Via Inquisitoris - Cum tacent clamant von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Sarah warf dem Agenten am Steuer einen ungläubigen Blick zu. „Zehn Jahre? Fünfunddreißig Tote in zehn Bundesstaaten? Das ist ein Serienmörder.“ „Um ehrlich zu sein“, erklärte Matho von hinten: „In diesem schönen Land gehen wir davon aus, dass jeden Tag, den Gott werden lässt, hier dreißig bis vierzig Serienkiller zuschlagen. Das allein wäre nicht das Problem. - Die drei letzten Toten wurden stets bei Vollmond ermordet. Bei einer Mordserie, die seit zehn Jahren offenbar anhält, fürchte ich, dass die fünfunddreißig Frauen nicht alles sind. Wir haben die Anderen wohl nur nicht gefunden. Wenn er bei jedem Vollmond agiert, wären das mindestens hundertzwanzig.“ „Außer, es ist etwas geschehen, das die ursprüngliche Frequenz jetzt erhöht hat“, meinte die Inquisitorin sachlich. Gebissene? Der Profiler klang fast lobend: „Das ist wahr, werte Sarah. Ich hoffe, die Unterlagen werden geschickt.“ „Sie sollten gemailt und ausgedruckt sein, so gut es möglich war, das Andere kommt dann per Post.“ Auch Daniel wirkte nicht sonderlich glücklich. „Ich möchte vor allem wissen, ob bei den anderen Morden auch immer der Vollmond eine Rolle spielte. Denn dann haben wir noch genau zweiundzwanzig Tage um den Kerl zu schnappen. Und er kann inzwischen sehr wohl auch wieder in Alaska sein. Dort ist der erste bekannte Mord geschehen, an einer vierundzwanzigjährigen Inuit. Das ist euer Problem, aber ich erwähne es trotzdem: die Frauen waren aller möglichen Abstammung, studiert oder nicht, verheiratet oder nicht. Das Einzige ist das Alter, Anfang Zwanzig. Die Jüngste, die wir kennen, ist wohl die neunzehnjährige Darleen. Eine Straßenprostituierte aus Los Angeles. Sie könnte der Mörder auch für ein bisschen älter gehalten haben.“ „Aber die Frauen waren soweit alle gesund?“ fragte Sarah, die an ihr eigenes Beuteschema dachte. „Ich kenne die Berichte noch nicht“, erwiderte der FBI-Agent. Matho zog einen anderen Schluss. „Sie meinen, Sarah, irgendwo eine Gemeinsamkeit muss es geben und wenn es nur die gemeinsame Krankheit oder Krankenkasse ist? Ja, da könnte man auch noch einmal ansetzen. Der Mörder muss ein System haben hinter das wir nur noch nicht gekommen sind. Ich fürchte, es liegt eine lange Nacht vor uns. - Müde durch die Zeitverschiebung?“ „Es geht“, erwiderte die englische Lady höflich. „Ich bin in der letzten Zeit oft nach Australien geflogen. Man gewöhnt sich dran.“ „Ich frage nicht ob dienstlich.“ Daniel warf ihr ein rasches Lächeln zu. „Aber ja, das hört sich nach einer schlaflosen Nacht an. Übrigens ist mir eingefallen, dass Sie in diesen Club nur nachts gehen können, also ab neun oder so.“ „Club?“ erkundigte sich Matho. „Ein Vampirclub, oder wie auch immer man das nennen will. Friends of Night“, erklärte der FBI-Agent. „Wir haben da nichts gefunden. Aber Sarah will ihn sich mal ansehen. Sie hat da wohl Kontakte.“ „Sagen wir, ein Freund rief jemanden an, der jemanden kennt“, beteuerte die Inquisitorin hastig. „Und aus Erfahrung weiß ich, dass die Leute mit mir offener reden als mit der Polizei.“ Das war nicht gelogen – aber natürlich hatten Vampire auch allen Grund gegenüber dem Kadash die Wahrheit zu sagen. „Vor allem ihre Eindrücke und Vermutungen. Zeuge vor Gericht ist nichts, was sich die Meisten wünschen.