Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 83: Dreiundachtzig -------------------------- Das Blut rauschte in seinen Ohren und Kyos Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass er kaum noch Luft bekam. Sein Gehirn wurde scheinbar auch ein bisschen zu wenig mit Sauerstoff versorgt, denn ihm schwindelte es leicht und erst nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte es der Sänger endlich wieder Luft in seine Lungen und somit Sauerstoff in sein Blut und Hirn zu pumpen. Daisuke hatte jetzt nicht allen Ernstes gesagt, dass sie das Baby verloren hatten? Das Baby, auf welches er sich wie verrückt gefreut hatte? What the fuck! Wie ungerecht konnte nur diese verkackte Welt sein? „Ich… Dai, das tut mir leid“, stammelte er ein wenig vor sich hin, da ihm wahrlich die Worte fehlten. Selbstverständlich half Daisuke das nun auch nicht weiter, aber nur dumm zu schweigen, das fühlte sich auch falsch an. „Danke“, schniefte der Rote nur und Kyo tat es richtig im Herzen weh ihn so zu sehen. „Ist mit Noriko alles okay?“ „Hm… geht so“, seufzte Daisuke dann und er wischte sich noch einmal über die Augen. „Ihr Kreislauft machte in den letzten Tagen nicht mehr das, was er sollte. Aber es geht schon wieder und morgen werde ich sie nach Hause holen können.“ „Also ist sie noch im Krankenhaus“, schlussfolgerte der Sänger und der Gitarrist nickte wieder. „Es wäre ein Junge geworden“, brach Daisuke nach einigen schweigsamen Minuten die Stille und bei Kyo stellten sich alle, am Körper befindlichen, Härchen auf. Wollte er das wirklich wissen? Okay, auf der einen Seite schon, aber auf der anderen Seite wollte er von diesem Thema so viel Abstand nehmen wie möglich. Doch das hier war sein Freund und nicht jemand, den er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Gott, welche dämliche Ironie des Schicksals. Eigentlich nahm man ja immer an, so etwas würde einem selbst, oder im Freundeskreis, nie passieren und man wäre davor gefeit. Aber Nope. Da täuschte man sich dann wohl doch. „Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll und die ‚Es-tut-mir-Leid-Mitleidsschiene‘ mag ich ehrlich gesagt nicht bringen“, raufte der Sänger sich die Haare. „Ist schon okay. Es tut schon unendlich gut, wenn du mir einfach zuhörst. Bei Tian muss ich mich immer verstellen, aber bei dir brauche ich das nicht“, klang wirklich Dankbarkeit in Daisukes Stimme mit. „Wusste er denn von dem… Baby?“ „Wir wollten es ihm nächste Woche sagen, nach der nächsten Untersuchung, denn da hätten wir vom Frauenarzt erfahren, was es denn werden sollte. Nun ist es ja eh hinfällig und wir sind bei dem Stand, dass es der Mama im Moment einfach nicht gut geht… stimmt ja auch… irgendwie.“ „Aber dem Papa geht’s auch nicht gut“, brummte Kyo und zuckte leicht zusammen, als der Gitarrist laut auflachte. „Natürlich geht es mir nicht gut, aber deswegen kann ich mich nicht einfach in eine Ecke setzen und vor mich hin vegetieren, schließlich habe ich noch die Verantwortung für Tian.“ „Ich weiß, so war das doch auch nicht gemeint“, nuschelte der Sänger kleinlaut. „Sorry. Ich weiß im Moment einfach nicht wo mir der Kopf steht.“ Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Ein wenig blieb Kyo bei Dai dann noch, aber irgendwann musste er auch wieder nach Hause und ein wenig widerwillig ließ er sich zur Tür raus schieben. Zwar glaubte er nicht daran das Daisuke großartigen Unsinn veranstalten würde, aber dennoch hätte er gerne noch ein Auge auf den schmalen Mann geworfen. „Guck nicht so. Ich komme schon zurecht“, schien dieser seinen Blick auch noch bemerkt zu haben. „Überzeugt mich aber nicht wirklich“, gab Kyo zu, allerdings war der Mann vor ihm schon lange erwachsen und konnte eigentlich auf sich selbst aufpassen. „Melde dich aber wenn was ist oder dir die Decke auf den Kopf fällt, ja?“, hakte der Sänger noch nach, da er wusste, das Tian bei seinen Großeltern und Daisuke somit alleine zu Hause war. „Werde ich machen“, nickte er und er knibbelte leicht an seinen Fingern rum. „Wirst du den anderen sagen … was Sache ist?“, fragte er noch leise und Kyo versteifte sich. „Zwar habe ich gesagt, ich melde mich sobald ich was weiß, aber ich bin mir nicht so sicher, ob es die richtige Entscheidung war…?