Im Meer der Erinnerungen von YukimuraRuki ================================================================================ Kapitel 8: Ein Besuch in der Digiwelt ------------------------------------- Die frühe Septembersonne schien noch wie ein grelles Feuerrad an diesem Abend. Das Nachleuchten der untergehenden Sonne zeichnete sich in einem strahlenden Magenta an den zahlreichen Gebäuden ab, welche sich futuristisch in den Himmel erstreckten. Auf dem Dach des Schulgebäudes hatte sich eine einzelne Person verirrt, dessen schwarz- und blondes Haar rhythmisch mit dem Wind tanzte. Dieser Junge hätte in seiner Erscheinung nicht auffälliger sein können, denn die meisten Schüler in seinem Alter bemühten sich darum, nicht aus der Menge hervorzustechen. Dies galt nun allem Anschein nach nicht für Nagisa Kuranosuke, welcher nicht nur durch die sein Erscheinungsbild unter einer ganzen Menge Individuen wiederzuerkennen war, sondern auch durch seine kleine Begleitung, die ihm stets folgte. Tinkermon, das kleine feengleiche Digimon schwebte um seinen Kopf herum. „Kuranosuke“, drängte sie in einem leicht quengelnden Ton, „Wir müssen doch irgendwo unterkommen.“ Der Junge aber sah seinen Partner nicht an, sondern sah nur auf die fußballspielenden Schüler dieser Grundschule herab. Sein nachdenkliches Gesicht wirkte ernst. Als ob er den Kommentar des kleinen Digimon nicht mitbekommen hatte, stellte er Tinkermon eine ganz andere Frage. „Sag, habe ich denn jetzt eine Seele?“ Tinkermon blinzelte ihn kurz an. „Was redest du denn da, Kuranosuke-chan. Jeder Mensch und jedes Digimon hat doch eine Seele?“ Das kleine Digimon lächelte breit um ihn etwas aufzuheitern. „Du bist doch ein Digimon“, merkte er an, „Wenn ich mich richtig erinnere, dann bestehen alle Digimon aus einem Satz von Daten. Manche aus mehr und manche aus weniger Daten und ihr Aussehen und durch die Kodierung bestimmt. Durch den Typus erhalten Digimon ihre primären Charaktereigenschaften. Bei den Menschen heißt es doch, dass die Persönlichkeit durch die Seele zum Vorschein kommt. Heißt es dann nicht auch, dass es unter den Digimon nur drei Seelen existieren? Datei, Serum und Virus? Auch, wenn sie sich in dieser Welt materialisieren können und eine physische Gestalt erhalten, wie können sie dann eine Seele besitzen?“ „Wie bitte?“, Tinkermon blies ihre kleinen Wangen empört mit Luft auf, „Das ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe. Hast du denn vergessen, dass ich auch ein Virustyp bin? Habe ich dich jemals gefressen?“ Kuranosuke lachte leise vor sich hin. Wahrscheinlich waren er und Tinkermon nur ein einziges Mal aneinander geraten und zwar in dem Moment, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren und er kaum glauben konnte, wie ein so kleines Digimon jemanden herumkommandieren wollte, der mindestens zehnmal größer war als sie. „Ich frage mich woran du gerade denkst“, murmelte sie noch immer ein wenig beleidigt, „Was nun aber wichtiger ist, Kuranosuke-chan. Wo sollen wir eigentlich wohnen? Wir können nicht einfach auf der Straße schlafen.“ „Wieso nicht?“ Der Junge bedachte die kleine Fee mit einer Miene aus der Verwirrung sprach. „Ach Mensch, Kuranosuke-chan, jetzt tu doch nicht so, als hättest du gar keine Ahnung. Du müsstest doch am besten wissen, dass die Leute sofort die Polizei benachrichtigen würden, wenn sie einen kleinen Jungen auf der Straße übernachten sehen…“, nörgelte Tinkermon während sie mit ihrem Stab hantierte. „Hm.“ „Was ist das für eine Antwort?“, beschwerte sich das Digimon, „Hör mal, Kuranosuke, wir können nicht mal in irgendein Hotel gehen, weil dich niemand begleitet, der aussieht wie deine Eltern und Geld haben wir auch keines.“ Kuranosuke seufzte leicht aus. Es stimmte, als Kind war man an viel mehr Gesetze und Regeln gebunden als ein Erwachsener. Er konnte sich nicht einmal frei bewegen, so wie er es gern wollte. „Oh Mann! In der Digiwelt hatten wir nie solche Probleme!“, fluchte er und trat mit dem Fuß nach dem Maschendrahtzaun, welcher verhindern sollte, dass Schüler entweder freiwillig vom Dach des Schulgebäudes sprangen oder aber versehentlich nicht den Halt verloren und hinunterfielen. Tinkermon hingegen kicherte belustigt. „Habe ich es dir nicht gesagt? In dieser Welt ist niemand frei, nicht mal die Kinder. Deshalb möchte auch jeder in die Digiwelt. Die Frage ist nur, was wir nun tun sollen…“ „Wir machen es so, wie du es vorgeschlagen hast bevor wir nach Tokio gekommen sind“, meinte Kuranosuke schließlich, „Das ist wohl die beste Lösung…“ „Hab ich es dir nicht von Anfang an gesagt?