“ „Das ist wahr.“ Der Profiler lehnte sich zurück. „Ich denke auch manchmal, dass die Folgen die Leute vom Reden abhalten, zumindest, wenn es um nicht harte Fakten geht, Eindrücke, Meinungen, durchaus auch Vorurteile. Manches weiß man einfach, kann es jedoch nicht begründen – und fürchtet, im Kreuzverhör von der gegnerischen Seite auseinandergenommen zu werden. Und, seien wir ehrlich, jedem von uns ging es schon so, dass er etwas meinte, aber nicht richtig begründen konnte.“   Das Büro des FBI lag nicht in dem offiziellen Gebäude sondern einige Straßen auswärts. Es handelte sich um ein altes Haus, jedenfalls nach amerikanischen Maßstäben, aus der Zeit um 1900. Nur drei Stockwerke und ein Ziegelbau. Sarah war irgendwie froh drum. Sie schätzte diese Architektur, was vermutlich an ihrem Alter lag. Und sie fragte sich nicht zum ersten Mal wie ihr Vater das wohl empfand. Als er noch ein Mensch gewesen war, hatte es außer den megalithischen Bauten und Gräbern nur Holzhäuser gegeben. Dafür konnte er sich immer über die neuen Theorien amüsieren, wie und warum Stonehenge gebaut worden war, war er doch Lehrling des leitenden Architekten gewesen. Die drei Ermittler setzten sich in ein Besprechungszimmer, wo bereits die Akten soweit aufgestapelt worden waren. Daniel hatte ihr seine Mitarbeiter vorgestellt, aber sie fürchtete, dass sie die Namen noch einmal hören musste. Irgendwie war sie abgelenkt von seinem Hals … Sie sollte wirklich professioneller werden. So goss sie sich ebenso wie die beiden Männer eine Tasse Kaffee ein und setzte sich, nahm eine Akte. Daniel schloss die Rollos, die das gläserne Zimmer von dem Großraumbüro trennten, ehe er ebenfalls Platz nahm.   Stunden später sah Matho auf. „Sarah?“ „Ja?“ „Was meinen Sie? Ich habe jetzt zehn Morde durch.“ „Acht, aber: die einzige Gemeinsamkeit ist das Alter. Sie sind jung, gesund - und ermordet.“ Sie rieb sich über die Stirn. „Es ist fast als ob der Mörder aufpasst sich nicht zu wiederholen.“ „Ja, das war auch mein Eindruck. Und das bedeutet, wir haben ein enormes Problem.“ Der Profiler bemerkte, dass ihn die anderen Beiden fragend ansahen. „Serienkiller töten, weil es ihnen ein Bedürfnis ist. Sie brauchen es. Und in aller Regel können sie das Bedürfnis, auch danach nach einem gewissen Schema zu handeln, nicht unterdrücken. Als Beispiel: jemand sucht sich immer blonde, hellhäutige Frauen aus, er tötet bei Neumond, er legt neben die Leiche einen Teddybären.. Alles schon dagewesen. Und hier haben wir es mit jemandem zu tun, der bewusst darauf achtet keine Gemeinsamkeiten zu hinterlassen. Der erste Fehler in zehn Jahren - ich meine: zehn Jahre! - war, dass er zwei Mal im gleichen County getötet hat, und in dem Nachbarort. Sonst wäre das FBI nicht eingeschaltet worden. Warum dieser Fehler? Will er jetzt in Texas bleiben? Ist der Druck zu groß geworden, so dass er alle vier Wochen morden muss? Ist er vorher herumgekommen, sagen wir, als LKW-Fahrer, und ist jetzt ein Kurzstreckenfahrer in Houston? Hat sich etwas in seinem Umfeld geändert oder in seiner Psyche?“ „Der erste bekannte Fall ist in Alaska, oder?