*~Shining Hope Inside Our Hearts~* von Kabari (Eine Kamukoma Fanfiction) ================================================================================ Prolog: *~Kapitel 1~* --------------------- °-____________________________________-°-____________________________________-° Lange dunkle Haarsträhnen wickelten sich stetig und mit einer unerwarteten Eleganz um die schlanken, talentierten und wertvollen Finger des jungen Mannes, versuchten dieses plötzliche Interesse mit diesen langweilenden Bewegungen zu vergleichen. Die Person vor ihm war langweilig, egal wie er es betrachtete. Doch zugleich war sie hochinteressant. Normalerweise war er doch in der Lage sofort zu verstehen, was um ihn herum passierte. Also warum konnte er seinen Blick nicht abwenden? Wieso fesselte diese Person ihn so? Es war doch nichts Besonderes an diesem Menschen. Vermutlich hatte es einfach zu viel mit Gefühlen zu tun, als dass er es verstehen konnte. Seine Gefühle waren ihm fremd. Er hatte sie so weit wie nur möglich in die Ecke gedrängt, sodass sie ihn nicht stören konnten. Alles, was blieb, war sein Ultimatives Talent. Doch manchmal konnte er sie schreien hören. Diese Stimmen seiner Gefühle. Wut, Hass, Trauer, Angst. Jeder liebte ihn, jeder verehrte ihn. Doch lieben konnte er nicht, ehren konnte er nicht. Aber es war in Ordnung, richtig? Wenn ihn Leute lieben, warum sollte er dann lieben können? Das ergab Sinn, richtig? War es nicht so? Natürlich war es so. Er hatte immer Recht. Es war schon immer so gewesen. Ein lautloses Seufzen entfloh Izurus Mund. Die stechend roten Rubine scannten die knochige, schlanke und blasse Gestalt ihm gegenüber. Sie verschlangen jedes noch so kleine Detail, bahnten sich ihren Weg hinauf zum Gesicht des Fremden. Die Augen Izurus schlichen sich über die Konturen des schon fast kränklich wirkenden Gesichtes seines Gegenüber, vorbei an den sich bewegenden Lippen, den vor Aufregung leicht geröteten Wangen und der kleinen Nase (die Izuru aus irgendeinem Grund an die eines Hundebabys erinnerte) und blieb endlich stehen, als sie die Lichtfresser des anderen erreicht hatten. Sie waren grau, obwohl sie von Weitem eher grün schienen. Doch er kannte sich mit optischen Täuschungen aus, wie mit allem anderen eigentlich auch. Jedoch die Augen dieser gesprächsfreudigen Person waren vorerst interessanter als die Geräusche, die deine Kehle erzeugte. In ihnen konnte man sich verlieren. Man konnte suchen ohne zu finden, finden ohne zu suchen und das Gesuchte genauso schnell verlieren, wie man es gefunden hatte. Als wären Hoffnung und Verzweiflung rüde miteinander vermischt worden. Doch auch dieses Anstarren wurde ihm schnell langweilig. Schließlich musste er nicht in die Augen dieser Person schauen, um sofort die wahre Natur und den wahren Charakter dieses Lebewesens zu erkennen. Sie verrieten ihm lediglich das, was er sowieso schon wusste, dass dieser Junge ihn verehrte. Langweilig. Er war nicht anders als der Rest. Seine Gedanken, Gefühle, seine ganze Existenz waren langweilig. So endlos langweilig. Doch er starrte weiter. Das wilde Haar des Jüngeren stand zu allen Seiten ab, sah aus, als hätte es im Leben dieses Menschen noch nie einen Kamm zu Gesicht bekommen. Haare hatten kein Gesicht, das war das einzige Problem. Izuru konnte aus eigener Erfahrung sagen, dass Haare des Öfteren einen eigenen Willen entwickelten, im metaphorischen Sinne natürlich. Manchmal hörte er seinen Zwillingsbruder Hajime aus dem Bad genau wegen dieser Problematik fluchen. Am Häufigsten passierte dies, wenn sein Bruder eine Verabredung mit seiner Freundin hatte. Izuru hatte nichts gegen sie, aber sie war trotzdem langweilig. Izurus Augen zuckten minimal. Er hatte gespürt, dass etwas anders war. Die neugierigen Augen des weißhaarigen Jungen lagen immernoch auf ihm, aber die Lippen hatten sich aufeinander gekuschelt und zu einem Lächeln geformt. Der Dunkelhaarige blickte leicht fragend zu ihm herüber, was dem anderen ein Kichern entlockte. Izurus Augen zuckten genervt, ehe er knurrte. „Was ist?“ Es klang eher wie eine Drohung, als eine Frage. „Ah! Mach doch nicht so ein gruseliges Gesicht!“ beruhigend wurden zwei zierliche Knochenanreihungen hochgehoben. „Damit bestätigst du mich noch mehr. Kamukura kun, irgendwie siehst du aus wie ein Vampir. Das meine ich nicht böse! Vampire sind sehr interessante Wesen!