Von Heilern und Sorgenbrechern von Flos_Sapientiae (Der Anfang von was Neuem) ================================================================================ Kapitel 1: Schlafwandler und Nachtsänger ---------------------------------------- ...wo bist du hingegangen Wohin wirst du gehen, wo kann ich dich finden, In die Nebel verschwandst du, Am selben Tag wo einst, wir uns fanden... Unterricht… und wie immer war die Klasse gemischt aufmerksam. Tsukito kritzelte seine Notizen, Dionysos machte sein Nickerchen und Brigid spielte mit Morrigain neben sich, Tic-Tac-Toe auf dem Papier. Ab und zu warf diese Thoth einen glühenden Blick zu und ihre Wangen glühten auch. Es war unschwer zu erkennen, dass Morrigain nicht dem Unterricht, sondern Thoths Bewegungen folgte. „Sag mal, Yosei-san…“, flüsterte Apollon leise zu Yui, die hinter ihm saß. „Weißt du wo Med-Med ist?“ „Nein, ich habe Meduna nicht gesehen… nicht mal beim Frühstück…“ In dem Augenblick öffnete sich die Tür und verschlafen trat die blonde Heiler-Göttin ein. „Meduna Maiduna!! Zu spät!! Das dritte Mal in einer Woche!!“, blaffte Thoth sie an, als er sie erblickte. Alle guckten zu ihr, auch Dionysos war wach und Tsukito wandte sich von seinen Notizen. Meduna lächelte nur verlegen und meinte: „Entschuldigung, Thoth-sensei… ich habe verschlafen…“ „Auch zum dritten Mal in dieser Woche!!! Nochmal und es gibt Nachsitzen! Und jetzt setzt dich auf deinen Platz!!“ Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich schweigend. Besorgt sah Dionysos ihr nach. „Hach… ich mag seine strenge Stimme…“, schnurrte Morrigain leise, bevor Brigid sie in die Seite knuffte. Der Unterricht ging weiter. Als der Unterricht zu Ende war und jeder in seine Clubs ging, schnatterten Brigid und Morrigain noch ein bisschen miteinander bevor sie gehen wollten. Morrigain sah noch Thoth hinter her, als er das Klassenzimmer verließ. Brigid sah das. „Du stehst total auf ihn, oder?“ „Also wenn alle Männer in Ägypten so gut aussehend sind, muss ich mal ‘ne Reise dahin machen…“ „Ach, hör doch auf… Immer hast du es auf irgendwelche Männer abgesehen, wenn ich zum Beispiel an Cú Chulainn denke…“ „Na gut, zugegeben von der Statur sind sich beide ähnlich aber Thoth ist was anderes. Er ist klug und gebildet, hat aber trotzdem diesen herrischen Auftritt wie ein Feldherr… Schwer vorzustellen, dass so ein weiser Mann so stattlich sein kann.“ „Tzzz…“ Loki und Balder gingen an den beiden irischen Mädchen vorbei. Jetzt war es Brigid die hinterher guckte. „Wen von den beiden magst du eigentlich am meisten?“, fragte jetzt Morrigain. „Hm… gute Frage… Dieser Loki ist schon süß, aber sein blonder Freund gefällt mir auch.“ „Natürlich… Kaum ist Balder im Raum, lässt du Loki links liegen.“ „Ich weiß…“, meinte Brigid etwas frustriert. „Aber Balder erinnert mich an Onkel Lugh!“ „He, du Schlaumeier, Balder ist genauso ein Lichtgott wie dein Onkel!!“ „Hm… stimmt… Offenbar bin ich seinem Glanz verfallen… peinlich…“ Morrigain schüttelte den Kopf. „Am besten wäre es wenn ich beide nehmen würde.“ Auf einmal lachte Morrigain. „Du nimmst dir viel vor!! Für mich wäre das zu anstrengend! Nicht mal an Beltaine, nehmen sich Mädchen zwei Männer auf einmal vor.“ „Beltaine? Was ist das?“, fragte eine leise Stimme. Neben ihnen stand Tsukito und sah sie fragend an. „Hast du uns zu gehört, Mondgesicht?!“, fragte Morrigain leicht gereizt. Tsukito verzog keine Miene. „Nein. Nur das mit diesem „Beltaine“ habe ich mitgekriegt. Was ist das?“ „Hm… ein Frühlingsfest, was die Menschen einst in unserer Heimat gefeiert haben. Sie wollten die Fruchtbarkeit des Frühlings herbei beschwören. Da ging es ganz schön zur Sache, wenn du verstehst was ich meine.“ Morrigain grinste verschmitzt. „Ich glaube… ich weiß was du meinst…“ „Sag mal, ist es nicht bald wieder soweit?“, fragte Brigid. „Ja, beim nächsten Vollmond ist es dann soweit.“ „Beim nächsten Vollmond? Da wollte ich aber meine Mondschau halten.“ „Deine Mondschau?“ „Warum nicht?“, warf Brigid ein. „Ist bestimmt auch lustig!“ „Ihr seid also mit dabei?“ „Ich auf jeden Fall! Meduna ist auch dabei, hat mir Yui erzählt.“ „Gut, ich werde euch da erwarten…“, sagte Tsukito zufrieden lächelnd und ging seiner Wege. „Apropos Meduna… Guck mal Brigid!“, flüsterte Morrigain auf einmal und deutete auf die erwähnte, die jetzt auch die Klasse verließ. Dionysos folgte ihr, in einiger Entfernung. „Was will er denn jetzt?“ „Er interessiert sich wohl für unsere kleine Gallierin.“ „Das macht er doch schon länger. So hartnäckig wie er ist, ist es wohl was Ernstes. Ob sie schon einen Freund hat?“ „Wieso?“ „Sie lässt ihn nicht an sich ran, dabei ist er immer so freundlich zu ihr.“, gab Brigid als Antwort. Morrigain verschränkte die Arme. „Vielleicht will sie einfach nichts mit dem Sohn des Direktors anfangen. Wenn da was schief geht…“ „Egal… Ich gehe jetzt… Hoffentlich kriege ich heute das Bronze-Ornament fertig gelötet.“ Damit trennten sich die irisch-keltischen Göttinnen. Im Schulgarten ging Meduna summend zu den Bienenstöcken, die sie für die Honigproduktion aufgestellt hatte. Den Honig würde sie zu Met verarbeiten. Sie war nicht nur gallisch-keltische Göttin der Heilung sondern auch des Mets, wodurch sie sich bei den nordischen Göttern sehr beliebt gemacht hatte, die ihren Met besonders gerne tranken. Dionysos waren die Bienenstöcke recht. Dadurch war die hübsche Meduna nicht nur in seiner Nähe, sondern er konnte auch Weinsorten anbauen, die durch Insekten und nicht wie üblich durch Wind bestäubt werden. Grade erreichte er auch den Garten und sah wie Meduna eine der Waben aus dem Bienenstock kontrollierte. Die Bienen schwirrten nur ruhig um sie rum, sie taten ihr nichts. Dionysos wartete bis Meduna wieder die Bienenstöcke verschloss und die Bienen weg waren. Dann erst ging er zu ihr. „Na, alles klar mit den Bienen?