“ Sarah stand auf. „Das müsste dann sozusagen der .... ja, der Beginn des Fadens sein.“ „Das ist hier, Anyu Danielsen.“ Der FBI-Agent zog die Akte heraus und reichte sie ihr. „Zweiundzwanzig, unverheiratet, jobbte an einer Tankstelle und verschwand von dort spurlos. Ihr Chef meldete sie als vermisst, als ihn Kunden zuhause anriefen und sagten, seine Tankstelle stehe offen und es sei keiner da.“ „Tankstelle – das würde für die LKW-Fahrer-Theorie sprechen.“ Matho lehnte sich zurück. „Aber, lasst mich raten, das war die einzige Tankstelle?“ „Es war das erste Mal von dem wir wissen,“ wandte Sarah ein. „Womöglich hat er sich später … geschickter als Jäger angestellt. Und irgendetwas hat diesen ersten Mord ausgelöst.“ Sie betrachtete die Fotos des Opfers. Bissspuren, wie sie sie inzwischen kannte. „Der Fundort – Matho, Sie sehen das sicher schneller. Ist auch er ausgewählt worden?“ Sie gab die Akte weiter. „Schwer zu sagen. Man erkennt hier Wald, aber nicht direkt etwas, das ihre Flucht in eine Richtung lenken würde. Eher ohne den Fluchtteil, denke ich mal. Hier war er noch direkt mit dem Mord beschäftigt, ohne Inszenierung, ja. Unerfahrener. Leider bestätigt das nur meine Vermutung, dass wir es mittlerweile mit einem sehr erfahrenen Serienmörder zu tun haben, und dass die fünfunddreißig die unterste Grenze sind.“ Er blätterte. „Aber es war Vollmond.“ „Vollmond, immer, anscheinend.“ Sarah seufzte. „Zweiundzwanzig Tage und er kann überall in den USA sein. Man kann ja schlecht eine Warnung herausgeben.“ „Unmöglich“, erwiderte Daniel sofort. „Wir wissen ja nicht einmal wen wir warnen sollen. Und man kann schlecht allen Frauen zwischen Zwanzig und Dreißig in einer Nacht Hausarrest geben. - Egal. Ich fahre jetzt nach Hause und schlafe ein wenig, und ich würde vorschlagen, dass Sie beide in Ihr Hotel gehen und das auch tun. Die Tagschicht soll übernehmen, die ankommenden Akten kopieren und so weiter. Sarah, Sie wollen heute Abend in den Club? Die machen um neun auf. Ich werde Sie hinfahren. Ja, ich gehe nicht mit rein, aber bleibe draußen, so zur Sicherheit.“ „Danke“, lächelte die junge Dame wohlerzogen. „Wann soll ich wieder hier sein?“ „Ich denke - oh, Tom bringt gerade Frühstück. Dann essen wir noch was, ehe er Sie ins Hotel fährt. Sagen wir, wir sehen uns um zwei wieder hier?“ „Ja“, sagte Matho nur, für den das gut fünf Stunden Schlaf heißen würden. Sarah, die keinen Schlaf benötigte, aber doch ein wenig meditieren wollte um die ganzen Informationen zu verarbeiten, nickte ebenfalls und sah zur Tür, wo ein Mann hereinkam, Mitte Zwanzig mit extrem dunkler Hautfarbe, die sie ein wenig an Wombat erinnerte, auch, wenn die Gesichtszüge völlig anders waren, der ein Tablett mit Donuts brachte. „Hier. Guten Morgen, ich dachte, ihr könnt alle etwas gebrauchen.“ „Stimmt“, bestätigte Daniel als sein Vorgesetzter. „Danke, Tom. Fahr dann doch die Beiden in das Hotel, dann sucht weiter. Es muss einfach zwischen all den Frauen eine Verbindung geben, es kann nicht nur das Alter und der Vollmond sein. Bitte nicht. Denn dann wird es unmöglich den Mistkerl zu schnappen, wenn er nur einfach auf der Straße wen sucht.“ „Leider sieht es fast danach aus.