Under the trees von ScarsLikeVelvet ================================================================================ Kapitel 1: Under the trees -------------------------- Als Daisuke etwa eine Woche später das nächste Mal zum Kloster kam, hielt er ein Bündel Papier in den Händen. Wieder läutete er die Glocke und ein junger Mönch ließ ihn ein. Dieses Mal musste er allerdings keinen Abstecher zum Abt machen, sondern ihm wurde mitgeteilt, dass Kyo sich im Garten befinden würde. Der junge, rothaarige Gitarrist suchte sich seinen Weg in den Garten und entdeckte Kyo wieder unter seinen Baum.   Tooru saß meditierend im Schatten seines Baumes, genoss das Gefühl des kühlen, moosbedeckten Steines unter seinem Po. Er nahm das leise Knirschen von Straßenschuhen auf dem Laub wahr und blinzelte gegen die Sonne, sah dann den Rotschopf wenige Meter von sich entfernt. Ein leichtes, entspanntes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Hallo, Dai“, begrüßte er ihn und stand auf. Seine nackten Füße verursachten keinen Laut auf dem Laub. Er umarmte seinen Freund und sah ihn dann fragend an. „Was treibt dich so schnell schon wieder her?“   Ein wenig überrascht war Daisuke von der freudigen Begrüßung schon, aber er erwiderte die Umarmung und folgte dann der stummen Aufforderung sich auf dem großen Stein niederzulassen. „Deswegen ... die Plattenfirma hat uns allen einen neuen Vertrag angeboten ...“ Er reichte Kyo den Stapel Papier. „Die Verträge sind für uns alle identisch ... bisher hat keiner von uns die Vertragsänderung unterschrieben ... wir wollten wissen, ob du damit einverstanden bist“, sagte Daisuke erklärend und lehnte sich zurück, genoss es an der frischen Luft zu sein, ohne das Fans ihn am Wickel hatten und nach Autogrammen fragte.   Der Sänger nickte leicht und nahm den Stapel Papier an, setzte sich im Schneidersitz neben Daisuke und begann dann den Vertrag langsam und gründlich zu lesen. Immer wieder stoppte er, begann eine Passage von vorn zu lesen und sah ein wenig skeptisch aus. „Wo ist der Haken?“, fragte er schließlich.   Dieser Vertrag ist zu gut um wahr zu sein ... alle meine Bedingungen, wie die Zeit vormittags mit Meditation und Lernen verbringen zu können, nicht gezwungen zu sein eine bestimmte Anzahl von neuen Texten pro Monat zu schreiben, kreative Freiheit andere Projekte zu verfolgen ... alles tun können, so wie ich es will ... aber ich habe nichts entdecken können, dass mich dabei negativ beeinflusst ... selbst die Vergütung ist besser geworden und vor allen Dingen zumindest zum Teil festgelegt, so dass ich ein Grundeinkommen habe und ich behalte die Rechte an all meinen Texten und Melodien ... irgendwas stimmt da doch nicht ...   Daisuke lächelte schief. „Es gibt keinen ... glaub mir, wir haben alle Verträge auf Herz und Nieren geprüft, waren damit beim Rechtsanwalt, haben das Kleingedruckte unzählige Male gelesen ... sie haben die neuen Verträge so aufgesetzt, dass wir fünf die Rechte an allem behalten, was wir produzieren, wir bestimmen unseren Tagesablauf, was heißt, wir müssen uns selbst darum kümmern, und wir verpflichten uns für die nächsten zehn Jahre bei ihnen zu bleiben ... mehr aber nicht ... Kaoru sagte dennoch, bevor wir alle unterschreiben, wollen wir deine Entscheidung.“   Zehn weitere Jahre? Kann ich das? Wenn ich meinen Tagesablauf selbst bestimmen kann? Wenn ich bestimme, wann ich kreativ bin und wann nicht?   Eine ganze Zeit lang schwieg Tooru und überlegte im Stillen, was er tun wollte.   Der Abt hat gesagt, ich sollte meinem Instinkt vertrauen ... und mein Instinkt sagt mir, dass ich mit den Jungs bis ans Ende meines Lebens arbeiten kann ... hmm ... okay ...   Daisuke beobachtete ihn und überlegte, was wohl in Kyos Kopf vorgehen könnte, aber bevor er etwas sagen konnte, sah Kyo auf.   Tooru lächelte. „Okay ... ich werde unterschreiben, wenn ihr mit dabei seid“, sagte er leise.   „Wirklich? Dann ... begleitest du mich zurück nach Tokyo?“, fragte der Rhythmusgitarrist.   Leicht schüttelte Tooru den Kopf. „Nach dem Hanami werde ich zurückkommen ... vielleicht ... eigentlich würde ich lieber hier in Kyoto bleiben ... hier ist es ruhiger und ich bin kreativer“, gab er zu, unterschrieb den Vertrag aber trotzdem.   „Okay ... also habe ich bis zum Hanami Zeit, die anderen zu fragen, ob sie nach Kyoto umziehen wollen“, lächelte Daisuke. „Ich habe kein Problem damit ... hierher zu ziehen. Ich mag diese Stadt ...“ und einen ihrer Bewohner, fuhr er in Gedanken fort.   Tooru lächelte und neigte seinen Kopf. „Richtig ... wenn sie das wollen. Wenn nicht, werde ich zurück nach Tokyo kommen ... wenn das euer Wunsch ist“, sagte er.   „Okay ... dann werde ich mit deinem Vertrag zurück nach Tokyo und den anderen berichten.“, sagte Daisuke und neigte sich kurz zur Seite, küsste Kyo auf die Wange. „Wir sehen uns dann zum Hanami.“, verkündete er und verließ dann das Klostergelände wieder.   Der Sänger sah ihm nach und schüttelte lächelnd den Kopf.   Daisuke ist ein verrückter Kerl ... aber mit seinen wahren Gefühlen mag er immer noch nicht herausrücken ... aber ich ja auch nicht ... vielleicht, wenn wir uns wiedersehen...   ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)