Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 70: Siebzig - Special ----------------------------- „Kann ich das anziehen?“, hielt Natsuki ihm ein türkisfarbenes Kleid entgegen, welches zwar für den heutigen Tag gekauft worden war, aber jetzt noch nicht gebraucht wurde. „Nein, wir haben doch gesagt, dass du das Kleid heute Nachmittag tragen wirst“, versuchte Kyo nicht seine genervte Seite an die Oberfläche zu lassen. Aber langsam konnte er die Frage nicht mehr hören. Seit zwei Wochen – da hatten sie das Kleid zusammen gekauft – fragte Natsuki nun beinahe drei Mal täglich, ob sie dieses Kleid anziehen durfte. Am Anfang hatte Kyo es ja noch sehr amüsant und auch lustig gefunden, aber nach vierzehn Tagen war er doch ziemlich genervt von der Frage und er machte ehrlich drei Kreuze in seinem Kalender, wenn dieser heutige Tag endlich vorbei war. „Aber ich will das jetzt anziehen“, maulte sie rum. „Ich will gibt es schon mal gar nicht“, brummte er und Kyo nahm ihr das Kleid aus der Hand und hängte es wieder in den Schrank. „Das hier musst du anziehen“, griff er im nächsten Moment nach einem kleinen dunkelblauen Rock, passend dazu eine weiße Bluse und ein dunkelblauer Blazer. Lange weiße Kniestrümpfe, mit einem blauen Streifen am oberen Ende und eine karierte Fliege vervollständigten das Bild dann noch. „Muss das sein?“, schaute sie ihm mit ihrem Bambiblick an, gegen diesen er es in den letzten zwei Jahren einfach nicht geschafft hatte immun zu werden. „Ja, das muss sein. Du willst doch hübsch aussehen und dazu gehören eben die Sachen“, schmunzelte er nun und knöpfte ihr die Bluse schon mal auf, damit sie nur noch hineinschlüpfen musste. „Mit dem Kleid sehe ich aber viel hübscher aus“, hatte Natsuki mal wieder das letzte Wort und manchmal wünschte sich der Sänger, dass sie nicht zu so einer Quasselstrippe heran gewachsen war, aber wenn sie wirklich mal ihren Mund hielt, dann fehlte doch wieder etwas und er machte sich gleich Sorgen, dass irgendwas nicht stimmen könnte. „Du siehst immer hübsch aus“, wollte er nach diesen Worten dann aber endgültig nichts mehr hören. Mit vereinten Kräften zogen sie Natsuki dann die Schuluniform an und nachdem auch wirklich alles perfekt saß, kümmerte der Sänger sich noch um die passende Frisur. Letzten Endes hatte sie zwei geflochtene Zöpfe, die das Mädchen immer so wunderbar verspielt und süß wirken ließen, ganz so, als könnte sie keiner Fliege was zu Leibe tun, aber das dem nicht so war, das hatte Kyo in den letzten zwei Jahren schon öfters bemerkt. „Kommt Yuna dann nicht mit in die Schule?“, fragte das Mädchen, als sie zusammen zu der Grundschule liefen, in diese sie heute eingeschult wurde. „Natürlich kommt sie. Sie ist aber noch bei Nori und Dai, das weißt du doch“, antwortete er und hielt mit ihr an einer roten Fußgängerampel. „Sie wird pünktlich in der Schule sein, versprochen.“ „Okay, ansonsten darf sie nicht auf meine Party kommen“, entschied das Mädchen und Kyo kam nicht umhin aufzulachen. „Süße, Yuna hat für dich die komplette Party organisiert, ich glaube kaum, dass ohne sie etwas laufen wird“, grinste er. Dann gingen sie auch schon weiter, da die Ampel auf Grün gesprungen war und nach wenigen Minuten waren sie auch an dem großen Gebäude angekommen, wo schon viele Erstklässler – meist mit übergroßen Schulranzen – mit ihren Eltern auf den Schulhof und auch in die Schule strömten. Auf den ersten Blick konnte der Sänger seine Lebensgefährtin nicht ausmachen, aber er wusste genau, dass sie kommen würde, weswegen er jetzt nicht in Panik ausbrach, obwohl er zugeben musste, dass er doch schon ziemlich aufgeregt war. Mit dem heutigen Tag würde wieder ein neuer Lebensabschnitt beginnen, zwar mehr für seine kleine Lady, aber dennoch ging es an ihm ja nicht vorbei. Mit dem Strom strömten sie zusammen in die große Aula, wo Kyo Natsuki auf ihren Platz brachte. Die Eltern hatten alle einen Brief bekommen, wo alles drin stand, auch die Platznummer ihrer Sprösslinge. