Dating Game von _hide_ ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich konnte nicht fassen, das ich das wirklich tat, das ich meinen besten Freund auf diese Weise hinterging. Uruha hatte vor etwa drei Wochen eine neue App für sich entdeckt. Der Titel war keine große Überraschung gewesen; ‘My Dream Girlfriend’. Wie nötig musste man es haben, ein Dating Game zu spielen? Jedenfalls nervte er seither fast täglich mit Bildern ‘seiner’ Himari. Dem Mädchen, das er sich im Spiel selbst zusammen gebastelt hatte und das er jeden Tag in ein neues Outfit steckte. Vor sehr freizügig bis niedlich war alles dabei und immer schickte er uns seine Screenshots per WhatsApp. Wie nötig musste man es also erst haben, wenn man sich das Spiel nun ebenfalls runter Lud, seinen (weiblichen) Charakter nach seinem besten Freund benannte und versuchte, mit den zur Verfügung stehenden Gegebenheiten, das Mädchen auch noch wie ihn aussehen zu lassen? Sehr nötig. Fakt war, ich liebte Ruki. Seit über fünf Jahren war ich in meinen besten Freund verliebt und es war nicht so, das ich chancenlos war, ganz im Gegenteil, ich wusste seit unserem Kennenlernen, das Ruki auf Männer stand. Ich wusste aber auch, das er nichts von Beziehungen hielt, da er in der Vergangenheit einfach zu oft enttäuscht worden war. Und das war der Grund, warum ich mit meinen Gefühlen hinterm Berg hielt, weiterhin mein Glück bei Frauen versuchte, nur um Gedanklich doch immer und immer wieder bei ihm zu landen. Mittlerweile konnte ich aber auch Uruhas Faszination für dieses Spiel verstehen. Der Plot war mega dämlich, das Spiel konnte von jedem grenzdebilen Affen gespielt werden, weil man immer nur aufs Display drücken musste und trotzdem machte es Spaß. Ich konnte mit ‘Ruki’ über alltägliche Nichtigkeiten sprechen, wie zum Beispiel darüber, was wir kochen wollten, ob wir einen Spaziergang machen wollten oder ins Kino gehen. Es war so unendlich süß, wenn sie rot wurde oder sich freute. Ich wusste, das es ein Spiel war, das die Sätze programmiert waren, das alles nach Schema F ablief und doch...ich bekam Herzklopfen wenn ich ihre Antwortsätze las, wenn ich mir vorstellte, das er diese Sachen zu mir sagen würde. Natürlich könnte ich ihm auch einfach meine Gefühle gestehen und hoffen, das er seine ‘keine feste Beziehung’ Regel über Bord werfen würde, aber mal ehrlich...warum sollte er das ausgerechnet für mich tun? Ruki hatte nie versucht mit mir an zu bandeln oder zu flirten. Selbst den Fanservice auf der Bühne betrieb er intensiver mit Uruha (und ja, es machte mich rasend eifersüchtig). Ich musste der Tatsache wohl ins Auge blicken, das Ruki einfach nicht auf mich stand, das ich nicht sein Typ war. Also warum unsere Freundschaft gefährden, indem ich ihm meine Liebe gestand? Keine Option. Müde, erschöpft und ausgelaugt ließ ich mich auf mein Sofa fallen. Die Bandprobe heute war anstrengend gewesen, Kai hatte uns ordentlich gefordert, bis wir alle keine Kraft mehr in den Armen gehabt hatten und Ruki keine Stimme mehr. Aber es hatte Spaß gemacht. Ich zog mein Handy aus der Tasche, wischte über den Bildschirm, um es frei zu schalten, wollte noch etwas mit Ruki spielen, bevor ich ins Bett ging und stutzte, als mir ein Bild von Koron entgegen sprang. Hatte Ruki sich etwa wieder einen Spaß erlaubt und meinen Bildschirmhintergrund geändert? Nicht jeder fuhr so auf den Köter ab wie er. Das war ja eher ne zu groß geratene Ratte als ein Hund. Ich würde ihm morgen ordentlich die Meinung geigen. Ich setzte mich auf, stutzig, wischte immer und immer wieder über den Bildschirm. Das hier war nicht mein Handy....keine meiner Apps war noch installiert, die ganze, akribische Ordnung der Apps...das hier war... “Fuck~”, raunte ich leise, als ich mich an das Gespräch mit Ruki heute Nachmittag erinnerte. Er hatte sich (endlich) ein neues Handy gekauft, nachdem seines ständig abgestürzt war, hatte sich das selbe gekauft, welches Kouyou und ich hatten, weil wir ihm davon vor geschwärmt hatten, hatte die selbe Farbe gewählt wie ich. Und ich hatte sogar noch gemeint, das wir aufpassen müssten, unsere Handys nicht zu vertauschen. Ich Vollidiot. Hoffentlich schaute Ruki nicht zu genau in mein Handy. Aber