Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 91: Einundneunzig ------------------------- Die Ereignisse des Tages steckten Kyo noch immer in den Knochen und das sah man ihm sicherlich auch an. Sein Hemd hing halb aus seiner Hose, seine Haare standen noch immer in alle Richtungen ab und seine Schuhe hatte er auch nicht richtig zugebunden, zumindest den einen, der sich zwischendurch mal gelöst hatte. Zudem hatte sein Hemd noch etliche Knitterfalten bekommen, da er beinahe den ganzen Tag auf dem Sofa gelümmelt hatte. Statt wirklich zu arbeiten hatten sie eigentlich den ganzen restlichen Tag geredet und all ihre Sorgen besprochen, auch was in den nächsten Monaten so an stand und das eine größere Tour wohl erst mal nicht in ihren Plan passte. Zumindest in Daisukes und auch Kyo konnte darauf das nächste Jahr ganz gut verzichten, jedenfalls auf die Auslandsaufenthalte. Japan direkt war da ja nun nicht das ganz große Problem, da sie dort ja schnell mal von A nach B oder auch nach Z gelangen konnten. Und ohne ihre Fans wären sie wirklich aufgeschmissen, weswegen sie nicht gänzlich auf Konzerte verzichten wollten, zudem sie das als Liveband ja auch ausmachte. Linkisch strich er sich seine Schuhe von den Füßen und ließ sie, wie immer, einfach im Flur liegen. Warum er sich nie um den nächsten Handgriff bemühte, das wusste der Sänger selbst nicht, aber so lange er denken konnte, ließ er seine Schuhe liegen, wo sie ihm von den Füßen fielen. „Papa, da hin“, wurde er dieses Mal aber ertappt und Erina stand mit den Händen an den Hüften vor ihm und sah ihn ernst an, bevor sie mit ihrem kleinen linken Zeigefinger auf die Schuhbank zeigte, wo von den restlichen Familienmitgliedern die Treter standen. „Dann räum du sie doch weg“, murmelte er und entledigte sich zunächst seiner Jacke. „Nein, du!“, blieb sie beharrlich und die Kleine ging auch keinen Schritt rüber, damit er seine Jacke an der Garderobe anbringen konnte. „Eri~“, zog er ihren Namen lang und versuchte sie etwas zur Seite zu schieben, doch das Mädchen stand da, wie ein Fels in der Brandung. „Papa, wegmachen“, zeigte sie immer noch auf seine Schuhe und sah ihn mit ihren rehbraunen Augen ernst an. „Du bist so hartnäckig wie die Mama, weißt du das?“, seufzte er und ging nun wirklich zu seinen Schuhen und stellte sie fein säuberlich auf die kleine Holzbank. „Papa lieb“, strahlte Erina ihn im nächsten Moment an und sie streckte ihre Ärmchen nach ihm aus. Lachend schüttelte er seinen Kopf, hängte zunächst seine Jacke nun wirklich an die Garderobe und nahm das Mädchen dann auf seine Arme, die ihn dafür einen feuchten Kuss auf die Wange drückte. Bereitwillig gab er ihr einen zurück und das Strahlen in den kleinen Augen machte ihn mal wieder zum glücklichsten Mann der Welt. „Wo sind denn Mama und Tsuki?“, fragte er und strich ihr eine verirrte Strähne aus den Augen, woraufhin Erina kurz blinzelte. „Malen am Tisch“, plapperte sie und zeigte auf die Tür, die ins Wohnzimmer führte. „Da lass uns mal gucken, was die beiden schönes malen“, setzte er sich mit ihr in Bewegung und tatsächlich fand er die beiden am Tisch, allerdings malten sie nicht, sondern die beiden saßen über Natsukis Hausaufgaben. „Tadaima“, murmelte er und beide Köpfe zuckten nach oben und sahen ihn überrascht an. „Was?“, fragte er verwirrt und er fragte sich, ob er irgendwas verpasst hatte. „Nichts. Ist bloß überraschend, dass du schon hier bist“, antwortete Yuna gleich und Natsuki nickte zustimmend. „Ich kann auch wieder gehen…“, sagte Kyo und erntete dafür einen leichten Schlag von Yuna auf den Oberarm, der nicht Erina oben hielt, da sie schon auf ihn zugekommen war. „Untersteh dich“, grinste sie und begrüßte ihn mit einem Kuss. „Eri auch!