“ Freilich hatte Tinkermon ihm die Weissagung gemacht, dass sie sich gemeinsam nur fortbewegen konnten, wenn Kuranosuke mindestens achtzehn, wenn nicht sogar erst zwanzig Jahre alt war oder einen Erziehungsberechtigten mitbrachte. Nun da er sich dazu entschieden hatte in Tokio zu leben, musste er wohl auch mit diesem kleinen Nachteil leben müssen. So beschlossen Tinkermon und ihr Partner den vor langer Zeit geschmiedeten Plan in die Tat umzusetzen und das am besten umgehend, denn bald musste ihr irdisches Leben richtig beginnen. Ganz in der Nähe, jedoch in einem völlig anderen Wohnhaus auf Odaiba, saßen drei Schüler zusammen und unterhielten sich aufgeregt miteinander. Dennoch gaben sie sich große Mühe, damit die Erwachsenen dieses Hauses nicht viel von ihrer Heimlichtuerei mitbekamen. Das Feuerwerk war nun einen Tag her und die Schule sollte am Montag wieder beginnen. Aus diesem Grund hatte Ken sowohl Hikari als auch Daisuke zu sich nach Hause eingeladen, in der Hoffnung mit ihnen über die Merkwürdigkeiten der letzten Wochen zu reden. Seine Mutter freute sich ebenfalls altbekannte Gesichter wiederzusehen und reichte ihnen eisgekühlte Fruchtsäfte und ein paar selbstgemachte Onigiri zum Essen. Ken hatte die beiden unter dem Vorwand eingeladen, sich zusammen auf das neue Schultrimester vorzubereiten. Frau Ichijouji hinterfragte es nicht weiter, obwohl die drei auf verschiedene Schulen gingen. Alle drei hatten es sich in dem kleinen Zimmer des Dunkelhaarigen gemütlich gemacht, nachdem Ken ein paar Sitzkissen geholt hatte um damit eine angenehmere Atmosphäre zu erzeugen. Sein Zimmer war nach wie vor mit einem Holzboden ausgestattet und auch sonst eher karg ausgestattet. Hikari hatte ihre Knie dichter an den Körper gezogen und ließ ihr Kinn darauf ruhen, während sie geduldig Daisukes Beschwerde mitanhörte. „Ich verstehe dich wirklich nicht, Hikari-chan, du hättest uns schon längst von diesen Nachrichten und allem erzählen müssen. Wir sind doch immerhin Freunde und ein Team.“ „Ich weiß, aber ich wollte nicht, dass sich alle auch noch Sorgen um mich machen müssen. Außerdem haben wir jetzt auch andere Probleme am Hals, Daisuke-kun“, meinte sie in einem verteidigenden Ton. „Du hast ja Recht, vor allem bei diesem merkwürdigen Kerl, diesem Nagisa. Warte Mal… was ist, wenn dieser Nagisa dir diese Nachrichten geschrieben hat und sich jetzt in unser Team schleicht!?“, schimpfte Daisuke noch immer mit verschränkten Armen. Als wären Ken und Hikari gerade von einem Blitz getroffen, schnappten sie hörbar nach Luft. Erschrocken wechselten sie kurz ein paar Blicke miteinander. Es war Ken, der nach einer kurzen Stille das Wort ergriff: „Wäre das nicht viel zu umständlich? Wieso sollte man sich bei uns einschleichen, wenn man uns im Augenblick sogar ganz gut angreifen könnte, weil wir unsere Partner in der Digiwelt lassen müssen.“ „Auf der anderen Seite wäre es ein kluger Schachzug“, bemerkte Hikari nachdenklich, „Nun, wenn es um Vamdemon oder BelialVamdemon ging, so hat es stets versucht uns von innenheraus zu zerstören. Das erste Mal, indem es Tailmon versklavte und beim zweiten Mal hat es Oikawa-san dazu benutzt durch Ichijouji-kun Energie zu sammeln… Aber woher können wir so sicher sagen, dass Nagisa-kun nicht zu uns gehört?“ Daisuke verzog noch immer das Gesicht und brachte seine Unzufriedenheit zum Ausdruck: „Na mein schlechtes Bauchgefühl sagt mir, dass das einfach nicht stimmen kann.“ Ken beobachtete seinen besten Freund genau. Ein solcher Kommentar aus Motomiya Daisukes Munde hatte Gewicht. Selbst wenn er meistens nicht für die strategiereichsten Pläne bekannt war, mit einem lag er immer richtig und das war sein Baugefühl. Das Baugefühl, welches ihm vermittelt hatte, dass Ken eigentlich zum Team gehörte und selbst wenn Daisuke nicht immer dieselben Sympathien für alle übrig hatte, so sah er sie doch als Kameraden. „Du hast schon Recht damit, Hikari-san, aber wenn man zwei Mal mit derselben Strategie scheitert, möchte man vielleicht etwas Neues ausprobieren“, meinte Ken und wirkte ebenfalls gedankenversunken, „Wir sollten wachsam sein. Vor allem weil wir wissen, dass Nagisa-kun manche von uns nicht an der Nase herumführen kann, so wie es aussieht. Vielleicht sollten wir das Theater mitspielen.“ „Die Frage ist warum Nagisa-kun nicht an uns herankam. Doch nicht etwa, weil wir nicht bei den anderen waren?“, schlug Hikari vor. „Ach Quatsch, dann wäre Takeru auch nicht betroffen“, meinte Daisuke ein wenig gelangweilt, „Mich würde es interessieren, ob wir unseren Job als Digiritter zur Abwechslung vernünftig erledigen können und endlich wieder in die Digiwelt können. Wir wissen ja gar nicht mehr, wie’s dort aussieht, also wirklich. Wer sagt uns eigentlich, dass es Veemon, Wormmon oder auch Tailmon und Patamon eigentlich gut geht?