“ Verdutzt sah sie ihm zuerst an, lächelte ihn aber an. „Ja, alles in Ordnung. Die Waben sind bald reif zum Schleudern.“ Dionysos sah die Augenringe unter ihren rotbraunen Augen. Die Sorgen kamen ihm wieder hoch. „Geht’s dir nicht gut?“ „Ich? Ja, es geht mir gut.“ „Hast du… Schlafstörungen? Ich meine, du verschläfst in letzter Zeit ganz doll. Und ich muss es ja wissen…“ „Nein, ich habe keine Schlafstörungen, wirklich. Ich werde es mit Baldrian versuchen.“ Er fasste sacht ihr Gesicht und sah immer besorgter aus. Meduna wurde es ganz heiß und sie zitterte. „Bedrückt dich was?“ „N…nein…“ „Wenn dich was bedrückt, kannst du es mir ruhig sagen. Ich werde weder Lachen noch es weitersagen.“ Meduna sah ihn verloren an. Dann nahm sie aber seine Hand weg und schüttelte nur den Kopf. „Nein, es geht mir gut.“ Dionysos wusste, dass ihr Lächeln falsch war. „Ich bin bestimmt aufgeregt, weil bald das Fest der Bel-Feuer besteht. Das ist bei uns Kelten immer ein großes Ereignis. Danke aber trotzdem…“ Sie ging dann. Sie war seltsam still. Er sah ihr nur nach und ihm war ganz flau. Ansonsten war sie immer fröhlich und hatte manchen Scherz drauf. Aber seit Anfang des Monats war sie immer stiller und introvertierter geworden, und hatte sich etwas von den anderen abgekapselt. Dazu kam es dass sie immer schwächer und schläfriger wurde. Irgendwas war da doch. Am nächsten Morgen, in aller Frühe war Hades als erster von den griechischen Göttern wach. Als er halbfertig angezogen die Treppe runterging und seine Krawatte band, warf er einen Blick nach draußen, in den Garten wo der Whirlpool stand. Erst dachte er, seine Augen täuschten ihn, aber als er noch genauer hinsah, sah er, dass eine Gestalt mit honigblonden Haaren drin lag. Irritiert ging Hades raus und sah, dass es Meduna war, die im, zum Glück leeren, Pool lag und schlief. Sacht rüttelte er an ihrer Schulter. „Meduna… Meduna, wach auf!“ Ächzend räkelte sie sich und blickte Hades verschlafen an. Dann erschrak sie fast zu Tode. „Ganz ruhig!! Ich bin es nur, ich tue dir nichts!“ „Bei den Misteln der Anderswelt, hast du mich erschreckt! Aber… Wo bin ich hier?“ „Was Ähnliches wollte ich dich auch fragen. Warum liegst du nicht in deinem Bett?“ Meduna sah Hades an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich… ich habe es schon wieder getan…“ „Was denn?“ „Schlafwandeln…“ Hades verstand jetzt alles, auch warum sie morgens so müde war. „Das muss dir nicht peinlich sein. Kann es sein, dass mein Fluch bei unserer Gruppenarbeit…?“ „Nein, an dir liegt es nicht! Aber bitte sag es niemanden!!! Besonders nicht deinen Neffen!! Ich will die anderen nicht damit belasten… ich habe schon genug damit zu tun…“ Hades tätschelte ihren Kopf, als er sie aus dem Pool holte. „So kannst du aber nicht den Abschluss machen. Ich werde sehen was ich für dich tuen kann. Aber verraten werde ich es nicht.“ „Danke, Hades“, schluchzte Meduna erleichtert. Später im Unterricht war Meduna mal ausnahmsweise pünktlich. Doch Dionysos brach es fast das Herz zu sehen wie niedergeschlagen sie auf ihren Platz saß. Es schien sogar als ob sie geweint hätte. Gleich nach dem Unterricht machte sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer. Dionysos wagte es nicht sie nach ihrem Kummer zu fragen. „Dee-Dee?“, fragte Apollon seinen Bruder. „Ist alles in Ordnung?“ „Ich mache mir Sorgen um Meduna… Irgendwas ist da, was sie nicht ruhen lässt…“ „Stimmt… Will Med-Med nicht sagen was sie bedrückt?“ „Nein… ich habe sie gestern gefragt und sie antwortete nicht…“ Apollon seufzte, dann bemerkte er wie sein Onkel in eine völlig andere Richtung ging als erwartet. „Was hat denn Onkel Hades vor?“ „Was?“ „Guck, er geht nicht in sein Zimmer oder in den Hof.“ „Ich möchte zu gerne wissen, was er vorhat.“ Apollon nickte Dionysos zustimmend zu und beide folgten dem Onkel heimlich. Er ging schnurstracks zu Zeus. Dieser stand am Fenster seines Thronsaales und grübelte in seinen Bart. „Zeus!“, begann Hades mit ernstem Gesicht. „Hades? Was gibt es, Bruder?“ „Ich glaube Meduna Maiduna hat ein ernsthaftes Problem den Abschluss zu bestehen.“ Apollon und Dionysos hatten sich hinter der Tür versteckt und lauschten den beiden Brüdern. „Hm… offenbar ist das wohl der Grund warum die Energie des menschlichen Herzens etwas getrübt ist… Was hat das gallische Mädchen?“ „Sie wandelt nachts im Schlaf herum.“ Fast hätten Apollon und Dionysos einen erschrockenen Laut von sich gegeben, als sie das hörten. „Ich habe sie heute Morgen in unserem Garten im Pool gefunden. Ich versprach ihr zwar nichts darüber zu sagen, aber ich hielt es für das beste mit jemanden darüber zu reden.“ „Schlafwandeln? Hm… Logische Erklärung… Thoth hatte sich bei mir beschwert, dass sie immer spät und unausgeschlafen zum Unterricht kommt. Es würde auch den Gesang erklären, den ich in den letzten Nächten immer gehört habe.“ „Gesang?“ Das fragten sich auch Apollon und Dionysos, und sahen sich dabei fragend an. „In den letzten Nächten habe ich Gesang gehört, bevor ich zu Bett ging. Ich konnte nur hören, dass es ein Mädchen war und dass er sich klagend anhörte. Verstanden habe ich den Gesang nicht, er war in einer Sprache die ich nicht verstand.