No Princess von Yinjian ================================================================================ Kapitel 11: Geburtstagspläne ---------------------------- Es war circa 9 Uhr, als Anna Zuhause im Wohnzimmer stand und sich zuerst von ihrer Mutter, dann von Adam, eine Standpauke hielten ließ. „Schön und gut, wenn du einen Typen findest, der dich liebt, aber du musst nicht gleich mit ihm schlafen!“ brüllte ihre Mutter noch aus der Küche, während sie Frühstück vorbereitete. „Du hast doch nicht…?!“ zischte Adam sofort geschockt und starrte seine Schwester ernst und leicht bedrohlich an. Sie schüttelte schnell den Kopf. „Und dass du dich dann auch erst abends meldest! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!“ „Mama, es war nachmittags.“ erwiderte Anna kleinlaut. „DAS IST MIR EGAL! Pack deine Sachen, zieh dich um und ab zur Schule!“ Gesagt, getan. Adam schnauzte sie auf dem Schulweg immer noch an, gab dann aber endlich Ruhe, als sie ihn genervt in die Schulter boxte. Dann wollte er wissen, was passiert war. Also erzählte sie ihm alles. Es gab nichts, was sie ihm verheimlichte, nicht einmal den Kuss. „Du weißt, was passiert, wenn du jemanden küsst.“ erinnerte sie Adam besorgt und Anna hörte erneut Mirais Stimme, die sie ebenfalls ermahnte. „Jaaa.“ gab die Blondine genervt zurück und blickte missmutig zu Boden. Shiro war ihr seit dem Morgen nicht von der Seite gewichen. „Er ist echt süß. Allerdings kann er nicht mit in die Schule.“ Adam liebäugelte mit dem Welpen. „Ich weiß, er kommt einfach mit zu uns in den Hinterhof.“ gab das Mädchen lässig zurück. Sie waren angekommen. Die Allee, die zum Hauptgebäude führte, war wie ausgestorben. Der Unterricht hatte schon begonnen und die meisten Schüler, also die, die brav waren, ließen sich irgendeinen Stoff in die Köpfe hämmern. Die Geschwister schlugen sofort den Weg zum Hinterhof ein und trafen da auch schon Yuki an. Dieser war nicht überrascht, dass beide zu spät waren, er war es schon gewöhnt. Gelangweilt trommelte er mit den Daumen auf seiner PSP herum. Anna ließ sich ins Gras fallen und seufzte. Das frühe Aufstehen war komplett gegen ihren Schlafrhythmus, also musste sie wohl erst mal was an Schlaf aufholen. Adam setzte sich neben sie, sodass sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegen konnte, und Shiro fand wieder Platz auf ihrem Schoß. Neben dem Gezwitscher der Vögel, Adams und Yukis gelegentlichen Kommentaren und dem leisem Atmen des Wolfes schlief die Königin wieder ein. Es war ein kalter Windhauch, der sie weckte. Yuki, Adam und Shiro waren weg. Kai stand über der verschlafenen Schönheit. Er stützte sich mit einem Arm über ihr ab, während seine andere Hand Platz in seiner Jackentasche gefunden hatte. Seine Augen stachen schwarz unter dem Schatten seines Gesichtes vor. Zuerst war Anna erschrocken, dann beruhigte sie sich wieder. Wenn er was hätte tun wollen, hätte er es getan, als sie geschlafen hatte. „Was gibt’s?“ Das Mädchen gähnte und streckte sich kurz. „Du riechst nach Hund.“ gab Kai angewidert zurück und gab Anna damit den perfekten Anlass, das Gespräch nicht weiter führen zu wollen. Doch den genervten Blick ignorierte der Siebzehnjährige und ließ sich neben ihr im Gras nieder. „Wie waren deine Dates?“ wollte er wissen und spielte an einer Strähne seines violetten Haares herum. „Gut.“ gab Anna lässig zurück. „Hat Spaß gemacht.“ fügte sie hinzu und dachte an das Aquarium und an die Äffchen. „Hat's einer von ihnen in die engere Auswahl geschafft?