“ Die beiden anderen nickten zustimmend. Sie alle machten sich seit geraumer Zeit Sorgen um ihre Partner und seitdem sie die Digiwelt nicht mehr nach eigenem Belieben betreten konnten, stieg die Sorge umso mehr. Außerdem sehnte sich wohl jeder von ihnen ins das Land der Freiheit und der Wünsche zurückzukehren. Sie mussten nur noch einen Weg finden wie. „Ich schlage vor, dass wir miteinander im Kontakt bleiben. Sobald uns irgendetwas Verdächtiges an Nagisa-kun oder Tinkermon auffällt, dann sollten wir es uns über das D-Terminal schreiben. Es bringt nicht mal was, Yamato-san oder Taichi-san zu fragen ob sie einen Rat wissen… sie denken schließlich auch, dass Nagisa-kun schon immer ein Teil des Teams war…“, fügte Ken düster hinzu. Hikari und Daisuke nickten zustimmend. Vor allem für Ken schien es wichtig zu sein, über diesen Neuzugang informiert zu sein. Immerhin gingen sie auf verschiedene Schulen und Ken konnte ihn schlecht im Auge behalten. „Stimmt auch…“, stöhnte Daisuke und boxte gegen die Luft. Es war frustrierend über nichts Bescheid zu wissen und dazu gezwungen zu sein mitanzusehen, wie sich ein potentieller Feind einschlich. Zumindest fühlte es sich im Augenblick so an. Plötzlich klopfte es an der Tür und Frau Ichijouji steckte ihren Kopf durch den Spalt, den sie öffnete. „Entschuldigt die Störung, aber es ist schon nach acht Uhr, Kinder. Müsst ihr euren Eltern nicht Bescheid sagen, dass ihr noch bei uns seid?“, fragte sie, „Und ich müsste noch wissen ob ihr zum Essen bleibt.“ Die beiden Gäste fuhren hoch. Die Zeit hatten die beiden total vergessen und bemerkten erst jetzt, dass Dunkelheit weiter zunahm. Daisuke stand sofort auf und schüttelte den Kopf: „Entschuldigen Sie die lange Störung. Ich muss schnell nach Hause, meine Familie hat mir versprochen, dass wir extra Curry Udon zum Abend essen.“ Hikari tat es dem Jungen gleich und verbeugte sich tiefer, als man es von ihr erwartet hätte: „Vielen Dank für die Einladung, ein anderes Mal sicher gern.“ Ken lächelte und erhob sich ebenfalls um seine Freunde zur Tür zu begleiten. „Also Ken, wir hören spätestens Morgen voneinander“, meinte Daisuke und winkte ihm zu. „Ich werde ihn daran erinnern, falls er es vergessen sollte“, Hikari kicherte leise, „Obwohl, wenn es um dich geht, dann vergisst er es garantiert nicht.“ „Trotzdem vielen Dank, Hikari-san. Kommt bitte gut nach Hause“, verabschiedete sich nun auch der Dunkelhaarige und sah den beiden noch nach, bis sie hinter der Fahrstuhltür verschwunden waren. Familie Motomiya war in der Tat nicht begeistert über Daisukes Zuspätkommen. Seine große Schwester Jun verpasste ihm eine sanfte Kopfnuss und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Man ruft doch vorher an, wenn man sich verspätet, Dummkopf“, schimpfte sie. Daisuke verzog seine Gesichtszüge lediglich zu einer beleidigten Schnute. Warum musste seine Schwester auch immer das letzte Wort haben? Doch allein mit Juns Standpauke war es nicht abgetan, Frau Motomiya kam ebenfalls auf ihren Sohn zu und sah ihn mit verwerflichen Blicken zu: „Also wirklich, Daisuke, musst du denn so kurz nachdem dein Vetter zu uns gezogen ist so ein schlechtes Benehmen demonstrieren?“ „Vetter!?“, die Augen des Braunhaarigen waren weit offen vor Verwirrung. „Ja, Dummkopf“, schimpfte Jun erneut, „Sag bloß nicht, dass du das schon wieder vergessen hast…“ Alles was Daisuke darauf antworten konnte war ein Zucken mit den Schultern. Er konnte sich nicht mal daran erinnern eine so breite Verwandtschaft zu haben. Frau Motomiya seufzte tief und in diesem Moment trat der vermeintliche Vetter in den Flur hinaus. Sogleich fiel es Daisuke wie Schuppen von den Augen. Natürlich. „Na-… Nagisa! Was willst du denn hier!?“, entfuhr es ihm empört und mit hastigen Bewegungen zeigte er mit den Finger auf den anderen Jungen. Einen Moment lang wurde es still. Das haselnussfarbene Augenpaar traf das Goldene. Auf dem makellosen Jungengesicht befand sich lediglich ein schiefes, höhnisches Grinsen, so als ob er über etwas triumphieren müsse. Genau dieser Gesichtsausdruck gefiel Daisuke gar nicht. „Was ist denn das für eine Begrüße, Daisuke. Los, wasch dir die Hände, wir essen gleich“, ermahnte Frau Motomiya und entlockte damit ein leichtes Seufzen aus Daisukes Munde. Dennoch ließ er seinen misstrauischen Blick nicht von Kuranosuke ab. Dieser jedoch flüsterte seinem Mitbewohner leise zu: „Ich hoffe wir werden uns gut verstehen, Motomiya-kun. Wir sind schließlich beide Digiritter.“ Der Brünette erwiderte auf diese Aussage ein ärgerliches Knurren, worauf er seiner Familie zum Tisch folgte. Als ob all dies nicht bereits genug Ärger für einen Tag gewesen wäre, musste Daisuke auch noch erfahren, dass er von nun an sein gemütliches und vor allem sehr unaufgeräumtes Zimmer mit seinem neuen Verwandten teilen musste. Auf diese Hiobsbotschaft hin konnte Daisuke nicht anders, als sowohl Hikari als auch Ken umgehend eine E-Mail zu schreiben. Von nun an wurde es mit Sicherheit schwieriger sich frei am Telefon zu unterhalten und es blieb ihnen wohl nur noch geheime Treffen, wenn sie ungestört sein wollten. „Dieser Nagisa schmeckt mir schon jetzt nicht mehr…“, knurrte Daisuke vor sich hin, während er seinen letzten