“ „Klagender Gesang… Es muss ihr was Schweres auf der Seele liegen.“ „Wir sollten ihr auf keinen Fall zu viel Druck machen, sonst zerbricht sie daran.“ Apollon sah Dionysos an, der war kreidebleich im Gesicht und der Schmerz war ihm anzusehen. „Schlafwandeln?“, fragte Morrigain. Die beiden jungen Griechen hatten sich mit Brigid und Morrigain getroffen. Auch Yui und Apollons Zwillingsschwester Artemis waren dabei. „Wusstet ihr nichts davon?“ „Nein… es muss also immer passieren, wenn wir schon schlafen. Aber es erklärt alles.“ „Mondsüchtig ist sie nicht, sonst wäre es Monat für Monat so ähnlich. Arme Med-Med…“, kommentierte Artemis mitleidsvoll. Yui überlegte. „Vielleicht wird sie von einem Geist heimgesucht!“, sprach sie aufgeregt. „Genau!!! Wie bei dir Apollon, letztes Jahr mit Kassandra!!“, warf Dionysos ein. „Hm... könnte sein… Habt ihr beide mitgekriegt ob Med-Med Alpträume hatte? Es könnte vielleicht auch ihren Gesang erklären.“ „Nein. Sie schien immer friedlich zu schlummern. Aber sonst ist sie nicht auffällig gewesen…“ „Von wem redet ihr denn, ihr Rabauken?!“ Hades stand hinter ihnen und sah streng die 6 an. „Ooooonkel Hades?!“ Die anwesenden griechischen Götter erschraken besonders doll, als sie ihn sahen. „Redet ihr über Meduna?!“ „Ähm… ja, Hades-san… tut uns leid…“, antwortete Yui beschämt. „Dee-Dee und ich haben dich und Vater belauscht… entschuldige, Hades…“, kam es von Apollon. „Aha! Und warum hieltet ihr beide es für wichtig, dass ihr uns belauschen musstet?“ „Ich liebe Meduna!“, antwortete Dionysos mit fester Stimme. Alle guckten ihn überrascht an. „Wirklich, Brüderchen? Wie süß!“, quiekte Artemis. „Warum hast du nichts gesagt, Dee-Dee?“, fragte Apollon. „Ich dachte es wäre dir schon klar, du Liebes-Experte!“ Apollon schwieg verlegen. „Ist das wahr, Dionysos?“, fragte Hades seinen Neffen. „Ja, ich liebe sie. Ihr Leid ist auch mein Leid!“ Dionysos klang sehr ernst. „Heute Abend werde ich warten bis sie wieder schlafwandelt und werde herausfinden was mit ihr ist!“ „Dann ist es besser, dass ich mit komme.“, warf Hades streng ein. „Wenn sie wirklich von einem Geist heimgesucht wird, sollte ich, als Herr über die Toten mit dabei sein.“ „Ich komme auch mit! Die Geister aus Tigernmas‘ Reich fürchte ich nicht!“, sprach Brigid fest entschlossen. „Ich schließe mich euch auch an.“, fügte Yui hinzu. „Ich… ich könnte Thoth-sensei ablenken, damit er nicht merkt, dass ihr Nachts unterwegs seid.“, sagte Morrigain mit aufgeregter Stimme und ihre Augen leuchteten mit ihren roten Wangen um die Wette. „Meinet wegen, mach das ruhig… ABER!!! Nicht so wie du vielleicht denkst!!!“ Brigid sah Morrigain streng an, diese verzog enttäuscht das Gesicht. „Spielverderberin…“, dachte sie sich, während sie schon in Gedanken auf Thoths Schoß saß, angetan mit nicht mehr als ihrem kurzen Nachthemd aus dunkelviolettem, feinem Satin. Die Agana-Belea-Zwillinge erklärten sich auch bereit Thoth, wenn es sein muss, abzulenken. So schmiedeten die 7 ihren Plan für heute Nacht. Die Nacht kam und Dionysos, Hades und Yui warteten auf Brigids Zeichen, das sagte ob Meduna schon unterwegs ist. Wie auch Loki, hatte Brigid als Feuergöttin, die Fähigkeit Flammen zu färben. Sie hatte Dionysos, Hades und Yui je eine Kerze gegeben. Wenn sich die Flamme der Kerze grün verfärben würde, wäre es soweit. Rot würde heißen, dass Thoth oder Zeus in der Nähe sind. Die drei warteten auf die grüne Flamme bis es fast um Mitternacht soweit war. Yui schnappte sich ihre Kerze und schlich leise, ohne Melissa, ihren kleinen Golem von Zimmergenossen, aufzuwecken. Im Hof traf sie auf Hades und Dionysos, ebenfalls mit Kerze unterwegs. Etwas später stand Brigid vorm Innentor und winkte sie herbei. „Macht die Kerzen aus! Hört mal!“ Die drei spitzten die Ohren und hörten wie es im Wald erklang. Ein Gesang der sehr fremdartig klang, aber so wehmütig und kummervoll, dass den Mädchen fast die Tränen in die Augen kamen. „Es ist gallische Sprache…“, erklärte Brigid, mit erstickter Stimme. „Meduna…“ Dionysos folgte ihrer Stimme. „Dionysos! Warte!!“ Hades hastete seinem Neffen hinter her, Yui und Brigid im Schlepptau. Er erwischte ihm am Ärmel. „Gehe nicht zu nah an sie ran! Wenn es wirklich ein Geist ist, könnte er auf dich übergehen! Du weißt, dass Apollon sich deshalb letztes Jahr fast ertränkt hat!“ „Ich weiß!“, schnaubte Dionysos und wollte sich losreißen. „Aber Meduna ist da draußen und wir müssen ihr helfen!!“ „Da ist sie!!“, rief Yui und deutete zwischen ein paar Baumstämme auf eine Gestalt, die ziellos umherschritt. „Meduna!!“ Jetzt konnte sich Dionysos losreißen. Die anderen folgten ihm. Meduna war mit Schlafanzugshose und einem Top bekleidet. Sie schlief tief während sie über den moosigen Waldboden ging und ihr Lied sang, dass es einem das Herz zerreißen könnte. Sie hatte die 4 nicht bemerkt, die ihr folgten. Brigid hörte angestrengt dem Gesang zu und versuchte einige Worte zu verstehen. „Es hat keinen Zweck!! Ich verstehe kein Wort!! Gallisch ist ganz anders als irisch!!“ „Wenigstens…“, antwortete Hades. „Wird sie nicht von einem Geist heimgesucht. Das spüre ich.“ Alle waren erleichtert darüber. „Meduna, wach auf!!“, rief Dionysos. „Weck‘ sie nicht auf!!“, zischte Yui und hielt ihm den Mund zu. Er schubste sie nur weg und wollte wieder nach Meduna rufen. Hades konnte ihn noch hindern es zu tun. „Wenn du versuchst sie aufzuwecken, könnte sie im Schlaf denken, dass du sie angreifst!