Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 73: Dreiundsiebzig - Epilog ----------------------------------- Bevor der Sänger überhaupt aufgesehen hatte, wusste er schon, dass seine siebenjährige Tochter und ihr, in Anführungszeichen, Cousin im nächsten Moment durch die Tür geschritten kamen. Er hatte keine Ahnung warum, aber irgendwie hatte er es im Gefühl und tatsächlich, keine Minute später wurde die Tür aufgedrückt und zwei tropfnasse Wesen, in gelben Regenanzügen, kamen hinein. „Hey ihr Zwei“, schmunzelte er gleich und Kyo legte seine Unterlagen zur Seite um auf die beiden zuzugehen. „Was macht ihr denn hier?“, fragte er, während er beiden die nassen Hüte vom Kopf zog und ihnen noch die tropfnassen Jacken abnahm, nachdem sie ihre Taschen abgesetzt hatten, um sie einfach in die Spüle zu werfen, damit die Pfütze, die sich um die Kinder mittlerweile gebildet hatte, nicht noch größer wurde. Sie hatten hier keinen Wischmopp und mit Taschentüchern wollte er nicht den Boden sauber tupfen. „Zieht bitte noch die Schuhe aus, dann könnt ihr rein kommen“, deutete er auf ihre durchweichten Schuhe und er hoffte innerlich, dass sie sich nicht noch eine Erkältung eingefangen hatten. Das Wetter war aber auch fürchterlich und seit Tagen regnete es beinahe ununterbrochen, aber so derbe wie heute, war es trotzdem nicht gewesen. „Also, was macht ihr hier?“, fragte er noch einmal. Allerdings wurde die Frage nur von dem Mädchen in der dunkelblauen Grundschuluniform wahr genommen, denn der dreijährige Junge ließ sie einfach stehen und rannte stattdessen in den Aufnahmebereich, wo sein Vater wartete. Kurz horchte Kyo und er wurde auch nicht enttäuscht, denn kurz drauf erklang das fröhliche Lachen von Daisuke, der freudig seinen Sohn begrüßte. „Ich wollte dich sehen, da du gestern Abend nicht nach Hause gekommen bist“, antwortete Natsuki dann endlich und Kyo setzte sich wieder auf seinen Stuhl, schob diesen aber etwas zurück und wartete, bis sein Mädchen vor ihm stand, damit er sie auf seinen Schoß ziehen konnte. „Ich bin doch nach Hause gekommen.“ „Aber nicht wo wir noch wach waren“, brummte sie und sie kuschelte sich an den Sänger heran. „Stimmt, aber es ging nicht eher, schließlich kann ich nicht einfach das Konzert verlassen“, schmunzelte er. „Trotzdem wäre es bei dem Wetter besser gewesen, wenn du nach Hause gegangen wärst, Yuna wartet bestimmt schon“, und er überlegte, ob er ihr zumindest eine kurze Nachricht schicken sollte, in dem er sie aufklärte, damit seine Frau sich keine Sorgen machen musste. „Das wollte Noriko machen.“ „Wieso Noriko?“ „Weil ich sie mit Tian getroffen hab und da der auch seinen Papa sehen wollte, durfte ich ihn mitnehmen“, erklärte das Mädchen wie selbstverständlich und sah Kyo aus unschuldigen Augen an. „Aber bei dem Wetter wäre es wirklich besser gewesen, ihr wärt nach Hause gegangen. Guck dir mal deine Socken an, die sind total nass“, deutete er auf die kleinen verpackten Zehen und Natsuki bewegte sie probehalber. „Das fühlt sich eklig an“, murmelte sie. „Und ich hab kalte Füße“, stellte sie dann noch fest. „Ja und genau das ist das Problem“, seufzte er und Kyo stieß sich ab und rollte mit dem Bürostuhl etwas Richtung Sofa, wo er sich die Decke nahm und sie Natsuki über die Beine legte. „Wenn du zu Hause bist, nimmt du ein heißes Bad, ja?“ „Okay“, nickte sie, bevor sie kurz gähnte. „Wann kommst du heute nach Hause?“, nuschelte das Mädchen, während sie sich etwas die Augen rieb. „Weiß nicht, wenn wir hier fertig sein werden“, gab er ehrlich zu und kraulte sanft ihren Nacken. „Du musst aber zum Abendessen zu Hause sein.“ „Ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde“, wollte Kyo ihr wirklich keine leeren Versprechen geben. „Bitte, Papa“, maulte das Mädchen auf seinem Schoß und irgendwie kam ihm die ganze Szenerie bekannt vor. Kyo schob es allerdings auf die rehbraunen Augen, die ihn versuchten zu bestechen und wie immer konnte er dem nicht Stand halten und leise seufzend nickte er dann und stimmte somit zu, dass er zum Abendessen zu Hause sein würde. „Wie war es denn eigentlich in der Schule?