Hausaufgaben noch den finalen Schliff gab um sie am folgenden Tag in der Schule abzugeben, „Fehlt mir nur noch, dass er in meine Klasse kommt, ich glaube dann drehe ich durch…“ Doch mit solchen Gedanken wollte er sich viel lieber erst am darauffolgenden Tage beschäftigen. Einstweilen hatte er genug von all diesen merkwürdigen Geschehnissen. So begann das neue Trimester an der Odaiba Grundschule, an der die Digiritter und der vermeintliche Neuzugang Nagisa Kuranosuke ihren gewöhnlichen Schulalltag wieder aufnahmen. Mit frischer Energie und guter Laune ging auch Takeru jeden Tag zur Schule, denn für ihn hatte sich eigentlich nichts verändert, denn die Erinnerungen an die Digiwelt, war alles was er verloren hatte. Die Gesichter seiner Lehrer und Klassenkameraden waren ihm bekannt. Er kannte sie alle noch ganz genau, bis auf die Digiritter, an die er sich nur grob erinnern konnte. Sogar mit Kuranosuke verstand Takeru sich gut. Der Neuzugang der Digiritter, welcher stets von seinem Partner begleitet wurde, gehörte eher zu den stillen, zurückgezogenen Typen, weshalb er sich wohl besonders gut mit Iori und Takeru verstand. Daisuke hingegen zeigte seine Abneigung gegen diesen Fremden ungeniert und ehrlich. Nachdem auch noch klar wurde, dass Kuranosuke während dieses Semesters auch noch in seine Klasse kam, war sein Alptraum perfekt gewesen. Auch Hikari misstraute dem Fremden, doch vermochte sie es viel besser zu verstecken als Daisuke. Trotzdem saß sie freiwillig neben Kuranosuke, denn dadurch erweckte sie weniger den Eindruck ihn zu durchschauen und konnte auch etwas über ihn lernen. Nach nur wenigen Schulstunden meinte sie erkennen zu können, dass Kuranosuke sich weder Kanji merken konnte, noch sonderlich gut darin war die Lieder auswendig zu lernen. Seine starken Seiten waren der Sportunterricht, denn er erwies sich als äußerst geschickt in jeder Sportart und in Mathematik überragte er jeden in dieser Klasse. Hikari fragte sich insgeheim ob er Mathe besser beherrschte als Ken. So hatte sich nach wenigen Wochen immerhin eine Art Alltag eingependelt. Takeru kam sogar auf die Idee seine Freunde nach dem Unterricht im ADV-Raum zu treffen, in dem sie sich schon immer vor einem Aufbruch in die Digiwelt trafen. Es bedeutete zwar nicht, dass Takeru sich direkt an diese andere Welt erinnerte, aber er folgte einer alten Gewohnheit. Die anderen taten es ihm manchmal gleich, in der Hoffnung, dass sich das Tor zur Digiwelt mittlerweile geöffnet hatte. Nichts dergleichen geschah. Das Tor lieb nach wie vor verschlossen und ließ niemanden passieren. Um Takeru auch garantiert nicht irgendwo allein zu lassen, vor allem aus Angst plötzlich wieder der übernatürlichen Macht eines Digimon zu verfallen, begleiteten Daisuke, Hikari und Iori den Jungen wann immer sie konnten und selbst Miyako, die nun eigentlich eine Mittelschülerin war, ließ sich manchmal in den Pausen blicken. An diesem Tag jedoch kümmerte sich Daisuke allein um Takeru und machte sich mit ihm auf den Weg in den Computerraum. Den ganzen Tag war er schon genervt von Kuranosuke gewesen, der sich hoffentlich bereits auf dem Nachhauseweg befand. Der blonde Junge wandte sich fragend an Daisuke: „Hast du denn heute gar kein Fußballtraining, Daisuke-kun?“ „Nah, heute nicht, es ist Montag. Wir haben montags und freitags kein Training. Aber das kannst du nicht so genau wissen, nehme ich an. Egal also Hikari-chan hat heute Putzdienst und ich glaube Iori hat auch keine Zeit“, berichtete Daisuke, „Sie werden also später dazukommen.“ „Ach so ist! Tut mir leid, dass du jetzt meinen Wachhund spielen musst“, entschuldigte sich Takeru, doch sah Daisuke alles abwinken: „Lass gut sein, Takeru. Du brauchst dich für nichts entschuldigen, ich meine, warum denn ausgerechnet jetzt?“ Der Blonde nickte. Ihm tat es leid, dass er die wenige Freizeit seiner Freunde auch noch beanspruchte. „Ansonsten hätte vielleicht auch Nagisa-kun mit-…“ „Quatsch, warum sollte er denn? Ist doch schon genug, dass ich mein Zimmer mit ihm teilen muss…“, schnauzte Daisuke seinen Freund ein wenig gereizt an. Seine rauen Worte flogen Takeru um die Ohren, aber er beruhigte sich gleich wieder und wandte sich einem der Computer zu. „Hm. Sieht so aus als sei das Tor zur Digiwelt immer noch verschlossen…“ Takeru starrte ebenfalls auf das rote Anzeigebild des Computers und beobachtete wie Daisuke sein D-3 Digivice zückte und seine Stimme ein weiteres Mal erhob: „Tor zur Digiwelt, öffne dich!“ Das kleine Gerät reagierte nur kurz auf die feierlichen Worte des Brünetten, aber am Computer veränderte sich absolut gar nichts. Normalerweise entriegelte sich das Tor sofort auf diesen Ruf hin. Enttäuscht seufzte Daisuke aus. Es war zum verrückt werden, dass sie ihre Freunde nicht besuchen konnten. Er wandte sich anschließend an Takeru: „Versuch du’s mal.“ „Wie? Ist es okay, wenn ich es versuche?