“ „Was sollen wir dann machen?!“ „Abwarten! Vielleicht legt sie sich irgendwo hin. Wir müssen aufpassen, dass ihr nichts passiert.“, versuchte Brigid Dionysos zu beruhigen. Das frustrierte Dionysos aber umso mehr, nichts tun zu können um ihr zu helfen. Nach einer Weile, in der sie Meduna gefolgt sind, knickte sie auf ihre Knie runter ein. „Brix…“, flüsterte sie, ermüdet. „Brix… Brix…“ dann sackte sie auf dem harten Boden zusammen und rührte sich nicht. Die 4 eilten zu ihr. Brigid berührte sacht Medunas Schulter. „Sie ist ganz durchgefroren…“ Sofort beschwor sie auf ihrer Handfläche eine wärmende Flamme herauf. „Schläft sie jetzt?“, fragte Dionysos. „Offenbar…“, stellte Hades fest. „Besser wir bringen sie zurück ins Bett, ehe sie sich was holt.“ Dionysos hob die schlummernde Meduna auf dem Arm und sie gingen zurück zur Schule. Hades ging schon zurück in die Schlafsäle. Immer noch mit Meduna auf dem Arm, wurde Dionysos mit Yui in Begleitung, von Brigid zu Medunas Zimmer geführt. Sie legten sie ins Bett und deckten sie zu. „So… sie wird bestimmt morgen denken, dass sie in ihr Bett zurückgekommen ist.“, sagte Brigid. „Mir schwirren noch ihre letzten Worte durch den Kopf… Bix… äh… Britz…“ „Brix…“, korrigierte Brigid Yui. „Ich weiß was es ist. Ein männlicher Name…“ „Ein männlicher Name?“ Brigid nickte. „Also hat das alles mit einen Typen namens Brix zu tun. Wenn es aber nicht sein Geist ist, was dann?“ Dionysos hörte den Mädchen nicht zu. Zärtlich streichelte er Medunas Wange, während er ihre Züge betrachtete. „Was ist es nur was dir keine Ruhe gibt, meine geliebte Meduna…“ „Ihr habt‘s geschafft?!“ Morrigain trat grade ein. „Ja, Meduna ist wieder in ihrem Bett.“ „Gut, dann hat mein Ablenkungsmanöver geklappt.“ „Morrigain! Hast du etwa Thoth-sensei…?“ „Nein, Brigid. Ich sah grade wie ihr aus dem Wald zurückkamt, aber Thoth-sensei machte grade seine Kontrollrunde. War ein kluger Einfall von mir, Loki um eines seiner Knallbonbons zu erleichtern.“ „Wirklich?“ „Ich habe es weit in den Garten der nordischen Götter, am anderen Ende des Hofes geschmissen. Thoth-sensei war dadurch beschäftigt genug gewesen, so dass ihr rein schleichen konntet. Jetzt müsste er wieder in seinem Büro sein. Geht jetzt besser…“ Yui nickte und deutete Dionysos an zu gehen. Er küsste Meduna noch auf die Stirn bevor er auch raus ging. Jetzt war wirklich Nachtruhe an der Akademie. Am darauffolgenden Morgen trafen sich die 7 nach dem Unterricht, um sich zu beraten. „Und du hast wirklich nichts vom Gesang verstanden, Bi-bi?“, fragte Apollon, als Brigid alles erzählte. „Leider nein… Wir keltischen Götter sind zwar weit verbreitet in Europa, aber sehr verschieden. In Gallien, also Medunas Heimat, hat mein Vater Dagda, der König der irischen Götter, keine Macht, trotz dass das auch Gebiet der Kelten ist. Das ist auch ein Grund warum Morrigain und ich kein Gallisch verstehen.“ „Ich glaube ich weiß wer uns helfen könnte, das Lied zu übersetzten.“, erwähnte, die bis dato schweigsame Morrigain. „Wer?“ „Thoth-sensei…“ „Wie? Er?“ „Ihr wisst doch… dass ich und Loki einmal bei ihm, in seinem Büro, nachsitzen mussten.“, begann Morrigain, mit einem feinen Lächeln. „Da habe ich ein paarmal in seine Regale geguckt, aus Neugier. Und es lagen viele Bücher und Schriftrollen drin, in verschiedensten Sprachen. Dreimal dürft ihr raten was ich gefunden habe.“ „Du hast eine Schriftrolle in gallischer Sprache gefunden???!!!“, fragten Brigid und Dionysos wie aus einem Mund. „Es war wie eine Art Wörterbuch, griechisch-gallisch.“ Morrigain feixte zufrieden bis über beide Ohren. „Stimmt…“, murmelte Artemis nachdenklich. „Thoth-sensei ist der Gott der Weisheit und des Wissens. Und da Vater und er sich so gut verstehen, kann er auf jeden Fall griechisch sprechen…“ „Wir müssen das holen!!“, sagte Dionysos fest entschlossen. „Du kannst mitkommen, ich hatte ohnehin vor, ihm einen Besuch abzustatten.“ „Ja, Morrigain! Ich tue alles um Meduna zu helfen.“ „Gut… dann ist es abgemacht. Ich werde Thoth beschäftigen und du holst aus dem Regal die Schriftrolle.“ Dionysos nickte, Hades schüttelte den Kopf, fassungslos wozu sein Neffe bereit war. Aber so einfach nach der Rolle fragen konnten sie auch nicht, Thoth hätte sie nie im Leben rausgerückt. Kapitel 2: Mondschau und Feldfeuer ---------------------------------- Morrigain ging zuerst ins Büro, nachdem sie ihre Haare etwas zurecht gezupft hatte. Dionysos wartete hinter der Tür, auf Morrigains Handzeichen. Mit eleganten Schritten ging sie zu Thoths Schreibtisch, der etwas von dem Regal weg stand, das Morrigain Dionysos angezeigt hatte, wo die Schriftrolle lag. Morrigain musste nur dafür sorgen, dass Thoth nicht hinsah, was sein Schüler da machte. „Hallo, Thoth-sensei… störe ich?“ Der Ibisgott hob den Kopf von seinen Schriften als die Rabengöttin vor seinen Schreibtisch trat. Keck stütze sie ihre Arme auf seinen Tisch und beugte sich leicht nach vorne. „Bean Sí… was kann ich für dich tun?“, fragte er, wenn auch etwas verwirrt. „Es ist wegen meiner Hausaufgaben… Da gibt es eine Sache, die ich nicht ganz verstehe.“ Sie zog ihr Heft und eines ihrer Bücher aus ihrer Tasche und legte diese dem Lehrer vor die Nase. „Lass mal sehen…“ Er rückte sein Monokel zurecht und guckte sich die Sache mal an. Hinter ihrem Rücken wedelte Morrigain auffordern mit ihrer Hand. Das war das vereinbarte Zeichen und Dionysos schlich auf Zehenspitzen rein zum Regal. Sie hörte dann hinter sich leises Rascheln von Pergament. Jetzt war äußerste Vorsicht geboten! Thoth murmelte leise während er die Aufgabe durchlas, dann sah er ihr ins Gesicht. „Es ist eine einfache Aufgabe, da hättest du nicht damit zu mir kommen müssen.