After all these Years von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 6: Das Gespräch ----------------------- „Ich vermiss dich“, platzte es mit einem Mal aus ihr heraus. Oh mein Gott, was hatte sie da gerade gesagt? Warum fiel sie denn gleich mit der Türe ins Haus? Das war doch eher das Talent ihres Bruders. Und sicher hatte es Takeru auch verstanden es brachte also recht wenig so zu tun, als hätte sie es nicht gesagt. Kari traute sich kaum den Blick zu heben und den Blonden anzusehen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie die Luft anhalten. Atmen Kari, atmen. Wie ging das nochmal ein und wieder aus? Oder zweimal ein, einmal aus? Oh Gott, war das schwer. „Kari? Ich“ Auch Takeru schien mit der Situation deutlich überfordert zu sein. „Ich weiß, dass die letzten Jahre…“ „Die letzten Jahre waren absoluter Mist. Du hast mir gefehlt, jeden Tag“, unterbrach sie ihn, hielt aber noch immer die Augen krampfhaft geschlossen. Jetzt war es auch egal, was sie sagte und vielleicht hatte Mimi ja Recht. Auch wenn sie nicht wusste, wie es um seine Gefühle bestellt war, aber nach all den Jahren musste sie all das sagen, was sie schon solange sagen wollte. „Es tut mir alles so unfassbar leid, ich…ich wollte doch nie, dass wir so auseinandergehen. Ich wollte doch nie…“ Kari brach ab. Sie schaffte es nicht, all das was Jahrelang ihr Herz so gequält hatte laut auszusprechen, auch wenn sie es so sehr wollte. „Ich auch nicht…“ murmelte der Basketballspieler. „Weißt du, nachdem wir miteinander geschlafen hatten, dachte ich wirklich wir hätten eine Chance als Paar, aber nachdem du mir gesagt hattest, das du es anders siehst, wusste ich, dass ich nicht mehr so tun kann, als ob wir nur Freunde sind. Ich wusste, dass meine Gefühle nicht einfach so verschwinden würden und ich wusste, dass die Nähe zu dir alles nur verschlimmert hätte und deshalb bin ich gegangen“, erklärte er traurig. Kari seufzte „Ich war einfach nur dumm und hatte Angst vor meinen eigenen Gefühlen und ich wusste nicht wann sich zwischen uns auf einmal alles so veränderte. Auf einmal waren da diese Gefühle, doch ich ignorierte sie und als mir dann klar wurde, dass es nicht nur Freundschaft war, warst du weg und ich konnte dich nicht mehr erreichen“, offenbarte sich auch Kari ihm traurig und wischte sich erneut die Tränen weg. „Ich dachte nicht, dass so viele Jahre vergehen würden“, flüsterte sie mit bebender Stimme. „Ich habe dieses Land die meiste Zeit bewusst ignoriert, ich dachte, wenn ich nur weit genug weg wäre, würde ich dich und meine Gefühle vergessen. Doch das war ganz schön naiv wie sich gezeigt hat.“ Schweigend sahen sie sich an, während alles andere um sie herum nicht zu existieren schien. Sie konnten sich nur stumm in die Augen sehen.   Mimi kam zurück von den Damentoiletten und ging auf ihre kleine Clique zu, die schon auf sie zu warten schienen. „Und?“, fragte Taichi nach, aber auch der Rest kam auf die Brünette zu. „Ja, sie reden jetzt“, lächelte sie. „Ohhh… endlich, das wurde aber auch Zeit“, flötete Miyako. „Was meint ihr, wie das Gespräch ausgeht?“, fragte Sora interessiert in die Runde. „Ich wette sie küssen sich“, sagte Mimi euphorisch. „Ich wette sie kommen zusammen“, übertraf Sora die Jüngere. „Vielleicht können sie sich auch gar nicht mehr zurückhalten und schlafen gleich miteinander“, überlegte Matt grinsend und sah dabei zu Tai. „Da wette ich dagegen … und wenn ich danebenstehen muss, um das zu verhindern“, schoss es gleich aus diesem. Dabei verschränkte er demonstrativ die Arme vor der Brust und sein Blick verdüsterte sich. „Schatz, du weißt aber schon, dass deine Schwester keine Jungfrau mehr ist, oder?“, lächelte auch Mimi ihn breit an. Tai hielt sich prompt mit seinen Händen die Ohren zu und sang „lalala, ich kann dich nicht hören…“ Das war nichts, was er unbedingt hören wollte, denn hierbei ging es immerhin um seine kleine Schwester. Am Liebsten wollte er sie gar nicht hergeben oder bei jemand anderem wissen. „Tai, du bist so kindisch“, regte sich die Brünette auf. „Was hast du gesagt?