unseren Job! Gerade in Zeiten, in denen Akatsuki so aktiv ist! Tut uns wirklich sehr leid.“ Man sieht den beiden an, dass sie sich in Grund und Boden schämen.   „Aber… Sie haben noch nicht gesagt, was Sie beruflich tun!“   Oh nein… ich dachte, sie hätten es vergessen. Wenn ich sage, dass ich Ninja bin, werden sie mich fragen, wo mein Stirnband ist und wenn ich ihnen sage, dass ich aus Iwagakure – einem feindlichen Staat – abgehauen bin und ich vermutlich sogar verfolgt werde, da ich ein paar wenige Geheimnisse des Dorfes kenne, werden sie mich nie durch dieses Tor lassen. Was mach ich nur?!   „Nun ja… ich… ähm…“, mehr bringe ich nicht hervor.   „Yuki?“, sagt plötzlich eine Stimme, die mir irgendwoher bekannt vorkommt.   „Jiraiya!“, sagt der Typ mit dem Verband.   „Jiraiya?“, fragt der Typ mit den braunen Haaren.   „Kauziger Bergeremit?!“, stoße ich überrascht hervor.   „Hahaha, Hallo! Was machst du denn hier in Konoha? Hattest du etwa Sehnsucht nach mir?“, begrüßt mich der Alte mit einem Augenzwinkern.   „Ähm… hallo!“, zu mehr reicht meine Stimme nicht.   „Keine Sorge ihr zwei! Sie gehört zu mir, sie ist eine Freundin!“, kaum hat Jirayia das gesagt nimmt er meinen Arm und zieht mich einfach weiter Richtung Stadt.   „Aber ihr macht einen super Job! Nur weiter so!“, ruft er ihnen hinterher und winkt zum Abschied.   Außerhalb ihrer Sichtweite bleiben wir stehen und Jirayia mustert mich mit nachdenklichem Gesicht von oben bis unten. Er schließt kurz seine Augen und atmet tief durch.   „Du siehst ja ganz schön mitgenommen aus. Was ist denn passiert?“ fragt er plötzlich mit einem sehr fürsorglichen Ton in seiner Stimme.   „Nun ja…“ stammle ich.   „Du siehst hungrig aus“ stellt Jirayia kurzum fest. „Ich habe mich später mit Naruto zum Nudelsuppenessen verabredet. Um 18 Uhr. Ich lade dich gerne ein. Dann kannst du uns erzählen, was dich hierher verschlagen hat. Naruto freut sich sicher auch dich wiederzusehen!“ Er lächelt mich an.   Ich nicke und antworte: „Das ist wirklich sehr nett. Danke!“   „Aber du solltest dir unbedingt etwas anderes anziehen!“   Ich blicke auf meine verschmutzten und zerrissenen Klamotten. Aber… ich habe nichts mehr dabei! Inzwischen sehen meine Kleidungsstücke alle so aus, denke ich.   „Vielleicht solltest du dir eine Shoppingtour gönnen?“ schlägt mir Jirayia vor, als hätte er meine Gedanken lesen können.   „Vermutlich hast du recht“, gebe ich zurück und blicke mich nach ein paar Läden in der Nähe um.   „Wenn du möchtest begleite ich dich und helfe dir auch gerne beim Umziehen!“   Beim Aussprechen seines Angebotes läuft Jirayia plötzlich wieder rot an, hat ein breites, pervers angehauchtes Lächeln aufgesetzt und macht seltsame Gesten mit seinen Händen, die andeuten, etwas begrapschen zu wollen.   „Nein, danke. Ich komme gut alleine klar“, antworte ich kurz und drehe mich im Schritt um.   „Bis später!“, rufe ich ihm mit einem Händegruß über die Schulter zu.   „Ohhhh…. Ok…. Bis dann.“ Er klingt etwas enttäuscht darüber, dass ich ihn nicht mitgenommen habe. Aber ich habe keine Lust mich dabei begaffen zu lassen. Ich laufe durch die Gassen Konohas und mache vor ein paar Schaufenstern kurz Halt. Ein sehr schönes Städtchen, denke ich bei mir. Ja, hier gefällt es mir wirklich. Und die Leute hier scheinen auch sehr nett zu sein. Man fühlt sich schon beim Durchlaufen der Straßen sehr wohl. Alle gehen freundlich miteinander um, man wird sogar als Fremder gegrüßt. In Iwagakure wurde einem nicht mal ein griesgrämiges Kopfnicken entgegengebracht, selbst wenn man denjenigen vom Sehen her kannte, denke ich – verärgert darüber, damals nicht in Konoha