wem machte ich hier was vor? Es war immerhin Ruki. Die neugierigste und dreisteste Person die ich kannte. Er würde erst ganz Schamlos meine Fotos durch gehen, bevor er sich an die Apps machte, um zu sehen, womit ich meine Zeit verplemperte. Ob ich ihn anrufen sollte? Nein, das würde ihn erst recht stutzig machen. Vielleicht würde er heute gar nicht mehr auf sein Handy gucken und wir sahen uns ja morgen früh wieder. Ich versuchte, meine flatternden Nerven zu beruhigen. Selbst wenn er die App öffnete und etwas rum spielte...er würde es als kleinen Spaß von mir auffassen und etwas rum schmollen, aber sicher nie auf die Idee kommen, das ich bis über beide Ohren in ihn verknallt war. Langsam erhob ich mich vom Sofa, beschloss, erst mal zu duschen und dann den Abend mit einem kühlen Bier und ein wenig Fernsehen ausklingen zu lassen. Schnell suchte ich mir frische Sachen zusammen, bevor ich unter die Dusche stieg, das warme Wasser auf meiner Haut genoss und zufrieden seufzte, als die Anspannung zusammen mit dem Seifenschaum hinfort gespült wurde. Ein genervtes Murren kam über meine Lippen, als es an der Tür klingelte. Wer wollte denn jetzt noch was von mir? Ich hatte es mir gerade auf dem Sofa bequem gemacht. Angenervt stellte ich meine Bierflasche weg, erhob mich und stapfte zur Tür. Die Anspannung war schneller zurück, als das ich ‘Halleluja’ hätte sagen können. “Ru.” “Was soll der Scheiß Akira?”, fiel der kleine geradewegs mit der Tür ins Haus. Kein ‘Hallo’, kein ‘Sorry das ich störe’. Er drängelte sich an mir vorbei in die Wohnung und lief durch bis ins Wohnzimmer. Jedem anderen hätte ich jetzt schlechte Manieren vorgeworfen, doch das hier war quasi Rukis zweite Wohnung, so viel Zeit verbrachte er hier mit mir. Er hatte sogar eine eigene Schublade in meinem Kleiderschrank und seine Zahnbürste stand im Bad. Langsam folgte ich ihm, ahnte, worum es ging und als ich ihn dort stehen sah, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick zornig und verletzt, da wusste ich, das es schlimmer war, als ich gedacht hatte. Er war sauer, richtig sauer und enttäuscht. Zutiefst verletzt. “Ruki ich-” “Ich dachte echt das du anders wärst Akira.” Er schnitt mir das Wort ab, warf mein Handy auf meinen Couchtisch. “Warum fängst du jetzt mit der Scheiße an, hm? Wir kennen uns seit über dreizehn Jahren und genau so lange weißt du, das ich schwul bin und du fängst JETZT an dich über mich lustig zu machen? Warum?” Zum Ende hin wurde seine Stimme immer dünner. Er hatte es völlig falsch aufgefasst. Auf die falscheste, nur denkbare Art und Weise. “Weißt du Aki,” er schniefte kurz, “Du warst der erste Kerl, der nach meinem Geständnis nicht drei Schritte zurück gegangen ist, nur um dann irgendwann wieder einen auf mich zu zu gehen. Du hast nur mit den Schultern gezuckt und gemeint ‘Wenns dir Spaß macht, mir doch egal’.” Er hatte den Kopf gesengt, die Hände zu Fäusten geballt. Ich wusste, das ich was tun musste, mich erklären musste, ihm sagen musste, das er es völlig falsch verstanden hatte, doch Worte würden ihn kaum erreichen. Langsam trat ich auf ihn zu, legte meine Arme sanft um ihn. “Du hast das völlig falsch verstanden Takanori.” Ich hauchte einen sanften Kuss auf seine Schläfe, öffnete langsam meine Lippen, wollte ihm endlich meine Liebe gestehen, doch alles, was mit über die Lippen kam, war ein schmerzverzerrtes Keuchen, denn Rukis Kopf war nach meinem Kuss nach oben gezuckt und er hatte mich an der Nase getroffen, die ich mir jetzt hielt. “Oh Gott Reita, alles okay?”, fragte er besorgt und legte seine Finger vorsichtig auf meine. “Ja, ja ich glaub es ist nichts gebrochen.”, raunte ich leicht nasal, nahm meine Hände wieder runter und rümpfte ein paar mal meine Nase. “Jup, alles noch heil, aber man hast du nen Dickschädel!”, lachte ich und ließ mich auf mein Sofa fallen, trank einen Schluck von meinem Bier, um meine flatternden Nerven zu beruhigen. “Als ob das ne Neuigkeit wär.”, schmunzelte Ruki über meinen Kommentar und setzte sich neben mich. So nah, das unsere Schultern sich fast berührten und doch nicht nah genug. Ich würde es wieder nicht tun, würde ihm meine Liebe wieder nicht gestehen. Der richtige Moment war zu