Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 90: Neunzig ------------------- Wie recht Yuna doch haben sollte, dass sich nach einigen Wochen alles von alleine klären würde. Kyo saß immer noch wie versteinert und offenem Munde, auf dem Sofa in ihrem Studio, da und starrte seinen rothaarigen Kollegen an, der mit einem Tausendwatt Grinsen vor ihnen saß und stolz verkündete, dass er – nun alle mal festhalten – in fünf Monaten vor hatte wieder Papa zu werden. In fünf Monaten! Genau wie Kyo! In fünf Monaten sollte es auch bei ihnen so weit sein. Heilige Scheiße. War das jetzt gut, oder schlecht? Wahrscheinlich ein bisschen was von beidem. „Und was sagt ihr? Ist das nicht toll?“, war der Gitarrist aufgedreht wie ein Hamster auf Speed und wenn Kyo nicht so geschockt von der Nachricht wäre, dann würde er sich wirklich freuen. Okay, er freute sich tatsächlich, auch wenn er im Moment garantiert nicht so aussah. „Was ist los, Kyo? Du wirkst nicht sehr erfreut“, stupste Daisuke ihn dann schon an und als er Sänger seinen Blick hob, erkannte er Enttäuschung in dessen Augen. Aber nicht nur Enttäuschung, auch ein Glitzern, welches er schon seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr sehen durfte, war darin zu erkennen. Endlich war es wieder da und doch war der Sänger ein wenig vor den Kopf gestoßen. „Doch. Ich freue mich für euch, wirklich.“, nickte er hastig, fuhr sich dann aber durch seine Haare, die schon wieder ordentlich nachgewachsen waren, und nun aussahen wie frisch aus dem Bett gefallen. „Aber?“, hakte der große Rote nach. Was hatte er denn jetzt eigentlich auf einmal? Kyo hatte sich Wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, wie schlimm es werden würde, wenn er von Yunas Schwangerschaft erzählte, und nun? Nun wurde ihm die beste Gelegenheit dazu geboten und er war dabei den Schwanz einzuziehen. „Ich…“ „Du findest es zu schnell, richtig?“ „Huh?“, war er nun verwirrt. Zu schnell? Von was bitte sprach Daisuke da? „Die Schwangerschaft. Du bist bestimmt der Meinung, dass wir uns noch ein wenig Zeit hätten lassen sollen“, erklärte der Gitarrist und er wirkte unsicher. „Das dachte ich eigentlich auch, aber dann ist es einfach passiert. Es kam für uns selbst überraschend, aber wir bereuen nicht, dass es nun doch dazu gekommen ist“, plapperte Daisuke weiter, überspielte so seine Unsicherheit, und Kyo hatte gar keine Chance etwas zu sagen. „Diesmal haben wir auch länger gewartet, mit verkünden der Nachricht, obwohl das ja leider auch keine Garantie ist, wie wir alle nun wissen, aber wir sind wirklich optimistisch, dass es diesmal klappen wird, zudem Noriko strenge Ruhe verordnet bekommen hat. Also reg dich bitte nicht zu sehr darüber auf, es ist ja nicht dein Leben.“ „Dai, wenn du unseren Sänger mal das Wort überlassen würdest, wüsstest du bestimmt schon, was er eigentlich sagen wollte, denn er sieht nicht so aus, als würde er euch dafür verurteilen.“ „Wirklich? Aber warum guckt er denn dann so geschockt?“ „WeilichauchinfünfMonatenwiederPapawerde“, ratterte der Sänger ohne Luft zu holen runter und zog danach scharf die Luft in seine Lungen. Seine Augen hatte er fest zusammen gekniffen. Da aber nur das Ticken der kleinen Uhr zu vernehmen war, öffnete er doch mal nach ein paar Minuten seine Augen und sah in vier braune Augenpaare, die ihn blinzelnd anschauten. „Bitte noch mal zum Mitschreiben!“, verlangte Kaoru mit offenem Mund. „Yuna ist schwanger. In fünf Monaten ist ebenfalls der Geburtstermin.“ „SAGT MAL HABT IHR ALLE GEFICKT?