“ „Naja… ich dachte Sie wissen mehr über dieses Thema Bescheid. Mein Metier ist ja der Krieg und der Tod, und diese Aufgabe hat nichts mit eine von den beiden zu tun.“ „Aber intelligent genug bist du dafür um das hier selber zu lösen!“, sagte Thoth mit leichter Rage in der Stimme. Morrigain genoss den strengen Ton. Das Rascheln hinter sich hörte sie noch. Such nur weiter, Weinkopf dachte sie sich mit Vorfreude. „Sie finden ich bin intelligent?“, fragte sie, mit schmeichelnden Ton und fixierte ihn mit ihren stahlblauen Augen. Thoth wurde es etwas unheimlich und verstummte zuerst, während er sie auch anstarrte. Dann aber räusperte er sich. „Intelligent genug, um nicht nur an Gemetzel und Kriegsgeschrei interessiert zu sein.“ „Stimmt… seid ich hier bin habe ich sehr viel gelernt. Bestimmt liegt es an meinen Mitschülern… oder vielleicht auch an Ihnen?“ Dionysos verdrehte im Hintergrund die Augen. Ganz sicher war sie nicht wegen ihrer Hausaufgaben hier. Er suchte weiter. „An mir?“, fragte Thoth, etwas unsicher. Morrigain hatte ihn in der Zange und sie lächelte verführerisch. „Wissen Sie… ich bewundere Sie… Einen Mann solcher Intelligenz, habe ich vorher noch nie getroffen.“ Sie näherte ihr Gesicht dem seinem, wie gebannt in seine Augen blickend. Fast berührten sich ihre Nasenspitzen und sie sah wie er errötete. Dann aber wich er etwas zurück. „Morrigain Bean Sí!! Ich bin dein Lehrer! Es ist meine Pflicht dich und die anderen zu unterrichten. So will es Zeus! Aber es ist gut, dass du gelernt hast nicht nur an Krieg zu denken.“ Sie kicherte leise. „Danke…“ Dabei blickte sie, von Thoth unbemerkt, leicht über ihre Schulter. Dionysos stand nicht mehr am Regal. Sie schnappte ihr Buch und Heft. „Tja… Sie haben mir sehr geholfen. Ich gehe jetzt wieder. Einen schönen Tag noch, Thoth…“ Elegant drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Büro, einen verdatterten Thoth zurücklassend. Dionysos wartete draußen auf sie. Er schüttelte nur den Kopf als er sie mit blutroten Wangen raus kommen sah. „Dionysos Thyrsos! Ich stehe für immer in deiner Schuld! Das waren die schönsten Augenblicke in meinem Leben!“ „Meine Güte! Du hättest nicht so heftig mit ihm flirten müssen. Und ich dachte du bist ‘ne Kriegsgöttin.“ „Bin ich ja auch! Naja… mit der Liebe ist es so ähnlich wie im Krieg, da wird auch gekämpft und erobert und… Haaaach…“ Sie erschauderte mit Wonne. „Meine Schwester Athene ist auch Kriegsgöttin und benimmt sich nicht wie du.“ „Sie hat keine Ahnung…“, schmachtete Morrigain knapp. „Egal… ich habe die Schriftrolle!“, sagte Dionysos einfach und zeigte sie. „Gut… beim nächsten Mal wenn Meduna wieder rumwandert, nehmen wir sie mit. Wird aber etwas knifflig sein, alles so schnell zu übersetzten…“ Dionysos grinste aber. Dann antwortete er: „Ich werde mir Notizen machen lassen.“ „Was? Du machst ja nicht mal selbst im Unterricht Notizen! Ich habe oft genug mitgekriegt wie aufmerksam im Unterricht du bist.“ „Überlass das mir. Heute Nacht, kommen wir der Sache näher…“ In der Nacht, schlich sich jemand in die Schlafsäle der japanischen Götter, in Tsukitos Zimmer und rüttelte ihn wach. „He, altes Mondgesicht, wach auf!“ Tsukito drehte sich nur auf den Rücken, immer noch die Augen zu. „Es ist noch kein Vollmond, Ototo…“, brabbelte er vor sich hin. „Ne, ich bin’s! Wach trotzdem auf!!“ Dionysos zog einfach das Kissen unter Tsukitos Kopf weg, wodurch er endgültig erwachte. „Dionysos? Was ist los?“ „Ich will dass du mir was aufschreibst! Du bist ja geübt darin.“ „Ist es wichtig?“, fragte Tsukito, während er sich den Schlaf aus dem Auge rieb. „Für mich auf jeden Fall!“ Tsukito wunderte sich sehr über Dionysos‘ Unruhe. Dieser packte ihn grob am Arm. „Komm jetzt!!“ „Na… Na gut, wenn du mich darum bittest…“ Er holte sein Notizheft und einen Stift und folgte Dionysos. Sein Hase Usamaro war auch erwacht und wollte hinter her. „Du bleibst hier, Usamaro!“, rief Tsukito ihm zu und war schon draußen. Draußen, als die beiden in das Licht des zunehmenden Halbmondes traten, kamen überraschend Morrigain und Artemis den beiden entgegen. „Dee-Dee!! Sag bloß du willst auch Tsuki-Tsuki mit reinziehen?!“ „Was macht ihr hier?!“, fragte Dionysos ohne auf die Frage seiner Schwester zu antworten. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Meduna schon längst im Wald ist. Wenn wir uns nicht beeilen geht sie in Richtung Klippe!“, mahnte Morrigain aufgeregt. „Oh Nein!!“ „Da geht’s tief runter, hat mir Thor-Thor gesagt! Schnell!!!“ Die vier eilten in den Wald, zu einem kleinen Pfad, da trafen sie auf die schlafwandelnde Meduna. Den vieren fiel auf dass ihr Gesicht tränennass war. Sie sang wieder ihr Lied. „Was singt sie da?“, fragte Tsukito. „Eben das sollst du aufschreiben! Wir wollen das übersetzen!“ „Verständlich…“ Tsukito zückte sein Heft und Stift, und begann flink zu schreiben. „Gut so… Und wehe du vergisst ein Wort!“ „Dee-Dee.“, zischte Artemis wütend. Als ob Meduna wusste wohin sie ging, setzte sie ihren Weg fort. Sie erreichten tatsächlich die Klippe, Meduna ging einfach auf den Rand zu. „Oh Nein, Med-Med!! Sie wird noch springen!“ „Wir dürfen sie aber nicht aufwecken, Artemis!“ Morrigain hielt die silberhaarige Mondgöttin zurück. „Am besten wir… DIONYSOS!!!