Out of Mind von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 4: Zuviel ist Zuviel ---------------------------- Drama und Kitsch sin ein bisschen mit mir durchgegangen. Ich hoffe, man sieht es mir nach?! ;-) Stiles hatte ein beklemmendes Dejá vu: Er stand am Herd und bereitete das Abendessen zu, als Derek von hinten an ihn herantrat und über seine Schulter linste um zu sehen, was sich in den Töpfen befand. Sie berührten einander nicht wirklich, aber Derek war dennoch nah genug, dass Stiles, seine Körperwärme fühlen konnte, dass er spürte, wie sich ihrer beider Auren vermischten und Dereks Atem seinen Nacken streifte. Vor einigen Wochen hatte eine Szene genau wie diese dazu geführt, dass er und Derek erst sehr, sehr viel später etwas zu essen bekommen hatten. Stiles hatte gerade noch Zeit gehabt, den Herd auszuschalten und so das Entstehen eines Wohnungsbrandes zu verhindern, während sie beide mit sehr viel angenehmeren Dingen als der Nahrungsmittelzubereitung beschäftigt waren. Doch so etwas wie das würde heute nicht geschehen, denn alles hatte sich komplett verändert. Und das machte Dereks körperliche Nähe für Stiles mit einem Mal unerträglich, weil sie so brutal offen legte, was er verloren hatte: „MUSST DU MIR EIGENTLICH DERART AUF DIE PELLE RÜCKEN?“ fuhr er den Werwolf ärgerlich an. Derek zog überrascht die Augenbrauen hoch: „Alles in Ordnung bei dir?“ Stiles zuckte mit den Schultern und sah aus, als sei er über seinen Ausbruch selbst erschrocken: „Ja, klar!“ murmelte er: „Tut mir leid!“ Es war Tag fünf, seit Derek ohne seine Erinnerungen nach Beacon Hills zurückgekehrt war und Stiles Nervenkostüm wurde mit jedem Tag, an dem sich an diesem Zustand einfach nichts ändern wollte, ein wenig dünner. Und je gereizter Stiles wurde, umso sanfter reagierte Derek, denn, und das wollte er im Grunde nicht einmal vor sich selbst eingestehen, er hatte Angst vor dem Augenblick, da Stiles es nicht mehr bei ihm aushielt und ihn mit dieser beängstigenden Situation alleinließ. So wenig, wie ihm die Dinge auch behagten, die er über sein heutiges Leben erfahren hatte, die Vorstellung, dass vier Jahre seines Lebens einfach verloren sein sollten, ängstigte ihn mehr. Und er gewöhnte sich ja langsam auch an den seltsamen, jungen Burschen, mit dem er in den letzten Tagen beinahe seine gesamte Zeit verbracht hatte. Wenn man es einmal genau betrachtete, war dieser ja auch wirklich keine üble Gesellschaft: Er war clever, lustig, hartnäckig und tapfer. Umso weniger gefiel es Derek, den Jungen nun derart traurig und unzufrieden zu sehen. Doch es gab andererseits auch nicht viel, was er dagegen tun konnte, musste er sich eingestehen. Vor zwei Tagen hatte Dr. Deaton angerufen, um mitzuteilen, was er bisher herausgefunden hatte. Er war nämlich überzeugt, dass ein Zauber wie jener, der auf Derek lag nur durchzuführen sei, bei großer emotionaler Beteiligung des Magiers. Es musste also entweder jemand sein, der Derek liebte oder ihn ausgesprochen hasste. Derek und Stiles hatten sich daraufhin das Hirn zermartert, doch keinem von ihnen wollte jemand einfallen, der hierfür infrage käme. Weder gab es abgeblitzte Liebhaberinnen, welche die Macht oder die Gemütsverfassung hierfür besaßen, noch gab es aktuell irgendwelche Feinde, bei denen es nachvollziehbar