gelandet zu sein. Ich bleibe wieder vor einem Schaufenster stehen. Ein Kleidungsgeschäft, das sowohl Kampfkleidung als auch Alltagskleidung verkauft. Ich trete ein. Heraus komme ich mit so vielen Klamotten, dass ich dazu noch einen ganzen Kleiderschrank brauchen könnte. Neben einer neuen Standard-Ninja-Ausrüstung, also schwarze Basics und einer grünen Trainingsjacke, habe ich mir ein paar schicke Alltagsoutfits gegönnt. Für das Nudelsuppenessen habe ich mich für einen langen, grauen, schulterfreien Pulli und einer langen schwarzen Hose entschieden. Freundlicherweise durfte ich die Sachen gleich anbehalten. Mit den Einkaufstüten und meinem sonstigen Gepäck ausgerüstet mache ich mich nun auf, den Nudelsuppenladen zu suchen und frage mich durch bis ich schließlich eine gute Wegbeschreibung bekommen habe. Doch Naruto hat mich schon gesichtet, bevor ich den Imbiss von selbst gefunden habe.   „HUHU, YUKIIIII!“, ruft er laut und winkt in meine Richtung.   „Hallo, ihr beiden!“, begrüße ich Naruto und Jirayia freundlich, nachdem ich dort angekommen bin. In den drei Jahren ist Naruto aber gewaltig gewachsen, denke ich.   „Ist ja super, dass du hier in Konoha bist! Und dass du jetzt Nudelsuppe mit uns isst! Achja, vielen Dank nochmal für deine Hilfe damals in Iwagakure. Wir waren ja so schnell weg, dass wir uns gar nicht ordentlich bei dir bedanken konnten! Also Danke! Es gibt so viel zu erzählen, was wir dann alles auf unserer Trainingsreise erlebt haben, also da war….“ sprudelt Naruto wie ein Wasserfall los, ohne Luft zu holen oder Jirayia oder mich auch mal zu Wort kommen zu lassen. Wir lächeln nur über Narutos Begeisterung und bestellen die ersten Nudelsuppen. Kaum habe ich angefangen zu essen, ist Naruto schon wieder fertig und bestellt sich seine nächste. Als ich fertig gegessen habe, hat er in der Zwischenzeit insgesamt vier Nudelsuppen verdrückt. Aber um ehrlich zu sein bin ich auch noch nicht satt. Höflichkeitshalber sage ich jedoch nichts und stelle meine leere Schüssel zu den anderen. Mein Magen ist nur leider nicht so höflich und meldet sich mit einem lauten Grummeln zu Wort. Na super. Mein Gesicht läuft vor Peinlichkeit rot an und ich starre nach unten.   „Hast du etwa noch Hunger?“ Jirayia grinst mich breit an. „Nur keine Scheu! Ich lade dich ein. Du kannst dir gerne noch mehr bestellen!“   Für diesen Satz war ich ihm sehr dankbar und bestelle gleich noch eine Nudelsuppe. Nach drei Suppen ist nun auch mein Magen endlich zufrieden. Naruto hat auch nochmal drei gegessen und somit insgesamt sieben leere Schüsseln vor sich stehen.   „Jirayia?“, sagt plötzlich eine mir unbekannte Stimme hinter uns. Ein Mann mit grauen Haaren und schräger Frisur lugt in den Imbiss.   „Ach, hier bist du. Ich soll dir ausrichten, dass der Hokage dich sehen möchte!“, sagt er.   „Sensei Kakashi!“, stößt Naruto hervor.   Nachdem er auch Naruto begrüßt hat, fällt sein Blick in meine Richtung.   „Oh! Ihr habt Begleitung!“   „Ich bin Yuki“, stelle ich mich vor und reiche ihm zur Begrüßung die Hand.   „Kakashi. Freut mich.“   Er scheint zu lächeln. So ganz ist das unter der Maske nicht zu erkennen. Aber sein eines Auge wirkt sehr freundlich. Wieso versteckt er sein Gesicht überhaupt? Hässlich scheint er ja nicht zu sein. hat er etwa eine dicke Warze im Gesicht?, schießt es mir durch den Kopf, während wir uns die Hände schütteln.   „Ooooch, was will sie denn jetzt schon wieder? Ist es dringend?“, meckert Jirayia und reißt mich damit aus meinen Gedanken um Kakashis Maske.   „Ich weiß nicht worum es geht, aber sie will dich sofort sehen!“, sagt dieser. Jirayia seufzt.   „Na schön. Möchtest du nicht mitkommen, Yuki? Ich bin sicher, der Hokage möchte dich kennen lernen. Schließlich hast du ihrem ehemaligen Teamkollegen geholfen“, bietet Jirayia an.   „Teamkollegen?“, frage ich nach.   „Ja! Ich war mit ihr damals zusammen in einem Team, nachdem wir die Ninja-Akademie verlassen haben!“ Er grinst mich breit an.   Mit ihr? Also ist der Hokage eine Frau?, frage ich mich. Ich entscheide mich mit zu kommen und schnappe mir meine Taschen und Tüten. Kakashi begleitet uns ebenfalls zum Hokage. Naruto hingegen hat sich beim Imbiss von uns verabschiedet und ist nach Hause gegangen. Kakashi klopft an die Tür zum Büro des Hokage.   „Ja?!“, brüllt jemand aus dem Zimmer. Wir treten ein. Die großgewachsene Frau steht mit dem Rücken zu uns und sieht aus dem Fenster.   „Was gibt es denn schon wieder?“, fängt Jirayia an.   Sie dreht sich zu uns um. Als ich ihr Gesicht sehe, fallen mir meine gesamten Einkäufe aus den Händen. Sie sieht mich an und mustert mich von oben bis unten. Mir steigen Tränen in die Augen.   „Ts-Tsunade?“ Es ist nicht mehr als ein Flüstern meinerseits.   Sie sieht mir direkt in meine eisblauen Augen, an denen sie schließlich auch mich erkennt.   „Yuki?!“ Ihre Stimme klingt gleichzeitig überrascht und bewegt. Ich falle ihr ohne Vorwarnung um den Hals und lasse meinen Tränen freien Lauf.   „Tsunade!“, schluchze ich. Es ist mir egal was die anderen gerade von mir denken. Ich habe sie wieder gefunden – nach so vielen Jahren! Meine Gefühle überschlagen sich. Ich bin glücklich und erleichtert und fühle mich gleichzeitig so schwach und verletzlich. Nach einem kurzen Moment der Schockstarre erwidert Tsunade die Umarmung und legt eine Hand behutsam auf meinen Kopf. Ich spüre wie auch ihre Tränen an meinen Wangen hinunter laufen.   „Hab ich was verpasst?“, fragt Jirayia leicht verunsichert hinter mir. „Ihr beiden kennt euch?“   Tsunade ist die erste von uns beiden, die sich wieder fängt und wischt sich ihre Tränen ab.   "Ja. Ich dachte immer, sie sei tot!", sagt sie an Jirayia gewandt.   "Das verstehe ich nicht...", grübelt Jirayia.   "Vielleicht kann ich es erklären." Inzwischen habe ich mich auch wieder gefangen und meine Tränen weggewischt.   "Ich traf Tsunade, als ich noch ein Kind war. Nachdem meine Eltern früh während einer Mission starben, lebte ich eine Weile lang alleine auf der Straße. Tsunade kam auf ihrer Reise mit Shizune...", ich stocke. "Apropos... wo ist Shizune? Ist sie nicht mehr bei dir?" Ich sehe mich im Raum um.   "Doch ist sie. Sie ist nur gerade Sake holen. Sie wird sich sicher auch freuen, dich zu sehen!", erklärt Tsunade. Sie hat sich nicht verändert. Sie sieht noch genauso aus wie früher. Und Shizune trägt ihr immer noch alles nach - wie früher. Ich grinse bei dem Gedanken leicht.   "Ok. Na, jedenfalls kamen die beiden durch unser Dorf. Ich hatte Hunger und versuchte sie zu bestehlen, was gehörig nach hinten los ging!" Ich muss noch breiter grinsen bei der Erinnerung daran. "Das einzige, was ich von Tsunade bekam, war allerdings nur eine fette Beule, als sie mich erwischte. Sie nannte mich ein ungezogenes Kind und ich sah sie einfach nur an und fragte, wer mir auch hätte beibringen sollen artig zu sein. Ich sah plötzlich die gleiche Traurigkeit in ihren Augen, die auch ich verspürt hatte, als meine Eltern starben. Doch als sie mich ansah wandelte sich diese Traurigkeit, die sie wohl schon eine Weile zu verfolgen schien, in eine Art Fürsorge und sie lächelte mich an. Sie sagte, dass sie es mir beibringen könnte und noch vieles anderes. Sie nahm mich mit auf ihre Reise und als sie sah, dass ich bereits Grundkenntnisse im Umgang mit Chakra durch meine Eltern hatte und für meine gerade mal 8 Jahre ziemlich gut im Kämpfen war, unterrichtete sie mich zusammen mit Shizune und brachte mir medizinische Jutsus bei."   "Ihr wart beide viel mehr als nur meine Schülerinnen...", sagt Tsunade so leise, dass man sie kaum hört.   "Es war kurz nachdem ich meinen Bruder und Dan verloren hatte, als ich Yuki traf. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen und wir drei waren wie eine kleine Familie.", fährt Tsunade mit der Geschichte fort.   So offen habe ich Tsunade noch nie über ihre Gefühle sprechen hören, denke ich.   "Und dann nahm man mir auch Yuki..." Und plötzlich klingt Tsunades Stimme wieder traurig.   "Ich wurde entführt", fahre ich fort.   "Ein paar Männer kamen, schlugen Tsunade von hinten nieder, stießen Shizune beiseite, klemmten mich unter den Arm und verschwanden mit mir."   "Ich konnte ihre Spuren nicht verfolgen", sagt Tsunade mit zitternder Stimme.   "Wir haben wochenlang nach dir gesucht, Yuki. Wir haben dich nicht gefunden. Ich dachte, du wärst tot!", erklärt sie voller Gewissensbisse.   "Bin ich aber nicht", versuche ich sie zu beruhigen. "Es war nicht deine Schuld, Tsunade! Ich mache dir keine Vorwürfe!"   "Ich mir schon!" Tsunade beißt auf ihrer Unterlippe herum.   "Und was ist dann passiert?", fragt nun Kakashi.   "Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Um ehrlich zu sein, bin ich gerade auch ziemlich müde von meiner Reise hier her", erwidere ich kurz. Er nickt mir zu.   "Ich würde aber auch gerne wissen, was die Typen mit dir gemacht haben", sagt Tsunade.   "Ein anderes Mal, bitte!" sage ich, erschöpft durch meinen Gefühlsausbruch eben.   "In Ordnung! Du bleibst doch hier in Konoha", es klingt eher nach einer Feststellung als nach einer Frage, so wie Tsunade es gesagt hat. "Dann brauchst du natürlich auch eine Wohnung!"   "Warte mal... einen Augenblick! Ich kann nicht hier in Konoha bleiben", protestiere ich.   "Unsinn!", brüllt sie mich fast an. "Was heißt hier, du kannst nicht?! Ich habe dich gerade erst wieder gefunden und du willst nicht bleiben? Das kommt nicht in Frage!" Sie stellt mich vor entschiedene Tatsachen.   "Aber es ist gefährlich für euch, wenn ich bleibe!"   Nun habe ich ihre Aufmerksamkeit.   "Wie meinst du das?", fragt sie mich.   "Ich war eine lange Zeit als Ninja für Iwagakure tätig. Aber... man behandelte mich dort nicht gut. Ich wollte dort nicht bleiben!" Ich ernte zustimmendes Nicken von allen.   "Also... bin ich mitten in der Nacht auf und davon. Ich habe vermutlich Verfolger. Wenn ich hier bleibe, kommt es womöglich zum Kampf! Zwischen Iwagakure und Konoha kriselt es politisch doch sowieso schon! Ich will nicht der Auslöser für eine mögliche Schlacht sein!" Meine Stimme klingt genauso verzweifelt, wie ich mich fühle.   Tsunade, die sich inzwischen wieder hinter ihren Schreibtisch gesetzt hat, verschränkt nachdenklich die Hände vor ihrem Gesicht und stützt ihr Kinn darauf ab.   "Wie du schon sagtest", fängt sie an. "Es kriselt eh schon. Wenn es also eine Schlacht geben soll, ist es ohnehin nicht zu vermeiden. Da ist es dann egal, wer oder was das Fass letztendlich hat überlaufen lassen. Solange du dann auf unserer Seite kämpfst, sollte es soweit kommen, sehe ich darin kein Problem. Und ich vertraue dir Yuki! Ich möchte, dass du hier in Konoha bleibst!"   Und schon wieder steigen mir Freudentränen in die Augen.   "Ok!", bringe ich halb schluchzend, halb lachend hervor, bevor meine Stimme abbricht.   "Gut, dann ist es beschlossene Sache! So... sehen wir mal, welche Wohnung denn noch frei ist." Sie blättert in einem Ordner. "Ah, hier! Perfekt. Hier ist der Schlüssel. Richte dich erstmal ein und komm morgen früh dann nochmal zu mir, um die Formalitäten zu klären. Kakashi! Würdest du sie bitte zu der Wohnung bringen, dann kann ich mich noch um die Angelegenheit mit Jirayia kümmern. Danach bist du für heute entlassen!" Sie zeigt ihm kurz auf einem Stadtplan, welche Wohnung sie meint. "Gern!", erwidert Kakashi kurz und schnappt sich einen Teil meiner vielen Taschen.   Unterwegs unterhalte ich mich mit ihm erstaunlich gut. Er ist ein guter Zuhörer und sehr höflich. Er bietet mir an auch den Rest meiner Taschen für mich zu tragen, was ich allerdings dankend ablehne. Er erzählt mir gerade von seinem Team und ihrer letzten Mission als plötzlich ein groß gewachsener Mann aus einer Rauchwolke vor uns auftaucht.   "KAKASHI! Mein alter Rivale! Es wird Zeit für einen neuen Wettstreit unter uns! Diesmal bin ich dran, mir was zu überlegen!" Er spricht so laut und voller Euphorie, dass es fast schon in den Ohren schmerzt. Der Rauch verzieht sich. Aber... WAS IST DAS DENN?! Sind das etwa Augenbrauen? Und diese Frisur! Und dieses Outfit?! Was für ein komischer Typ! Nun hat auch er gemerkt, dass Kakashi nicht alleine unterwegs ist.   "Oh, wow! Kakashi! Wer ist denn diese reizende, junge Frau, die dich da begleitet? Sie sprudelt ja fast über vor der Kraft der Jugend!"   Was zur Hölle redet der Kerl da?, denke ich und schaue skeptisch. Kakashi seufzt nur.   "Darf ich vorstellen, das ist Yuki. Yuki, das ist Maito Gai. Er ist auch ein Jonin aus unserem Dorf."   "Sehr erfreut!", ich bemühe mich um ein Lächeln. Ich bin mir nur nicht sicher, ob mir das auch so gelingt, wie ich es will. Gai mustert erst mich, dann Kakashi. Er wechselt seinen Blick wiederholt zwischen uns hin und her. Schlussendlich scheint er einen Geistesblitz zu haben und klopft sich mit der Faust auf die flache Hand.   "Jetzt verstehe ich das Ganze hier!" Er lehnt sich leicht zu Kakashi.   "Sie ist deine... Freundin! Stimmts?", gibt Gai nun seine Theorie preis.   "Hä?", erwidert Kakashi nur.   "Hääääää?!", schießt es plötzlich aus meinem Mund.   "Nicht? Oh, dann... seid ihr nicht zusammen?", fragt Gai wahrlich erstaunt darüber, dass seine Theorie falsch ist.   "Nein.", sagt Kakashi. Ich schüttle den Kopf.   "Ich dachte nur, weil ich Kakashi in letzter Zeit so selten gesehen habe, du offenbar neu in unserem Dorf bist und er dir deine Einkaufstüten trägt. Da ging ich davon aus, dass ihr zusammen einkaufen wart, er dir das vielleicht sogar bezahlt hat und dich nun mit zu sich nach Hause nimmt!", erklärt uns Gai seine Gedankengänge mit schräg gelegtem Kopf.   Kakashi und ich tauschen einen Blick aus. Es ist, als ob wir sofort wissen, was der andere denkt.   "Nein", antworten wir beide wie aus einem Munde. Wir müssen darüber grinsen.   "Na, wenn das so ist... Dann bist du also noch frei!" Mit diesen Worten fällt Gai plötzlich vor meinen Füßen auf die Knie und zückt eine rote Rose, die er mir reichen möchte. Sind... sind das etwa Tränen in seinen Augen? Und wo hat er so plötzlich die Rose her? Was geht hier aaaaab?!   "Yuki - dein Name klingt so schön, wie ein Sonnenuntergang am Horizont. Du selbst bist von solcher Schönheit, wie sie selbst diese Rose hier übertrifft!" Er richtet sich auf und stellt sich nun ganz dicht an mich. Aus Angst gehe ich einen Schritt zurück. "Bitte, geh mit mir aus. Du wirst es nicht bereuen!", wispert er mir in mein Ohr. Abgesehen davon, dass ich von dieser peinlichen Aktion rot anlaufe, sehe ich wie Kakashi ihn aus dem Hintergrund am Kragen packt und ein Stück von mir wegzieht.   "Lass das arme Mädchen in Ruhe", sagt er nur.   "Oh! Ist das eine Herausforderung?", fragt ihn Gai mit einem nahezu triumphalen Grinsen im Gesicht. Kakashi bleibt stumm.   "Jetzt hab ich's!", brüllt Gai nun. "Unser neuer Wettkampf! Der Gewinner ist derjenige, der zuerst Yukis Herz erobert!" Er zeigt dabei mit dem Daumen nach oben.   "Bitte was?", bringe ich nur hervor, nicht ganz ahnend, was hier vor sich geht.   "Vergiss es! Man spielt nicht mit den Gefühlen einer anderen Person", erwidert Kakashi.   "Oder hast du nur Angst zu verlieren? Wir spielen nicht mit Yukis Gefühlen. Sie entscheidet sich schlussendlich ja selbst für den Gewinner."   "Und wenn sie sich keinen von uns aussucht?", gibt Kakashi zu bedenken.   Ich stehe daneben und betrachte die ganze Situation als Außenstehende. Als wäre das alles nur ein äußerst seltsamer Traum. Die beiden streiten sich um mich? Was zum Teufel geht hier vor? Sie sehen mich plötzlich erwartungsvoll an. Als würden sie darauf warten, dass ich mich hier und jetzt tatsächlich für einen von ihnen entscheide. Als wir eine Zeit lang so da stehen und ich nichts dazu sage, fragt Gai schließlich nach: "Und? Für wen entscheidest du dich?"   "Ist das etwa euer verdammter Ernst?", frage ich nur wütend, schnappe mir meine Sachen und stampfe davon.   "Tja, sieht so aus, als wäre das ein langwieriger Wettkampf, Kakashi!", höre ich Gai noch hinter mir sagen. Kakashi schweigt ihn an und folgt mir mit dem Rest meiner Taschen.   Nach einer Weile des Schweigens zwischen uns, bricht Kakashi schließlich die Stille.   "Es tut mir wirklich leid, was da gerade ablief."   Ich atme tief durch. Es ist ehrlich gemeint. Das sehe ich ihm an.   "Ist schon gut. Dieser Gai ist ganz schön seltsam. Ist der immer so?"   "Ja. Zumindest kenne ich ihn nicht anders."   "Ich muss mich bedanken...", fange ich an.   Kakashi bleibt stehen. Er sieht verwundert aus. "Wieso bedanken?"   "Dass du den Wettkampf abgelehnt hast und nicht mit meinen Gefühlen spielen willst!" Ich lege den Kopf schief und grinse ihn leicht an.   "Ach das! Ähm... schon gut."   Ein unangenehmes Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Ich will etwas sagen, aber mir fällt nichts ein. Zum Glück muss es das auch nicht, denn durch ein kleines Räuspern seinerseits wird es gebrochen. "Wir sind da! Das ist die Wohnung, die Tsunade für dich ausgesucht hat. Hier sind deine Schlüssel. Oh, und deine Taschen natürlich!"   Er reicht mir meine Sachen. Nachdem ich mich bei ihm bedankt und wir uns voneinander verabschiedet haben, betrete ich die Wohnung, die von jetzt an mein Zuhause sein soll. Eine Grundausstattung an Möbeln ist vorhanden. Jedoch wirkt es noch sehr kahl und unbewohnt. Da kann ich mich noch ganz schön austoben. Dafür ist die Wohnung aber schön geschnitten. Wenn man reinkommt, betritt man über eine kleine Stufe direkt das Wohnzimmer mit einer offenen Küche, die mit einer Kochinsel ausgestattet ist. Ein großer, hell gehaltener Raum. Weiter hinten trennt sich ein kleiner Flur ab, der zu einem Schlafzimmer und zum Bad führt. Das Bad würde man wohl als klein, aber fein bezeichnen. Eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette - schlicht. Das Schlafzimmer fällt im Vergleich zum Wohnzimmer auch eher klein aus, aber mehr braucht ein Zimmer, das nur zum Schlafen da ist ja nicht. Ich packe meine Sachen aus, von dem die Hälfte direkt im Wäschekorb landet. Nachdem ich mich mit meinem Hab und Gut eingerichtet und mich nach meiner Reise auch endlich wieder geduscht habe, falle ich auch schon hundemüde ins Bett und schlafe gleich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)