Ende. Ich hatte meine Chance vertan. Aber wenigstens schien Ruki nicht mehr sauer zu sein. Wir verfielen in Schweigen, starrten auf undefinierte Punkte vor uns. Ich wollte etwas sagen, doch mir schien die Gabe, sprechen zu können, abhanden gekommen zu sein. Ein angenehmer Schauer fuhr durch meinen Körper, als ich spürte, wie Ruki seine Hand langsam auf die meine legte, die zwischen uns auf dem Polster lag. Ich schluckte leicht, schaute zu ihm rüber. Er hatte den Blick gesenkt, starrte auf seine Füße herab. “Nun sag es doch bitte endlich.” Es war nicht mehr als ein gepresstes Flüstern, flehend, hoffend, doch in meinen Ohren klang es nach, als hätte er es direkt hinein gebrüllt. Der Satz gab so viel Interpretationsmöglichkeiten und doch war ich mir sicher zu wissen, was genau er meinte. ‘Was meinst du?’ wollte ich sagen, “Ich liebe dich”, war, was über meine Lippen kam und er schaute mich an, schaute mir direkt in die Augen und Erleichterung legte sich auf sein Gesicht. “Gott sei Dank.”, hauchte er, legte seine Fingerspitzen vorsichtig an meine Wange und ich spürte, das er Zitterte. Ich war völlig bewegungsunfähig und mein Herz raste in meiner Brust. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mein Gehirn musste rebooten. Seine Finger strichen sanft über meine Wange und zu meinem Nacken hin, während er die Finger seiner anderen Hand, die noch immer auf meiner lag, zwischen meine Finger schob, meine Hand sanft drückte, während er mich zu sich runter zog. Seine Lippen auf meinen waren wie der Funke, den ich gebraucht hatte, um wieder in Gang zu kommen, aus meiner Starre zu erwachen. Ich zog ihn näher an mich, vertiefte den Kuss, genoss das Gefühl und warf all die Bedenken über Bord, die ich noch hatte. Dann wollte Ruki halt keine feste Beziehung, mir doch egal, solange ich nur ihn haben konnte, und wenn es nur ein mal war. Meine Hände glitten zum Saum seines T-Shirts, seine waren schon lange unter meinem verschwunden, strichen über meine Haut und jagten einen angenehmen Schauer nach dem nächsten durch meinen Körper. Wir lösten den Kuss gerade lange genug, um uns gegenseitig unsere Oberteile aus zu ziehen, bevor wir ihn so hungrig wie zuvor weiter führten. “Wie lange wusstest du es?”, fragte ich leise, nachdem wir in den letzten Minuten einfach schweigend zusammen auf dem Bett gelegen hatten. Wie auch immer wie es vom Sofa ins Bett geschafft hatten, ich wusste es nicht mehr. “Hm? Was meinst du?”, fragte der kleinere leise und hob seinen Kopf von meiner Brust, um mich ansehen zu können. “Vorhin. Du sagtest ‘Nun sag es doch bitte endlich’. Wie lange wusstest du schon, das ich in dich verliebt bin?”, wiederholte ich meine Frage also genauer und legte den Kopf etwas schief, als Ruki sich etwas aufrichtete und nach meinem Wecker angelte. “Seit gut Fünfundvierzig Minuten. Wow Reirei, so schnell hat mich noch keiner aus meinen Klamotten und ins Bett gekriegt.”, lachte er und ich räusperte mich kurz, um die Verlegenheit los zu werden. “Ist für mich auch ein neuer Rekord.”, lachte ich leise, bevor ich ihn wieder ansah, vorsichtig ein paar verklebte Strähnen aus seiner Stirn strich, als er sich wieder auf mich legte. “Aber ich habs gehofft.”, hauchte er leise, kaum hörbar und mir schoss das Blut in die Wangen. “Warum Ruki? Du hast doch immer gesagt, das du keine feste Beziehung mit anderen Männern willst.” Warum hatte er dann gehofft, das ich in ihn verliebt sein würde, beziehungsweise, mich in ihn verlieben würde? “Ganz genau Akira.” Er hauchte einen Kuss auf meine Brust, schaute mir dann tief in die Augen, bevor er langsam weiter sprach. “Ich will auch keine feste Beziehung mit 'anderen' Männern.” Ich brauchte einen Moment, um das eben gesagte richtig zu verstehen, es auf meine innere Goldwaage zu legen, seine Worte richtig zu interpretieren und mein Herz wollte gar nicht mehr aufhören zu rasen. Ich hatte mir die ganze Zeit völlig umsonst sorgen gemacht. “So viele Jahre hab ich mich nicht getraut etwas zu sagen.”, hauchte ich und schüttelte über mich selbst den Kopf. “Ich liebe dich Takanori. Liebe dich seit Jahren so sehr, das ich es kaum mit Worten beschreiben kann.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)