wäre, dass sie sich bei Derek auf diese Weise rächten. Und das fehlen einer Verdächtigenliste war insbesondere deshalb bedauerlich, weil Dr. Deaton der Ansicht war, Dereks beste Chance, sein Gedächtnis wiederzuerlangen sei es, den Zauberer, der ihn bewirkt hatte dazu zu zwingen, den Fluch wieder von ihm zu nehmen. Es war schon spät, doch Stiles saß immer noch mit gesenktem Kopf über seinen Büchern und Scotts Aufzeichnungen, um den versäumten Lehrstoff nachzuarbeiten. Derek betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf. Der junge Mann war noch blasser als gewöhnlich und sein Körper stand unter enormer Spannung. Gerade wippte er nervös mit einem Bein, höchstwahrscheinlich in der unbewussten Absicht, etwas von der quälenden Verkrampfung loszuwerden: „Ich denke, du solltest langsam Schluss machen und dich schlafen legen!“ sagte Derek sanft. Stiles hob seinen Kopf und blickte den Älteren an, als habe er den Verstand verloren: „Och bitte Mom! Nur noch fünf Minuten!“ erwiderte er sarkastisch. Derek verdrehte die Augen: „Ich meine es ernst! Was du da machst bringt doch nichts. Wenn einer mit seinem Textmarker jedes Wort anstreicht, dann ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass er nicht allzu konzentriert ist. Und dann kannst du auch genauso gut die Bücher erst mal beiseite legen und versuchen, dich ein wenig auszuruhen!“ Stiles seufzte schwer. Doch dann klappte er tatsächlich die Bücher zu. Derek grinste und war ein kleines bisschen zufrieden mit sich selbst. Dann erkundigte er sich: „Willst du heute Nacht nicht im Bett schlafen Stiles? Das Sofa ist doch auf die Dauer keine Lösung!“ Stiles blickte überrascht zu ihm auf und schüttelte dann den Kopf: „Es ist dein Bett, deine Wohnung. Da solltest du nicht auf der Couch schlafen müssen.“ „Hatte ich nicht vor!“ erwiderte Derek. Stiles starrte ihn entgeistert an und Derek beeilte sich hinzuzufügen: „Ich spreche lediglich vom Schlafen. Damit wir uns richtig verstehen!“ Stiles schluckte: „In Ordnung!“ behauptete er: „Das Bett ist wohl groß genug für uns beide.“ Es war beinahe lächerlich, wie sich die beiden Männer an die äußeren Ränder des Bettes klemmten, während zwischen ihnen Platz für einen Kleinwagen gewesen wäre. Und an Schlaf war nicht zu denken, denn Stiles warf sich unaufhörlich von einer Seite auf die andere: „Himmel Stiles, was machst du denn da?“ knurrte Derek schließlich: „Versuchst du dich ins Erdreich zu wühlen, wie ein Maulwurf?“ „Entschuldige!“ murmelte Stiles: „Ich kann irgendwie nicht schlafen. Aber darunter solltest du nicht leiden müssen. Ich schätze, ich werde wohl doch besser wieder auf die Couch umziehen.“ Er machte Anstalten, aufzustehen: „Warte!“ sagte Derek: „Komm´ her!“ Stiles hielt den Atem an und wartete ängstlich ab, was als nächstes geschehen würde. Dann fühlte er Dereks Arm an seiner Taille, der ihn nah zu sich heranzog. Einen Moment lang war er starr vor Schreck und traute der Situation nicht, doch dann vergrub Stiles seinen Kopf in Derek Armbeuge und klammerte sich fest an ihn. Es war nichts Sexuelles daran, wie er das tat. Vielmehr ließ es Derek an einen Sechsjährigen denken, der sich da nach einem üblen Alptraum hilfesuchend an ihn schmiegte. Einen Augenblick später fühlte Derek die Nässe an seiner Schulter und spürte das Beben, dass durch den Körper des Menschen ging und wusste, dass Stiles weinte: „Ist in Ordnung!