When history changes von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 6: Die Zukunft schwindet -------------------------------- Schmerzhaft brannte Usagis Lunge, als sie die nicht enden wollenden Straßen Tokios entlang lief. Die Gewissenbisse, die sie verspürte schienen Usagi wie Blei zu belasten. Jeder Schritt erschien ihr wie in Zeitlupe. Sie fühlte sich gefangen in einer jener Alpträume, in denen man verzweifelt versucht zu rennen, doch die Beine einen nicht tragen wollen. Wie konnte sie nur so egoistisch sein? In den letzten Tagen hatte Usagi nur über sich und ihr Herz nachgedacht. Sie hatte nicht an ihre längst vorherbestimmte Zukunft gedacht, nicht an Mamorus Gefühle und nicht an die treuen purpurnen Augen. Die wieder gewonnene Erkenntnis, dass ihre Zukunft vorherbestimmt war, verlangsamten Usagis Schritte zunehmend. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie Setsuna ohne ein Wort zurück gelassen hatte. Nicht einen Blick hatte sie ihrer treuen Wächterin geschenkt. Unweigerlich suchten sich erneut Tränen ihren Weg, als Usagi die letzten Treppen des Schreins erklimmte. Kaum war sie auf dem Absatz angekommen, da kam ihr das Mädchen mit den rosa Haaren entgegen. Nicht weniger Tränen spiegelten sich in den dunkelroten Augen. Auch die Wangen des kleinen Mädchens waren gerötet, als sie schreiend auf Usagi zukam: "Mama!" Obwohl Chibi-Usa immer noch deutlich kleiner war als Usagi, wurde diese von der Wucht fast mitgerissen. Ohne zu zögern, umarmte sie das kleine Wesen und zog sie in ihre Arme. Ami, Rei, Minako und Makoto folgten bald darauf. Während Usagi ihre zukünftige Tochter sanft in ihren Armen wiegte, suchte sie die Augen ihrer Freundinnen. "Was ist passiert?" "Das wissen wir nicht. Sie hat sich zweimal aufgelöst, als würde sich die Zukunft verändern. Wir befürchten, dass die Death Busters ähnlich wie der Blackmoon Clan versucht die Zukunft zu verändern. Was sonst sollte solche Auswirkungen auf die Zukunft von dir und Mamoru haben?", antworte Minako ehrlich. Dabei bemerkte sie nicht, wie Usagi beschämt zur Seite blickte und Chibi-Usa noch enger an sich drückte. Aber Rei entging die Reaktion ihrer Freundin nicht. Nur sie nahm die kurze aber eindeutige Gestik Usagis wahr. Zu lange kannte sie die blonde Frau mit den langen Zöpfen. Sie schien sehr wohl zu wissen, was es war, dass die Zukunft beeinflusste, denn es schien von ihrem Herzen aus zu gehen. Ohne zu zögern wandte sich Rei an ihren anderen Freundinnen und bat sanft: „Könnt ihr mit Chibi-Usa ein Eis essen gehen? Hier an der Ecke hat ein toller Italiener aufgemacht mit soooo großen Eisbechern, dass man Bauchweh davon bekommt!“ Obwohl Chibi-Usa immer noch verängstigt wahr und an Usagi klammerte, konnte man in diesem Moment die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter erkennen. Ihre Augen weiteten sich bei dem Wort Eis und ein kleines aber ehrliches Lächeln huschte über ihre Lippen. Auch die anderen Mädchen nahmen die kurze Regung wahr. Ami verstand zudem, dass Rei mit Usagi alleine sprechen wollte, also antwortet sie mit sanfter Stimme: „Das ist eine super Idee Rei. Du und Usagi könnt noch kurz reingehen, wir gehen dann schon vor.“ Die Anderen wie Usagi brauchten einen Augenblick, um den durch die Miko geschmiedeten Plan zu erfassen. Minako nickte schweigend und nahm das kleine Mädchen an ihre Hand. „Komm Chibi-Usa ich lade dich zu jedem Eis ein, dass du haben möchtest!