Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 105: Einhundertfünf --------------------------- Toshiya Pov. Umso länger der Bassist in das Gesicht der Frau sah, umso mehr kamen Erinnerungen in seinem Kopf zurück. Immer bekannter kamen ihm ihre Züge vor, bis er selbst keinen Zweifel mehr hegte und er einfach nicht mehr abstreiten konnte, dass er tatsächlich mit ihr Geschlechtsverkehr hatte. Vor seinem geistigen Auge kamen Bilder zum Vorschein, wie er fasziniert von dem Fächer aus roten Haaren war, welche damals auf dem weißen Kissen ausgebreitet gewesen waren. Wie die, eigentlich süßen, Sommersprossen ihn verzaubert hatten und er hatte in besagter Nacht wirklich versucht jede von den kleinen Punkten zu küssen. Kichernd hatte Nathalie sich unter ihm gewunden und wieder und wieder seinen Namen gestöhnt. Er hatte es damals einfach als One-Night-Stand angesehen. War es bis heute eigentlich auch geblieben, nur mit einer extremen Folge. Nun sah er auch wieder ganz genau, wie damals die grünen Augen in dem schummerigen Licht geblitzt hatten und wie sie ihn damit letzten Endes um den Finger gewickelt hatte. Am Anfang hatte er sich nämlich ganz schön geziert, auch wenn er betrunken gewesen war, ein wenig Anstand hatte er noch behalten. Scheinbar aber nicht genug, denn sonst wäre er wirklich nicht mit ihr in der Kiste gelandet. „Okay, so wie du guckst und wie sie guckt, ihr kennt euch. Oder zumindest die Körperteilte die man sonst zu allerletzt kennenlernt“, schnatterte Noi fröhlich weiter und zog Toshiya dann einfach mit sich mit. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er sich nun verhalten sollte. Deswegen machte er es Noi einfach nach und verbeugte sich ungelenkig. „Nathalie Cornwell?“, fragte Noi und die Rothaarige nickte. „Ja, die bin ich.“ Okay, so freundlich wie sie in der besagten Nacht war, war sie auf keinen Fall mehr, dabei entging dem Bassisten spontan, dass sie im perfekten Japanisch geantwortet hatte. Mit bissigen Blicken betrachtete die Frau Noi und ihn und nur mit sehr großen Widerwillen bot sie ihnen an sich zu setzen. Das taten sie auch gleich, wobei Toshiya so weit weg wie möglich Platz nahm. „Da du ja endlich hier bist, kannst du das hier gleich unterschreiben und von mir aus auch wieder abhauen“, warf sie ihm gleich einen Wisch zu und Toshiya tauschte mit Noi ein paar fragende Blicke, bevor er das Dokument an sich nahm und es zwischen sich und Noi legte, da er schließlich kaum ein Wort verstand. Leise übersetzte Noi ihm die ganze Sache und umso weiter sie fortschritt, umso mehr lehnte der Bassist eine sofortige Unterschrift ab. „Das werde ich nicht unterschreiben“, sagte er auch gleich. „Wieso nicht? Da hast du keinen Ärger und ich auch nicht“, sagte sie und verschränkte ihre Arme über ihrem prallen Bauch. Nun merkte auch der Japaner, dass die Frau perfekt seine Sprache sprechen konnte. „Moment, du sprichst Japanisch?“, fragte er verwundert, ignorierte dabei ihre Frage. „Ja, was dagegen?“, speite sie beinahe Galle. „Nein, aber warum machst du den ganzen Wisch dann auf Englisch?“ „Weil wir in Amerika sind?“ „Aber du willst was von einem Japaner“, mischte sich Noi ein, die bis jetzt recht still auf ihrem Stuhl gesessen hatte. „Sei du doch still, dich hat keiner gefragt“, giftete nun Nathalie wieder rum. „Aber es kommt von einer amerikanischen Behörde, also auf Englisch. Und warst du wirklich so besoffen, das du dich nicht mal dran erinnerst, dass ich dich auf Japanisch angemacht habe?