“ Schweigen. „... Du erinnerst an die Sonne der Teletubbies. Ein Chaos mit Gesicht und einer nervigen Stimme.“ Plötzliches amüsiertes Lachen erklang in der Mensa. Izuru konnte sich als nächstes als Comedian versuchen. Aber er hatte es nicht nötig Lügen zu erzählen und witzig zu sein, damit andere sich nach seiner Gesellschaft sehnten. „Das war wirklich ziemlich gemein. Aber ich schätze es gibt keinen Grund nett zu einem wertlosen Stück Müll wie mir zu sein. Jemand wie ich verdient deine Gesellschaft schließlich nicht einmal, Kamukura kun. Bitte verzeih mir, dass ich dich belästigt und dir Zeit von deiner Mittagspause gestohlen habe. Jemand so großartiges wie du sollte meine ekelhafte Präsenz nicht ertragen müssen.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging schnellen Schrittes. Izuru mochte sich nicht gut mit Gefühlen auskennen, aber er konnte deutlich erkennen, dass der sich selbst hassende Typ traurig war. Natürlich versuchte er es mit Selbsthass zu überdecken und Fröhlichkeit vorzutäuschen. Wahrscheinlich war der Junge verletzter von seinen eigenen Worten, die ihm bewusst machten, wo er sich befand. Wenigstens wusste er wo sein Platz war. Izuru Kamukuras Lippen zuckten zu einem kurzen Lächeln. Erst hatte sich die Sonne ihm aufgedrängt, dann lief sie weg. Aber Menschen brauchten doch die Sonne um Glückshormone zu bilden. Wenn er also diesem Jungen folgte, wäre er glücklich. Glücklich sein... Eines dieser Gefühle. In Zeiten wie diesen musste er sich zwingen überhaupt etwas zu fühlen. All diese langweiligen Menschen hatten ihn stumpf gemacht. Sie erkannten nicht, wem sie wirklich gehorchen sollten. Sie unterdrückten jene, die vom Talent gesegnet waren, anstatt die als ihre wahren Oberhäupte zu erkennen. Dieser Typ war... irgendwie gleich und doch anders. Er war berechenbar und langweilig, aber gleichzeitig so verworren, dass selbst Izuru die Gedankengänge dieser Person unlogisch erschienen. Vielleicht gab des doch noch Dinge, die ein Genie wie Izuru Kamukura noch lernen konnte. Und wissen war bekanntlich Macht. *~____________________________________~*~____________________________________~* Von ihr hatte Izuru dann schließlich den Namen seiner Sonne erfahren. „Nagito Komaeda, huh?“ Dieser Name klang schon selbst wie eine große strahlende Sonne, die ihre gefährlichen, aber dennoch angenehm warmen, Strahlen auf ihn leuchtete. Er brauchte diese Sonne. Er brauchte sie zum Leben. Also folgte er ihr auf Schritt und Tritt. So hatte das dunkelhaarige Genie auch herausgefunden, dass Nagito allein in einem großen altjapanischen Haus im Umkreis der Stadt lebte. Das bedeutete, dass jener täglich mehr als eine Stunde mit dem Bus zur Schule unterwegs war. Allein. Doch Kamukura konnte seinen Liebsten doch nicht allein lassen. Bei dem extremen Unglück des Jüngeren sorgte er sich um dessen Wohlbefinden. Er konnte sich Sorgen machen? Natürlich! Logisch. Es war immerhin Komaeda. Ihm konnte sonst was passieren. Entführt und vergewaltigt werden, in irgendwelche gefährlichen Sekten hineingezogen werden, bei einem Unfall sterben, ohne dass jemand etwas merken würde! Das konnte er auf keinen Fall zulassen. Außerdem musste er seine Droge bekommen, von der er so hoffnungslos abhängig war. Ja, er musste dafür sorgen, dass sein Engel, seine Hoffnung, genauso von ihm abhängig war. Er wollte über seine Droge herrschen. Sie unter Kontrolle haben. Sie sicher aufbewahren und nur für ihn zugänglich machen. Doch er hielt sich im Hintergrund. Erst musste die Ultimative Hoffnung alles über seinen Geliebten in Erfahrung bringen. Zu diesem Zweck traf er sich häufig mit Mahiru Koizumi und Sayaka Maizono. Die Rothaarige hatte von jedem Schüler der Hopes Peak, zu seinem Leidwesen auch von ihm, mindestens zwanzig professionelle Photos. Das Idol kannte sich mit dem neusten Klatsch und Tratsch der Schule bestens aus und konnte Izuru so mit Informationen versorgen, ohne von seinen Motiven zu erfahren (Der Rotäugige hatte viele Tricks auf Lager andere für sich zu gewinnen). Genau wie das Schülerregister. Er verschaffte sich unbemerkt Zutritt zu den virtuellen Akten und druckte sich eine von ihnen aus. Er brauchte die Bilder und diese schriftlichen Informationen, denn zu Hause konnte er seine Sucht nicht stillen. Nagito war nicht da. Daher wurde ein