Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 104: Einhundertvier --------------------------- Toshiya Pov. Toshiya wusste nicht, wie er ohne sämtliche Knochenbrüche aus den Fängen Kaorus gekommen war, aber irgendwas hatte den Leader davon abgehalten total durchzudrehen. Vielleicht hatte es auch nur am Kyozwerg gelegen, denn da schien sich ihr Ältester wohl immer zusammen zu reißen, wenn der Kleine mit von der Partie war. Am besten wäre es wohl, wenn der Bassist Kyo immer bat das Baby mitzubringen, wenn man mal eine Ankündigung zu machen hatte. Sozusagen als kleinen Puffer. Toshiya selbst hatte auch Halt gefunden, als er am Tag zuvor das Baby in seinen Armen gehalten und allen von seinem Missgeschick erzählt hatte. Das kleine Ding hatte ihm wahnsinnig viel Kraft gegeben und gleichzeitig eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt. Außerdem musste er auch daran denken, wie es wohl sein würde, wenn er wirklich der Vater des Kindes sein sollte und ob er es genauso lieben könnte, wie Kyo es tat. Doch noch war es nicht soweit und wie er wusste, war der errechnete Geburtstermin eh erst in knapp drei Wochen, also musste er wirklich noch einiges an Geduld aufbringen. „Ein Taxi ist frei, komm“, wurde er aber zunächst von der kleinen Dolmetscherin mitgezogen, welche Nora für ihn aufgetrieben hatte. Vor einer halben Stunde waren sie in Los Angeles gelandet und nun gab es in der Sache wirklich kein Zurück mehr. Stolpernd folgte er dem flinken Mädel und hatte Mühe mitzuhalten. Gut, die Kleine mit ihren Mitte zwanzig hatte schließlich noch genug Energie, im Gegensatz zu ihm, mit seinen Ende dreißig. Doch darauf nahm sie keine Rücksicht, sondern wedelte nur ungeduldig mit ihren Armen und überließ es dem Taxifahrer die Koffer in den Kofferraum zu packen. Seufzend legte er also einen Zahn zu und überreichte dem dicklichen Mann ebenfalls seine Koffer. Zwar wusste der Bassist nicht, wie der die ganzen Dinger überhaupt in den Kofferraum bekam, aber irgendwann war alles verstaut und keuchend ließ der Mann sich hinters Steuer fallen. Brummend warf er eine Frage nach hinten, die Noi sofort beantworten konnte, ohne dass sie überhaupt eine Sekunde hatte überlegen müssen. Wieder brummte der Mann und startete den Motor, bevor er sich in den Verkehr einreihte und zielsicher in eine bestimmte Richtung vor. Sein Kopf legte er gegen die kühle Scheibe und er beobachtete die Lichter, die an ihnen vorbei schossen. Hier wurde es nun auch langsam Nacht und es war für Toshiya ein wenig unbegreiflich, dass er quasi einen Tag zurück gereist war. Die Zeitverschiebung konnte einen wirklich kirre im Schädel machen, aber so viel war da bei ihm dann auch nicht mehr, in dieser Hinsicht, zu erledigen. Für einen Moment schloss er nun ganz seine Augen, nur um sie wieder aufzureißen, als er ein wenig unsanft an der Schulter gerüttelt wurde. „Wir sind da“, hörte er nur, danach wurde eine Tür aufgerissen, das Taxi wackelte minimal und erschütterte ein wenig mehr, als eine Tür schwungvoll wieder zugeworfen wurde. Kurz musste er sich sammeln, doch dann erkannte er ein hochgewachsenes Gebäude, welches er als ihr Hotel identifizierte und befreite sich nun auch vom Gurt und stieg aus. Der Fahrer hatte in dieser Zeit schon all ihre Gepäckstücke auf den Gehweg gestapelt und streckte seine Hand aus, in welche die kleine, zarte Noi ein paar Geldscheine legte. Der Mann brummte wieder irgendwas vor sich hin und wackelte zurück zu seinem Auto, in welches er sich fallen ließ und