Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 06 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Die Tage vergingen und ich vermied es, so weit es mir möglich war, meiner Mutter zu begegnen. Sie hatte mich bereits mehrfach gefragt, was mit mir los und ob alles in Ordnung war, aber ich hatte nie darauf geantwortet. Ich kam gerade in die Küche, als meine Mutter sich zu mir umdrehte und breit lächelte: „Liebling, wir sind am Wochenende bei den Kamisawas zum Grillen eingeladen. Wir sollten unbedingt vorher noch shoppen gehen. Du brauchst unbedingt ein neues Kleid. Ich hab da neulich ein ganz zauberhaftes gesehen. Es war weiß und hatte große bunte Blüten drauf. Das wird dir bestimmt richtig gut stehen.“ Ich fiel aus allen Wolken, als ich ihren Worten lauschte und musste mich an einem Stuhl festhalten, damit ich nicht wirklich hinfiel. Meine Kiefer pressten sich auf einander und ich sah zur Seite. „Mama, ich will kein Kleid und schon gar nicht will ich mit zu den Kamisawas... Ich mag sie nicht. Außerdem ... muss ich mit dir reden...“ Der letzte Satz fiel mir am schwersten, denn ich hatte endlich eingesehen, dass ich mich ihr nicht länger vorenthalten konnte. „Was ist denn meine Süße. Du bist so anders in letzter Zeit. Hast du Liebeskummer? Oder ist irgendwas in der Schule passiert?“, trocknete sie sich die Hände an einem Handtuch ab und drehte sich nun vollkommen zu mir um. Ich atmete tief durch und überlegte was ich sagen sollte. „I-Ich habe keinen Liebeskummer... und ich habe auch keine Probleme in der Schule... Sondern eher mit mir selbst... Ich habe Probleme mit mir und meinem Körper, mit meinem Leben... Ich... Ich komm nicht damit klar, dass ich ein Mädchen bin...“ Sie kam auf mich zu und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich ließ es nicht zu, denn ich wich einige Schritte zurück: „Ach Süße. Du wirst langsam zur Frau. Das ist eine große Veränderung, das weiß ich.“ Ich wusste, dass sie von nichts eine Ahnung hatte und sie mich vollkommen falsch verstehen würde. Ich sah sie entsetzt an: „Das hat doch mit der Pubertät nichts zu tun! Ich fühle mich unwohl, auch wenn es an manchen Tagen schlimmer ist als sonst. Ich möchte ein Mann sein! Ich möchte den Weg der ... Geschlechtsangleichung gehen! Ich möchte als Mann leben.“ Ihre Augen wurden groß und sie sah mich skeptisch an. „Was redest du denn da? Du bist ein Mädchen und kein Mann! Das kann man nicht einfach ändern!“ Ich versuchte mich zu beruhigen, denn mich regte dieses Gespräch einfach auf. „Es ... ist möglich! Man kann seinen Vornamen und den Personenstand ändern! Ich weiß, dass man sich operieren lassen kann! Ich weiß, dass es Hormone gibt, die man bekommen kann!“ Meine Mutter lehnte sich an den Esstisch und sah kurz zu Boden, als würde sie dieses Mal überlegen, was sie sagen sollte. Als sie wieder zu mir blickte, meinte sie: „Naruko, du bist mitten in der Pubertät. Da passieren Veränderungen mit dir, die dich vielleicht verwirren. Deine Brüste wachsen, du bekommst deine Periode, Jungs werden interessant und das alles auf einmal. Aber deshalb lässt man sich nicht gleich operieren. Hast du irgendwelche Probleme? Ärgern dich deine Mitschüler? Oder hast du Regelbeschwerden? Vielleicht sollten wir mal zum Frauenarzt gehen. Mit der Pille reguliert sich das und du bist auch auf deinen ersten Freund vorbereitet.“ Sie verstand mich immer noch nicht. Ich seufzte lautstark und sah kurz zur Uhr, da ich gleich in die Schule gehen musste, damit ich nicht zu spät kam. „Mama! Ich habe keine Probleme mit den anderen! Ich habe Probleme mit mir! Ich komme mit mir nicht klar! Ich … bin kein Mädchen! Ich bin ein Junge, der im Frauenkörper steckt! Verstehe mich doch! Ich kann … so nicht weiter leben! Ich bin das hier nicht!“ Sie sah mich überrascht an, da ich auf einmal laut geworden war, außerdem schien sie langsam zu verstehen, was ich sagte. „Ist ja gut, jetzt schrei nicht so. Okay, wenn du das so siehst, dann sollten wir irgendetwas machen, damit wir Klarheit bekommen. Was schlägst du vor, was wir machen könnten? “ „Ich sollte mir einen Psychologen suchen, der mir hilft, dass Richtige zu tun und dann keine Ahnung...“, seufzte ich leise. „Ein Psychologe ist notwenig, denn man muss eineinhalb Jahre, also achtzehn Monate in Begleittherapie sein, damit die Operationskosten von der Krankenkasse übernommen werden.“ Meine Mutter sah mich dieses Mal mit einem kleinen Lächeln an. „Ein Psychologe? Vielleicht ist das keine schlechte Idee. Egal was es ist, du scheinst nicht damit klar zu kommen und ich weiß auch nicht, was ich tun kann. Vielleicht kann er ja Klarheit verschaffen. Weißt du was, ich nehme mir heute frei und wir suchen dir nach der Schule einen, in Ordnung?“ „Okay, a-aber ich muss zur Schule… Bis später“, sagte ich leise, nachdem ich noch einmal zur Uhr gesehen hatte und feststellte, dass ich doch schon ziemlich spät war. „Bis heute Nachmittag, Liebling“, hörte ich meine Mutter noch sagen, bevor ich zur Tür hinaus rannte und mich auf den Weg zur Schule machte. Ich hatte mich im Internet in verschiedenen Foren angemeldet und mich so informiert, wie alles ablaufen würde, außerdem hatte ich mich über verschiedene Plattformen in einigen Gruppen über das Thema informiert. Ich hatte festgestellt, dass ich mit diesem Problem nicht allein auf der Welt war. Es gab viele andere, die dasselbe Schicksal durchleben mussten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)