“ Matho nahm ein Gebäckstück. „Aber hoffen wir eben das Beste. Immerhin spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit gegen einen Zufallstäter. Die Frauen sind geradezu bewusst unterschiedlich ausgesucht worden.“ „Oh, eine Frage“, fiel es Sarah ein. „Was trägt man in diesem Club? Ich will mich nicht blamieren.“ Die drei Männer im Raum tauschten einen raschen Blick, der nur eines bedeuten konnte. Frauen! „Sie ziehen sich ziemlich düster an, hat einen bestimmten Namen“, erklärte Daniel dann. „Ich denke, mit schwarzer Garderobe sind Sie sicher nicht falsch. Umhang oder so haben Sie sicher keinen.“ „Nein. Nur einen schwarzen Mantel.“ Den sie eigentlich hoffte bei der Jagd nutzen zu können. Himmel, hatte sie Durst – und musste hier ein Donut essen! Sie starrte das unschuldige Gebäck finster an, ehe sie hinein biss. Hoffentlich würde sich was im Hotel ergeben. Oder spätestens in diesem Club, wenn der schon einer Vampirin gehörte, sollte die auch eine Idee haben.   Während Tom die beiden auswärtigen Gäste zu ihrem Hotel fuhr, sah sich Sarah um. „Ist etwas?“ fragte Matho, der es sich wieder auf der Rückbank gemütlich gemacht hatte. „Ich hatte nur gerade eine Idee.“ „Zu den Fällen, dann sagen Sie sie nur. Ich bin nicht beleidigt.“ Es war schließlich kein Wettrennen zweier Profiler, sondern ging schlicht um ein Ziel. Die Inquisitorin lächelte flüchtig, bemüht, ihre Fangzähne zu verbergen. „Wir sind jetzt zu Tom ins Auto gestiegen – ich wäre es aber auch allein, aus keinem anderen Grund, als weil Daniel gesagt hat, er solle mich fahren. Ich kenne ihn nicht. - Verzeihen Sie, Tom, das geht nicht gegen Sie.“ Der FBI-Agent lächelte. „Europäische Höflichkeit. Klar geht es um den Fall. Reden Sie nur weiter. Je eher wir den Idioten fassen können, umso mehr Frauen bleiben am Leben.“ Es war ja auch nicht ohne Grund, dass Quantico gleich zwei Profiler schickte, Matho war bekannt und die Engländerin schien das in Europa auch zu sein. Das zeigte, wie ernst man in der Zentrale in Washington die Sache nahm. Und immerhin fünfunddreißig tote Frauen, bislang, sprachen eine sehr ernste Sprache. Matho richtete sich auf. „Ich verstehe, liebe Sarah. Sie meinen, die Frauen steigen zu ihrem Mörder ins Auto, weil sie aus irgendeinem Grund Vertrauen haben. Mitfahrzentrale, Taxi, so etwas … Ein Fremder, aber man glaubt alles in Ordnung. Nachbarn sind ja auszuschließen bei dem Streuungsgebiet der Morde. Ja. - Tom, suchen Sie doch nach solch einer möglichen Gemeinsamkeit.“ Die junge Dame war wirklich nicht ohne Grund von Interpol geschickt worden. Ja, es war gut gewesen, seinen ursprünglichen Vorurteilen nicht zu glauben, dass Europäer hier nichts verstehen konnten. Zum Glück hatte er selbst auch etwas aus seiner Ausbildung gelernt. „Sie fahren dann heute Abend nach Montrose, Sarah?“ fragte der Fahrer. Die Inquisitorin nickte. „Daniel wollte mich fahren, ja, wenn da das Friends of Night liegt.“ „Ja, und einige andere Tanzbars, auch nur für Männer. Sagen wir, eine recht tolerante Wohngegend.“ Sarah warf einen Blick auf den Zettel in ihrer Handtasche. „Pacific Street.