“, gab er zu und eigentlich wollte er es den anderen auch nicht sagen. Es war Daisukes Sache und da hatte er eigentlich die Klappe zu halten. „Ich sag es selbst, wenn ich wieder komme“, wurde ihm zum Glück die Entscheidung abgenommen und ein wenig erleichtert fühlte Kyo sich schon. „Wird wohl aber nicht vor nächster Woche werden. Ich glaub ein paar Tage brauche ich noch…“, wurde der große Rote schon wieder leiser und darüber sollte er sich dann keine Gedanken machen müssen. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“ Zwar würden der Manager und vor allem Kaoru sicherlich immer nachbohren, aber das war ihm egal. Mit wenigen Worten hatten sie sich dann auch verabschiedet und der Sänger wurde mit seinen Gedanken alleine gelassen, sobald die Haustür hinter ihm wieder ins Schloss gefallen war. Da wurde ihm jetzt aber ein ganz schön großer Brocken vor die Füße geworfen. In Gedanken versunken machte er sich nun auch auf den Heimweg und er wusste nicht so wirklich ob er seiner Frau davon erzählen sollte oder nicht. Allerdings musste Kyo einfach mit jemanden darüber reden, ansonsten würde er sich einfach zu viele Gedanken machen und das ist nicht gerade ein Thema, was man morgen Früh wieder vergessen hatte. Vorher aber würde er wohl oder übel noch einen Anruf tätigen müssen. Also kramte er sein Handy heraus und mit zittrigen Fingern wischte er auf dem Display herum, bis er Kaorus Nummer gefunden hatte. Noch einmal atmete er tief durch, ehe er auf den grünen Hörer drückte und das Handy sich ans Ohr drückte. Während er nun einen Fuß vor den anderen setzte ertönte immer wieder das Freizeichen. Kyo war schon kurz davor wieder aufzulegen, als der Leader schnaufend ran ging. Ein wenig irritiert zog er seine Augenbrauen hoch, doch eigentlich interessierte es ihn auch nicht, was der Ältere am anderen Ende der Leitung trieb. „Oi Kyo, was gibt’s?“, keuchte der dunkle Lockenkopf noch immer und langsam hatte er eine Ahnung, weswegen ihr Leader noch völlig aus der Puste war und das weibliche Kichern im Hintergrund verstärkte diesen Verdacht auch noch. So ein Bastard! Scheinbar machte der Gitarrist sich doch nicht so große Sorgen um ihren Rhythmusgitarristen wie erst gedacht. Okay, er wusste ja noch nicht was Sache war, aber trotzdem passte es dem Sänger irgendwie nicht in den Kram, dass ihr Leader sich amüsierte, während ein anderes Mitglied ihrer Band gerade mächtig vom Leben gefickt wurde. „Ehm… das kann warten, scheinbar störe ich nur“, brummte er und war dabei wieder aufzulegen, als er Kaoru ins Telefon brüllen hörte. Augenverdrehend nahm er es wieder richtig ans Ohr und brummte ein „Was?“, in den Hörer. „Was hast du bei Dai rausgefunden? Deswegen rufst du doch an, oder?“ Oh der werte Herr interessierte sich scheinbar doch für das Leben anderer, doch nun hatte Kyo keinen Bock mehr zu reden. Zwar kam er sich vor wie die Oberzicke schlechthin, aber der Tag war bis jetzt wirklich recht bescheiden verlaufen und die letzten Stunden hatten den Ausdruck Bescheiden noch immens nach unten gedrückt und abgefuckt passte da wohl gerade viel besser. „Das hatte ich vor, aber du scheinst gerade sehr abgelenkt zu sein“, atmete er tief durch, als er erneut das Kichern von Reiko hörte. Zwar gönnte er dem Leader sein Glück, aber im Moment war weibliche Ablenkung gerade das letzte, was er hören wollte. „Kyo, hör auf mit dem Mist. Nur weil ich gerade etwas… Spaß habe, heißt das noch lange nicht, dass ihr mir den Buckel runter rutschen könnt. Also sag schon.“ „Das kann ich nicht, er … will es euch selbst sagen. Aber… Dai kommt wohl erst nächste Woche wieder.“ „Jetzt sag nicht du hast dem zugestimmt?“ „Selbstverständlich habe ich dem zugestimmt. Ich mag zwar manchmal wie ein Arsch rüber kommen, aber ich bin keiner. Und da du eh nicht weißt, was Sache ist, halt den Ball flach und lass Dai einfach noch ein bisschen in Ruhe und nun vergnüg dich ruhig weiter. Hoffentlich wirst du später von Schuldgefühlen heimgesucht und aufgefressen!“, damit legte Kyo endgültig auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)