Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Kapitel 58: Kapitel 58 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   Ich ging gerade freudestrahlend zur Straßenbahn, als ich merkte, dass mein Handy in der Hosentasche vibrierte. Vor wenigen Momenten hatte ich Sasuke geschrieben, er sollte mich anrufen, wenn er fünf Minuten Zeit für mich fand. „Du wirst nicht erraten, was ich gerade in den Händen halte“, sagte ich, als ich das Telefonat entgegen nahm. „Du wirst es mir aber sicher gleich sagen, oder?“ Ich konnte hören, wie er zu grinsen begann. „Ich halte mein Indikationsschreiben in der Hand! Das für die Hormone! Ich muss nur noch einen Termin bei einem Endokrinologen bekommen, damit ich alles weitere klären kann“, rief ich fast schon ins Telefon, weil meine Freude einfach nur so aus mir heraus sprudelte. „So schnell?“, erkundigte sich Sasuke. „Ich dachte, die bekommt man erst nach einigen Sitzungen beim Psychologen?“ „Ja, aber Dr. Wood meinte, ich hätte ganz klare Anzeichen dafür, dass ich ein Mann bin und ich deswegen nicht so oft zu ihm kommen müsste, außer ich hätte starke Probleme. Ansonsten würde es ihm reichen, wenn ich nur einmal im Quartal erscheinen würde. Und da die Fragebögen ebenfalls zeigten, dass ich ein Mann bin und ich mich als solcher fühle, hat er mir heute die Indikation für die Hormonbehandlung ausgestellt!“ Ich merkte, wie ein paar Tränen in meinen Augen brannten, aber nicht aus Kummer oder Trauer, sondern der Freude wegen. Es ging endlich voran und ich kam meinem Ziel, endlich ein Mann zu sein, einen Schritt näher.   Als ich das Gespräch mit Sasuke beendet hatte, sah ich weiter auf das Handy und suchte im Internet nach Endokrinologen, die in der Nähe meines Heimatorts waren. Der Therapeut, der mich jetzt betreute, war schon einige Kilometer weit weg und mit dem Zug nur mit einer relativ langen Fahrtzeit zu erreichen. Selbst das ging mir ja schon auf die Nerven. Aber was wollte ich sonst machen? In der Nähe gab es niemanden, der sich mit diesem Thema auskannte und sich damit befassen wollte. Allerdings fand ich nur einen Arzt, der gut eine halbe Stunde von mir entfernt war. Doch das war erst einmal besser als nichts. Da ich feststellte, dass er gerade in der Mittagspause war, schrieb ich eine E-Mail, um nach einem Termin zu fragen. Es dauerte sehr lange, bis ich eine Antwort erhielt, aber am Abend hatte ich eine E-Mail bekommen. Ich wurde gefragt, was mein Anliegen war und ich schrieb zurück. Am nächsten Morgen bekam ich relativ früh eine erneute Antwort. Mir wurde ein Terminvorschlag gemacht, wurde gebeten, mein Geburtstag anzugeben und eine Überweisung vom Hausarzt am entsprechenden Tag mitzubringen. Mein Herz schlug rasend schnell in meiner Brust und meine Nervosität stieg bereits jetzt schon an.   Einige Monate später war es endlich soweit. Ich stand mit Sasuke vor der Praxis des Endokrinologen. Ich umklammerte die Hand von meinem Freund, krallte mich förmlich in seine Finger und blieb stehen. Er sah mich an und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Es wird alles gut werden. Ich bin bei dir“, sagte er leise, kam zu mir, zog mich zu sich und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich werde immer bei dir sein, Naru… Immer. Jeden Augenblick, wenn du möchtest.“ Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Mund, ehe ich den Kuss zögerlich erwiderte. Nach wenigen Momenten lösten wir uns voneinander, sahen uns tief in die Augen und ich atmete tief durch. „Danke“, sagte ich, als ich mich etwas beruhigt hatte. „Ich denke… Ich bin soweit.“ Er nickte mir entgegen und wir betraten die Arztpraxis. Wir traten auf einen Teppich, der in einem dunklen Rot gehalten war, dunkle Sitzpolster standen verteilt herum, um den Wartebereich zu kennzeichnen. Ich sah zu den Schwestern, die hinter einem hohen Tresen an verschiedenen Computern saßen und auf die Bildschirme blickten. Nachdem die anderen Patienten, die vor mir warteten, sich hinsetzten, trat ich heran und wartete, dass eine der Schwestern mir Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Guten Tag“, sagte ich. „Uzumaki mein Name. Ich hatte einen Termin beim Doktor.