“, beschwerte sich gleich das kleine Wesen auf seinem Arm und Yuna, sowie Kyo, drückten ihr gleichzeitig einen Kuss auf jeweils eine Wange. Quietschend schlug sie ihre Hände zusammen und lachte beide an, was nun alle Anwesenden zum Lachen brachte. Yuna kümmerte sich danach weiterhin um Natsukis Hausaufgaben, während Kyo sich Erina annahm und mit ihr ein wenig spielte. So verging auch die Zeit und irgendwann rief Natsuki nach ihm, die sich nun auch ihre Kuscheleinheiten abholen wollte. Da er auch nicht mehr lange auf dem Fußboden sitzen konnte, stand Kyo auch gleich auf und musste sich zunächst einmal strecken. In seinem ganzen Körper knackte es und seine jüngste Tochter schaute ihn mit großen Augen an. „Papa wird alt“, grinste er daraufhin nach unten und seine Tochter schaute ihn nun an, als hätte er sie nicht mehr alle. Lachend zog er das Mädchen dann einfach auf ihre eigenen Beine und nahm sie an die Hand, so dass sie gemeinsam ins Wohnzimmer gehen konnten, wo Natsuki schon auf dem Sofa saß und darauf wartete, dass er sich endlich zu ihr gesellte. „Will auch mit kuscheln“, hüpfte Erina los und Kyo musste ihre Hand los lassen, sonst hätte es sicherlich noch einen unschönen Unfall gegeben. Das Mädchen hüpfte an dem Sofa hoch, konnte sich aber nicht wirklich halten und rutschte wieder runter. „Da musst du wohl noch etwas wachsen“, griente Natsuki Erina nun an, die sich nicht beirren ließ und weiterhin versuchte ihren Hintern auf das weiche Polster zu wuchten. Ihre große Schwester tat aber keinen Handschlag, sondern beobachtete dies alles amüsiert. Das musste er ihr lassen, wenn Natsuki wollte, konnte sie auch eine ganz schöne Hexe sein. „Na hoch mit dir, das kann man sich ja gar nicht mit angucken“, griff der Sänger dann aber mal lieber ein und mit einer einzigen Bewegung hatte er das Kleinkind gepackt und aufs Sofa gehoben, wo sie nun darauf herum krabbelte, sich aber doch recht weit weg von ihrer Schwester platzierte. „Na ihr habt euch heute scheinbar auch wieder sehr lieb, oder?“, schmunzelte er über die kleinen Rivalitäten der Geschwister und setzte sich zwischen die beiden. „Wir haben uns immer lieb“, grinste Natsuki und zeigte ihm eine neue Zahnlücke, die gestern Abend noch nicht dagewesen war. „Fehlt da schon wieder einer?“, fragte er und deutete auf die kleine Zahnlücke in ihrem Mund. „Ja, der ist mir in der Schule rausgefallen, als ich in den Apfel gebissen habe“, brummelte Natsuki und verschränkte schmollend die Arme vor ihrem Oberkörper. „Warum müssen denn auch alle rausfallen? Das nervt.“ „Weil die Zähne unten drunter nun mal raus wollen, aber die halten dann auch für dein ganzes Leben, vorausgesetzt du pflegst sie auch ordentlich“, erklärte er. „Und so wie die bei dir im Moment alle rausfallen, dauert es nicht mehr lange, bis alle Milchzähne verschwunden und die anderen nachgewachsen sind.“ Okay, ein paar Jahre wird es wohl noch dauern, aber das musste er Natsuki doch nicht auf die Nase binden. „Ist trotzdem doof“, schmollte sie noch immer und Kyo konnte nicht anders, als zu grinsen. Da er auch nichts weiter darauf zu antworten wusste, zog er sie dann einfach in seine Arme und knuddelte sie ordentlich durch. Das rief Erina wieder auf den Plan und sie quetschte sich unter Kyos anderen Arm und kuschelte sich an seine andere Seite. Beiden strich er sanft durch die Haare und äußerst entspannt lehnte der Sänger sich nun gänzlich zurück und schloss für einen Moment seine Augen. Nur nebenbei bekam er mit, wie noch etwas auf seinen Schoß sprang und es sich auch noch auf ihm gemütlich machte. „Na ihr habt es aber gut“, ertönte irgendwann Yunas Stimme und Kyos Kopf ruckte ein wenig nach oben. Gegen das grelle Licht blinzelnd versuchte er seine Sicht wieder scharf werden zu lassen, doch das dauerte einen Moment. Gott, so wie er sich fühlte musste der Sänger eingeschlafen sein. Sein Blick wanderte an ihm herunter, wo die beiden Mädchen auch noch an ihn gekuschelt saßen und auch die beiden schauten aus kleinen Augen in die Welt. Der einzige, der sich