“ Dieser hechtete vor und schlingt seine Arme um Meduna. Sie blieb dadurch stehen, schlief aber immer noch und ihr Gesang verstummte. Alle waren still und blickten auf sie und Dionysos. „Springst du, springe ich hinter her… aber, bitte zwinge mich nicht es zu tun…“, flüsterte er in ihr Ohr. „Egal was dich grade wurmt, ich will dir helfen… lass mich dir helfen, Liebste…“ Meduna reagierte nicht. Morrigain, Artemis und Tsukito sahen wie gebannt auf die beiden. „…Ich liebe dich, Meduna…“, flüsterte er und streichelte sie sacht am Bauch. Sie nahm, wie benommen seine Hand und tat sie weg. Sie ging stumm und immer noch schlafend weiter aber von dem Klippenrand weg. Sie sang nicht mehr, aber Tränen flossen über ihr Gesicht. „Jetzt kehrt sie wohl zurück…“, flüstert Morrigain. Sie folgten ihr. „Brix…“ , flüsterte Meduna. „Bitte vergib mir… vergib mir, ich…“ Und Meduna klappte zusammen. Dionysos fing sie noch. „Was hat sie jetzt gesagt?“, fragte Artemis. „Sie hat um Vergebung gebeten.“, antwortete Tsukito. „Aber warum lächelt sie?“ Keiner wusste warum. Dionysos lächelte aber auch, erleichtert, dass Meduna nichts passiert ist. Rasch brachten sie Meduna zurück und schlüpften rasch in ihre Betten. Am nächsten Morgen fand sich Meduna wieder in ihrem Bett. Sie war erleichtert, es schien als ob sie nachts wieder in ihr Bett gekommen ist. Allgemein fühlte sie sich besser. Im Unterricht wunderte sie sich, dass Morrigain, ganz schläfrig, Thoth nicht mehr so anschmachtete und nicht nur Dionysos ein Nickerchen auf seinem Tisch machte, sondern auch Artemis. Tsukito ließ sich nichts von seiner Müdigkeit anmerken. Nach dem Unterricht ging sie zu Dionysos um ihn zu wecken. „He… wach auf… Dionysos?“ „Wa…! Wie?“ Er guckte ihr direkt ins Gesicht. „Ach, du bist es…“ Sie kicherte verlegen. „Weißt du eigentlich wie niedlich du aussiehst, wenn du schläfst?“ „Ich sehe niedlich aus?“ „Ja… irgendwie… Ich glaube du solltest allgemein früher ins Bett, ist auch gesünder.“ Sie strich kurz mit ihrer Hand über seinen Rücken, sie war warm und weich. Mit einem Lächeln verließ sie das Klassenzimmer. Er sah ihr nur nach. Meduna war fast wieder die alte. Ob sie ahnt was gestern passiert war? „Nein, du Depp!! Es heißt anders!!! Achte auf die Betonung!“, schimpfte Brigid. Sie, Dionysos, Morrigain und Hades saßen zusammen um das Lied mit Thoths Schriftrolle zu übersetzten. „Ach so… jetzt macht es mehr Sinn.“, erwidert der junge Weingott und korrigierte den übersetzten Satz auf seinem Blatt. Brigid klapste ihn hart auf den Kopf. „Du solltest mal weniger Wein saufen, dann klappt‘s mit der Denkleistung besser.“ „Das sagt die Richtige… Wenn es bei uns daheim was zu trinken gab, warst du auch nicht grade zurückhaltend.“, kommentierte Morrigain keck. Brigid ignorierte sie. „So ich bin fertig!“, sagte Dionysos zufrieden. Hades sah sich das Blatt an und las leise vor: „Junger Falke, bei den Feuern fand ich dich, später gab ich dir das Leben und du dein Herz, doch wehe mir, wo bist du hingegangen Wohin wirst du gehen, wo kann ich dich finden, In die Nebel verschwandst du, Am selben Tag wo einst, wir uns fanden. Junger Falke, könntest du bei mir sein, heilen die Wunde, die dein Gehen hinterließ, könntest du nur zurück zu mir, Ewigkeiten würde ich darauf warten…“ „Hmm… Offenbar wurde sie verlassen. Bestimmt von diesem Brix, aber dass sie ihn so hinterher weint…“, murmelte Brigid, als Hades geendet hat. „Vielleicht starb er auch. Das würde das mit den Nebeln erklären.“, fügte Morrigain zu. „Stimmt.“ „Egal ob er sie freiwillig verlassen hat oder starb, Meduna leidet noch unter diesen Verlust und lässt ihr keine Ruhe. Aber warum zeigt sich das jetzt und nicht schon vorher?“, fragte Hades. Dionysos betrachtete die Zeilen nochmal. „ „…Am selben Tag wo einst, wir uns fanden…“ Kann es sein dass es sich bald wieder jährt?“, fragte er dann jetzt. „Natürlich!!!“, rief Morrigain und schlug sich mit der Hand gegen ihre Stirn. „Beltaine!!! „…Bei den Feuern…“ Da muss sie ihn kennen gelernt, aber auch verloren haben!!!“ „Beltaine?“, fragten Hades und sein Neffe wie aus einem Mund. „Ein Fruchtbarkeitsfest was die Menschen im keltischen Reich gefeiert haben. Beltaine wird es bei uns in Irland aber auch Britannien und Schottland genannt. Da werden große Feuer angezündet, gefeiert, Hirschfleisch gegessen, verliebte Paare springen Hand in Hand übers Feuer umso Glück zu bekommen und es wird dann auch… ähh naja…“ Brigids Gesicht wurde etwas rot und Morrigain grinste. „Besonders das große Paar macht es, um das Land mit Fruchtbarkeit zu segnen. Die Menschen glauben dann, dieses Paar sei Cernunnos, Gott der Wälder und Fruchtbarkeit, und seine Gefährtin, die jungfräuliche Jägerin. Cernunnos wurde von allen Menschen im Keltenreich verehrt und trat gerne mal mit Hirschgeweih auf. Manche sagen zu dem Fest Feldfeuer oder „Bel-Feuer“, wegen „bel“ was in unserer Sprache strahlend oder hell heißt.“ „Kommen auch echte Götter zu diesem Fest?“ „Zugegeben… Ab und zu, sind wir doch etwas neugierig und mischen uns unter die Menschen.“, antwortete Morrigain und zuckte mit den Schultern. „Wann ist dieses Fest dieses Jahr?“, fragte Dionysos. „Beim nächsten Vollmond, das ist in knapp zwei Wochen.“, antwortete Brigid. „Da wollte aber Tsukito seine Mondschau feiern.“ „Ich finde da ist die beste Gelegenheit um mit ihr zu reden. Ich werde ihr alles sagen…“, beschloss Dionysos, sein Onkel lächelte verständnisvoll. „Bis dahin sorgen Brigid und ich, dass Meduna nicht rum wandert.