“ Sie sah auf eine Liste mit diversen Namen, blickte dann wieder zu mir und lächelte in meine Richtung. „Geben Sie mir bitte ihre Chip-Karte und die Überweisung“, erwiderte sie freundlich. Ich nickte, gab ihr, was sie wollte und wartete weiter. „Gut, der Doktor wird sie aufrufen. Bitte setzen Sie sich noch einen kleinen Moment“, meinte sie, als sie mir meine Krankenkarte zurückgab und wies auf den kleinen Wartebereich. Ich nahm ihr diese ab und steckte sie zurück in meine Geldbörse. Dieses landete am Ende achtlos in meinem Rucksack und ich ließ mich mit Sasuke auf dem Polster in einer hinteren Ecke nieder. Ich wollte nicht neben den anderen Personen sitzen, die warteten. Im Augenblick wollte ich einfach nur meine Ruhe haben, meinen Gedanken nach hängen und beobachten, wie das Treiben in der Praxis seinen Lauf nahm.   Es dauerte zwei Stunden bis ich meinen Nachnamen hörte. Sasuke stand zu erst auf und ich hatte Schwierigkeiten, meine Muskeln daran zu erinnern, wie sie funktionieren sollten. Mein Freund hielt mir seine Hand entgegen. Dankend nahm ich sie entgegen, griff nach ihr und zog mich daran auf die Füße. Der Doktor lächelte mich an, reichte mir die Hand und ich schüttelte sie zur Begrüßung. „Guten Tag, Harry Thompson mein Name“, sagte er, während er uns in das Behandlungszimmer brachte, sich an seinen Schreibtisch setzte und mich genau ansah. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Sasuke setzte sich auf einen Stuhl, der an der Wand hinter dem Arzt stand, und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder, der sich neben dem Schreibtisch befand, hinter dem der Doktor saß. Ich reichte ihm die Indikation des Psychologen. Er sah sich diese genau an. Wahrscheinlich hätte ich sie schon am Empfang abgeben müssen, aber ich hatte es vergessen. Ich hatte anderes im Kopf, als an das Indikationsschreiben für die Hormone zu denken. Die Nervosität hatte mein Denken vollkommen eingeschränkt. „Ich verstehe“, sagte er und legte das Dokument zur Seite. „Bitte geben Sie es bei den Schwestern ab, damit sie es einscannen können. Dann ist Ihr Original wieder bei Ihnen und sie brauchen keine Kopie mitbringen.“ Ich nickte kurz, bevor ich etwas sagen konnte, fuhr der Doktor weiter fort. „Nun, die Hormonzugabe hat seine Vor- und Nachteile. Aber zu erst die Nebenwirkungen: Das Fett wird sich umverteilen, die Haare können ausfallen, bis hin zum Bluthochdruck, Akne und vermehrte Stimmungsschwankungen können auftreten…“, stoppte er kurz, blickte zu Sasuke, dann wieder in meine Richtung, bevor er weitersprach. „Und nun zu den, für Sie erfreulicheren Wirkungen: der Bartwuchs kann einsetzten, die Behaarung allgemein wird mehr, die Stimme wird tiefer, das Gesicht markanter, kantiger und Ihr Auftreten wird männlicher, weil der Körper die Muskeln ebenfalls ein kleines bisschen mehr aufbaut. Auch kann das Wachstum noch einmal angeregt werden, da sich die Knorpel verdicken. Aber das muss nicht passieren. Außerdem wird Ihre Periode womöglich ausbleiben. Allerdings ist dies keine Garantie, dass Sie nicht Schwanger werden. Testosteron ist kein Verhütungsmittel.“ Ich hörte seinen Worten aufmerksam zu, begann zu grinsen, als ich mir vorstellte, was das Testosteron wohl mit mir anstellen würde. Allerdings, als das Thema auf die mögliche Schwangerschaft und die Verhütung kam, spürte ich, wie die Hitze in meine Wangen schoss und ich konnte im ersten Moment nichts weiter dazu sagen. „Aber wir werden Ihnen erst einmal Blut abnehmen, einen Langzeitwert des Blutes messen und sehen, ob Sie sonst soweit gesund sind“, riss er mich aus den Gedanken und nickte wieder einmal. „Okay“, sagte ich nur. „Und wie wird es dann weiter gehen?“ „Nun, in einem Monat kommen Sie wieder hierher, dann sollten alle Ergebnisse vom Blut zurück sein und dann werden wir mit einem Gel anfangen. Es gibt auch noch die Möglichkeit, Ihnen eine Art Depot zu spritzen, aber für den Anfang empfehle ich das Gel. Es ist sanfter für den Einstieg.