“ Ohne Wiederrede folgte Chibi-Usa der kleinen Gruppe Frauen. Usagi hingegen schaute ihnen mit schmerzenden Magen nach und drehte sich dann zu Rei. Sie wusste, dass ihre beste Freundin sie direkt durschaut hatte. Doch wiedererwartend blickte sie nicht in funkelnde böse violette Augen, sondern in sanfte tiefbesorgte Augen. Verschämt blickte Usagi zu Boden, wovon sich Rei nicht irritieren ließ. Ähnlich wie Minako nahm sie Usagis Hand und zog sie mit sich. Dabei steuerte sie nicht den vertrauten Tempel an, sondern einen kleinen Pfad. Erst als die Bäume um sie herum dichter wurden, forderte Rei: „Nun erzähl mir Usagi, was belastet dein Herz?“ Bisher war Usagi ihrer Freundin schweigend gefolgt, doch jetzt erfüllte sich ihre Befürchtung. Rei hatte sie durchschaut. Verlegen drehte Usagi sich ein Stück weg und ließ ihre blauen Augen zu den dichten Baumkronen wandern. Ohne Vorwarnung und langem Reden antwortet Usagi: „Ich liebe Mamoru nicht mehr!“ Rei hatte sich auf ein ehrliches Gespräch eingestellt, doch die reine klare Wahrheit traf sie dann doch unvermittelt. Mit offenem Mund fragte Rei: „Du… was?“ Dann fand sie ihre innere Mitte wieder und setzte sanft nach: „Warum bist du dir so sicher? Erzähl mir alles, Usagi! Ich bin deine beste Freundin, wenn du es mir nicht erzählst, wem dann?“ Usagi nickte stumm und setzte sich auf eine kleine Parkbank, ihr innerstes wollte endlich den Schmerz, der sie umgab, sie fesselte, aussprechen. „Ich weiß es, weil ich seit Monaten keine Liebe mehr für ihn empfinde…“ So begann Usagi ihren Weg und ihre Empfindungen seit jenem Moment zu schildern, als Mamoru sie verriet, das Zepter ihrer Liebe gegen sie erhob und Pluto sich für sie und ihre Tochter opferte. Als sie jenen Augenblick schilderte, schaute Usagi zum ersten Mal auf und suchte die violetten Augen. „Als sie starb, sagte mir Set… Pluto, dass sie mich lieben würde, dass sie mich schon immer geliebt habe. Seitdem musste ich immer an sie denken, jeden Augenblick. Ich träumte von ihr und dann…“ „…tauchte sie wieder auf!“, beendete Rei Usagis ausführen und diese nickte stumm. Ein lautloses Seufzen wich über die dunklen Lippen. Viele Theorien waren durch Reis Kopf gegeistert, als sie Usagis eindeutigen Blick wahrgenommen hatte. Aber niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet die einsame Kriegerin der Zeit, Usagis Herz berührt hatte. „Was fühlst du, wenn Setsuna in deiner Nähe ist?“, fragte Rei prüfend. Augenblicklich schlich ein zarter Schimmer auf die blassen Wangen und Usagi flüsterte: „Wenn ich sie sehe, dann kann ich nichts anderes, als sie anzusehen. Ihre tiefen dunklen Augen scheinen mich zu ihr zu ziehen. Ich möchte ihr nah sein, sie berührend und für immer…“ Erschrocken warf sich Usagi in die Arme ihrer besten Freundin. „Was soll ich nur machen, ich weiß, dass ich mich in Setsuna verliebt habe, dass ich ihr nah sein will, so sehr wie ich weiß, dass ich Mamoru nicht an meiner Seite haben möchte.“ Nun suchten sich auch endlich die verdrängten Tränen ihren Weg und Rei zog ganz automatisch ihre beste Freundin etwas zu sich. „Oh, Usagi. Ich hätte niemals gedacht, dass es so ernst ist und doch… Usagi, du musst auf dein Herz hören!“ Überrascht schaute Usagi auf und schluckte schwer. „Aber Chibi-Usa? Sie…“ Usagi konnte deutlich spüren, wie Rei tief Luft holte, dann aber ruhig weitersprach: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie ein Teil deiner Zukunft ist, egal wie es weitergeht. Aber du kannst dein Herz nicht belügen. Wenn du dich entscheiden dürftest, hier und jetzt mit wem du deinen Lebensweg bestreiten wollen würdest, wer wäre deine Wahl. Setsuna oder Mamoru.“ „Setsuna!“, antwortete Usagi ohne Zögern und schlug sich dann die Hände vor den Mund. Ein trauriges Lächeln huschte über Reis Lippen und dann zog sie Usagi in eine enge Umarmung, erst als ihr Gesicht in das blonde Haar eintauchte, sprach sie weiter: „Ich verstehe dich, sie ist eine faszinierende Frau, ihre Einsamkeit scheint einen förmlich anzuziehen. Zudem ist sie sehr attraktiv. Du hast einen guten Geschmack!