“, fragte Tai gespielt amüsiert nach. „Dass du ein Idiot bist…“ „Was ich bin der beste? Danke“ Mimi seufzte und rollte genervt mit ihren Augen. „Also ich wette, dass Tai heute nicht mehr zum Zug kommt“, grinste Matt dreckig. „Da wette ich mit“, kam es trocken von Mimi. „Was?“, kam es augenblicklich von dem Yagami und hörte auf sich die Ohren zuzuhalten. „Das war doch jetzt ein Scherz oder?“, fragte er ernst an seine Frau gerichtet. Mimi begann sofort zu kichern und auch der Rest konnte sich nicht halten vor Lachen. Auf das Gelächter hin verzog Taichi seinen Mund verstimmt. War typisch, dass mal wieder alle gegen ihn waren. Von der guten Laune im Festsaal bekamen die Jüngeren nicht viel mit. Die Zeit schien förmlich stehen zu bleiben und die Luft war zum Reißen gespannt. „Wir waren ganz schön bescheuert oder?“, fragte die Braunhaarige nach und lächelte dabei matt. Takeru nickte. „Wir hätten nicht einfach so miteinander schlafen sollen, wir hätten vorher reden sollen. Wir haben die falschen Gründe vorgeschoben, obwohl wir es aus den richtigen getan hatten. Zumindest ich“, flüsterte der Blonde wehmütig. Kari nickte. „Ich wusste immer, dass unbedingt du es sein sollst, mit dem ich mein erstes Mal habe. Ich wusste einfach, dass du auf mich aufpasst.“ „Hika“, murmelte Takeru. Als Kari ihren persönlichen Kosenamen hörte, den er ihr gegeben hatte, konnte sie sich erneut nicht zurückhalten, wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen. „Keru“, erwiderte sie schluchzend. Takeru rutschte näher an sie heran und zog sie in eine Umarmung, dabei hielt er sie einfach nur fest und versuchte sie zu beruhigen.   „Wann wolltest du eigentlich den Brautstrauß werfen?“, erkundigte sich die Lilahaarige bei der Braut. „Stimmt, wir haben schon zehn Uhr“, erwiderte auch Mimi. „Ohh, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht“, kam es aus der Rothaarigen. „Ich weiß gar nicht wo der gelandet ist“, überlegte die Braut weiter und sah dabei zu Matt. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht mal wie der aussieht“, erwiderte der Bräutigam den Blick verwirrt, ihm war dieser wirklich egal gewesen. Einzig Sora zählte für ihn und dass sie Spaß hatte, da war ein einfacher Blumenstrauß einfach unwichtig. Dabei bekam er sofort einen entsetzten Blick von Mimi ab, die dieses Verhalten nicht nachempfinden konnte. „Du musst ihn aber unbedingt werfen“, sprach Miyako energisch, immerhin wollte sie den Blumenstrauß fangen, da Ken bisher ja einfach nicht mit der Frage herauskam und vielleicht brauchte er diesen Anstoß. „Oh ja, die meisten Frauen sind deswegen sicher schon ganz hibbelig“, gab auch Mimi der Brillenträgerin recht und ignorierte Yamato damit wieder. „Ja, wie gut dass du gespannt sitzen bleiben kannst, da du deinen Traummann ja schon geheiratet hast“, kam es selbstbewusst aus Taichi und grinste seine Frau dabei diabolisch an. Mimi verzog eine Miene. „und ich habe so auf eine zweite Chance gehofft“, erwiderte sie prompt und streckte dem Braunhaarigen die Zunge heraus, „vielleicht brauche ich ihn ja noch, Frau kann nie wissen“, zuckte sie selbst teuflisch mit den Schultern und erwiderte das Grinsen. „Hey“, kam es beleidigt aus dem Brünetten, doch dann lächelte Mimi den Älteren wieder liebevoll an und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich gehe mal mit Miyako auf Brautstraußsuche“, erwiderte Mimi spielerisch. „Für die Anderen“, fügte sie rasch hinzu, um Tai zu besänftigen. „Will ich auch hoffen, sonst weiß ich wer heute nicht mehr zum Zug kommt…“   Langsam löste sich die Braunhaarige von Takeru. Sie schielte zu ihm hoch und wieder legte sich ein leichter Rotschimmer um ihre Nase. „Ich will nicht wieder so viele Jahre ohne dich sein“, wimmerte sie. Takeru schüttelte seinen Kopf. „Ich auch nicht, aber es hat sich vieles verändert“, sprach er leise. Kari nickte, sie wusste ja, dass er nun in Chicago lebte und arbeitete, aber sie wollte, dass er bei ihr blieb. Auch er wusste, was zwischen ihnen stand, was auch bei ihm Magenschmerzen verursachte. „Kannst du nicht hierbleiben?