“, wollte er verwirrt wissen. Daisuke klopfte ihm ermutigend auf den Rücken. „Na los schon! Glaub bloß nicht, dass das ein Ritual mit hoher Rangordnung ist, oder so was.“ Auf Daisukes belustigtes Lachen hin holte Takeru sein Digivice aus der Hosentasche und streckte seine Hand aus. Es machte den Eindruck als habe es etwas Gewöhnliches, Routiniertes an sich. Obwohl Takeru sich nicht daran erinnern konnte so etwas jemals getan zu haben. Wie Daisuke es zuvor getan hatte, rief er dem Computer dieselben Worte entgegen: „Tor zur Digiwelt, öffne dich!“ Das kleine Gerät tat es dem von Daisuke gleich und reagierte mit leisen, kurz aufeinanderfolgenden Piepsignalen. Aus blieb allerdings das gewünschte Resultat und so hinterließ der Computer zwei ziemlich enttäuschte Jungen. Dann aber ertönte seitens der Maschine ein weiteres Piepen und Daisuke konnte erkennen, dass sich das Tor von OFF auf ON umstellte. Die Augen weit aufgerissen vor Überraschung starrte er auf den Bildschirm hinunter. Es war kaum zu glauben. „D-das Tor ist offen!“ „Daisuke-kun, was tun wir jetzt?“, wollte Takeru ebenso beeindruckt von seinem Freund wissen. Eine Weile standen die beiden mit offenstehendem Mund da, einfach um genau zu begreifen, was sich gerade getan hatte. Sie konnten tatsächlich in die Digiwelt reisen. „Wir gehen natürlich sofort in die Digiwelt. Takeru, willst du nicht auch Patamon wiedersehen?“ „Aber wir sollten den anderen Bescheid sagen, sie wollen sicher-…“ „Wenn wir in der Digiwelt sind, können wir ihnen immer noch eine Nachricht schreiben. Wer weiß wie lange das Tor noch geöffnet bleibt“, erwiderte Daisuke hektisch und schnappte sich Takerus Handgelenk, „Los Digiritter, wir rücken aus!“ Mit diesen Worten und dem Kontakt der beiden D3-Digivices, öffnete sich das Tor und die beiden Kinder wurden regelrecht in die Maschine hineingesogen. Niemand hätte geahnt das eben noch zwei Sechstklässler in diesem Raum gestanden hatten. Eine Tatsache hatten Takeru und Daisuke allerdings nicht bemerkt. Sie waren beobachtet worden. Von zwei Personen, um genau zu sein, Kuranosuke und Tinkermon. Der Junge ließ ein schnalzendes Geräusch mit seiner Zunge verlauten und knurrte ein wenig. Das kleine Digimon bedachte die Szene mit einer bekümmerten Miene. „Was machen wir jetzt, Kuranosuke-chan?“ „Hinterher, was sonst“, entgegnete er, „Wer hätte denn ahnen können, dass Kimeramon dieselben Fähigkeiten hat?“ Tinkermon wirkte jedoch strikt dagegen und wirbelte mit ihrem kleinen, roten Stab: „Auf gar keinen Fall, Kuranosuke, du weißt wie lange es gedauert hat die Phasen wieder aufeinander zu bekommen. Die beiden sind weg, das ist schade und traurig, aber leider nicht zu ändern.“ „Tinkermon, Motomiya-kun und Takeru-kun könnten sonst wo landen, vor allem im Wasser!“, fuhr der Langhaarige die Fee an. Das Digimon zuckte die Achseln: „Gut, gut, zwei Digiritter von wie vielen? Wir werden das auch ohne die-…“ „Werden wir nicht, Tinkermon, das weißt du! Jetzt öffne das Tor zur Digiwelt, oder du kannst was erleben. Dann bin ich nicht mehr so freundlich.“ Das Digimon seufzte schwer und nickte gleich darauf. „Wie du willst. Ich wollte nur dein bestes. Ich kann dir aber für nichts garantieren. Am besten wäre es immer noch, wenn du den beiden nicht folgst sondern den Rest alarmierst. Hattest du nicht mal erwähnt, dass Yagami Taichis WarGreymon und Ishida Yamatos MetallGarurumon zu Omegamon digitieren? Genau solche Kraft brauchen wir hier, einen der Royal Knights und nicht-…“ „Hast du nicht gehört was ich gesagt habe? Die anderen können wir später noch mobilisieren, also los!“ Tinkermon nickte und öffnete das Tor zur Digiwelt ohne irgendwelche Probleme. Aus dem Bildschirm eines zufällig platzierten Fernsehers kam ein langer Lichtstrahl und kurz darauf digitalisierten sich zwei menschliche Gestalten, in einem dichten, dschungelartigen Wald. Palmen standen neben exotischen Riesenblüten und Lianen hingen von den knorrigen Bäumen herab. Der Himmel über ihnen war von regenschwangeren Wolken verschleiert, die jeden Moment zu bersten drohten. Den Jungen war das Wetter in diesem Moment allerdings egal. „Das hier… ist also die Digiwelt…“, murmelte Takeru gleichermaßen beeindruckt wie auch verwirrt, als er seinen Blick über die nähere Umgebung schweifen ließ. „Jepp.“ „Ah… was mir gerade auffällt, Daisuke-kun, du hast dich ja umgezogen!“, bemerkte Takeru noch verwirrter als er ohnehin schon war, denn es erschien sehr unwahrscheinlich, dass sein Freund sich im Cyberspace oder wo auch immer sie sich hier befanden, einfach mal umzog. Vor allem weil die Reise in die Digiwelt wohl weniger als eine Minute dauerte. Daisuke hingegen nickte mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ja, die Kleidung von mir, Iori und Miyako verändert sich in der Digiwelt. Ist doch irgendwie total cool, oder nicht? Nur du und Hikari-chan habt euch nicht verändert.