“ murmelte er ein wenig hilflos und zog den jungen Mann noch ein wenig enger an sich heran. Kurze Zeit später konnte er an seinem Atem hören, dass Stiles eingeschlafen war. Derek selbst lag noch eine lange Zeit wach und grübelte. Sie sprachen nicht darüber, was letzte Nacht geschehen war, doch es musste eine Bedeutung gehabt haben, denn die beiden Männer fühlten sich mit eine Mal seltsam schüchtern voreinander. Gegen Mittag beschloss Derek das Schweigen zu brechen, denn er hatte eine Idee: „Sag` mal Stiles, denkst du, wir sollten uns küssen?“ Der junge Mann riss die Augen weit auf: „Du willst mich küssen?“ Derek wurde ein wenig blass: „Nein...“ stotterte er: „...nein das nicht, aber vielleicht hilft es mir ja, mich zu erinnern. Es wäre eine Art Experiment. Und wenn` s nicht funktioniert, was macht es dann schon. Es muss ja außer uns keiner wissen!“ Stiles blickte ihn fassungslos an, sprang auf und kickte den Stuhl, auf dem er gerade noch gesessen hatte gegen eine Wand: „EIN EXPERIMENT?“ schrie er: „BIST DU IRRE?“ Er kehrte Derek den Rücken zu, lehnte sich gegen eine Wand und wirkte, als würde er ohne diesen Halt umfallen: „Denkst du eigentlich auch mal darüber nach, was diese Situation für MICH bedeutet?“ Er sprach nun sehr leise und aus seinem Tonfall konnte Derek eine unglaubliche Verletzung heraushören: „Hast du eine Ahnung, wie es sich für mich anfühlen würde, wenn bei deinem kleinen Experiment herauskäme, dass sich bei dir gar nichts regt und du es vielleicht sogar ein bisschen eklig findest, einen Kerl zu küssen? ICH liebe dich nämlich zufällig, du Mistkerl! Und du hast mich einfach vergessen! Ich...ich!“ Stiles würgte ein wenig. Ganz offensichtlich hatte er Mühe zu atmen: „Hey! Beruhige dich bitte.“ flehte Derek hilflos: „ICH WILL MICH NICHT BERUHIGEN!“ schrie Stiles: „ICH WILL; DASS DU MICH IN RUHE LÄSST!“ Mit diesen Worten lief er hinüber ins Schlafzimmer, ließ einen verwirrten und erschütterten Derek zurück und schloss die Tür hinter sich ab. Nicht das eine verschlossene Tür einem Werwolf viel entgegen zu setzen hätte, doch Derek beschloss, das Symbol zu respektieren und ließ sich auf das Sofa sinken. Er konnte hören, dass Stiles telefonierte und weil er ihm seine Privatsphäre lassen wollte, stellte er den Fernseher an - sehr laut! Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Stiles kam aus dem Schlafzimmer gerannt, um Derek an der Pforte zuvor zu kommen. Er hatte immer noch sein Handy am Ohr, ebenso wie Scott, der nun eintrat. Beide legten im selben Moment auf und es war offensichtlich, dass sie miteinander gesprochen hatten. Scott grüßte nicht und warf Derek einen finsteren Blick zu, den er auch dann nicht von ihm nahm, als er seinen besten Freund in eine feste Umarmung schloss. Nach einer Weile lösten sich die beiden wieder voneinander und Stiles drehte sich zu Derek um: „Sorry, aber ich kann das gerade nicht mehr! Ich nehme mir jetzt eine Auszeit, aber Scott wird bei dir bleiben. Mach` s gut Derek!“ Und mit diesen Worten war Stiles verschwunden. Scott und Derek ließen sich auf dem Sofa nieder und musterten einander misstrauisch, bis Derek irgendwann knurrte: „Ich brauche keinen Babysitter, also kannst du auch wieder verschwinden!