somit das ganze Gefährt ein paar Zentimeter der Straße näher brachte, da sich das Teil ganz schön absenkte. Weiter konnte er sich das verstörende Schauspiel leider nicht ansehen, denn Noi war schon wieder mit ihrem Gepäck auf Achse und stampfte zielsicher auf die gläserne Tür des Hotels zu. Seufzend schnappte der Bassist sich auch seine Koffer und zog sie hinter sich her, immer darauf bedacht die flinke Frau nicht aus den Augen zu verlieren. Kaum stand er in der großen Eingangshalle, sah er schon die wilde Lockenmähne die sich mit den Kopfbewegungen hin und her wiegte. Noi schien schon sehr zielstrebig ihr Anliegen vorzutragen und keine zwei Minuten später kam sie stolz mit zwei Keykarten zu ihm hinüber spaziert. „Hier, das ist deine Karte. Wir haben jeweils ein Einzelzimmer, nach den Nummern zu urteilen müssten die gleich nebenbeinander liegen. Etage fünfzehn. Dann lass uns mal los“, hielt sie sich wahrlich nicht mit Kleinigkeiten auf und war schon wieder auf und davon. Wäre der Musiker nicht schon vom Flug erschöpft gewesen, spätestens Noi hätte es zu diesem Zeitpunkt geschafft. Also wackelte er hinter der jungen Frau her und holte sie schließlich am Fahrstuhl ein, vor welchem sie ungeduldig wartete. Erst als sich endlich die Türen öffneten schien die Ungeduld von ihr abzufallen und gemeinsam betraten sie den ziemlich geräumigen Fahrstuhl. Die gewünschte Etage wurde schnell gewählt, dann schlossen sich schon die Türen und die Fahrt ging los. Die fünfzehn Etagen dauerten logischerweise ein bisschen und während Etage um Etage an ihnen vorbei schoss, fragte er sich mal wieder, ob er sich die Reise auch wirklich gut überlegt hatte. Aber auf der anderen Seite hatte er ein Recht darauf zu erfahren, ob mit ihm nur ein dummes Spiel gespielt wurde, oder ob nicht doch was an der ganzen Sache dran war. In wenigen Wochen würde er es wohl erfahren, bis dahin musste Toshiya wohl oder übel noch ein wenig Geduld aufbringen. Als sich die Türen endlich wieder öffneten stürmte Noi zuerst raus und hinterließ beinahe eine Staubwolke. Die Kleine hatte eindeutig zu viel Energie, die konnte sie in dem kleinen Körper gar nicht überall unterbringen. Aber so musste er ihr zum Glück nur noch folgen, was er letzten Endes auch tat. Noi war schon fast in ihrem eigenen Zimmer verschwunden, als er endlich wieder vor ihr stand und mit einem letzten Winken verabschiedete sie sich und dann war die dunkle Holztür schon vor seiner Nase zugefallen. Komische Frau. Viel gemächlicher öffnete er nun selbst sein Hotelzimmer und trat mit seinem Gepäck ein. Achtlos ließ er es einfach nach der Tür stehen, schob sich die Schuhe von den Füßen und ließ sich danach anstandslos aufs Bett fallen, woraufhin Toshiya in einen tiefen Schlaf fiel. Ein stetiges Hämmern holte ihn aus seinem Traumlosen schlaf und irritiert zog er seine Augenbrauen zusammen, da Toshiya nicht sofort checkte, wo er war. Doch nach und nach erinnerte er sich an seine Reise nach Amerika und auch daran, was ihn aus den Schlaf gerissen hatte. Es klopfte erneut und seufzend erhob er sich träge und machte sich gar nicht erst die Mühe sich herzurichten, ihm doch egal wer vor der Tür stand. Gähnend riss er sie auf und schaute in die Augen der kleinen Noi. „Bist du fertig? In einer Stunde haben wir den Termin mit Nathalie Cornwell und wir müssen noch durch die Stadt“, sprudelte es gleich aus dem dünnen Wesen und der Bassist musste die Worte erst mal analysieren. „Hm… noch nicht ganz“, murmelte er und öffnete die Tür ganz, damit