nicht rührte war Whisky, der zusammen gerollt auf seinem Schoß lag und leise vor sich hin schnarchte. „Das wird mein Lieblingsbild werden“, lenkte Yuna die Aufmerksamkeit wieder auf sich und kaum hatten alle drei nach vorn geguckt, leuchtete ein Blitz auf und alle auf dem Sofa zuckten kurz zusammen. „Ihr drei seht aus, als hätte ich euch aus dem Tiefschlaf gerissen“, lachte diese unmögliche Frau einfach weiter und sie hielt die Kamera vor sich hin und beschaute sich das Foto, bevor sie vor Entzücken aufjauchzte. „Aber noch sei es euch gegönnt, in fünf Monaten ist es damit vorbei“, zwinkerte Yuna ein letztes Mal und dann drehte sie sich um und verließ das Wohnzimmer in Richtung Küche. „Ich glaub sie hat uns voll erwischt“, gähnte Kyo und auch Natsuki nickte. Nur Erina kuschelte sich wieder mehr an Kyo und lehnte ihren Kopf zusätzlich an Whiskys. Der Sänger wusste zwar nicht, wie das bequem sein sollte, aber gut, so lange Erina sich wohl fühlte würde er sie auch lassen. „Mama bekommt wirklich noch ein Baby?“, nuschelte Natsuki irgendwann leise, so dass Kyo sie beinahe nicht verstanden hätte. „Ja, wir bekommen noch ein Baby.“ „Aber ich will nicht noch eine kleine Schwester haben. Die reicht doch“, zeigte Natsuki auf Erina und Kyo biss sich schnell auf die Unterlippe, bevor er noch in lachen ausbrach. „Vielleicht wird es ja auch ein kleiner Bruder?!“ „Hm… muss das sein? Ein Baby reicht doch.“ „Es wird ja auch nur ein Baby“, zumindest hatte der Arzt noch nichts anderes gesagt. „Papa, ich rede von Erina.“ „Ach Süße. Erina ist kein Baby mehr.“ „Du weißt ganz genau was ich meine“, brummte sie. Ja, das wusste er, doch er mochte diese kleinen Neckereien zwischen Natsuki und sich. „Also ich freue mich auf das Baby.“ „Wirklich?“ „Ja, warum denn auch nicht?“ „Weil das wieder so laut schreien wird, wie Eri als sie ganz klein war“, schmollte Natsuki weiter und Kyo seufzte innerlich. Hoffentlich ging das mal gut, wenn das Baby auf der Welt war, denn dass sie jetzt schon so abblockte, das gefiel Kyo überhaupt nicht. „Als du so klein warst, hast du auch ganz viel geschrien. Das machen alle Babys, aber irgendwann hören sie auch mal wieder damit auf“, erklärte er sachlich und spielte mit einer langen Strähne von Natsukis Haaren. „Ich hab bestimmt nicht so viel geschrien. Das glaube ich nicht“, schüttelte Natsuki ihren Kopf. „Jedes Baby schreit. Ob viel oder weniger viel, das ist eine andere Geschichte, aber auch du hattest sicherlich mal deine fünf Minuten“, auch wenn er es nicht wusste, er konnte es sich denken. „Und was ist, wenn ihr uns durch das neue Baby nicht mehr so lieb habt?“ Daher wehte also der Wind. „Das wird nicht passieren. Wenn, dann haben wir euch alle drei gleich doll lieb. Jeden auf seine Art und Weise“, antwortete der Sänger und drückte Natsuki einen Kuss auf die Stirn. „Wirklich?“ „Indianerehrenwort“, und wenn er könnte, würde er ihr auch die Geste dazu machen, doch da beide Mädchen und ein fauler Hund auf ihm lagen, klappte das beim besten Willen nicht. „Dann ist ja gut.“ Sie kuschelten noch ein bisschen, bis die Kinder wieder ihre Energiereserven aufgestockt hatten und durch die Kinderzimmer tobten. Da bis jetzt noch nichts zu Bruch gegangen war, ließ der Sänger sie einfach noch ein bisschen und ging stattdessen in die Küche, wo Yuna am Herd stand, in einer Zeitschrift blätterte und nebenbei in einem Topf rührte. Gemütlich schlich er sich an sie heran und der wieder blonde Japaner legte seine Arme von hinten um sie und ließ seine Hände zärtlich auf ihrem Bauch zur Ruhe kommen, wo er nur leicht mit seinen Daumen ein paar Streicheleinheiten ausführte. Viel merkte man noch nicht von ihrer Schwangerschaft, doch eine kleine Wölbung war unter ihrer engen Bluse doch schon zu sehen und genau über die freute sich der Sänger jeden Tag mehr. „Wenn der Topf bald doppelt so voll ist, hat die Suppe