Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Kapitel 57: Kapitel 57 – Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~ Ich stieg gerade aus dem Zug, als mein Blick wieder einmal auf meine Uhr am Handy fiel. Es war Mitte Januar, war zu früh am Zielort und hatte noch viel zu viel Zeit. Doch wenn ich einen Zug später genommen hätte, wäre ich wiederum zu spät erschienen. Langsam ging ich zur Straßenbahnstation, orientierte mich, wohin ich musste und wartete dann auf die Bahn, die mich zur Klinik brachte, wo ich meinen neuen Therapeuten für die begleitende, nach den Richtlinien gemäße Psychotherapie kennenlernte. Ich hatte bereits im November einen Termin bei seiner Sekretärin ausgemacht, da Itachi meinte, seine Wartezeit betrug mehrere Wochen, wenn nicht sogar mehrere Monate. Also war ich froh, dass ich im Januar einen Termin bekam, den ich auch mit der Schule abklären konnte.   Als ich dann wieder aus der Straßenbahn trat und direkt vor dem Krankenhaus stand, atmete ich nervös durch und versuchte, meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, denn es schlug mir bis zum Hals und ließ meine Nervosität bis ins Unermessliche steigen. Ich schloss die Augen, nur um sie wenige Sekunden später wieder zu öffnen und mit gestrafften Schultern das medizinische Gebäude zu betreten. Im ersten Moment war ich ziemlich überfordert, denn ich wusste absolut nicht, in welche Richtung ich gehen musste, also fragte ich mich durch und gelangte am Ende dorthin, wo mein Ziel schon in Sichtweite war. Die Sekretärin von meinem zukünftigen Psychologen saß hinter einem Schreibtisch, der über Eck ging, und tippte etwas in den Computer, der vor ihr stand. Ich klopfte an der offenstehenden Tür und wartete darauf, dass sie mich ansah und mich endgültig hereinbat. „Ja?“, sagte sie und hob ihren Blick vom Bildschirm. Ihre dunklen Haare fielen in Locken über ihre Schulter und umschmeichelten ihr Gesicht. Sie trug eine Brille, war etwas stärker gebaut, aber sie wirkte durchaus sympathisch. „Guten Tag, Uzumaki mein Name. Ich hatte heute einen Termin bei Professor Dr. Wood“, sagte ich und trat langsam in das kleine Büro. Im ersten Moment erinnerte es mich an eine Abstellkammer, denn sonderlich viel Größer wirkte es nicht auf mich. Sie sah auf einen Kalender vor sich, suchte mit dem Finger in der entsprechenden Zeile meinen Namen und blickte dann wieder zu mir. „Genau, da haben wir Sie ja“, sagte sie und deutete mir an, mich auf den freien Stuhl neben dem Schreibtisch zu setzen. „Geben Sie mir bitte Ihre Krankenkarte und die Überweisung.“ Ich gab ihr, was sie verlangte und reichte es ihr. Sie nahm es mir ab und las die Karte in den Computer ein. Dann sah sie auf die Überweisung. „Sie sind das erste Mal hier?“ Auf diese Frage hin nickte ich zur Antwort und sie tippte etwas auf ihre Tastatur. „Frau-zu-Mann- oder Mann-zu-Frau-Transsexualität?“, fragte sie weiter. Im ersten Moment war ich gar nicht in der Lage, die Frage zu verstehen und sie zu begreifen. Aber als ich es verstand, sagte ich: „Frau-zu-Mann.“ „Gut, dann nehmen Sie noch kurz Platz. Der Professor wird Sie gleich aufrufen.“ Ich nickte erneut und stand auf. Kurz bevor ich ging, streckte die Sekretärin den Arm nach mir aus und hielt mir meine Krankenkarte entgegen. Ich nahm sie ihr ab und ging dann in den kleinen Wartebereich, der aus insgesamt sechs Stühlen bestand, einer kleinen Garderobe und einem Tisch mit Zeitschriften bestand. Und er befand sich auf dem langen Flur in einer kleinen Nische. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche, entsperrte den Bildschirm und seufzte. Schnell war ich auf den Chat mit Sasuke gegangen, tippte eine Nachricht ein, dass ich gut angekommen war und nun wartete, dass ich aufgerufen wurde, sendete diese ab und dann hörte ich bereits jemanden meinen Nachnamen rufen. Ob er eine Anrede verwendete, hatte ich nicht mitbekommen. Schnell stand ich auf und lief zum Mann, der nach mir gerufen hatte, und sah ihn von oben bis unten an. Er hatte schulterlanges, dunkelgraues Haar, war gut geformt und hatte ein kleines Bierbäuchlein. Dazu trug er eine dünne Lederweste und einen dunklen Pullover. Es hatte den Eindruck, als hätte ich mich in der Abteilung geirrt. „Wood mein Name, guten Tag“, stellte er sich vor und hielt mir eine Tür auf, damit ich ins Innere des Raums dahinter gehen konnte. Wir traten in ein Zimmer, was sehr schmal gehalten war. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, zwei Stühle, daneben ein kleiner Sessel und in einer Ecke des Raums stand ein alter Computer, ein Schreibtisch und viele Regale, mit noch mehr Zeitschriften und Bücher. Er wies mich an, mich auf einen der Stühle zu setzen und sah mir dann direkt in die Augen. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er und nahm einen Stift in die Hand, um etwas auf ein leeres Blatt Papier schreiben zu können, sobald ich anfing, zu reden. „Also…“, stammelte ich und ließ meinen Rucksack neben mir auf den Boden sinken. „Ich… Ich war bereits bei einer Therapeutin, die mich begleiten sollte, aber sie kann die Therapie nicht fortführen… und dann bin ich auf Sie gekommen… Sie scheinen mit dem Thema … Transsexualität bereits Erfahrung zu haben…“ „Sie sind also wegen einer Begleittherapie hier?“, erkundigte er sich und ich nickte. „Ja, genau. Ich bin auf dem Weg, ein Mann zu sein. Ich will nicht länger als Frau leben.“ „Haben Sie denn bereits einen Namen, also wie Sie genannt werden wollen?“ „Naruto“, schoss es sofort zwischen meinen Lippen hervor. „Naruto Uzumaki.“ Er nahm sich meine Akte, die noch leer war, und sah auf den Namen, der darauf stand. „Hat ja mit Ihrem aktuellen Namen gewisse Ähnlichkeit.“ Ich seufzte lautlos, denn das war mir bereits bewusst, aber damit konnte ich leben. Ich wollte nur endlich ankommen. Ich wollte endlich meinen Weg ins richtige Leben finden. Er lehnte sich zurück, spielte mit dem Stift und sah mich eindringlich an. „Wie Sie bereits festgestellt haben, habe ich Erfahrung auf diesem Gebiet und das nicht wenig. Sie machen auf mich den Eindruck, als wären Sie sich Ihrer Sache sicher. Also sollte es kein Problem geben, zumindest nicht von meiner Seite aus.“ Er schrieb etwas auf das Papier und sah dann wieder zu mir. „Ich empfehle Ihnen, sich einen Ratgeber zu kaufen. Und da sind Sie nicht der Erste, dem ich ihn empfehle. Und bisher war er immer hilfreich.“ Der Professor stand auf, lief zu einem Regal und holte ein kleines blaugraues Taschenbuch, reichte es mir und ich nahm es ihm ab, um kurz darin zu blättern. Was ich auf den ersten Blick sah, wirkte sehr interessant und das Geld würde ich definitiv investieren. Wahrscheinlich würde es mich auf meinem Weg begleiten können, vor allem dann, wenn ich Hilfe brauchte. Zum Beispiel bei den Anträgen bei der Krankenkasse oder beim Amtsgericht, weil ich meinen Personenstand und Vornamen ändern lassen wollte. Ich sah meinen Psychologen an und nickte, notierte mir auf einem kleinen Zettel die ISBN des Buchs und dann gab er mir noch einige Fragebögen, die ich bis zum nächsten Mal ausfüllen musste.   Nach einiger Zeit stand er auf. Ich sah ihm dabei zu, wie er zu seinem Schreibtisch ging und sich an den Computer setzte. „Wollen wir gleich noch den nächsten Termin ausmachen?“, fragte er mich und zur Antwort nickte ich noch einmal. „Ja, gerne“, erwiderte ich. „Gut, dann...“, begann er, öffnete einen Kalender und dann ging die Suche nach einem Termin, der für ihn und für mich passte, los. Allerdings war schnell einer gefunden und bis dahin sollte ich ihm die Fragebögen ausgefüllt zuschicken. Dann entließ er mich für das erste Mal und ich verabschiedete mich von ihm, sagte, ich würde mich auf das nächste Treffen freuen, und verließ dann das kleine Zimmer. Auf dem Gang atmete ich tief durch, packte die Fragebögen in meinen Rucksack, zog meine Jacke an und lief dann aus dem Gebäude heraus. Dort angekommen, atmete ich die frische Luft tief ein und schloss meine Augen. Ich hatte mir dieses Gespräch schlimmer vorgestellt. Aus einem Gespräch mit einem anderem Transmanns hatte ich mal vernommen, dass er an eine Psychologin geraten war, die ihm sagte, seine Eltern hätten ihn falsch erzogen und irgendwo wäre er vom falschen Weg abgekommen. Über diese Tatsache konnte ich nur den Kopf schütteln. Das lag doch definitiv nicht an der Erziehung oder das man auf dem Weg des Erwachsenwerdens falsch abgebogen war! Ich musste bitter auflachen und sah zum Himmel. Im Moment war ich froh, einen Therapeuten für die Begleittherapie gefunden zu haben und scheinbar verstand er, wie ich mich fühlte.   Ich machte mich auf dem Weg zum Hauptbahnhof, um wieder nach Hause zu kommen. Die Fahrt hierher würde mir auf Dauer auf die Nerven gehen, aber vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, nicht einmal im Monat hierher zu fahren. Vielleicht konnte man den Intervall erhöhen, wenn ich mich ganz klar als Mann identifizieren konnte? Ich würde es das nächste Mal erfragen. Als die Straßenbahn anhielt, stieg ich ein und löste ein Fahrticket. Nach dem ich mir noch einen Sitzplatz ergattern konnte, setzte sich die Bahn auch schon in Bewegung. In gut zwei Stunden würde ich wieder zu Hause sein und dann konnte ich Sasuke und Itachi alles erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)