“ Nun ja, in einer toleranteren Gegend würden sich auch Vampire unauffälliger bewegen können. „Ja, das ist praktisch zwischen Montrose und Hyde Park, zwei Stadtvierteln“, erklärte Tom. „Ich war da allerdings noch nicht wirklich, nur mal dienstlich. Da liegt eine große Tanzbar, da gab es mal Probleme und das DEA rückte an, aber das war auch das einzige Mal, so lange ich hier bin. Ich gehe lieber in das Sunday Night Dungeon, das ist Hyde Park.“ Die Inquisitorin lächelte flüchtig. „Hört sich auch nicht so angenehm an, aber interessant.“ Dungeon war ja immerhin ein Kerker. Aber solche Vergnügungslokale mussten ja auch immer Namen haben, die auffielen.   Im modernen Hotel aus Glas und Beton angekommen stellte Sarah zum Einen fest, dass das FBI den beiden Profilern Zimmer im gleichen Gang besorgt hatte – zum Anderen, dass besagte Gänge von Kameras überwacht wurden. Eine Jagd im Hotel war so schlicht unmöglich, es sei denn, ihr gelänge es eine Beute in ihr Zimmer zu lotsen. Und schon das wäre doch wieder verdächtig. Hoffentlich ergab sich heute Abend etwas in diesem Club. Solchen Durst hatte sie seit Babytagen nicht gehabt. Apropos. Sie rief die Nummer an, die ihr geschickt worden war, aber dort war nur der Anrufbeantworter. Nun ja, wenn der Club nachts geöffnet hatte, wäre es wohl auch im Sinn der zuständigen Vampirin so zu tun als ob sie tagsüber schlafen würde. So wählte sie eine Londoner Nummer. „Thomas, hallo. Ich wollte mich gerade nur melden“, sagte sie, eingedenk, dass die Leitungen mithörbar waren. „Ich bin gut angekommen und arbeite schon fleißig. Wie geht es Vater?“ „Um ehrlich zu sein“, erwiderte ihr sozusagen älterer Bruder: „Befindet er sich in einem eigenartigen Zustand. Er wollte mit mir über die Vergangenheit reden, sitzt in seiner Bibliothek und wälzt griechische Philosophen. Ich fürchte, er hat ein Problem, aber da darf ich ihn nicht fragen. Weißt du etwas?“ Was Thomas meinte, aber eben am Telefon nicht fragen wollte, war, ob Lord John über einer Ratsangelegenheit brüte. „Nein, ich weiß auch nichts. Er wird schon eine Lösung finden. Ich weiß übrigens noch nicht, wie lange ich hier bleiben muss.“ „Natürlich. Aber, passe gut auf dich auf. Und lass dich auf nichts ein.“ „Was meinst du?“ fragte sie hörbar überrascht. Er wusste doch, dass sie der Kadash war und wo ihre Pflicht lag. „Ich persönlich war ja noch nie in den USA, aber sie sollen dort recht … raue Sitten haben.“ Sarah musste lachen. „Oh, danke, Thomas. Ja, ich passe auf mich auf, versprochen.“ War es wirklich das? Der englische Butler aus dem siebzehnten Jahrhundert hatte den Amerikanern ihren Unabhängigkeitskampf noch nicht verziehen? Oder, da er gern Filme sah, glaubte er die Hollywoodgeschichten über den Wilden Westen? „Und ich bin ja in guter Begleitung, keine Sorge. Ich lege mich jetzt hin, um Zwei muss ich wieder an die Arbeit.“ „Ruhe gut, Sarah.“ Der Butler legte auf.   Um dreiviertel Zwei trafen sich Sarah und Matho in der Halle des Hotels. Die Rezeption hatte sie angerufen, dass sie abgeholt würden, und ein Mann im Anzug kam auch auf sie zu, als er sie entdeckte. „Mein Name ist Bond“, stellte er sich vor, bemerkte dann, dass der übliche, dämliche Spruch nicht kam, und ergänzte nur: „Ich soll Sie abholen.“ Anscheinend verstanden die Psycho-Heinis oder was immer die waren, dass eine noch so witzige Anspielung durch Wiederholungen nur noch nervend wurde.   