“ wollte er als nächstes wissen. Ziemlich neugierig für so einen unhöflichen und anscheinend schlechtgelaunten Typen. „Kann sein.“ Stille trat ein. Kai lehnte sich zurück und ließ die Augen wandern, ehe er sie schloss und tief einatmete. Beim näheren Hinblicken fiel Anna auf, dass er noch blasser als sonst war. Seine Ringe unter den Augen verrieten ihr, dass er die letzten Nächte anscheinend wenig geschlafen hatte. „Alles okay?“ fragte sie mehr aus Höflichkeit, als aus Interesse. Kai antwortete zunächst nicht, seufzte dann aber und hielt die Augen geschlossen. „Kann nicht schlafen.“ murmelte er. Anna sagte nichts. Zögerlich legte sie ihre Hand auf seine Schulter und tätschelte sie kurz. Kai kippte leicht zur Seite, legte seine Wange auf ihren Handrücken und seufzte erneut. Seine Wange war eiskalt. „Du bist warm.“ murmelte er, als hätte er an das selbe gedacht, legte seine Hand auf ihre und wischte sie, ohne grob zu sein, von seiner Schulter. Dann legte er seinen Kopf auf ihre Schulter, so wie Anna es zuvor bei Adam getan hatte und schien zu schlafen. Toll. Anscheinend ging es ihm echt nicht gut. Langsam sickerten seine Gedanken in ihren Kopf. Es waren Bilder von Dunkelheit. Man konnte nicht wirklich viel erkennen. Ab und zu schmeckte Anna Eisen auf ihrer Zunge. Sie atmete tief ein, schloss die Augen, und legte ihren Kopf auf seinen. Ihr Arm wanderte um den Jungen herum und vorsichtig streichelte sie die Wärme in seine Wange zurück. Es war schon okay, wenn er sich mal ausruhte. Sie war keine herzlose Königin, die ihre Untertanen leiden ließ, sagte sie zu sich selbst, und schlief selbst noch einmal ein. Das nächste, was sie weckte, war ein leichtes Kratzen auf ihrer Wange. Es war Mittagspause. Ein kleiner, weißhaariger Junge hatte sich vor sie gesetzt und zeichnete ihren Wangenknochen mit dem Finger nach. Er hatte blaue Augen. Irgendwie erinnerte er sie an … „Shiro?“ Anna klang zögerlich. Der Junge drehte ihr den Rücken zu, setzte sich auf ihren Schoß und lehnte sich bei ihr an. Es dauerte keine drei Sekunden, bis er die Augen schloss und weg döste. Erst jetzt bemerkte Anna, dass das Gewicht auf ihrer linken Schulter verschwunden war. Anscheinend war Kai bereits gegangen. Schüler tobten auf dem Schulhof, während Anna dem Jungen den Kopf kraulte. Man hörte Johlen, Lachen und Kreischen, als wäre man in der Grundschule, doch die Geräusche klangen für Anna distanziert und erstickt. Nach einigen Minuten der Ruhe, in denen sich Anna gerade wunderte, warum der Tag so gechillt war, kam Adam mit Essen vorbei. Erst schien er so überrascht wie Anna zu sein, schnüffelte dann kurz, gab ein erkennendes „ah“ von sich und ließ sich neben Anna nieder. „Wusste nicht, dass sich Shiro in Menschengestalt zeigen kann.“ sagte er verwundert und gab Anna ein Sandwich. Mango-Curry-Hühnchen. Eins ihrer Lieblinge. „Wusste ich auch nicht.“ murmelte sie und biss in das Brot. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie großen Hunger sie hatte. „Aber reden tut er nicht.“ Der Junge öffnete plötzlich die Augen, nahm Anna das Sandwich aus der Hand, schnüffelte daran und begann dann, zu essen. „Oh. Ganz vergessen, dass er Essen braucht.“ gab sie leicht schuldig zurück und griff nach ihrer Tasche. Zum Glück hatte ihre Mutter ihr noch was zum Essen eingepackt. „Was hast du vor, deswegen zu tun?