Ein Jahr für die Ewigkeit von _Yuna ================================================================================ Kapitel 6: Untitled ------------------- Meine Augen wanderten an der wundervollen Gestalt rauf und runter. Aoi lag neben mir und sah an die Decke. In diesem Moment wurde mir bewusst, was gerade passiert war. Ich hatte Sex mit dem wunderschönsten Mann, der mir je begegnet war. Und nach diesem Ereignis verblasste alles andere, was ich bisher hier in Japan erlebt hatte. All die Unterrichtsstunden, bei denen ich mit den Schülern gelacht und herumgealbert hatte. All die wunderschönen Stunden, die ich mit Aiko verbracht hatte. Die Sonnenstrahlen, die hier deutlich kräftiger und wärmender waren als in Deutschland. All das, war plötzlich nicht mehr so wichtig. „Du bist mir vom ersten Moment in der Ausstellung aufgefallen.“ Aoi drehte seinen Kopf in meine Richtung. „Ich habe dich die ganze Zeit beobachtet, wie du lächelnd durch die Ausstellung gegangen bist. Ich wollte dich viel früher ansprechen, doch habe mich nicht getraut.“ Ich lauschte seinen wundervollen Worten und konnte nicht fassen, dass er mich meinte. Dann stützt er sich auf seine Ellenbogen und sah mich ernster an. „Ich weiß, ich wollte dir Zeit geben aber ich glaube, das kann ich nicht. Ich möchte jede Sekunde mit dir verbringen, die uns bleibt.“ Vor meinem inneren Auge sah ich den Kalender und bemerkte, dass ich nur noch einen Monat in Japan sein werde. Wie würde es sein, wieder zurück in Deutschland zu sein? Konnte ich einfach so einen Cut machen? „Das möchte ich auch. Nur was soll ich tun? Alle wissen jetzt von uns und werden mich darauf ansprechen. Was soll ich sagen?“ Die Verzweiflung war mir quasi ins Gesicht geschrieben. „Kündige.“ „WAS?“ Ich richtete meinen Oberkörper auf. „Ja, kündige deinen Job und komm mit zu mir. Leb bei mir bis du wieder zurück in deine Heimat musst.“ Wenn er von dem Wort ´Heimat´ sprach merkte ich einen Stich in meinem Herzen. Doch davon ließ ich mir nichts anmerken. Noch war es nicht so weit. „Ich kann nicht einfach kündigen. Ich werde hier gebraucht. Die Prüfungen stehen an.“ „Dann schreib die Prüfungen und geb sie einem Kollegen. Ich möchte dich unbedingt um mich haben.“ Aoi sah mich fast flehend an. Ich wollte widerstehen. Mein Kopf sagte mir, dass es besser sei Verantwortung für meine Klasse zu übernehmen. Doch mein Herz riet mir dazu die Zeit mit Aoi zu genießen, die uns blieb. Ich kam ihm näher und küsste ihn. Es kribbelte in meinem Bauch. „Ich werde es regeln.“ ____ „Komm rein, Leni.“, begrüßte mich die Direktorin, Akari, als ich an ihrer Tür klopfte. An ihrem Blick konnte man erkennen, dass auch sie Zeitung laß. Sie betrachtete mich kritisch. Doch ich versuchte krampfhaft mich nicht davon einschüchtern zu lassen. Bei autoritären Personen wurde ich immer nervös. „Du wolltest mit mir sprechen?“, fragte sie und zeigte auf den Stuhl gleich gegenüber von ihrem. „Ja.“ Ich atmete tief durch. „Sie wissen sicher schon bescheid.“ „Das weiß ich und die Schüler auch.“ „Na super.“ Ich wollte im Erdboden versinken und auf der anderen Seite der Welt wieder auftauchen. „Leni, hör zu. In Japan wird mit so einer Sache nicht so einfach umgegangen wie in Deutschland vielleicht. Nenn es spießig aber wir wollen einfach nicht, dass das Privatleben an die Öffentlichkeit gelangt. Was hast du dir dabei gedacht?“ „Gar nichts. Ich habe überhaupt nicht über Konsequenzen nachgedacht. Ok, so ganz stimmt das auch nicht. Akari, ich habe mich ernsthaft verliebt.“ Die Direktorin sah irritiert zu mir. „Es war also kein abgekartetes Spiel?“ „Nein! Auf keinen Fall. Aoi ist ein wundervoller Mensch, ohne den ich mir jetzt gar nicht mehr vorstellen kann zu leben.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich gebe dir jetzt ein Formular, was du ausfüllst um deine Kündigung zu bestätigen.“ Sie blätterte in ihren Unterlagen und legte mir ein Blatt vor die Nase. „Akari.“, sagte ich unter Tränen. „Leni, du musst kündigen. Ich will nicht, dass du gehst aber du liebst Aoi. Kein Job der Welt sollte es wert sein, dass man seine Liebe verlässt.“ Ihre Worte klangen so weit entfernt. Leni nahm wortlos das Formular und füllte es aus. „Und was sage ich den Schülern?“, fragte sie verzweifelt. „Gar nichts. Um die Schüler kümmere ich mich. Du solltest jetzt durch diese Tür gehen und nicht mehr wiederkommen.“ Die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten. Mir war nicht klar, dass es so schwer sein wird die Schule zu verlassen. Doch jetzt, wo es soweit war, drehte sich mein Magen. „Aber dann lass mich einen Brief für sie schreiben. Ich möchte abschließend ein paar Worte sagen. Einfach so zu gehen ist nicht mein Ding.“ „Na gut. Reich ihn mir rein.“ Ich erhob mich schwach. Meine Beine fühlten sich so schwer an, dass ich kaum vorran zu kommen schien. Ich bewegte mich nur sehr langsam. Dann drehte ich mich noch mal zu Akari um, die mir gefolgt war um mich zur Tür zu bringen. „Ich habe den Job hier geliebt. Es war eine tolle Erfahrung. Sie haben eine ausgezeichnete Schule und Schüler, die wirklich lernen wollen. Es war mir eine Ehre hier sein zu dürfen.“ Sie nickte freundlich. „Du warst eine tolle Lehrerin.“ Dann ging ich durch die Tür und raus auf die Straße, bewegte mich schnell in eine verwinkelte Ecke neben dem Gebäude, ließ mich an der Wand auf den Boden sinken und weinte bitterlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)