Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 100: Einhundert ----------------------- Noch immer bekam der Sänger das Grinsen nicht aus seinem Gesicht, als er am Montagmorgen zur Abreit fuhr. Das geilste war, solche dämlichen Gesichter würde er gleich noch mal zu sehen bekommen, da, außer Daisuke, niemand wusste, dass er schon am Freitag wieder Papa geworden war. Okay, das war nicht mehr ganz richtig. Denn gestern Abend hatte er ein Foto auf seinem Twitter-Account online gestellt und somit Stellungnahme zu den Fotos, zwei Monate zuvor, genommen. Das Foto war mit Hilfe seiner Eltern entstanden, die nach dem ersten Schock, zum Glück ein durch und durch positiver, sich bereit erklärt hatten ihnen zu helfen. Also hatten sie alle möglichen Utensilien zusammen getragen und sich am Ende zu fünft auf einer Decke breit gemacht, die sie im Wohnzimmer ausgebreitet hatten. Jeder hatte seine rechte Hand ausgestreckt, bis sie fünf einen kleinen Kreis gebildet hatten. Zunächst konnte man Kyos rechte Hand erkennen und zwar eindeutig an den Tattoos. Daneben lag Yunas, die mit ihrem Daumen Kyos kleinen Finger berührte. Yunas Hand folgte Natsukis, die mit ihrem Daumen ebenfalls eine Verbindung zu Yunas kleinem Finger hergestellt hatte. Bei Erina war es ein wenig schwieriger geworden, da sie immer ihre linke Hand vorstrecken wollte, was aber definitiv nicht ins Bild gepasst hätte. Doch irgendwann hatten sie die Kleine so weit gehabt, dass sie ihre rechte Hand hervor gestreckt hatte und sie mit ihrem Daumen Natuskis kleinen Finger berührte. Zu guter Letzt kam Sanos winzige Hand mit dazu, die sich leicht in Kyos Daumen krallte, aber auch mit dem kleinen Finger Erinas Daumen irgendwie berührte. Das alles ergab einen leicht unförmigen Kreis, aber das war nicht so wichtig. Wichtig war Kyo die Botschaft gewesen, die hieß, dass er wirklich Papa geworden war, allerdings nicht zum ersten Mal. Mit Absicht hatte er das Foto schwarz-weiß online gestellt und auch nur ihre Hände. Weder ein Gesicht, noch ein ganzer Arm waren drauf zu sehen und von Yuna und den Kindern würde es sowieso nie mehr geben. Eigentlich hatte der Sänger auch noch vor gehabt ein paar Worte dazu zu schreiben, doch ihm war einfach nichts Passendes eingefallen, zudem dieses Bild ja eh schon mehr sagte, als tausend Wörter es könnten. Nun war er gespannt wie Flitzebogen auf die ganzen Reaktionen, denn er hatte mit Absicht noch nicht nachgesehen und das wollte er auch erst im Studio tun. Dieses betrat er auch wenige Minuten später und selbst am Empfang konnte er schon ungläubige Blicke auf sich spüren, doch die ignorierte er gekonnt, denn mit den Leuten hatte er sowieso nie was am Hut. Gemütlich fuhr er mit dem Fahrstuhl nach oben und ließ sich alle Zeit der Welt. Zwar quälte er sich damit selbst auch, aber die anderen wurden ebenfalls auf die Folter gespannt, denn er wusste ganz genau, dass sie ihn gleich überfallen würden. Pfeifend tat er einen Schritt nach dem anderen und öffnete nach wenigen Metern die Tür. Schon von weitem konnte er Daisukes Grinsen erkennen, der es aber sofort versteckte, als Kaoru ihn anschaute. „Guten Morgen“, begrüßte er die Meute fröhlich und legte in aller Ruhe seine Sachen ab, wohlwissend, dass vor allem Kaoru gleich der Kragen platzen würde. Eine einstimmige Begrüßung bekam er zurück und als wäre nie was gewesen, begab er sich an seinen Arbeitsplatz. „Okay, spuck‘s aus, wann wolltest du es uns erzählen?“, schien Kaoru es dann nicht mehr auszuhalten und Kyo verbot sich auch nur annähernd ein Grinsen. „Hm? Was meinst du?“, fragte er gespielt ahnungslos, schenkte dem Leader nur einen ganz kurzen Blick und wendete sich wieder an seine Schriftstücke. „Hör auf mit dem Spielchen. Wann kam denn das Baby auf die Welt?“, konnte er den Lockenkopf scheinbar nicht beeindrucken und Kyo legte seine Utensilien wieder weg und strahlte dann einfach in die Runde. „Am Freitag, kurz nach dem ich nach Hause gekommen bin.“ Wie erwartet fielen allen beinahe die Knopfaugen aus dem Kopf, außer Daisuke, denn der wusste ja schon von seinem aufregenden Start ins Wochenende. „Einfach so?“, fragte nun Toshiya und der Bassist hatte deutlich Mühe seinen Mund zu schließen. „Ich gebe zu, ohne die Ärztin, die am Telefon war, hätte ich es sicher nicht geschafft, aber die hat meine panischen Ausbrüche einfach ignoriert und mich zu Dingen gezwungen, die ich eigentlich nie in meinem Leben vorgesehen hatte“, sprach der Sänger, immer noch strahlend. „Wie meinst du das?“, zog nun der Leader eine Augenbraue nach oben. „Klingt so als hättet ihr es nicht mehr bis ins Krankenhaus geschafft.