“ fragte Adam sie nun kauend. „Deswegen“ spielte wohl auf die Wolf-Affen-Situation im Wald an. „Mirai wird kein Problem, ich kann ihn schon dazu bringen, die Wölfe dort leben zu lassen. Das größere Problem wird wohl Silverback sein – ich muss etwas finden, um ihn dazu zu bringen, keine Affen mehr zu jagen.“ Adam nickte. „Außerdem wissen wir auch nicht, ob es überhaupt andere Beute in diesem Wald gibt. Affen gehören nicht unbedingt zu den Lieblingsspeisen von Wölfen.“ Shiro leckte sich seine kleinen Finger ab und griff nach der Lunchbox, die Anna neben sich abgestellt hatte, um diese nach weiterem Essen abzusuchen. Er griff nach dem Hühnchen. „Ein KFC vor Ort wäre vielleicht nicht schlecht.“ lachte Anna kurz und streichelte dem Kleinen wieder über den Kopf. Er hatte das Aussehen eines Vierjährigen. „Dafür, dass er zunächst gar nicht bei dir sein wollte, ist er jetzt doch ziemlich anhänglich.“ murmelte Adam – leicht eifersüchtig – und verschlang den letzten Bissen seines Salamibrötchens. Jetzt kamen Yuki und Mika um die Ecke und mit einem erstickten Kreischen beugte sich das Mädchen zum kleinen Gast. „Oh, ist der süß! Ist das euer Bruder?“ flüsterte sie aufgeregt, als würde er sie in dieser Nähe nicht hören können. „So 'ne Art Cousin.“ gab Adam eher beifällig als Kommentar und gab Yuki aus dem Sitzen heraus einen Handschlag, ehe Yuki am Baumstamm des Ahornbaumes runterrutschte und seine PSP wieder raus holte. „Oh, achso. Übrigens Anna, Kiki ist wieder in der Schule, sie wollte nach dem Unterricht vorbei schauen.“ erzählte sie und es sah aus, als müsste sie sich zurückhalten, Shiro in die Wange zu kneifen. „Ah, wie läuft's denn bei ihr in der Klasse?“ fragte die Blondine nach. „Anscheinend alles gut, die Weiber gehen ihr jetzt aus dem Weg und sie wird ignoriert, aber sie sagte, es ist besser, als geschlagen zu werden.“ Anna lachte. „Kann ich mir vorstellen. Aber wenn sie jemanden zum Reden braucht, hat sie ja uns.“ Die Mädchen vertieften sich in ein Gespräch über das Wochenende. Während Mika von einem „heißen, mysteriösen Typen“ erzählte, überlegte Anna sich schon ein paar Lügen, um ihr Wochenende zu beschreiben. Adam war immer wieder überrascht, wie seine Schwester lügen konnte, ohne rot zu werden. Die Mittagspause neigte sich dem Ende zu. Wie erwartet kam Kiki nicht vorbei. Langsam standen alle bis auf Anna auf und bereiteten sich seelisch auf die nächste Klasse vor. Anna lehnte dankend ab. Sie kraulte die schneeweißen Haare ihres 'Cousins', der wieder eingeschlafen war. Gerade, als die anderen drei sich auf den Weg machen wollten, kam ein bekanntes Gesicht um die Ecke. Es war Toki. Mika schien Toki leiden zu können, sie grüßte ihn und lief an ihm vorbei. Die Jungs allerdings blieben argwöhnisch stehen. „Was gibt’s?“ fragte Anna lächelnd. Auch sie mochte Toki. „Kannst du zu uns kommen? Wir wollen ein bisschen was bereden.“ Er schien im Angesicht der Jungs, die beide älter und größer waren als er, leicht nervös zu sein. Anna küsste den weißen Haarschopf, weckte den Wolfsjungen mit einem sanften Rütteln und stand auf, als dieser wach wurde. Er nahm ihre Hand. „Okay.“ antwortete sie und lächelte ihre kleine Begleitung an: „Du beschützt mich, oder?“ Die Flure der Schule waren leer. Man hörte Lehrer hinter verschlossenen Türen Monologe halten und fast konnte man auch das Desinteresse der Schüler hören. Die Schritte hallten auf dem Boden wieder und nach wenigen Minuten standen die drei vor der bekannten, doppelflügligen Tür. Erneut ohne anzuklopfen öffnete Anna mit ihrer freien Hand die Tür. Als sie herein kam, stand Ren sofort von seinem Platz auf. „Hi Anna.