“, fragte sie nach und wieder musste Kari sich konzentrieren, dass sie das Atmen nicht vergas. „Ähm…ich…ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich kann ja jetzt nicht einfach so alle Zelte abbrechen, Ich habe ja auch Verträge unterschrieben und…“ Takeru brach ab. Es war alles so kompliziert und er wusste nicht was er sagen sollte. Die Jahre zogen zwar ins Land, aber vergessen hatte er sie nie. Einen so besonderen Menschen wollte er auch gar nicht vergessen. Egal was er tat, um sich von den Gefühlen abzulenken, sie kamen doch immer wieder zurück, aber dennoch war jetzt alles anders wie zu Schulzeiten. Sie wurden älter, erwachsener und mussten nun auch selber für ihre Entscheidungen die Verantwortung tragen und er hatte sich entschieden zu gehen. „Aber ich will auch nicht, dass wir so wieder auseinandergehen.“ „Ich habe ihn gefunden“, sprach Miyajo fröhlich und hielt den Blumenstrauß vor Mimi. „Gleich gehört der mir.“ „Nicht wenn ich schneller bin“, erwiderte die Freundin von Izzy, Setsuna „Oder ich“, stellte sich auch Aimi, die Freundin von Davis in die Frauenrunde. Die drei Frauen warfen sich kampfeslustige Blicke zu und waren ihrer Sache vollkommen sicher. Irritiert sah Mimi sich um, Ja, jetzt war sie wirklich froh, entspannt sitzen bleiben zu können. In diesen Löwenkäfig wollte sie sich dann doch nicht begeben. „Ich bringe ihn Sora“, entgegnete die Brillenträgerin und eilte zur Braut. Neben dem Tisch kam sie zum Stehen. „Sora? Ich habe ihn gefunden“, trällerte die Lilahaarige fröhlich und überreichte ihr den Blumenstrauß. „Oh, ja okay, soll ich ihn gleich werfen?“, fragte sie nach und überlegte. „JA!“ sprachen alle Mädchen gleichzeitig die Miyako gefolgt waren. „Okay“, murmelte die Rothaarige erschrocken. „Aber sollen wir nicht doch lieber auf Kari warten?“, fragte Sora in die Runde, doch als sie in die ernsten Gesichter der Frauen sah, änderte sie ihre Meinung gleich wieder. „Okay, ich werfe den Blumenstrauß jetzt.“ „Na geht doch“, trällerte die Lilahaarige und schenkte ihren übrigen Freundinnen die sie eigentlich mochte, böse Blicke. Diese würden keine Chance haben, schließlich ging es hier um wahre Liebe. Keine hatte eine Chance, denn die Liebe zwischen ihr und Ken war grenzenlos und gab ihr die Kraft das zu schaffen. „Also erst mal wieder einfach nur Freunde?“, fragte Kari angespannt nach, während Takeru langsam nickte. „Darin waren wir doch eigentlich immer ganz gut, oder?“, hakte auch er unsicher nach. Kari gab ihm Recht. Natürlich bedeutete ihr die Freundschaft zu dem Blonden alles, aber sie wünschte sich etwas Anderes. Sie würden immerhin wieder Kontakt haben und am Leben des anderen teilhaben und vielleicht würde Takeru ja auch irgendwann wieder nach Tokio zurückkommen. Sie würde auf ihn warten. Wahrscheinlich ihr ganzes Leben. Er war ein wichtiger Bestandteil in diesem und hatte einen festen Platz in ihrem Herzen. „Ja, darin waren wir wirklich gut.“ Der Basketballspieler lächelte die Braunhaarige an und hielt ihr erneut seine Hand entgegen. „Was meinst du sollen wir wieder zurück zu den Anderen?“ Kari nickte leicht. Sie hatte ihm immerhin alles sagen können und alles andere würde wohl die Zeit zeigen. Mehr konnte sie erstmal nicht erwarten. Als sie gerade vorausgehen wollte, hielt Takeru die Braunhaarige am Ellenbogen fest, überrascht drehte sich Kari zu dem Älteren um, er zog sie zu sich und umarmte sie. Auch Kari dachte nicht lange darüber nach und erwiderte die Umarmung. Sie genoss jeden Moment, jeden Atemzug und jedes kleine Erlebnis, welches sie mit Takeru teilen konnte. Sora stand bereits auf der Tanzfläche mit dem Blumenstrauß in beiden Händen und ihre ledigen Freundinnen standen hinter ihr. Sie drängten sich leicht um die besten Plätze. Jede wollte den Strauß fangen und damit natürlich die bestmögliche Position haben. Kurz warf sie ein Blick über ihre Schulter um sich zu orientieren. „Also Mädels, seid ihr bereit?