gekotzt“, murmelte er seiner Frau ins Ohr, welche dann verwirrt aufsah. Sie schaute kurz zum Topf, hörte auf zu rühren, dann guckte sie kurz zu Kyo, ehe sie wieder auf den Herd schaute und verdattert den Löffel aus der Suppe zog und auf einem kleinen Teller auf der Theke ablegte. Lachend drückte der Sänger seiner Frau einen Kuss auf die Wange und löste sich wieder von ihr um sich ein Glas Wasser zu nehmen. Er spürte genau wie Yuna ihn beobachtete, doch er holte sich gemächlich ein Glas aus dem Schrank, ging zum Kühlschrank um eine Flasche Wasser heraus zu holen, ging wieder zur Theke, goss sich etwas ins Glas und stellte die Flasche danach zurück in den Kühlschrank. Erst dann drehte er sich um und nahm nebenbei einen Schluck des kühlen Getränks. „Irgendwie wirkst du ein wenig… durch den Wind“, stellte Yuna dann fest und sie legte sogar ihren Kopf ein wenig schief, während sie ihn musterte. „Das sagt die richtige“, schmunzelte er, während Yunas Wangen einen sanften Rotton annahmen. „Bei mir sind es die Hormone, was ist deine Ausrede“, fing sich die junge Frau aber schnell wieder und Kyo lachte kurz. „In etwa das gleiche, nur sind es nicht direkt meine Hormone“, sprach er mit Absicht ein wenig in Rätseln, was auch seine Frau bemerkte, die leicht ihre Augen zusammen kniff und ihn weiterhin ansah. „Ja? Was soll mir das jetzt sagen?“ „Das Dai heute eine Bombe im Studio losgelassen hat.“ „Das würde dein Outfit erklären“, huschte ihr Blick über sein zerknittertes Hemd, welches nun ganz aus der Hose gezogen war, da die Kuschelstunde mit seinen beiden kleinen Mädels den Rest erledigt hatte. „Ein Wunder das du nicht zwei verschiedene Socken anhast“, zog sie sogar noch eine Augenbraue hoch. „Ich bitte dich, heute Morgen bin ich ordentlich aus dem Haus gegangen, aber wie gesagt, Daisuke hat uns heute mächtig aus der Bahn geworfen, allen voran mich“, zuckte sein rechter Mundwinkel. „Und mit was genau hat er das geschafft?“ „Mit der Nachricht, dass er wieder Papa wird. In fünf Monaten“, sagte er dann und beobachtete seine Frau, während er wieder einen Schluck Wasser trank. „Wow. Ehrlich? Das ist doch schön für die beiden“, strahlte sie und man sah ihr die Freude richtig an, bis sie langsam die Bedeutung seiner Worte zu verstehen schien und das freudige Lächeln verrutschte etwas und sie sah ihn nun entgeistert an. „Warte mal. In fünf Monaten?“, fragte sie fassungslos und ihr Mundwinkel zuckte ein wenig, so als ob sie sich beherrschen musste nicht loszulachen. „Jetzt verstehe ich, was du mit Bombe meinst“, lachte sie dann doch und Kyo konnte nicht anders als mit einzusteigen. „Ich hätte zu gerne dein Gesicht gesehen, als du es erfahren hast“, giggelte sie nach einigen Minuten immer noch vor sich hin und Kyo hielt ihr amüsiert das Glas Wasser hin. „Ich sah bestimmt aus wie ein Idiot, aber die anderen drei guckten genauso bescheuert aus der Wäsche.“ „Hast du es denn auch jetzt offiziell gemacht?“, fragte Yuna, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte und deutete auf ihren Bauch. „Ja, hab ich“, nickte der Sänger und nahm das Glas wieder ab. „Und?“ „Nichts und. Kao hatte einen niedlichen Tobsuchtanfall und danach eine kleine Selbstmitleidskrise. Als die dann überstanden war haben wir nur noch darüber geredet, wie wir in Zukunft das mit den Konzerten handhaben wollen. Mal schauen was nun letzten Endes bei rum kommt“, erzählte er bereitwillig und nahm selbst noch einen Schluck Wasser. „Ich hoffe bei Kaoru ist es auch bald soweit, bevor es zu spät ist“, seufzte Yuna und sie sah Kyo mitleidig an, der ein wenig verwundert die Augenbrauen zusammen zog. „Wie, bevor es zu spät ist?“, fragte er verwundert, nahm noch einen Schluck Wasser und verschluckte sich bei ihren nächsten Worten daran, bevor er in Gelächter ausbrach. „Na ist der nicht schon in den Wechseljahren?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)