“, feixte Morrigain und holte aus ihrer Tasche einen kleinen Dietrich aus Metall. Diesen gab sie Brigid. „Wo hast du den denn her?“, fragte sie. „Loki sollte besser auf seine Tasche aufpassen. Bestimmt hat er diesen gebraucht, um Artemis eine fette Kröte ins Bett zu schmuggeln.“ „Ach so… Und ich soll einen zweiten Dietrich für uns machen, richtig?“, fragte Brigid. Morrigain nickte drauf. „Ihr wollt Meduna einschließen?!“, platzte Dionysos rein. „Nur über Nacht. Bevor sie aufwacht, schließen wir auf.“, entgegnete Morrigain. Dionysos war dann beruhigt. „Dass Loki einen Dietrich hat, habe ich mir schon gedacht.“, meinte Hades nachdenklich. „Apollon hatte ja einmal Juckpulver im Schlafanzug gehabt. Er hat deswegen uns das Bad stundenlang blockiert.“ Dabei grinste er leicht amüsiert. Endlich war Vollmond und auch Mondschau. Dementsprechend waren alle in Kimonos gekleidet, auch die Mädchen die, außer Yui, zum ersten Mal eine japanische Mondschau feierten. Brigid hatte für sich und die anderen Mädchen Haarschmuck aus verschiedenen Metallen hergestellt. Artemis war so lange Kleidung nicht gewohnt. Dauernd zupfte sie an ihrem Kimono rum. „Hmmm… Der Kimono ist echt hübsch, aber er bietet so wenig Bewegungsfreiheit.“ „Also, mit ‘nem Kimono musst du nicht auf die Jagd gehen, Arte-Arte.“, erwiderte Apollon. Morrigain, Yui und Meduna tauchten auf, jetzt waren alle da. „He, Yosei-san, Med-Med, Mo-Mo, ihr sieht toll aus!“, rief Apollon ihnen zu. Morrigain verzog ärgerlich das Gesicht wegen ihres Spitznamens. „Sag mal Ahollon, warum nennst du Morrigain „Pfirsich“?“, fragte Takeru belustigt Apollon. „Was? Pfirsich?“ „Ja, Momo bedeutet auf Japanisch Pfirsich. Findest du sie etwa so süß?“ „Äh, NEIN!!!“, rief Apollon und schüttelte heftig den Kopf. Meduna und Yui kicherten. „Hätte ja sein können, weil so haarig wie ein Pfirsich ist sie nicht.“ „HEY! Totsuka!! Wage es ja nicht mich noch mal so zu beleidigen oder ich lasse dich vierteilen und verfüttere dich an meine Raben!“ „Ist schon okay, Pfirsich…“, erwidert Takeru vorwitzig. „Na warte!!“ Morrigain jagte ihm hinter her, während er lachend davon lief. „Das habe ich nicht gewusst, ganz ehrlich…“, murmelt Apollon leise und peinlich berührt. Auch Artemis kichert deswegen. „Tolle Aktion, Ahollon!“, feixte Loki und schlug Apollon lachend auf die Schulter. „Ihr sollt mich nicht so nennen!“, quengelte der Sonnengott beleidigt. „Ahollon.“, äffte Artemis Loki nach und lachte auch. Loki gab ihr ein High-Five dafür. „Arte-Arte, du auch?! Meine eigene Schwester!!!“ Das Lachen wurde größer. „Naja, für Morrigain ist es besser ein Pfirsich zu sein als eine Stinkmorchel.“, gluckst Meduna und, Yui und Brigid nickten zustimmend. „Hallo Meduna…“ Dionysos trat auf die Mädchen zu. Meduna verstummte sofort und senkte den Blick. „Hallo…“ „Du siehst echt schön aus heute.“ Er lächelte freundlich. Meduna wurde scharlachrot und sah ihn nicht an. „Danke…“, sagte sie kurz angebunden. Brigid und Yui sahen sie mitleidsvoll an. Die Mondschau ging weiter, mit dem Unterschied, dass alle nicht japanischen Jungs peinlich genau die verdächtig grünen Sojaklöße mieden, um ja nicht das scharfe Wasabi abzubekommen. Brigid war etwas mutiger und versuchte zumindest eins, was sie aber vertrug. Die Stimmung wurde lockerer, aber nicht wegen des angebotenen Sake. Dionysos hatte ein wenig gewartet, bis er dann zu Meduna ging und sie ansprach. „He… ähm… könnte ich mit dir sprechen? Unter vier Augen?“ Meduna war überrascht und zögert zuerst. „Ähm… O…okay…“ Sie folgte ihm, etwas abseits von den Anderen. Sie fragte sich was Dionysos vorhatte. „Was wolltest du sagen?“, fragte sie dann. „Zuerst muss ich dir beichten, dass ich weiß, dass du schlafwandelst…“ Meduna erschrak. „WAS?! Aber dein Onkel hat mir versprochen, dass er nichts…“ „Apollon und ich haben ihn belauscht. Er hat uns nichts verraten. Tja, und ehrlich gesagt… Wir haben uns Sorgen gemacht und sind dir nachts hinterher geschlichen.“ „Ihr seid mir hinter her geschlichen??!!!“ „Ich kann verstehen, wenn du sauer bist, tut mir Leid…“ Dionysos griff sacht nach ihrer Hand. „Ich tat es aber auch, weil ich dir helfen wollte.“ Sie starrte ihn an. „Dir ist was Schlimmes zugestoßen, das verrät auch dein Lied, das du im Schlaf singst…“ „Ich habe im Schlaf gesungen?“, fragte Meduna irritiert. Dionysos nickte. „Wir haben etwas Hilfe gebraucht, aber wir konnten ungefähr herausfinden was dein Lied bedeutet. Du hast wohl jemanden verloren, den du wohl sehr geliebt hattest.“ Medunas Augen füllten sich mit Tränen und sie entzog ihm, mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck, ihre Hand. „Ich wollte dir nicht wehtun, aber ich konnte auch nicht mit ansehen wie du dich gequält hast. Ich liebe dich und ich wollte dir nur helfen!“ „Du kannst nichts dafür… Es… es tut nur jedes Jahr um diese Zeit immer so weh… es ist zwar über 2000 Jahre her aber…“ Dionysos nahm sie ihn den Arm um sie zu trösten. Meduna ließ es zu. „Damals… es war beim Fest der Feldfeuer, wie heute… Da habe ich ihn zum ersten Mal gesehen… Brix, ein Krieger aus einem nahegelegenen Dorf… Zuerst hatte ich mich vor ihm versteckt als er mich sah, später fand ich ihm verletzt im Wald, er war jagen gewesen… Ich heilte seine Wunden und da haben wir uns ineinander verliebt… Ich habe noch heute seine dunklen Augen vor mir… Falkenaugen, deshalb nannte ich ihn „Junger Falke“… Wir waren so glücklich… wir… wir wollten sogar heiraten… Ich hätte für ihn meine Göttlichkeit aufgegeben um als Mensch mit ihm zu leben, aber dann… Ein Jahr später…“ Sie schluchzte laut und Dionysos streichelte ihr honigblondes Haar. „Römer… Sie haben unser Land erobert… Er hat… gekämpft… Ich fand ihm auf dem Schlachtfeld, er… Ich konnte nur noch zusehen wie er in meinen Armen starb… Am Tag der Feldfeuer starb er und ich habe ihn nicht retten können!!!