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich für den Moment von seinem Mädchen, obwohl er lieber bei ihr geblieben wäre. Er fühlte sich schon fast wie ein Verräter, da er sie auf dem Sitz zurück ließ und zwar allein. Seufzend ging der Sänger auf einen der hinteren Plätze, welche für die Erwachsenen reserviert waren. Kyo beschlagnahmte gleich zwei Stühle und hielt immer wieder nach Yuna Ausschau, denn langsam wurde es knapp und in zwei Minuten sollte die Schuleinführung endlich beginnen. Um Natsuki machte Kyo sich währenddessen schon keine großen Sorgen mehr, denn diese quasselte ununterbrochen auf einen dunkelblonden Jungen ein, der alles brav über sich ergehen ließ. Der Sänger wusste nicht so recht, ob der Junge einfach zu schüchtern war, um sie zu stoppen, oder ob er tatsächlich Interesse an dieser Unterhaltung hatte. „Oh, Tsuki-chan hat schon ihren ersten Freund gefunden“, holte Yuna ihn aus seiner Beobachtung und der Sänger zuckte ein wenig zusammen, da er so plötzlich auch nicht mit ihrem Auftauchen gerechnet hatte. „Ich bin mir noch nicht so sicher, ob es wirklich schon ein Freund ist“, schmunzelte er und stand auf, um sie mit einem sanften Kuss zu begrüßen. Die vertrauten Schmetterlinge sprangen wie jedes Mal in seinem Magen herum und waren glücklich. „Hoffen wir es“, grinste Yuna und gemeinsam nahmen sie dann Platz. Das war auch keine Sekunde zu früh, denn da wurde das große Licht ein bisschen gedämpft und nur die kleine Bühne wurde bestrahlt. Applaus ertönte, als der Schulleiter und die jeweiligen Klassenlehrer die Bühne betraten und die neuen Schüler, sowie die dazugehörigen Eltern begrüßten. Kyo musste zugeben, so wirklich zuhören, was die Menschen da vorn sagten, tat er nicht und er driftete ein wenig mit seinen Gedanken ab. Erst als die ersten Namen aufgerufen wurden und es dann endlich richtig ernst wurde, lenkte er seine Aufmerksamkeit nach vorn und hörte genau zu. Die Kinder wurden in kleinen Grüppchen aufgerufen und als alle aus der Gruppe auf der Bühne standen, bekamen sie nacheinander eine riesige Zuckertüte in die Hand gedrückt. Einige Kinder schnauften ganz schön und konnten die sperrigen Dinger kaum von der Bühne wuchten. Nach und nach wurde so jedes Kind in das Schulsystem aufgenommen und als Natsuki endlich an der Reihe war, zerdrückte Kyo beinahe Yunas Hand. Das bemerkte er auch erst, als sie mit viel Geduld immer wieder über seine Finger strich. Ein bisschen beschämt ließ er locker, aber den Blick von der Bühne abwenden konnte er trotzdem nicht. Mit einem breiten Lächeln nahm sie auch ihre Zuckertüte entgegen, worauf beinahe nur Einhörner abgebildet waren. Diese Tiere waren bis heute ihre Lieblinge und somit wussten sie so ziemlich genau, wie die Schultüte aussehen sollte und so wie sein Mädchen strahlte, war die Entscheidung mehr als nur richtig gewesen. Zudem passte sie perfekt zu Natsukis Schultasche, auf deren Deckel ebenfalls ein Einhorn vertreten war, noch dazu ganz viel Glitzer und alles schön in Rot und Pink gehalten. Nach wenigen Momenten war es aber auch für Natsuki wieder an der Zeit, von der Bühne zu verschwinden und genau wie einige zuvor, hatte sie ganz schön zu tun, die Zuckertüte nicht fallen zu lassen und sie musste immer wieder nachgreifen, da sie aus ihren Fingern zu rutschen schien. Die restliche Zeremonie verging dann ziemlich schnell und die Kinder wurden für einen Moment wieder zu ihren Eltern entlassen. Die meisten übergaben ihre Zuckertüten den Erwachsenen, die diese dann doch geschmeidiger tragen konnten. Lange hatten sie aber nicht Zeit, da die Kinder erneut aufgerufen, bis sie als Klasse zusammen standen und gemeinsam zu ihren Klassenzimmern geführt wurden. Die Eltern liefen im kleinen Abstand hinterher und sie guckten, wie die Kinder sich jeder einen Platz aussuchte. Die Lehrerin erklärte ruhig, dass sie sich den Platz merken sollten, da sie ab jetzt immer genau da sitzen würden. Die meisten Kinder nickten und schauten sich kurz um, als ob sie es sich einprägen würden. Die Lehrerin erzählte ein bisschen über die Schule und den Fächern, die sie lernen würden, dann machte sie sich daran die ersten Schulbücher und Hefte auszuteilen. Die Lehrerin bat die Kinder, die ihren Namen schon