“ „Klingt gar nicht so verkehrt“, sagte Sasuke, der dem ganzen Gespräch nur zuhörte und sich bisher nicht geäußert hatte. „Sie sind nicht der erste Transmann, der bei mir in Behandlung ist. Und bisher bin ich mit diesem Verfahren ganz gut voran gekommen. Und der Einstieg in die Hormonbehandlung hat langsam begonnen.“ Er nahm sich einen Zettel, schrieb etwas darauf, was ich aber nicht deuten konnte, und dann stand er auf, wies mich an, ihm zu folgen. „Setzen Sie sich bitte noch einmal“, sagte er zu mir, ging dann zu einer Schwester und besprach mit ihr etwas.   Nach wenigen Minuten wurde ich wieder aufgerufen, stand auf und Sasuke meinte, er würde dieses Mal hier warten. Also schluckte ich, atmete tief durch und ging zur Schwester. Ich ließ die Behandlung über mich ergehen, wartete, was passierte und vereinbarte am Ende noch einen neuen Termin mit ihr, damit ich in einem Monat wieder hierher kommen konnte, um wieder mit dem Doktor sprechen zu können. Als alles geklärt war, lief ich wieder zu Sasuke und sah ihm in die dunklen Augen. „Wir können gehen“, sagte ich und lächelte ihn an, als er aufstand und von oben zu mir herunter blickte. „Gut. Ich bekomme langsam Hunger“, lachte er leise. „Ja, ich auch. Ich sollte ja nüchtern hierher kommen. Aber du hättest heute Morgen ruhig etwas essen können, wirklich.“ „Ich wollte aber nicht“, sagte er, nahm unsere Jacken von der Garderobe und hielt mir meine entgegen.   Ungefähr einen Monat später stand ich alleine vor der Arztpraxis, atmete tief durch, bevor ich die Tür öffnete und ins Innere der Praxis trat. Ich reichte der Schwester wieder meine Chip-Karte entgegen, die diese allerdings nicht wollte, also konnte ich mich gleich in den Wartebereich begeben und warten. Dieses Mal dauerte es keine Stunden, bis ich an der Reihe war, sondern nur einige Minuten. Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell an der Reihe zu sein, denn ich hatte mir ausgerechnet heute ein spannendes Buch mitgenommen, um die Zeit zu überbrücken. Als mein Name erklang, stand ich auf und lief zum Doktor, der mich wieder ins Behandlungszimmer führte. Wir setzten uns und er öffnete meine Akte, las sich durch, weswegen ich da war und dann blickte er auf die Werte, die aufgelistet waren. „Ich denke, es spricht nichts dagegen, Ihnen das Rezept für das Gel auszuschreiben“, begann er und ich konnte ein strahlendes Lächeln nicht unterdrücken. Ich bekam endlich die Hormone, die ich mir so sehnlichst wünschte, dass ich es jetzt kaum glauben konnte. Es war endlich soweit und ich konnte meinen Körper langsam an mein gefühltes Geschlecht angleichen. „Vielen Dank“, sagte ich und wusste nicht einmal, weswegen ich mich gerade bedankte. „Sie müssen mir nicht danken. Es ist mein Job und wenn Sie sich dann umso besser fühlen, dann soll mir das recht sein“, erwiderte er. Er füllte das Rezept aus, gab es mir und fast wären mir die Tränen gekommen, als ich es endlich in den Händen hielt. Doch zum Glück konnte ich sie zurückhalten, so dass er sie nicht sah.   Jetzt musste ich es nur noch zur Apotheke bringen, damit ich es eventuell direkt mitbekam oder am nächsten Tag abholen musste. Leider kam es zu dem Punkt, dass ich es erst am nächsten Tag abholen konnte und ich mich einen weiteren Tag gedulden musste. Als ich das Testosteron-Gel am nächsten Tag abholte, schrieben wir den 17. Juni. Es sollte der Tag werden, an dem sich mein Leben veränderte, an dem mein neues Leben begann und ich mich endlich verändern würde.   Am 18. Juni fing ich am Morgen an, das Gel nach Anleitung aufzutragen und einwirken zu lassen. Es gab verschiedene Höhen, in denen das Gel aufgetragen werden sollte und ich strich die erste Dosis voller Vorfreude auf, in der Hoffnung, bald eine Veränderung zu bemerken. Mein nächster Schritt würde die Vornamens- und Personenstandsänderung sein. Und dann würde ich meine Antragstellung für die Operationen in Angriff nehmen. Doch bis dahin würden noch einige Monate vergehen, denn die Begleittherapie ging aktuell erst knapp sechs Monaten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)