Daniel erwartete seine Berater, ebenso wie diese umgezogen und geduscht. „Mal eine schlechte Nachricht: soweit die Jungs und Mädchen in den paar Stunden herausbringen konnten, gibt es – zumindest bislang – keine gemeinsame Krankenkasse oder auch nur einen gemeinsamen Kinderarzt. Aber sie sind dran. - Sie wollen heute in den Club, Sarah? Immerhin nochmals ein neuer Anhaltspunkt. Ich meine, wir haben nichts herausgefunden, aber ...“ „Ja.“ Matho lehnte sich zurück. „Ich frage mich sowieso, ob wir die Sache nicht zu wissenschaftlich angehen. Ja, es gibt schon fast bewusst keine Gemeinsamkeit – weil es keine gibt oder wir das nur glauben sollen? Der Mörder hat sich zehn Jahre gut verbergen können, ihm sind offenbar keine Fehler unterlaufen. Er ging überaus geschickt und unauffällig vor. Womöglich sollten wir uns auf die letzten drei Toten hier konzentrieren. Denn etwas muss ihn aufgescheucht haben, dazu gebracht haben, den Fehler zu begehen drei Mal in der gleichen Gegend zuzuschlagen. Nur, was? Und wissen wir erst, was die drei Frauen gemeinsam hatten, können wir auch auf die Anderen schließen – und auf potentielle Opfer.“ Daniel stützte das Kinn auf seine Hand. „Sie meinem wir sollten uns wirklich nur auf die letzten drei Opfer konzentrieren, dann ergibt sich der Rest von allein? Nun ja, das wäre natürlich einfacher, aber da wurden eigentlich alle Gemeinsamkeiten schon überprüft.“ „Irgendetwas muss es geben, Daniel.“ Der Profiler sah zur Decke auf. „Niemand jagt willkürlich, erst recht kein Psychopath. Oder, nur im Fernsehen.“ „Wir sind dran.“ Mit einem gewissen Seufzen erhob sich der FBI-Agent, um seinen Leuten neue Anweisungen zu geben. „Sehen Sie sich die Sachen hier weiter an?“ Sarah und Matho nickten und so meinte er nur: „Ich bring dann mal Cola mit.“ Alleingelassen blickte der Profiler zu seiner englischen Bekannten: „Wie ging der Fall in Schottland eigentlich aus? Wenn ich das richtig mitbekommen habe, war das Ihr erster.“ „Ja. Mehrere Tote, darunter zwei kleine Kinder. - Der zuständige Inspektor erschoss die Täter, als er versuchte einen Parapsychologieprofessor davor zu bewahren umgebracht zu werden.“ Das war zumindest die offizielle Version, dachte die Inquisitorin, und niemand würde je erfahren, dass Kenneth Cuillin zwar geschossen, aber nichts bewirkt hatte. Sie hatte die Gebissenen erschossen, ihre ersten Toten – und den verrückt gewordenen Thomas dazu gebracht ihr Blut zu trinken. Auch das ein sicheres Todesurteil. „Parapsychologe?“ Matho hob die Augenbrauen. „Es ging um Vampire“, entschuldigte sie sich fast. „Da kreuzen immer eigenartige Leute auf, das habe ich ja auch in Rumänien gesehen. Immerhin sind wir bislang hier davon verschont geblieben.“ „Ja, weil das FBI nicht gerade mit Vampirmorden hausieren ging, sondern von einem sadistischen Serienmörder sprach. Das sind die Leute hier eher gewohnt.“ „Na ja...“ Sarah nahm die nächste Akte und schlug den Bericht der Gerichtsmedizin auf. Jeder die gleichen Verletzungen. Vampir? Gebissene Menschen? Chupacabra? „Erinnern Sie mich nur bitte daran, dass ich es nach fünf nochmals in dem Club versuche, ich muss mich ja bei der Chefin ankündigen.“ Und Gnade der Kadash Dolores d´Arberville, wenn sie sie nicht empfing.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)