“ Sie klagte laut, Dionysos verstand es jetzt voll und ganz. „Es tut mir leid, was dir widerfahren ist. Besonders weil die Römer mich ja auch verehrt hatten…“ „Ich weiß… Ich gebe dir keine Schuld… Du hast sie nicht dazu angestiftet… Aber seit ich dich kenne… Ich fühle mich schuldig, wenn ich dich sehe…“ „Warum?“ „Nun ja, du bist immer nett zu mir und ich kann mich mit dir unterhalten und…“ Sie seufzte verzweifelt. „Ich fühle mich als ob ich Brix un…“ Dionysos küsste sie sacht auf ihre Lippen. Sie beruhigte sich etwas. „…als ob du ihm untreu wärst, wolltest du sagen?“ Meduna nickte. „Ich kann dich verstehen. Weißt du… Ich war mal verheiratet gewesen.“ Meduna starrte ihn an. „Wirklich?“ „Ariadne war ihr Name gewesen. Sie wollte ihrem Liebsten in seine Heimat folgen, aber er hatte sie eiskalt bei einem Zwischenstopp seiner Heimreise auf einer Insel ausgesetzt. Ich hatte sie am Strand gefunden und sie getröstet. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Wir haben auch recht bald geheiratet und Vater hatte ihr Göttlichkeit verliehen, aber ich merkte rasch, dass sie nicht wirklich glücklich war mit mir. Sie war freundlich und gut zu mir aber offenbar liebte sie den Typen von damals immer noch, trotz dass er sie ausgesetzt hatte. Und dann als er starb, nahm sie sich das Leben.“ Meduna war erschüttert als sie das hörte. „Ich hatte mich damals auch so gefühlt, als ob ich nie wieder etwas für jemanden empfinden könnte. Aber die Tatsache, dass Ariadne, trotz ihrer Liebe zu den Anderen, mich nicht betrogen hatte und sie jetzt mit ihm in der Unterwelt zusammen ist und vielleicht jetzt glücklich ist, tröstet mich.“ Er lächelte leicht, wenn aber auch betrübt. „Du denkst oft an sie, oder?“ „Naja, sie war meine Frau und meine erste große Liebe, sowas vergisst man nicht einfach.“ „Aber du liebst jetzt mich, oder?“, fragte Meduna unsicher. Dionysos streichelte ihr über die Wange. „Ja… da kannst du dir ganz sicher sein…“ Jetzt lächelte auch Meduna. Sie wollte noch was sagen, aber ihr fiel nicht ein was, so küsste sie Dionysos einfach nur. Erst fühlte sie sich wieder etwas schuldig, dachte sich aber, dass Brix bestimmt nicht gewollt hätte, dass sie unglücklich ist. Jetzt ist sie glücklich und das liegt an Dionysos. Er erwiderte ihre Umarmung, während er ihren Kuss genoss. Sie ist wahrhaftig eine große Heilerin, er hatte auch durch sie seine Schmerzen vergessen. Als sie ihn los ließ, fasste sie seine Hand. „Wollen wir vielleicht etwas gehen?“, fragte Meduna leise. „Warum nicht?“ Sie gingen, weg von den anderen, ein wenig über das Schulgelände. Nur der Mond beleuchtete alles. In einem kleinen Weidenhain, ließen sich die beiden etwas später nieder. Sie saßen neben einander, hielten sich an den Händen und sahen sich liebevoll an. Die beiden schwiegen einfach nur für eine ganze Weile. Worte waren auch grade überflüssig. Dionysos nahm sie in den Arm und streichelte ihren Rücken. „Bestimmt, suchen die anderen nach uns.“, kicherte Meduna. „Sollen sie doch suchen…“ „Onkel Hades würde bestimmt nach mir suchen.“, lachte Dionysos. Meduna blickte Dionysos glühend an, während ihre Hand in seinen Kimono-Kragen glitt. „Hat dein Onkel etwa Bedenken, dass du irgendwas anstellst?“ „Ihm kann es eigentlich egal sein. Ich bin ja nur sein Neffe und nicht sein Sohn.“ Er spürte ihre warmen Finger auf seiner Haut. Ein wenig nervös sah sie ihn an. „Meduna…?“ Mehr brachte er nicht raus. Ihr Blick und ihre Berührungen betäubten seine Zunge. Sie verstand aber was er fragen wollte. „Heute Nacht ist das Fest der Feldfeuer, da geschehen viele Dinge… Ich hatte zwar noch nie…aber,… ich vertraue dir.“ Er lächelte sie an und löste den Obi ihres Kimonos. Sie küsste dabei sacht den Vagusnerv an seinem Hals, wobei er erschauderte. Ihr Haar roch schwer nach Mädesüß und ihre Haut fühlte sich warm und geschmeidig an. Meduna löste nun seinen Obi und legte sich nackt auf ihren ausgebreiteten Kimono. Schwer atmend beugte sich Dionysos über sie, ebenso nackt. Mit beiden Händen fasste sie seinen Kopf und zog sein Gesicht zu ihrer Brust, die er sacht küsste. „Ich habe gehört, dass bei eurem Fest der Gott der Fruchtbarkeit geehrt wird, stimmt’s?“, fragte Dionysos als er sich von ihr löste. „Ja… Ein Priester, der seine Rolle als „Hirschkönig“ übernimmt, vollzieht mit einer Priesterin „die große Vereinigung“… Ich will dich heute Nacht als meinen Hirschkönig…“ Er legte die Arme um sie. „Solange ich kein Geweih dabei tragen muss, bin ich das gerne…“ Kichernd schüttelte sie leicht den Kopf, bevor Dionysos sie wieder küsste. Während er süßen Blütennektar auf ihren Lippen schmeckte, gab sich Meduna ihm völlig hin. Natürlich suchten die Anderen nach den Verliebten. Die halbe Nacht suchten sie, bis der Mond zu sinken begann, da gaben sie ermüdet auf. Erst im Morgengrauen fanden Apollon, Artemis und Hades die beiden im Weidenhain, eng umschlungen, schlafend mit einem Lächeln im Gesicht und nur mit ihren Kimonos bedeckt. Da brauchte niemand zu fragen, was die beiden letzte Nacht gemacht haben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)