“, fragte er, nachdem sie ein bisschen auf dem Stuhl gesessen und gekuschelt hatten. „Doof. Wir mussten was vorsingen und ich hab meinen Text vergessen“, murmelte sie, so dass Kyo sie beinahe nicht verstanden hätte. Natsuki machte sich ganz klein, scheinbar in der Annahme, dass er wohl gleich ein paar Takte von sich geben würde, aber da war sie bei ihm an der falschen Adresse, da es dem Sänger relativ egal war, was sie in Musik verzapfte, solange sie ordentlich lesen, schreiben und rechnen konnte. Also grinste er nur. „Du schimpfst nicht?“, blinzelte Natsuki ein bisschen perplex, was ihn nun richtig zum Lachen brachte. „Nein, warum sollte ich? Ich weiß doch, dass du mit Noten mehr anfangen kannst, als mit irgendwelchen Texten“, sagte er ehrlich. Viel weiter kamen sie allerdings nicht, denn Daisuke kam mit seinem Sohn, auf dem Arm, in den Raum. Das war für Kyo das Zeichen und er hob Natsuki von seinem Schoß und dirigierte sie an die Tür, wo er ihr in die Schuhe half, genauso wie Daisuke es bei Tian tat. „Also kommst du zum Essen nach Hause, ja?“, bestach das Mädchen ihn noch einmal. „Ja, ich werde gegen sechs da sein“, unterdrückte er ein Seufzen. Kyo holte noch die Jacken und reichte die kleinere an den Gitarristen weiter, der diese seinem Sohn gleich überzog. Der Sänger hielt die andere so auf, dass Natsuki nur noch hineinschlüpfen musste und er drückte die Druckknöpfe schnell zu. „Bringst du Tian noch nach Hause?“, fragte Daisuke, während der Sänger noch nach den Hüten griff und wieder zu den dreien zurück ging. „Ja, ich hab es Noriko ja versprochen“, nickte sie. „Alles klar, du bist die Beste“, grinste der große Rote und hielt ihr seine Hand entgegen. „Gib mir Fünf“, und dann schlug das Mädchen ihre Hand schon gegen die deutliche größere. Mit seinem Sohn tat er das gleiche, bevor er ihn los ließ. Kyo half Natsuki noch mit ihrer Schultasche und verabschiedete sich danach auch noch von den Kindern und setzte ihnen zuletzt noch die gelben Hüte auf. Dann war die Tür auch schon hinter den beiden zu und Kyo atmete durch. „Dir wurde wohl auch die Pistole auf dir Brust gesetzt?“, grinste Daisuke und er wischte sich seine Hände an seiner Hose trocken, da scheinbar noch nicht alles Wasser auf den Regenjacken getrocknet war. „Hm?“, sah der blonde Sänger ihn fragend an und ging wieder zu seinem Stuhl, wo er zunächst die Decke zusammen faltete. „Soweit ich mitbekommen habe, wurdest du zum Essen nach Hause zitiert, tja… Tian hat da drinnen“, und er zeigte auf den anderen Bereich ihres Arbeitsplatzes „so lange Terror gemacht, bis ich ebenfalls zugestimmt habe“, grinste er und Kyo musste es einfach erwidern. „Ja, so sieht es wohl aus. Allerdings heißt es auch, dass wir nun noch mehr ranklotzen müssen. Also ab mit dir, wenn ihr euch beeilt, kann ich meinen Part vielleicht noch einsingen und wir können alle bei Zeiten Feierabend machen“, scheuchte der kleinere Mann den größeren davon und wie er sich so an die Arbeit machte, hatte er schon wieder das Gefühl, als hätte er das alles schon mal genauso erlebt… Pünktlich achtzehn Uhr schloss Kyo die Tür seiner Wohnung auf und sofort kam ihm ein köstlicher Duft entgegen, was seinen leeren Magen gleich aufgeregt knurren ließ. „Er ist da! Papa ist da“, ertönte gleich darauf Natsukis Stimme. Schmunzelnd schloss er die Tür, nachdem er eingetreten war und mit einer gewohnten Bewegung schob Kyo sich die Schuhe von seinen Füßen und stellte sie brav auf den kleinen Abschnitt, den Yuna extra nur für Schuhe beanspruchte. Seine Hausschuhe standen auch dort herum und nach wie vor fiel es ihm schwer diese auch immer wieder dort abzustellen, wenn er das Haus verließ, da sie ihm immer noch überall von den Füßen fielen und gerne an genau dieser Stelle liegen blieben. Seine Jacke hängte er am Haken auf und ein leises Rascheln lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Wohnzimmertür. Denn da tauchte Natsuki auf, die ihr jüngstes Familienmitglied an den Händen hielt. Das elf Monate alte Baby machte langsam tapsige Schritte, während ihm gleichzeitig in breites Lächeln begrüßte. Sie hatte einen hohen Zopf auf dem Kopf und da wusste der blonde Japaner genau, dass sich die große Schwester wieder an der kleinen verausgabt hatte. „Wer kommt denn da?