“ „Was ist mit Ichijouji-kun?“, wollte Takeru wissen. „Ah… Ken, der…“, Daisuke dachte kurz an die Zeit zurück, als sie ihm noch als Digimon Kaiser begegnet waren. Er konnte doch jetzt nicht schon mit den einschneidenden Begebenheiten ihrer Zeit beginnen. Wer wusste schon wie Takeru darauf reagierte. Schließlich fuhr Takeru nachdenklich fort: „Wenn ich an Ichijouji-kun denke… dann ist er doch auf dieser Privatgrundschule oder? Das heißt sie müssten dort eine Schuluniform haben, stimmt’s?“ „Ja! Ja genau, eigentlich verändert sich sein Outfit auch nicht weiter“, entgegnete Daisuke sofort. „Wo ist eigentlich dein Digimonpartner?“ „Ah! Ja genau, das sollten wir schnell herausfinden!“, meinte Daisuke und begann nach seinem Freund zu rufen, „Veemon!! Hey, Veemon!! Veemon, wo bist du?!“ Normalerweise waren sie schon immer in der Nähe ihrer Partnerdigimon gelandet, wenn es nötig war und sie nicht genau wussten, wo sie hingehen mussten. Bisher hatte die Digiwelt ihnen den Gefallen immer getan. Wenn Daisuke es sich recht überlegte, dann konnte es vielleicht damit zu tun haben, dass die Digiwelt fest mit den Wünschen der Kinder verbunden war. Wahrscheinlich machte dies den Unterschied aus, so dass sie nie sehr weit voneinander entfernt waren. Tatsächlich begann das Gras zu rascheln und aus einem Dickicht trat ein kleines, blaues Digimon hervor, welches Ähnlichkeit mit einem Drachen hatte aber keine Flügel besaß. „Daisuke!“, rief es erfreut aus. „Veemon!! Mann, ist das lange her, ich hab dich vermisst!“ Daisuke reichte seinem Freund die Hand und zog es dann in seine Arme. „Ging’s dir auch gut, die ganze Zeit über?“ „Na klar! Aber ich habe dich furchtbar vermisst, Dasiuke! Du sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du allein mit Takeru unterwegs bist. Das ist irgendwie ungewöhnlich“, bemerkte Veemon ein wenig nachdenklich, als es den blonden Jungen musterte. Selbst Veemon wusste noch, dass die beiden nicht immer sehr gut miteinander auskamen und eine merkbare Rivalität zwischen ihnen herrschte, obwohl sie gar nicht hätte sein müssen. „Tja, so was kommt wohl vor. Aber sag mal, hast du Patamon irgendwo gesehen?“, erkundigte sich der Brünette, während Takeru daneben stand und gar nicht wusste, was er sagen sollte. Veemon nickte vor Freude ganz aufgeregt. „Patamon? Klar, ich werde nach ihm rufen!“ Gleich nachdem es diese Worte gesagt hatte, rannte es auch schon los um das andere Digimon aufzusuchen. Anscheinend befanden sie sich ganz in der Nähe. Daisuke wandte sich wieder an Takeru nachdem sein Digimonpartner wieder in den dichten Dschungelsträuchern verschwunden war und konnte genau in dessen Miene lesen, dass der Blonde furchtbar verwirrt war. „Es gibt viele verschiedene Digimon, weißt du? Das hast du mir damals erzählt, als ich zum ersten Mal in die Digiwelt gekommen bin. Hikari-chan und du habt mir damals erklärt, dass es sowohl viele niedliche und friedliebende Digimon, aber auch große und gruselige Digimon gibt“, meinte Daisuke und brachte Takeru damit erneut zur großen Verwunderung, „Und danach kam auch schon gleich eine Horde ekelhafter Digimon aus einem Getränkeautomaten.“ „Echt?“ Takeru konnte sich überhaupt nicht mehr an so ein Erlebnis erinnern. Merkwürdig, wenn man bedachte, dass gerade solche Erlebnisse eigentlich einschneidend und erinnerungswürdig sein müssten. Auch wenn Takeru es versuchte, einen solchen Tag gab es in seinem Gedächtnis einfach nicht mehr. In diesem Moment raschelte es erneut gewaltig im Gebüsch und Veemon sprang wieder daraus hervor, dieses Mal mit einem weiteren, kleinen Begleiter. „Takeruuu!“, rief das kleine Digimon unschuldig den beiden Jungen entgegen. Es war wirklich sehr klein und glich einem Meerschweinchen mit großen Feldermausflügeln als Ohren. Die Freude darauf seinen alten Freund wiederzusehen stand dem Digimon ins Gesicht geschrieben. Obwohl auch Takeru lächelte, empfand er nicht dieselbe Wiedersehensfreude wie sein Partner. Dennoch empfing er Patamon mit weit geöffneten Armen, als ob sie es früher schon getan hätten. Vielleicht war doch irgendwo tief in ihm dieses kleine Begrüßungsritual verankert, so dass er ihm mit einem sanften Lächeln sagte: „Komm schon zu mir, Patamon.“ Schließlich gelangte es endlich in die Arme seines Partners, doch sogleich bemerkte das Digimon, dass etwas mit Takeru nicht stimmte. Sie kannten sich eben zu gut, um eine solch verhaltene Reaktion nicht zu bemerken. „Takeru?“, kam es von dem kleinen Wesen. „Was denn?“ „Du bist doch mein Takeru, oder?“, wollte Patamon verunsichert wissen. Takeru sah es ein wenig bekümmert an: „…Patamon, ich…“ „Versteh mich bitte nicht falsch, ich habe nur das Gefühl, dass du nicht der Takeru bist, den ich kenne“, entgegnete das Digimon. Bevor der Blonde selbst etwas sagen konnte, fiel Daisuke ihm ins Wort und erklärte sogleich: „Mach dir keine Sorgen, Patamon. Das ist schon Takeru, aber er hat sein Gedächtnis verloren.