“ Wenn er jetzt so darüber nachdachte. Ganz weit hinten in seinem eingestaubten Gedächtnis klingelte irgendwas. „Könnte sein…“, sagte er aber nur vage. „Wie dem auch sei. Ich spreche eure Sprache, weil ich vor Jahren ein paar Semester in Japan studieren durfte. Dabei bin ich auf deine Band aufmerksam geworden und als ihr vor einem dreiviertel Jahr hier gastiert habt, habe ich meine Chance beim Schopfe gepackt und den Rest kennst du“, lächelte Nathalie süffisant und Toshiya drehte sich der Magen um. Er hätte wirklich nie angenommen, dass sie so ein Miststück war. „Also hast du die Schwangerschaft geplant?“, fragte er ein bisschen perplex und überfordert und zugegeben auch ein wenig wütend. „Oh nein, das ganz sicher nicht. Aber scheinbar hattest du es echt nötig gehabt, den deine Schwimmer haben das Kondom zerschossen und das angerichtet“, deutete sie genervt auf ihren Bauch. Scheinbar hatte sie sich die ganze Sache hier einfacher ausgemalt, aber nun ließ Toshiya sich erst recht nicht auf der Nase herum tanzen. „Warum hast du denn nicht … abgetrieben, als du von der Schwangerschaft erfahren hast?“, musste er es wissen. „Weil ich schon zu weit war. Hab es erst in der sechzehnten Woche erfahren“, brummte sie. „Ansonsten wäre das Ding schon weg.“ „Ding?“, fragten Noi und er gleichzeitig. „Dir ist schon bewusst, dass du von einem Lebewesen sprichst. Einem Menschen, mit deinen Genen“, die hoffentlich nicht allzu sehr herausstechen würden, ansonsten tat ihm das Kind jetzt schon leid. „Du kannst es gerne haben, ich will es zumindest nicht.“ „Ja. Ja, ich will es! Wenn es wirklich mein Kind ein sollte, werde ich es mit nach Japan nehmen“, sagte er nun fest entschlossen und ohne nachzudenken. Das ließ die kleine Noi neben ihm prompt nach Luft schnappen. „Bist du dir sicher?“, fragte sie und sah den Bassisten aus großen Augen an. „Ja, ganz sicher. Ich will es so weit wie möglich weg von dieser Frau wissen, die es auf die Welt gebracht hat“, sagte Toshiya ernst und mit jeder Sekunde, die er darüber mehr nachdachte, war er von seinem Entschluss fester überzeugt. „Gut, da haben wir das ja geklärt“, erhob sich Nathalie dann einfach und ließ die beiden perplex zurück. „Ich wusste gar nicht, dass du so einen scheußlichen Frauengeschmack hast“, murmelte Noi doch ein wenig verdattert und Toshiya konnte sie verstehen. „Glaube mir, in dieser Nacht war sie auch ganz anders drauf, aber da hatte sie auch bekommen, was sie wollte“, schüttelte er noch immer seinen Kopf. „Was machen wir jetzt?“, schickte er noch hinterher. „Meinst du das mit dem Kind wirklich ernst?“, griff Noi das vorherige Thema wieder auf und sah ihn ernst an. „Du meinst, ob ich es wirklich zu mir nach Japan nehmen würde? Ja, todernst“, bestätigte der drahtige Mann und nickte. „Dann sollten wir schon mal das alleinige Sorgerecht beantragen, beziehungsweise uns darüber informieren und alles besorgen, was du dafür benötigen solltest“, hatte Noi sich anscheinend schon wieder einen Plan zu recht gelegt. Somit standen sie auf, schoben ihre Stühle wieder an den Tisch und verließen das Café. Wie schon die zwei Male zuvor brachte Noi es zu Stande sofort ein Taxi zu organisieren und während sie mit ihrem perfekten Englisch, wovon Toshiya nicht mal ein Viertel verstand, dem Fahrer alles erklärte, setzte das Gefährt sich sogar schon in Bewegung. Da hatte er doch tatsächlich zugestimmt das Baby zu sich zu nehmen. Ein bisschen Angst und bange wurde ihm ja schon, wenn er auch nur kurz daran dachte, aber auf der anderen Seite konnte er es dem kleinen Wurm nicht antun hier in den Staaten an irgendeine Familie abgeschoben zu werden. Mag sein, dass das Kind von denen mit viel Liebe überhäuft wurde. Es könnte aber auch genau das Gegenteil geschehen und weil er sich darin nicht sicher sein konnte, würde er dafür sorgen, dass das Baby definitiv ein schönes Leben haben würde und zwar bei ihm, in Japan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)