“, fragte sie nach, während die Mädchen immer noch damit beschäftigt waren sich gegen die jeweils andere zu behaupten. „Meine Güte, das sieht aus, als würden sich mehrere Raubtiere auf ein Reh stürzen, aber auf keinen Fall teilen wollen“, erwiderte Matt trocken. Er verstand das einfach nicht, dabei war er als Musiker auch immer umkämpft und war wohl mit diesem Strauß zu vergleichen. Er wurde auch immer auf die Menge losgelassen oder in die Menge geworfen. Doch so hatte er das nie gesehen, daher kam er auch gar nicht darauf. „Warum steht ihr Weiber eigentlich so auf dieses Grünzeug?“, fragte Tai bei Mimi nach. Die zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Weil man sagt, wenn die Frau die den Brautstrauß fängt und in einer Beziehung ist, innerhalb von sechs Monaten gefragt werden sollte“, erklärte Mimi. „Ahhh“, seufzten die Männer die mit am Tisch saßen, nach ihrer Erklärung. Sie brauchten alle einen Moment, bis die Worte so wirklich in ihren Köpfen ankamen. Dann erst fiel Izzy und den restlichen Männern auf, was Mimi gesagt hatte und was dies bedeutete. „Yolei, fängt den Strauß ganz sicher“, sprach Izzy am Tisch in die Runde, ihm wurde etwas warm bei dem Gedanken. „Nene, Setsuna macht das rennen“, erwiderte Ken schnell und ohne groß nachzudenken. „Gut, dass meine Freundin so gar nicht fangen kann“, murmelte Davis leise und siegessicher, ein Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen. Taichi und Matt lehnten sich gelassen zurück, sie hatten das natürlich schon hinter sich oder mit diesem Tag hinter sich. Daher lachten sie unverblümt, während Mimi ungläubig den Kopf schüttelte. Alles Idioten. Der DJ spielte einen kurzen Trommelwirbel an und mit einem Ruck warf die Rothaarige den Strauß über ihrer Schulter nach hinten. Sie drehte sich herum, da sie natürlich auch wissen wollte, wer den Blumenstrauß fing, doch Sora hatte wohl etwas zu viel Schwung genommen und obwohl die Mädchen alle nach oben sprangen, flog der Strauß über ihre Köpfe und fiel auf den Boden. „Upps“, entschuldigte sich die Rothaarige und riss dabei ihre Hände halb in die Höhe. Ihr Gesicht verzog sich leicht und sie lächelte entschuldigend. „Mensch Sora, das ist doch kein Tennismatch“, rief Tai auf die Tanzfläche, was dazu führte, dass ihm Sora die Zunge heraustreckte. Sora nahm den Blumenstrauß erneut in die Hände und startete einen zweiten Versuch. „Sora, einfach nur ganz leicht zu mir werfen!“, rief die Lilahaarige, während alle Blicke auf Ken lagen. Diesem war diese plötzliche Aufmerksamkeit recht unangenehm und auch, dass seine Freundin unbedingt den Strauß fangen wollte. Daher sank er etwas in seinem Stuhl zusammen, beobachtete jedoch weiterhin das Geschehen. „Genau“, bestätigte Izzy trocken. Erneut warf die die Braut den Blumenstrauß nach hinten, doch wieder hatte sie etwas zu viel Schwung und der Strauß fiel wieder über die Köpfe der Mädchen hinweg. Kari und Takeru, die in diesen Moment den Festsaal betraten, bekamen geraden nur ein genervtes Stöhnen mit und schon flog der Blumenstrauß direkt in Karis Arme. Sie hielt den Strauß fest und musterte ihn mit großen Augen. „Och menno“, jammerte Miyako, während sich ein allgemeines Stöhnen der Erleichterung am Tisch breitmachte. Die Lilahaarige schob schmollend ihre Unterlippe vor, lächelte dann aber doch. „Dann ist das jetzt wohl Takerus Problem“, überlegte Matt und sah zu seinem Bruder, konnte aber nicht genau sagen, ob das Gespräch der beiden gut oder schlecht gelaufen war. Trotzdem konnte er sich das Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen, besonders in Bezug auf Taichi. Dieser betrachtete die zwei sowohl verwirrt als auch unglücklich. Sora lief freudestrahlend auf die Jüngere zu und umarmte sie. „Glückwunsch, dann bist du wohl die nächste“; erwiderte sie schmunzelnd mit Blick auf Takeru. Kari lächelte zögerlich und dachte wohl eher nicht.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)