“ „Er hat Gedächtnisverlust!?“, brach es schockiert aus Patamon heraus, „Soll das heißen, dass Takeru krank ist? Du wirst doch wieder gesund oder?“ Der blonde sah auf seinen Freund hinab, dabei wirkte er selbst leicht verunsichert aus. Daisuke jedoch nickte ihnen aufmunternd zu. „Ich glaube Daisuke-kun hat ganz Recht. Es wird vielleicht seine Zeit brauchen, aber ich bin mir sicher, ich kann mich dann wieder an alles erinnern!“, meinte er, wobei er jedoch nach wie vor etwas bedrückt wirkte. Die beiden Menschen und ihre Digimonpartner suchten sich gleich ein kleines Plätzchen um etwas Pause zu machen. Sie setzten sich unter einen Baum, der ihnen bei klarem Wetter sicher Schatten gespendet hätte, doch in dieser grauen Trübseligkeit war selbst ihr Wiedersehen überschatten. Während Patamon versuchte Takeru ein wenig über die Digiwelt zu erzählen, so dass er sich ein Bild darüber machen konnte, war Daisuke damit beschäftigt Hikari und den anderen eine E-Mail zu schreiben. „Hm. Das ist echt komisch“, murmelte er seinem D-Terminal entgegen. „Was ist denn los, Daisuke-kun?“, wollte Takeru verwundert wissen. „Ich habe Hikari-chan und den anderen gerade eine E-Mail geschickt, aber die ist zu mir zurückgekommen, sieh doch!“, beschwerte Daisuke sich und hielt seinem Freund das D-Terminal entgegen. Takeru nickte zur bestätigung, dass er die Fehlermeldung sehen konnte. „Dann versuche ich es vorsichtshalber mal.“ Auch Takeru hatte keinen Erfolg bei der Sendung. Daisuke seufzte aus: „Na ja, Iori und Miyako hatten sowieso keine Zeit und ändern können wir im Augenblick auch nichts. Was jetzt wichtiger ist, hast du eigentlich irgendetwas spüren können? Vielleicht eine Erinnerung oder so was.“ Takeru, welcher immer noch Patamon auf seinem Arm sitzen hatte sah sich genau um. Es war eine vollkommen fremde Welt und doch meinte sie schon einmal gesehen zu haben. Vielleicht in einem Bilderbuch für Kinder. Trotzdem konnte er sich nicht sicher sein ob sein Kopf ihm einfach nur einen Streich spielte. „Das hier ist die File Insel“, erklärte Veemon schließlich. „Die File Insel?“, wiederholte Daisuke erstaunt, „Ist das nicht die Insel auf der Taichi-senpai und die anderen zuerst gelandet sind?“ „Ja genau. Hier habe ich Takeru zum ersten Mal getroffen. Damals war ich aber noch Tokomon.“ „Tokomon!?“ „Ja genau. Bevor ich zu Patamon digitiert bin, war ich auf dem Ausbildungslevel“, erklärte Patamon geduldig. Es hatte auch für die Digiritter eine Weile gebraucht bevor sie die Entwicklungen der Digimon richtig verstanden hatten. Daisuke dachte kurz nach. Wenn sie schon mal in der Digiwelt waren, an dem Ort den Takeru zu allererst betreten hatte, dann musste es doch auch möglich sein ein paar seiner Erinnerungen wieder wachzurufen. „Ich hab `ne Idee! Lasst uns doch einfach mal zur Stadt des Ewigen Anfangs gehen“, schlug Daisuke vor. „Zur Stadt des Ewigen Anfangs?“, wiederholte Takeru verwirrt über den äußerst ungewöhnlichen Namen. „Na, habt ihr dort nicht auch ein Abenteuer erlebt, du und Takeru? Vielleicht erinnert er sich an etwas, wenn wir dorthin gehen“, meinte Daisuke und Patamon entfernte sich aus den Armen seines Partners und lächelte. „Kommt mir nach“, forderte es und flog mit seinen kleinen Flügeln voraus. Die beiden Digiritter und ihre Partner hatten nicht bemerkt, dass sie beobachtet wurden. Wie schon zuvor ruhten die Augen Kuranosukes und Tinkermons auf ihren Kameraden. Tinkermon schlug sich die Handfläche an die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. „Diese Digimon sind so damit beschäftigt die Erinnerung dieses Lausbuben zurückzukriegen, dass sie gar nicht daran denken über das wirklich Wichtige zu sprechen“, sagte sie enttäuscht, „Und jetzt bringen sie ihn auch noch zur Stadt des Ewigen Anfangs. Wie blöd muss man sein?“ „Die Kinder sind eben noch Kinder, Tinkermon. Man überlegt nicht lange, schon gar nicht, wenn man seinen Freunden helfen will. Es wäre mir im Grunde auch hundertmal lieber gewesen, wenn wir Yagami und Ishida kontaktiert hätten, aber dann hätten wir Motomiya und Takeru alleine gehen lassen müssen… Du siehst ja, sie sind alle ungestüm. Sie merken nicht einmal, wenn die Macht der Dunkelheit ihr Herz ergreift“, erwiderte Kuranosuke mit einem leisen Knurren. „Hey, aber dieser Daisuke hat sich ganz schön gemausert. Die Macht der Dunkelheit war schon weit gekommen. Er hätte sich fast nicht mehr erinnert, dass er mal mit Takeru befreundet war…“, meinte Tinkermon mit einem belustigten Kichern, „Nun ja. Wir haben uns zu viel Zeit gelassen um das Tor zur Digiwelt zu öffnen. Jetzt müssen wir damit leben, dass alles ein bisschen schneller vorangeht, als wir eigentlich geplant haben.