“ Scott schüttelte den Kopf: „Ich habe Stiles versprochen, auf dich acht zu geben, also werde ich bleiben!“ verkündete Scott gelassen: „Das ist doch alles total lächerlich!“ fauchte Derek ärgerlich: „Warum ist Stiles verschwunden? Ich weiß ja noch nicht einmal genau, was ich eigentlich falsch gemacht habe?“ Scott verdrehte genervt die Augen: „Du warst einfach nur derselbe unsensible Trottel wie immer Mann und normalerweise kann Stiles damit ganz gut umgehen, aber angesichts der besonderen Umstände war` s selbst ihm diesmal zu viel.“ „Wo ist er jetzt?“ Wollte Derek wissen: „Ich will versuchen, ihm alles zu erklären und...“ „ER WILL DICH ABER NICHT SEHEN UND DARUM WIRST DU IHN IN RUHE LASSEN, KAPIERT!“ fuhr Scott den älteren Werwolf lautstark an: „DU HAST MIR ÜBERHAUPT NICHTS ZU SAGEN!“ brüllte Derek zurück, sprang von der Couch auf und baute sich mit blau funkelnden Augen und ausgefahrenen Krallen über Scott auf. Scott ließ nicht gern den Rudelsführer heraushängen, aber wenn Derek es so wollte? Er erhob sich ebenfalls und blitzte ihn rotglühend und mit einem donnernden Knurren an. Derek wich erschrocken ein wenig zurück. Schließlich fragte er verwirrt: „DU bist mein Alpha? Wie ist das möglich? Das ist doch total lächerlich! Wenn überhaupt, dann müsste es doch wohl eher umgekehrt sein.“ Scott gab ein kleines, nachsichtiges Lachen von sich: „So war es auch einmal, aber glaub` mir einfach: So herum ist es weitaus besser. Für und beide!“ Die beiden Werwölfe setzten sich wieder und schwiegen eine ganze Weile, ehe Derek kleinlaut bat: „Also gut, wenn ich schon nicht mit Stiles sprechen darf: Erklärst DU mir dann wenigstens, warum ich ein `unsensibler Trottel´ bin und was ich falsch gemacht habe?“ Scott runzelte die Stirn: „Offen gesagt, habe ich nicht alles verstanden, weil Stiles die meiste Zeit geweint hat.“ der jüngere Werwolf sah mit einem Mal wieder sehr ärgerlich aus: „MANN, DU HAST MEINEN BESTEN FREUND ZUM WEINEN GEBRACHT! Stiles ist nun wirklich keine Heulsuse! Was hast du bloß mit ihm angestellt, du Arsch?“ Derek zuckte ratlos mit den Schultern und Scott fuhr fort: „Stiles hat gesagt, dass ihr euch letzte Nacht näher gekommen seid? Ich habe mich nicht getraut zu fragen, was das bedeutet.“ „Nicht das, was du jetzt vielleicht denkst!“ warf Derek rasch ein: „Wie auch immer.“ fuhr Scott fort: „Du hast dann offenbar einen Experimental-Kuss vorgeschlagen, zu rein wissenschaftlichen Zwecken und ihn damit sehr verletzt. Er hatte wohl die Hoffnung gehabt, dass sich in deinem Dickschädel irgendetwas verändert hätte, aber die hast du ihm wohl jetzt sehr gründlich zerstört. Besten Dank auch, Kumpel!“ Derek konnte selbst nicht sagen, warum er sich so wahnsinnig schuldig fühlte. Er konnte schließlich nichts für den Zustand, in dem er sich gegenwärtig befand. Und im Grunde genommen konnte es ihm doch auch egal sein, wie Stiles sich fühlte. Von seinem Standpunkt aus kannten sie sich schließlich kaum. Dennoch nagte es an ihm! „Was kann ich tun?“ wollte er von Scott wissen: „Du kannst ihm zunächst einmal ein wenig Raum lassen, um sich wieder ein bisschen zu beruhigen. Er ist jetzt bei seinem Dad. Es wird ihm gut gehen!“ Es war wirklich albern, wie sehr diese letzte Versicherung Derek beruhigte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)