“ Das Lächeln vom Samstag blitzte kurz in seinem Gesicht auf. Ohne großartig suchen zu müssen sah Anna, dass Mirai nicht hier war. „Hey.“ Auch Anna lächelte, denn seit Samstag hatte sie einen anderen Eindruck von Ren. Sie setzte sich auf einen der leeren Sessel und schaute durch den Raum. Kai saß in einer dunklen Ecke, sein Knie war angewinkelt, damit er seinen Arm darauf ruhen lassen konnte. Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster, das heute merkwürdigerweise nur halb vom Vorhand verdeckt wurde. Liam saß am Tisch und las in einem Buch, Ren hatte wohl gerade ein paar Dokumente seiner Firma bearbeitet. Toki wollte sich gerade neben Anna hin setzen, da schubste ihn Shiro weg. Er legte seine Arme – so gut es mit den kurzen Ärmchen ging – um Annas Brust. Anna prustete kurz und lachte dann. „Haben wir etwa noch mehr Konkurrenz?“ lächelte Ren verwundert. Er war sich wohl ziemlich sicher, dass ein Vierjähriger keine Konkurrenz sein konnte. Anna lachte erneut. „Nein, nein. Ich passe auf ihn auf.“ erklärte sie. Liam rümpfte die Nase. Auch Kai schien nicht sonderlich angetan zu sein. Shiro löste sich von Anna und begann, durch den Raum zu wandern. „Wie war das Date mit Mirai?“ fragte Ren nun, während seine Augen mit dem Jungen mit wanderten. Kais Blick wanderte ebenfalls, blieb aber an Anna hängen. „Genau so gut wie das Date mit dir.“ konterte das Mädchen. „Irgendetwas passiert?“ hakte er nach. „Ich meine es ist nichts neues, dass du Anhänger hast. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie schon so jung anfangen.“ Beide lachten. Das Lachen starb allerdings schnell wieder, denn weder Kai noch Liam fanden die Situation besonders lustig. Anna machte sich Gedanken. Kai, der vorhin noch so verschmust war, schien plötzlich mehr Abstand zu ihr zu wahren, als je zuvor. Liam hielt immer schon Abstand, allerdings kam von ihm heute eine böse, abweisende Atmosphäre. „Nicht viel.“ murmelte die Blondine langsam, während sie zusah, wie Shiro an Liam schnupperte. Dieser schien, untreu seines Charakters, genervt zu sein. „Wir sind wandern gegangen, wie du schon vermutet hattest. Es wurde dann zu spät, um wieder zurück zu gehen, also haben wir in einer Gastherberge übernachtet. Als ich heute morgen zurück kam, stand mein Cousin schon Zuhause. Anscheinend ist er von Zuhause weggerannt und seitdem verfolgt er mich.“ reimte sie sich schnell zusammen, stand dann auf und zog 'ihren Cousin' von Liam weg. „Setz dich.“ fügte sie hinzu und deutete ihm den Platz neben sich an. „Du hast mit einem Typen irgendwo in der Walachei übernachtet?“ zischte Kai nun und stand auf. Er ging zu Anna und beugte sich über sie, während er sich mit der Hand auf dem Eichentisch abstützte. „Du weißt schon, dass das ziemlich gefährlich ist? Ich hoffe, ihr habt nichts gemacht.“ Seine Stimme wurde zu einem Fauchen. „Wir haben nichts gemacht!“ gab Anna genervt zurück. Warum unterstellte ihr jeder, dass sie so leicht zu haben sei? Kai musterte sie kurz, wandte sich dann ab und ging zum Fenster. Er murmelte gehässig irgendetwas vor sich hin. „Ich glaube auch nicht, dass du gleich mit jedem schläfst, der dir gegenüber Avancen macht.“ gab Ren ruhig zu, fügte aber hinzu: „Aber ist wirklich GAR NICHTS passiert?