“ „Sei es wie es sei, wir müssen diese Verlierer im Auge behalten“, murmelte Kuranosuke und machte sich mit Tinkermon auf leichten Sohlen hinter den anderen her. Sie folgten den Jugendlichen durch den teilweise dichten Dschungel und bereits in der Lage die vier zu hören. Es schien ihnen Spaß zu machen in der Stadt des Ewigen Anfangs zu spielen. So wie es wohl jedem Digimon, welches auf natürliche Weise in die Digiwelt gelangte, eine riesen Freude bereitete, wenn man frei und unbeschwert spielen konnte. Einen Moment später jedoch brach ein lautes Getöse aus. Tinkermon tauschte sofort ein paar vielsagende Blicke mit Kuranosuke aus und beeilte sich. „Sie kämpfen schon!“, meinte das Digimon. Der Junge biss sich hart auf die Unterlippe. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt, aber was gingen diese Dummköpfe allein in die Digiwelt? Ohne ihre Freunde zu benachrichtigen oder einen Plan zu schmieden. Wussten sie denn nicht, dass die Digiwelt noch gefährlicher war, als sie zu den Zeiten der ersten Digiritter überhaupt schon geworden war? Aus der Ferne hörten sie Veemon und Patamon, welche vergeblich versuchten, auf das Championlevel zu digitieren. Kuranosuke und Tinkermon kamen zum Stehen um einen Eindruck des ganzen Ausmaßes der Gesamtsituation zu bekommen. Eine Gruppe Phantomon hatte sich auf die Digiritter gestürzt und machte auch keinen Halt vor den friedlich schlummernden DigiEiern und der winzigen Schützlinge. Sie hatten sich an Takeru festgeklammert, der sich wild und in panikversetzt gegen sie wehrte. So gut es eben ging. Dabei riefen sowohl Veemon als auch Patamon um die Kraft zu digitieren. „Törichte Kinder, normale Digitationen bringen hier nichts. Die wurden von ihm verhindert. Wie damals“, zischte Tinkermon und bildete mit ihren kleinen Händen eine Energiekugel. „Tinkermon, du wirst es nicht benutzen, wenn es nicht sein muss!“, ermahnte Kuranosuke unter zusammengebissenen Zähnen. Das kleine Digimon zwinkerte ihm zu. „Keine Sorge, Kuranosuke-chan, die Trumphkarte spiele ich vielleicht bei einem Dämonenlord höchstpersönlich aus. Ich bin doch nicht umsonst so stark wie zwei Championleveldigimon!“ Der Langhaarige Junge rollte ein wenig mit den Augen und beobachtete wie Tinkermon ihren Angriff nun endlich ausführte. „Alptraum-Pandemie!“, rief es und der Energiestrahl traf mitten in die Gruppe Phantomon. Daisuke, Veemon und Patamon fühlten sich wie paralysiert, da sie mit Hilfe nicht gerechnet hatten. Ihre Augen waren weit vor Überraschung als sie Tinkermon sahen, die sich eifrig ins Gefecht stürzte. „Tinkermon!?“, kam es von Daisuke. „Tut mir leid, dass wir so spät sind. Niemand konnte wissen, dass er so verrückt seid und einfach ins Netz der Spinne geht“, rief die kleine Fee ihnen zu. Die Phantomon verhielten sich eigenartig. Alles was diese Digimon zu interessieren schien, war Takeru, denn bis auf die Abwehr der Attacken des kleinen Digimon, taten sie nichts um sich zu verteidigen. „Veemon, Patamon ihr müsst weiter versuchen zu digitieren!“, drängte Daisuke. „Nicht auf’s Championlevel. Die Sperre wurde wiederhergestellt, falls du verstehst. Du musst wohl eine andere Form der Digitation wählen müssen.“ „Andere…!?“, Daisuke legte seine Hand an das D-Terminal, in welchem er seine DigiArmoreier gespeichert hatte, „DigiArmorei des Mutes erstrahle!“ Ein gleißender Lichtstrahl ging vom D-Terminal aus und wurde an das D-3 Digivice des Jungen weitergeleitet. Schließlich erfasste eine Lichtsäule das kleine, blaue Drachendigimon und goldene Funken wurden versprüht. „Veemon, Armordigitation zuuu Flamedramon!“, hallte in der Umgebung wider, wobei des Echo bis zum Berg der Unendlichkeit schallte. Ein kriegerhaftes Digimon stand nun in der Runde, nun viel größer gewachsen, als das kleine Veemon, machte sich kampfbereit. Ein Blick auf die Phantomon verriet ihm, dass Takeru mittlerweile sein Bewusstsein verloren hatte und die Ultraleveldigimon einen Plan verfolgten, denn sie nickten sich sachte zu. „Du musst gut auf Takeru aufpassen, Flamedramon, sonst tust du ihm noch weh!“, meinte Daisuke aufgebracht. „Keine Sorge, ich werde ihm kein Haa-…“ Ein heftiger Regen setzte ein. Ein Wolkenbruch, den man schon lange nicht mehr in der Digiwelt erlebt hatte. Eines der Phantomon, vermutlich dessen Anführer, denn es war etwas größer gewachsen als die andere, versprühte im selben Moment ein leicht lilafarbenes Gas in der Gegend, welches sich dampfend um Tinkermon, Flamedramon, Patamon und Takeru legte. Wenige Sekunden später fielen sie ohne Bewusstsein zu Boden. Flamedramon digitierte zu Chibimon zurück und Tinkermon nahm die Gestalt eines kleinen Yokomon an. Kuranosuke, der sich ganz in der Nähe befand bekam einen Hustenanfall durch das wenige Gas, welches auch er einatmen musste, so dass er ebenso machtlos gegen das Verschwinden der Phantomon war als auch die anderen. Takeru war mit den dunklen Digimon, in den Untiefen der digitalen Welt, verschwunden. Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)