Noi eintreten konnte. Diese tat das auch gleich und der Musiker suchte sich in dieser Zeit ein paar frische Klamotten aus dem Koffer, sowie seine ganzen Hygieneartikel. Mit schlurfenden Schritten betrat er die Nasszelle und so schnell es seinen trägen Knochen möglich war, machte er sich fertig. Tatsächlich benötigte er dafür diesmal wirklich nur knappe fünfzehn Minuten. Allerdings musste er da behelfsmäßig seine Haare zu einem Zopf binden, da er diesmal nicht die Zeit für eine ausgiebige Haarpflege hatte. „Perfekt, dann können wir ja los“, klatschte seine Dolmetscherin begeistert in die Hände und irgendwie schien die ganze Sache ihr auch noch Spaß zu machen. Na wenigstens eine, die hier zum Vergnügen war, dachte er sich leicht sarkastisch. Schnell schnappte er sich noch seine Tasche und die Karte fürs Zimmer, dann war Toshiya nach Noi aus der Tür geschlüpft und lief ihr hinterher. Wie den Tag zuvor hatte sie schon ein Taxi für sie beide organisiert und der Bassist musste sich nur noch auf die Rückbank des Gefährts quetschen. Diesmal war der Fahrer ansehnlicher und er schien mehr Spaß an seinem Job zu haben, als der Herr vom Tag zuvor. Doch eigentlich war es ihm auch egal, denn mit jedem Meter, welchen er dieser Nathalie näher kam, stieg seine Nervosität. Seine Hände waren schon wieder schweißnass und seine Hose hatte gut zu tun, dass sie die ganze Feuchtigkeit in sich aufnehmen konnte. Oh Mann. Die Fahrt dauerte dann über eine halbe Stunde, bis das Taxi abrupt am Straßenrand hielt und der Fahrer irgendwas redete, woraufhin Noi dem Mann wieder ein paar Geldscheine in die Hand drückte. Danach schubste sie Toshiya beinahe schon aus dem fahrbaren Untersatz und kletterte ihm einfach hinterher. Neugierig sah er sich um und versperrte dabei den halben Gehweg, was den Bassisten aber herzlich wenig störte. „Wo müssen wir hin?“, fragte er nebenbei Noi, während er ein Geschäft nach dem Anderen beschaute. „In ein Café, das müsste eigentlich gleich hier sein“, murmelte sie und hob ebenfalls ihren Blick. Dann spürte er schon eine kleine, aber ganz schön kräftige, Hand an seinem Handgelenk, welche ihn erbarmungslos mitzog. „Hab es gefunden“, sagte sie überflüssigerweise und zerrte ihn einfach mit, bis eine kleine Glocke über ihnen bimmelte. Sofort hatte Toshiya einen süßen Duft in der Nase, der eindeutig von den vielen Cupcakes kam, die ganz unschuldig in der Auslage präsentiert waren, es aber faustdick hinter den Ohren hatten, vor allem, wenn man ein paar zu viel davon naschte. Sofort machte sich sein Magen mit einem lauten Knurren bemerkbar, doch unbarmherzig, wie Noi so war, zog sie ihn einfach weiter. „Du kannst dir später deinen Bauch damit vollschlagen, zuerst müssen wir uns deiner Zukunft annehmen“, diese Frau konnte so gemein sein, aber genau mit dieser Art wird sie mit ihren jungen Jahren wahrscheinlich auch schon so weit gekommen sein. Aber sie hatte recht und bevor sein Magen noch Purzelbäume schlug, weil er zu viel gegessen hatte, konzentrierte er sich lieber zunächst aufs Wesentliche, denn davon konnte einem schließlich auch ganz leicht schlecht werden. „Erkennst du jemanden?“, fragte sie dann auch schon und erst dann begann er überhaupt mal das Café nach einem bekannten Gesicht abzusuchen. Langsam ließ er seinen Blick schweifen, bis er auf eine Frau traf, woraufhin sein Herz stehen blieb. Rote Haare, über und über Sommersprossen, leuchtend grüne Augen. Stimmt, das war Nathalie Cornwell. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)