“ Anna fielen sofort Situationen ein, die man nicht als 'gar nichts' abstempeln konnte: Sie kannte seinen Rücken, er ihren, sie hatte sich in interne Angelegenheiten Mirais Hoheitsgebiet eingemischt, einen fremden Jungen Schrägstrich Welpen eingetütet, seine Wange geküsst und war – mehr oder weniger – mit ihm baden. Alleine zwei dieser Situationen reichten schon, um das Mädchen nervös zu machen. Die Intensität der Erinnerung war nicht zu vergleichen damit, wenn sie an Rens zärtliche Berührungen an ihren Füßen dachte. Im Anschluss an diese Gedanken seufzte die Fünfzehnjährige. „Nein.“ Sie log unverhohlen. Es hatte die anderen nicht zu interessieren, was sie in ihrer Freizeit tat. Es lag an ihnen, sie dazu zu bringen, jemanden besser leiden zu können, als Mirai. Auch, wenn das noch lange nicht Liebe war, was sie für ihn empfand. Die Tür flog auf. „Sorry, bin zu spät.“ sagte eine aufgebrachte und raue Stimme. Anna schaute zur Tür und sofort fiel ihr der feuerrote Haarschopf auf. Stimmt ja, Akira hatte noch gefehlt. Er grinste Anna an und setzte sich auf den Platz neben ihr, der nicht von Schneeflocke besetzt war. Merkwürdigerweise schien der Wolf nichts dagegen zu haben. „Was geht, Queen?“ fragte der Junge lässig. Er war verschwitzt, aber strahlte eine seltsame Lebensfreude aus. „Ich werde verhört.“ scherzte die junge Dame, ohne dem widersprechenden Toki Beachtung zu schenken. Im Hintergrund ging sein Kommentar „Wir machen uns nur Sorgen“ unter. „Ach was?“ fragte Akira interessiert nach. Sein Blick fiel auf den Jungen neben Anna. Seine Augen leuchteten fast golden. Shiro stand auf und ging zu Akira rüber. Dieser wuschelte seinen weißen Haarschopf durch, als wäre er ein Hund (was er auch quasi war). „Ja, ja.“ gab Anna genervt zu. „Sie haben Angst, dass Mirai mir zu nahe gekommen ist.“ „Ach ja, ihr hattet ja euer Date! Wie war's denn?“ Akira klang aufgeregt. „Sehr gut, er hat mir viel von der Natur gezeigt und mir mal wieder richtig Beine gemacht. War ein gutes Workout.“ Es war merkwürdig, wie einfach man mit Akira reden konnte. „Echt? Wo wart ihr denn?“ „In den Bergen. Als wir oben waren, konnte man mega weit sehen!“ Auch Anna klang jetzt aufgeregt. „Cool, ihr müsst mich das nächste Mal mitnehmen, ansonsten folge ich euch wahrscheinlich sowieso.“ Er lachte kurz auf. Es war ein helles, schönes Lachen, das zum Mitlachen einlud. Anna stimmte zufrieden zu. Wieso konnten die anderen nicht auch so sein? „Halt die Fresse, Akira.“ fauchte Kai, ohne sich umzudrehen und Akira auch nur eines Blickes zu würdigen. Akira ignorierte seine Aussage ohne mit der Wimper zu zucken. Toki seufzte genervt und auch Ren schien am Ende seiner Geduld zu sein. „Pass auf, Kai. Wenn du unbedingt schlechte Laune haben willst, hab' sie woanders. Aber ich will nicht, dass du so ein Verhalten an den Tag legst, während wir Gäste haben.“ Rens Stimme, die nicht an Tiefe verloren hatte, hallte wie ein Machtwort durch den Raum. Ohne einen weiteren Ton und ohne Anna auch nur eines Blickes zu würdigen ging Kai. Auch Liam stand auf, warf Shiro noch einen kurzen Blick zu und verschwand aus dem Zimmer. „Was ist denn mit denen los?“ fragte Anna leicht genervt, als die beiden weg waren. Ren seufzte. „Beachte sie gar nicht. Wir müssen klären, wen du als nächstes treffen willst. Außerdem steht noch etwas anderes an – Dein Geburtstag ist am Samstag, oder? Eigentlich ist das gerade unsere Priorität. Es wäre unfair allen Beteiligten gegenüber, wenn du nur einen von uns an deinem Geburtstag treffen würdest.“ Annas Herz sackte ihr plötzlich bis in die Kniekehlen. Sie hatte ihren Geburtstag total vergessen. „Eigentlich feier' ich meinen Geburtstag immer mit meiner Familie.“ gab sie zu. „Kommt dein Vater hierher?