“, schrie plötzlich der Leader los und alle zuckten zusammen. Kyo verkniff es sich zu sagen, dass es nur dadurch zu genau diesen Situationen hatte kommen können, denn die Frage war eindeutig rhetorisch gemeint. Nun war wohl der kleine Tobsuchtanfall an der Reihe, vor dem Kyo sich schon ein bisschen gefürchtet hatte. Wenn er jetzt allerdings so darüber nachdachte und ihren Leader beobachtete, dann fand er doch recht amüsant, wie das Leadertier durch den Raum fegte und beinahe den einen Stuhl mitnahm und sich nur noch mit rudernden Armen halten und sich somit vor einem Sturz bewahren konnte. „Nun reg dich mal nicht so auf, das ist doch eine schöne Nachricht“, schien nicht mal das Daisukes gute Laune zu verderben und selbst bei Kyo schlich sich ein Lächeln ins Gesicht, angesteckt von Daisukes Freude. „Für euch vielleicht, aber nicht für mich“, blaffte Kaoru, ehe er sich die Haare raufte und sich schnaufend auf das Sofa fallen ließ. „Irgendwann werdet ihr vor lauter Kinder keine Zeit mehr für die Band haben.“ „Bist du eigentlich bescheuert? Hatten wir jemals keine Zeit für die Band? Wir reißen uns immer den Arsch auf, wenn wir hier sind, und noch viel mehr. Also gönn uns unser privates Glück. Wenn es bei dir noch nicht so weit ist, dafür können wir nichts, also halt den Ball flach und atme mal ganz tief durch die Schlüppi“, sagte Kyo ruhig, aber mit einem scharfen Unterton in der Stimme. So was musste er sich von niemanden sagen lassen und schon gar nicht von einem Kaoru Niikura, der gerade wohl in einer Art Midlife crisis steckte. Außerdem wusste der Lockenkopf ganz genau, dass die Band für alle an erster Stelle stand. „Hast ja recht, sorry“, seufzte der Leader irgendwann leise. „Aber eure Neuigkeiten sind gerade eingeschlagen wie eine Bombe.“ „Deswegen musst du dich aber nicht wie der letzte Arsch benehmen, Kao“, meinte Kyo ruhig. „Was denkst du, warum ich so doof aus der Wäsche geguckt hab, als Dai von Norikos Schwangerschaft erzählt hat. Nicht, weil ich es für zu schnell halte, sondern weil ich mir die letzten Wochen den Kopf darüber zerbrochen habe, wie ich es dir und vor allem Dai beibringen sollte, das ausgerechnet ich wieder für Nachwuchs gesorgt habe.“ „Glaubst du ehrlich ich hätte dir den Kopf abgerissen? Da bin ich aber enttäuscht“, mischte sich nun Daisuke ein, doch der Sänger schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich hatte eher Bedenken, dass du wieder an die schlimme Zeit erinnert wirst und das wollte ich eben vermeiden. Deswegen war ich wirklich mehr als erstaunt, dass ausgerechnet du uns mit der Nachricht zuerst die Bude eingerannt hast.“ „Und was hat das mit mir zu tun?“, fragte nun Kaoru. „Kaoru, du wirst wirklich langsam alt, wenn du nicht mal mehr daraus einen Schluss ziehen kannst“, verdrehte nun ihr Bassist die Augen. „Darf ich dich an deine Reaktion erinnern, als Kyo vor fünf Minuten von seiner erneuten Vaterschaft erzählt hat? Ich glaube Kyo hat sich zwei Möglichkeiten ausgerechnet, abgesehen von Daisukes Reaktionen darauf“, sprach Toshiya weiter und Kaoru zog eine Augenbraue nach oben. „Und die da wären?“ „Entweder du drehst durch, so wie du es auch getan hast, oder du bist deprimiert und sitzt stumm in deinem Stuhl, hab ich recht?“, wandte der Bassist sich nun an Kyo, welcher nickte. „Genau.“ „Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?“ „Nein“, musste Kyo nun den Kopf schütteln. „Du bist nur ein bisschen traurig, dass Reiko dir noch nicht solch eine Nachricht überbringen konnte, von deiner Sehnsucht mal ganz zu schweigen. Und das macht dich mürbe im Kopf und deine Gefühle fahren deswegen ein wenig Achterbahn, was sich auch auf deine Launen und Reaktionen über irgendwelche Neuigkeiten niederschlagen“, versuchte der Sänger es irgendwie zu erklären und die anderen nickten bekräftigend. „Der letzte Teil klingt irgendwie so, als wäre ich in den Wechseljahren.“ „Das vielleicht auch.“ Hosted by Animexx e.V. 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