Legende aus Schatten geboren von Rowanna ================================================================================ Kapitel 7: Entflohen -------------------- „Oh Weiser des Lichts, kannst du mich hören?“ Das Heilige Reich war ein Ort des Lichts. Hier gab es keine Schatten. Ich fühlte mich nackt und unwohl. Blaues Licht rieselte Wasserfallartig an den Wänden herab, sammelte sich irgendwo unterhalb der Plattform, auf der ich stand an einem Ort zwischen den Zeiten. Langsam erschien eine Gestalt auf dem goldenen Medaillon des Lichts. Gewandet in Orange und Purpur schien der alte Mann, der nun vor mir erschien, selbst auf geheimnisvolle Weise außerhalb der Zeiten zu stehen. „Du hast mich gerufen, Shiekah?“ Ernste blaue Augen ruhten auf mir. Ich verneigte mich vor ihm. „Ich grüße Euch, Weiser des Lichts. Ich überbringe eine Botschaft vom Großmeister des Bösen.“ Die ehrwürdigen Züge verfinsterten sich. „Ich höre.“ „Ganondorf beabsichtigt, in Goronia einzufallen. Sämtliche Goronen sollen gefangen genommen werden.“ „Der Pass ist leicht zu verteidigen.“ „Er wird den Weg durch die Wälder nehmen. Gleichzeitig wird er versuchen, Vulvagia wieder zuerwecken.“ Die blauen Augen weiteten sich. „Dann wird er Erfolg haben.“ „Nicht wenn Impa und ihre Leute ihm zuvorkommen. Das Volk der Goronen muss gewarnt werden.“ Nachdenklich rieb sich der Weise über das Kinn. „Ich verstehe. Ich werde die Weise der Schatten in Kenntnis setzen.“ „Habt dank, Weiser des Lichts.“ Ich wollte mich bereits zurückziehen, als mich seine Stimme davon abhielt. „Shiek, richtig? Impa hat mir von dir berichtet. Du hast mehr als genug für uns getan. Bleibe nun hier und überlasse den Rest uns.“ „Bei allem Respekt großer Weiser, sollte nicht jeder dem Widerstand beitreten, der noch Kraft hat zu kämpfen?“ Der Weise lächelte nachsichtig. „Nicht, wenn er noch eine viel wichtigere Aufgabe hat. Nicht, wenn er den Geist der Prinzessin versiegelt in sich trägt. Der Schutz Ihrer Hoheit hat höchste Priorität.“ „Ich werde vorsichtig sein. Ganondorf wird Zelda nicht in seinen eigenen Reihen vermuten.“ „Das mag sein, Shiekah. Aber noch sicherer ist sie hier, im heiligen Reich. Bis hier wird Ganondorf niemals vordringen. Bleibe bei mir und gewähre so die Sicherheit der Prinzessin.“ Langsam verstand ich. „Seid Ihr dafür verantwortlich, dass der Geist des Auserwählten hier sieben Jahre ruhte?“ Rauru neigte den Kopf. „Auch das geschah zu seinem Schutz.“ „Unter anderen Umständen hätte er sich in der Welt erproben und langsam reifen können.“ Mahnend bohrten sich die bauen Augen in die meinen. „Unter anderem Umständen hätte er umkommen können.“ „Dafür habt ihr seinen Tod nun wahrscheinlicher gemacht. Ihm fehlen sieben Jahre seines Lebens! Ihr hättet ihn zumindest vor die Wahl stellen müssen!“ „Schweig, Shiekah!“ Raurus Stimme schlug über der Plattform ein wie ein Donnerschlag. „Ich werde nicht mit dir streiten! Bleibe hier und schütze die Prinzessin! Das ist mein Wille!“ Trotz meiner Wut beherrschte ich mich, horchte in mich hinein. Lauschte auf die Meinung der Prinzessin. Erleichterung durchströmte mich, als ich eine Abneigung und Wut spürte, größer noch als die meine. Ich richtete meinen Blick auf den Weisen „Die Prinzessin wünscht nicht hier zu verweilen.“ „Die Prinzessin ist noch ein Kind.“ „Ihre Kindheit war in dem Augenblick vorbei, als sie den Untergang Stadt Hyrules miterlebte. Und selbst ohne dieses Wissen miteinzubeziehen, zählt sie neunzehn Jahre. Wollt ihr Eurer Anführerin nicht ein wenig mehr Vertrauen schenken?“ Der Weise des Lichts versteifte sich. „Sobald sie in der Lage ist, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen,“ „Ihr meint, Entscheidungen, die Ihr befürwortet!“ Rauru schien größer zu werden. Licht sammelte sich um ihn wie die Spitzen von Speeren. „Ich dulde keinen Widerspruch! Füge dich meinen Willen, Shiekah!“ Ich sah dem alten Mann in die Augen. „Nein. Ich gehorche allein dem Wort der Prinzessin.“ „Dann habe ich keine Wahl!“ Die Lanzen aus Licht lösten sich von Rauru, schwangen in meine Richtung. Ich würde mich nicht festhalten lassen. Das Triforce-Teil auf meinem Handrücken begann zu glühen. Wir maßen uns stumm. Ich spürte den Sog, der von Rauru ausging. Der mich dazu verleiten sollte, zu bleiben. Meinen Geist zu versiegeln, wie er es mit Link getan hatte. Doch das Triforce-Teil war stärker. Das Licht, das von meinem Handrücken ausging, nahm an Kraft zu, strahlte schließlich heller als alles ringsum. Ich musste die Augen schließen. Als ich sie wieder öffnete, tanzten bunte Lichter vor meinen Augen. Die Zitadelle der Zeit erschien mir plötzlich dunkel und trostlos. Ich war dem heiligen Reich entflohen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)