“ „Haben wir auch nicht. Wir sind nicht mal bis zur Haustür gekommen“, gab Kyo zu. „Moment“, hob jetzt nun Kaoru wieder seine Hand und setzte sich gerade hin. „Willst du uns gerade erzählen, dass ihr das Kind zu Hause bekommen habt?“, schien der Leader es nicht ganz verstehen zu wollen. „Jap, genau das will ich damit sagen. Zwar habe ich nicht vor es jemals wieder zu tun, aber ich habe meinem Sohn eigenhändig auf die Welt geholfen“, nickte der Sänger, mit nicht gerade wenig Stolz gefüllter Brust. „Das glaube ich dir nicht“, blubberte Toshiya perplex und Shinya nickte nur überrascht. „Könnt ihr aber, ich hab sogar ein Beweißfoto“, mischte Daisuke sich nun ein, wischte kurz auf seinem Handy herum und zeigte den anderen dann ein Foto, wo Kyo mit seinen blutigen Klamotten im Krankenhaus stand und mit einem stolzen Grinsen ein Bündel im Arm hielt. „Das ist aber nicht bei euch zu Hause“, fiel es ihrem Drummer sofort zuerst auf. „Nein, kaum war Sano da, klingelte es an der Tür und der Krankenwagen war da, nur leider zu spät, was die eigentliche Geburt anging“, zuckte der Sänger mit seinen Schultern. „Ist euer Zwerg nicht aber ein bisschen früh dran? Oder ist euer Baby zu spät?“, blickte Shinya erst zu Kyo, lenkte seinen Kopf dann aber fragend an Daisuke. „Kyozwerg ist zu früh, scheinbar wollte er seinen Eltern jetzt schon sagen, wer denn nun die Hosen an hat“, antwortete der Rotschopf noch vor Kyo und für die dämliche Betitelung bekam dieser prompt einen Stift an den Kopf geworfen. „Ich hab dir gesagt, du sollst ihn nicht so nennen“, brummte der Sänger. „Sorry, aber der Kleine ist wirklich noch ein Zwerg. Bei dem hat man Angst was abzubrechen“, erzählte der große Rote den anderen gleich noch ein paar Details mehr. „Wo soll die Größe auch herkommen?“, warf Kaoru vom anderen Ende des Raumes ein, da dieser zwischenzeitlich aufgestanden war und Kaffee für sie kochte. „Entschuldigt bitte, ich sitze immer noch zwischen euch.“ Also wirklich, wieso drehten die Idioten jetzt den Spieß einfach um? Er hatte doch gerade noch das Ass im Ärmel. Tja, scheinbar hatte er es wohl ein wenig zu früh ausgespielt. „Aber eines muss ich sagen, der Knirps ist wirklich niedlich. Zeig doch mal paar Fotos, dein Handy wird doch bestimmt schon vor lauter Schnappschüssen platzen“, bohrte sich ein Ellenbogen schmerzlich in seine Seite, doch der Sänger konnte Daisuke nicht mal böse sein, denn der Gitarrist hatte recht. So oft wie möglich drückte der blonde Japaner auf den Auslöser, damit auch jede Sekunde seines Sohnes festgehalten wurde. Also kramte er sein Handy hervor und suchte in seinen Apps nach der richtigen und reichte das kleine mobile Ding dann einfach rum. Dann hatte er auch wirklich erst mal seine Ruhe, denn die anderen vier hingen an dem kleinen Bildschirm und konnten sich scheinbar gar nicht mehr satt sehen. Kopfschüttelnd holte er sich seinen Laptop und loggte sich auf Twitter ein. Sofort wurde er von Kommentaren und Likes beinahe erschlagen. Sekündlich kamen neue dazu und er kam gar nicht mit gucken hinterher. Fasziniert beobachtete der Sänger, wie die User sich überschlugen. Einige Kommentare überflog er und die meisten schickten einfach nur ihre Glückwünsche. Viele wirkten auch überrascht, dennoch erfreut über seine Botschaft und sie verteidigten ihn sogar, da Neidgenossen unter ihnen waren, die alles nur als Fake hielten und scheinbar nichts von dem Foto glaubten. Aber das war ihm so was von egal, denn er wusste, was in seinem Leben real war und was nicht, dafür brauchte er keine Möchtegernfans. Selbst andere Künstler waren unter den Gratulanten, die genauso überrascht von seinem Foto waren, wie die Fans und er war ja schon ein bisschen stolz drauf, dass er sein Privatleben in der Hinsicht wirklich privat gehalten hatte. Bei ihm stand nicht eben mal ein Reporter vor der Tür, worüber er sehr dankbar war. Nach einer halben Stunde hatte der Sänger dann allerdings genug davon und weil seine Kollegen noch immer an seinem Handy klebten, mussten jetzt wohl härtere Maßnahmen ran, als nur ein stetiges Auffordern mit Wörtern. Sein Laptop war schnell herunter gefahren und ebenso schnell war er zu seiner Band gewandert, die nicht mal aufsahen, als er sich ihnen näherte. „So, ihr habt genug in meinen privaten Fotos geschnüffelt. Lasst uns endlich mal was machen heute“, klatschte er in seine Hände und schnappte sich sein Telefon wieder. Aufgeregte Hey-Rufe, wie Hinweise darauf, dass sie noch gar nicht fertig waren, ignorierte Kyo gekonnt. Stattdessen ließ er das kleine Teil in seine Hosentasche verschwinden und ging zu einem der Mikros. Jetzt wurde erst mal Musik gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)