“ Usagi lachte heiser und flüsterte: „Machst du dich grade lustig über mich?“ „Nein, überhaupt nicht, ich verstehe dich, sehr sogar!“ Usagi blickte verwundert in das dunkle Haar, als Rei sie noch enger an sich zog. Sie wagte nicht, weiter nachzufragen und so folgte sie Rei schweigend zu dem kleinen Eiscafé. Eine fröhliche Chibi-Usa saß vor ihrem Eisbecher, der fast so groß war wie ihr Oberkörper. Usagi, die sich erleichtert fühlte, setzte sich zwischen Minako und Chibi-Usa und prustete direkt: „Der ist viel zu groß für dich alleine! Gib mir etwas ab!“ „Nix da ich… PUUUU!“, unterbrach Chibi-Usa ihren Konter, sprang auf und rannte plötzlich los. Schon bei dem Namen hatte Usagi sich abrupt umgedreht. Sofort erblickte sie das dunkle mystische Haar und war ebenso schnell wie ihre Tochter aufgesprungen, doch ging sie deutlich langsamer auf Setsuna zu. Diese hatte noch lange in ihrer Wohnung gesessen, erst nach langem Zögern hatte sie beschlossen sich ebenfalls auf dem Weg zum Tempel zu machen, sie musste mit Usagi sprechen. Dass die Zukunft sich änderte, war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie sich nicht mehr sehen durften. Nur der Gedanke daran, ihre Prinzessin nicht mehr zu sehen, brach der Älteren das Herz. In ihren Gedanken versunken, hatte sie die muntere Gruppe in dem kleinen Café nicht wahrgenommen. Erst als Chibi-Usa fröhlich auf sie zu lief, erblickte sie auch die anderen Mädchen und Usagi. Während Chibi-Usa sich glücklich an sie schmiegte, kam Usagi langsam, fast unsicher auf sie zu gelaufen. Setsuna seufzte innerlich, wie sollte sie den azurblauen Augen sagen, dass sie einander nicht mehr sehn sollten. "Setsuna, schön dich zu sehen!", hauchte Usagi unsicher. Selbst Chibi-Usa nahm die Spannung zwischen den beiden Frauen wahr. Zu der Verwunderung beider, nahm das kleine Mädchen plötzlich die Hände beider Frauen und führte sie zueinander. "Ich esse mein Eis weiter!", kündigte sie daraufhin an und ließ die beiden Frauen zurück. Usagi schaute ihr verwirrt nach und blickte in ebenso verwirrte Augen ihrer Freundinnen. Nur Rei nickte ihr aufmuntern zu. Mit einem Lächeln Richtung der dunkellila Augen drehte sich Usagi zu Setsuna, dessen Hand sie immer fest umschloss. "Bitte komme mit mir, ich möchte mit dir reden!" Setsuna war nicht in der Lage zu sprechen, noch zu lächeln. Also nickte die Ältere und folgte Usagi bereitwillig. Keiner der anderen Frauen folgte ihnen und Usagi ging zielstrebig den gleichen Weg, den sie mit Rei gegangen war. Erst als die kleine Parkbank in Sichtweite kam, drehte sich Usagi zu Setsuna um. Diese blieb augenblicklich stehen und blickte zum ersten Mal unsicher in die blauen Augen. Usagi registrierte die Unsicherheit ihrer sonst so starken Gefährtin und fühlte sich erneut bestätigt, dass ihre Gefühle nicht einseitig waren. Mutig hob Usagi ihre Hand und legte sie auf Setsunas Wange. Ganzautomatisch schloss Setsuna ihre Augen und lehnte sich gegen die warme Hand ihrer Prinzessin. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Usagis Lippen, als sie Reaktion ihrer Beschützerin wahrnahm. Schweigend strich sie über die bronzefarbene Wange. Setsuna konnte sich nicht gegen die Zärtlichkeit wehren und wollte es auch nicht. Auch sie legte ihre Arme um Usagi und zog ihre geliebte Prinzessin an sich. Immer noch schwebte die Kriegerin der Zeit im Nebel des Vergessens, sie konnte sich nicht erklären, warum Usagi so sehr ihre Nähe suchte, doch konnte sie das zarte Wesen auch nicht von sich stoßen. "Usagi was machst du mit mir?", wagte sie nach der langen innigen Umarmung zu fragen und drückte ihre Nase in das duftende Haar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)