“, fragte Kyo und hockte sich hin um das kleine Mädchen aufzunehmen und ihr einen Kuss auf eine errötete Wange zu drücken. Er war erstaunt, dass sie schon so gut laufen konnte, schließlich hatte sie doch erst das Krabbeln erlernt… Das Baby lachte und vergrub kurzerhand die kleinen Hände in seinen Haaren um sich daran fest zu krallen. „Au, aua~, das tut weh“, zuckte er kurz zurück, was es nur noch schlimmer machte. Freudig gurgelte das Baby herum, doch sie ließ bald locker und der Sänger platzierte Erina auf seiner rechten Hüfte. Mit seinem linken Arm zog er dann zunächst Natsuki an sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du bist da“, freute sie sich sichtlich und Kyo nickte. „Ja, hab ich doch gesagt“, schmunzelte er und zu dritt gingen sie in die Küche, wo Yuna gerade den Tisch deckte und erfreut aufsah, als sie ihren Mann in die Küche treten sah. „Du hast es wirklich geschafft“, strahlte sie. Scheinbar hatten sie alle wirklich nur auf ihn gewartet und er musste gestehen, dass es ihn freute. „Ja, habe ich“, nickte er und zog zunächst seine Frau an sich heran, um sie gebührend zu begrüßen. Ein sanftes, vertrautes Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus und er küsste Yuna mit etwas mehr Hingabe, als es für diesen Moment vielleicht notwendig gewesen wäre. „Urgh… macht das, wenn ihr alleine seid. Aber passt auf, nicht das wieder ein Baby kommt“, stöhnte Natsuki auf und sie hielt sich ihre Augen zu, nachdem sie sich an ihren Platz am Tisch nieder gelassen hatte. Grummelnd löste der Sänger sich und schaute kurz seine Tochter an. „Lass uns doch, du siehst das doch nicht das erste Mal“, sagte er ein wenig zickig. „Außerdem brauchst du keine Angst haben, in unserer Familie gibt es in nächster Zeit kein weiteres Baby“, und irgendwie kam ihm diese Unterhaltung auch bekannt vor, dabei war er sich sicher, dass er diese mit Natsuki noch nie geführt hatte. „Nicht in unserer Familie? In welcher denn dann?“, sah nun Yuna verwundert auf und hielt kurz inne in ihrem Tun. „Ich weiß nichts genaues, aber Dai macht in letzter Zeit immer so komische Andeutungen“, zuckte er mit den Schultern. „Du meinst, dass Noriko wieder schwanger ist?“, sah er genau die Neugier in den rehbraunen Augen, aber da musste er sie fürs erste bremsen. „Keine Ahnung, vielleicht planen sie auch nur“, ging er auch nicht weiter drauf ein, sondern er setzte seine jüngste Tochter in den Kinderstuhl und schob ihn an Yunas Platz heran, da diese sich ebenfalls gerade auf ihrem Stuhl nieder gelassen hatte. Schnell band er dem Baby noch ein Lätzchen um, goss jedem Tee in ein Glas und dann nahm er ebenfalls Platz. In Ruhe nahmen sie ihr Abendessen zu sich und Kyo genoss die familiäre Atmosphäre und er war Natsuki immer dankbarer, dass sie ihn schon fast gezwungen hatte pünktlich nach Hause zu kommen. Sie erzählten sich vom Tag und was sie so alles erlebt hatten, gleichzeitig quetsche Natsuki ihn über das gestrige Konzert aus und dass sie die Zeiten dafür doch bitte ändern sollten, damit er immer abends zu Hause sein konnte. Diesen Zahn musste er ihr allerdings ziehen und nachdem sie zu Ende geschmollt hatte, räumten sie den Tisch zusammen ab und machten noch den Abwasch, während Yuna Wasser in die Badewanne einließ. Der Abwasch war fertig, da kam Yuna auch schon wieder und verkündete ihm, dass auch die Badewanne nun gefüllt sei. Somit schnappte er sich das Baby, welches gurgelnd und glucksen im Laufstall herum krabbelte und er übernahm heute die Aufgabe des Bademeisters. Da Natsuki auch gleich ins Wasser springen wollte, hatte er auch tatkräftige Unterstützung dabei und nach einer Stunde saßen sie zu viert auf dem Sofa und kuschelte noch eine Runde. Kyo war umringt von seinen Mädels und schon wieder hatte er das Gefühl eines Déjà-vu. Diesmal noch viel deutlicher und als er sich Erina, Natsuki und Yuna so betrachtete, durchschoss es ihn wie ein Blitz und im nächsten Moment wusste er, warum ihm der ganze Tag schon so seltsam bekannt vor kam. Es wär nämlich wie in seinem Traum. Gott ja, es war schon eine ganze Weile her, aber nun erinnerte er sich und ihm blieb kurz der Atem weg, als er seinen Traum, den er komischerweise noch immer beinahe Detailgenau wiedergeben konnte, durchging. Genauso wie der heutige Tag war es abgelaufen und Kyo konnte es gar nicht fassen, aber er lebte seinen Traum. Jetzt nicht nur beruflich, sondern auch privat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)