“ fragte Ren überrascht nach. „Ne, der lässt sich nicht mehr blicken.“ murmelte Anna vor sich hin. „Also nur deine Mutter und du, ja?“ fragte Akira nun lächelnd und es war schwer, das Lächeln nicht zu erwidern. Anna nickte und schaffte es, für Akira ein schiefes Grinsen hinzulegen. Bei dem Anblick musste er kurz lachen. „Vielleicht kannst du ja tagsüber mit deiner Mutter feiern, aber wie wäre es, wenn wir alle abends essen gehen? Natürlich auf unsere Kosten.“ Toki sprang auf und schien seine schlechte Laune abgeschüttelt zu haben: „Und dann könnten wir noch irgendwo hin gehen und was machen!“ Sein Vorschlag war eigentlich gar keiner, doch Ren nickte. „Klingt gut für mich.“ sagte Akira und tätschelte Shiros Kopf. „Kommst du auch mit?“ fragte er den Kleinen, welcher dann fragend Anna anblickte, dann aber den Kopf schüttelte. Er kratzte sich am Ohr. „Das ist weit über deine Bettzeit, hm?“ sagte Anna lächelnd, zog den Knirps an sich heran und hiefte ihn sich auf den Schoß. Er bettete seinen Kopf auf Annas Brust. „Dann holen wir dich gegen 18 Uhr ab, okay? Willst du noch jemanden mitbringen?“ Anna überlegte kurz, antwortete dann aber schnell: „Ja, ich denke ich bringe Adam mit. Er hat bisher jeden Geburtstag mit mir gefeiert.“ Jedes Lächeln wich aus den Gesichtern. Der erste, der sich wieder fing, war Akira. Er lachte kurz. „Cool, freu' mich schon darauf, ihn kennen zu lernen.“ Das Meeting war beendet und Anna führte Shiro an der Hand zurück zum Hinterhof. Akira begleitete die beiden. „Er ist süß.“ sagte er und schnappte sich die andere Hand des Wolfjungens. „Aber nicht ganz menschlich, oder?“ fragte er. Anna musterte Akira, gab dann aber leise zu: „Wolf.“ „Dachte ich mir schon. Akira und Liam können Hunde nicht ausstehen, wahrscheinlich hatten sie deswegen schlechte Laune.“ erklärte der Rotschopf ihr. „Oh. Wissen etwa alle, dass er ein Wolf ist?“ fragte sie naiv nach, woraufhin Akira wieder in ein herzhaftes Lachen ausbrach. Nachdem er wieder zur Puste gekommen war, sagte er ihr: „Alle. Du weißt doch, was los ist, oder?“ Anna verkniff sich ein Nicken. Sie wollte, so gut es ging, ihre Karten verdeckt halten. „Na also.“ Akira klang, als hätte er ihre Absichten trotzdem durchschaut und das machte ihr irgendwie Sorgen. Sie waren im Hinterhof angekommen und Akira ließ den Jungen los. Dieser eilte zu Annas Tasche und hob sie auf. „Wie kommt's eigentlich, dass ihr euch so gut versteht?“ fragte Anna leicht überrascht. Der einzige, den Shiro sonst noch zutraulich begegnete, war Adam. „Weiß nicht, ich mag Hunde einfach.“ „Wolf.“ korrigierte ihn Anna und schulterte ihre Tasche. „Gehst du schon nach Hause?“ fragte Akira und konnte die Enttäuschung in seiner Stimme nicht verbergen. Anna nickte. „Hör mal, ich wollte fragen, ob du am Donnerstag Zeit hast. Kein Date, falls du das denkst.“ fügte er schnell hinzu, als er Annas skeptischen Blick sah. „Aber ich hab da ein Fußballspiel. Natürlich ist es cool, wenn Leute für einen jubeln, aber es wäre cooler, wenn du dabei wärst. Ich bin nicht sonderlich gut mit Worten und so … Also guck' mir einfach zu, ja?“ Er hatte einen Gesichtsausdruck, der kein 'Nein' zuließ. Es war nicht angsteinflößend, nicht aggressiv, es war wirklich einfach leicht besorgt. „Ich überleg's mir.“ antwortete Anna ihm widerwillig, doch diese Antwort schien ihm schon zu reichen. „Cool. Toki wird auch da sein, also wird dir nicht langweilig werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)