Hausaltar errichtet. Die Bilder wurden fein säuberlich an die Innenwände und an den Rand des Daches geklebt, die Akte bekam einen Ehrenplatz in der Mitte des Altars. Des Weiteren wurde das kleine Gebäude mit einer großen (selbstgemachten und somit perfekten) Sonne auf der Spitze und einer Lichterkette geschmückt (echte Kerzen hätten das Papier verbrannt). Alles in Allem glich das Gebilde mehr einer Weihnachtswerkstatt für Bürobedarf. Doch für Izuru war es perfekt. Alles, was er erschuf, war makellos. Jedoch war es ein Problem, diesen Altar mitten ins Zimmer zu stellen. Zunächst versteckte der langhaarige Jugendliche ihn unter dem Bett. Wann immer seine Eltern nicht zu Hause waren, schnappte Kamukura sich sein Werkzeug und erschuf das perfekte Versteck. Zunächst arbeitete er sich durch die Dicken Wände seines Hauses (sie waren so dick, damit er nicht vom Außenlärm gestört werden konnte beim Lernen oder Arbeiten) und erschuf somit einen schmalen Gang innerhalb der Wände in einem Zimmer, betretbar nur vom Kleiderschrank aus. Dann bohrte er Quadrate aus den äußeren Innenwände heraus. Anschließend versah er vom Gang aus jene Quadrate mit Pinnwänden, bevor er sie beweglich wieder in die Wand einsetzte. Sein Altar platzierte er auf einer extra Plattform am Ende des Ganges, also direkt neben seinem Bett. Er installierte eine Sprachsteuerung für diese Konstruktionen und benutzte dafür das einfache Wort: Sonnenschein. Damit die Spalten nicht zu verdächtig wirkten, strich er sie schwarz. Als Erklärung sagte er, dass er sich besser beim programmieren konzentrieren konnte, wenn er sich wie in der digitalen Welt fühlte, niemand hinterfragte das. Wann immer seine Eltern das Zimmer betraten, riefen sie ihn lediglich zum Essen. Sie wollten Izuru beim arbeiten nie stören und klopften immer brav bevor sie eintraten. Er lud keine anderen Personen zu sich nach Hause ein, daher konnte er sich sicher sein, dass niemand ausversehen das Passwort aussprach. Damit war der Anfang getan. Die vielen Pinnwände hatte er nur bereitgemacht, falls ihm der Platz auf dem Altar einmal ausgehen sollte. Eine Zeit lang reichte das. Irgendwann jedoch hielt Izuru es immer weniger aus. Er kannte all diese Bilder schon. Sie waren langweilig geworden. Ab diesem Zeitpunkt begann die Hoffnung der Menschheit also alles zu sammeln, was sein Schatz berührt hatte. Plastikverpackungen, Stifte, Komaedas Notizbuch (was für Izuru ein besonderer Erfolg war) und sogar ein T-Shirt mit Sodafleck. Das passierte, als Nagito einmal auf dem Flur mit Leon Kuwata zusammenstieß. Letzterer lag seit diesem Zwischenfall wegen eines mysteriösen Unfalls im Krankenhaus. Doch Mister Vampir hatte ein Shirt seines Geliebten! Viel eher hätte er dem Baseballer danken sollen. Natürlich wunderte sich der weißhaarige Strubbelkopf über das plötzliche Verschwinden seiner Sachen, aber es war ja nichts Lebenswichtiges. Obwohl Izuru dem Notizbuch doch ein wenig mehr Interesse entgegenbrachte. Darin befanden sich viele kleine Notizen über Nagitos Tagesabläufe, die Leute um ihn herum und die Hopes Peak Academy. Auch den Pinnwänden wurde immer mehr Leben eingehaucht, durch die viele Bilder, die Kamukura an ihnen befestigte, um Platz auf dem Altar zu schaffen. Des Weiteren kamen viele eigen gezeichnete Werke seines Engels zustande, welche ihn unter anderem als solchen darstellten oder Izuru selbst, welcher auf einem Thron saß und dem vor ihm knienden Nagito den Kopf streichelte. Das war sein persönliches Lieblingsmotiv. Nagito war zugleich ein Hund und ein Engel. Und Izuru stand über den Engeln. Er war die Ultimative Hoffnung der Menschheit. Ohne ihn, wäre diese aufgeschmissen. Sie brauchten ihn. Daher war es nur logisch, dass er über sie herrschte. Sie sollten sich ihm alle unterwerfen. Jeder einzelne. Dann könnte er endlich in Frieden mit seinem Geliebten zusammen sein. Doch vorerst wollte er nicht, dass jemand von seiner Obsession mit diesem Jungen erfuhr, von seiner innigen Liebe zum Ultimativen Glücksschüler. Um jeden Preis musste er es geheimhalten. Er würde nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, dann zuschlagen und jeden unterwerfen. Diese Zukunft konnte er bereits vorhersehen. °-____________________________________-°-____________________________________-° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)