schreiben konnten, diesen auf eine Karte zu schreiben, die sie die ersten Wochen auf ihren Platz stellen sollten, damit die Lehrer sich die Namen zu den Gesichtern merken konnten. Auch Natsuki begann gleich vorsichtig einen Stift, den sie aus ihrer Stiftmappe gezogen hatte, über das Papier zu führen und Kyo musste schmunzeln, als sie angestrengt die Zunge halb heraushängen ließ. Aber er wusste, dass sie das konnte, denn sie hatten in den letzten Wochen fleißig geübt und da sollte der Name kein Problem darstellen. Viel mehr passierte dann auch nicht mehr und nach einer reichlichen Stunde wurden die Kinder für diesen Tag entlassen. Kaum hatten die Kinder die Erlaubnis, dass sie aufstehen durften, wuselten sie durch den Klassenraum und nahmen ihre Eltern in Beschlag. Kyo wurde ein bisschen schwindelig, da alle Kinder wild durcheinander plapperten und da Natsuki ebenfalls ohne Luft zu holen redete, legte er ihr bald seinen rechten Zeigefinger auf die Lippen. „Vergiss das Atmen nicht“, schmunzelte er und grinste dann sogar, da sie ihn pikiert anschaute. Doch Natsuki holte wirklich einmal Luft, bevor sie Kyo einfach umarmte. Erfreut, dass sie ihm noch nicht die Hölle heiß machte, da er sie in die Penne schickte, strich er ihr über den Rücken und drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Danach löste sie sich von ihm und Kyo bekam im nächsten Moment die überfüllte Zuckertüte in die Hand gedrückt, da Natsuki Yuna in Beschlag nahm. Also ging die Knuddelrunde weiter und der Sänger wartete geduldig. „Tsuki, packst du deine Sachen ein?“, stupste er das Mädchen ein, da sie die Chance hemmungslos ausgenutzt hatte und nun Yuna ein Ohr abkaute, denn diese war immer sehr geduldig mit dem Mädchen und stoppte sie fast nie, in ihrem Redeschwall. „Aber ich erzähle Yuna doch gerade, wie toll das hier alles ist.“ „Das kannst du auf dem Heimweg auch noch machen. Oder magst du dein Kleid heute nicht mehr anziehen? Denn wenn du weiter bummelst, dann lohnt es sich gar nicht mehr“, sagte Kyo unschuldig und studierte gespielt die Zuckertüte, worauf – wie sollte es auch anders sein – ein Plüscheinhorn thronte. Nun sah das Mädchen ihn mit großen Augen an, bevor sie zu ihrem Platz ging und schnell, aber doch noch mit Vorsicht, die neuen Schulsachen in ihren Schulranzen räumte. „Du kannst aber auch gemein sein“, grinste Yuna nun. „Was denn? Natsuki hätte dir in einer Stunde noch erzählt, wie aufregend das alles ist“, befand er sich nicht als schuldig. Das Mädchen war dann aber recht schnell fertig und Yuna half ihr, ihre Schultasche richtig aufzusetzen. Die Zuckertüte behielt Kyo bei sich. Die wurde ihm selbst schon langsam schwer, da wäre sie für Natsuki ein unüberwindbares Hindernis gewesen. Zu dritt steuerten sie nun seine Wohnung an – bei einem Zwischenstopp holten sie noch Whisky ab, da der bei einer Freundin von Yuna unter gekommen war – und im Wohnzimmer legte der Sänger die Zuckertüte aufs Sofa. Die würden sie später mit zu Dai nehmen. Die Party für die kleine Lady fand nämlich im Garten ihres Gitarristen statt. Dieser war vor kurzem umgezogen und er hatte sich mit Noriko ein Häuschen, außerhalb der Stadt gekauft. Hinter dem Haus war ein gemütlicher Garten und extra für heute hatten sie sich einen Pavillon besorgt. Während Yuna Natsuki in ihr Kleid half, packte Kyo noch einiges zusammen, was sie noch für den Nachmittag und Abend benötigten. Das meiste war Fresszeug, aber auch Getränke. Einiges lud er schon ins Auto und zuletzt schob er die Zuckertüte noch hinterher. Denn die sollte Natsuki später erst auspacken. Als Kyo seine letzte Runde gemacht hatte, kamen seine Mädels dann auch endlich wieder aus dem Kinderzimmer und ganz automatisch breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, als er die kleine Lady sah. Das türkisfarbene Kleid ging ihr bis über die Knie und der Rock fiel locker in Falten herunter. Der obere Teil des Kleides lag eng an und glitzerte, so dass die kleinen Schmetterlinge, die drauf gestickt waren, aussahen, als würden sie fliegen. Yuna hatte Natsukis Haare zu einer Hochsteckfrisur zusammen gefasst und sie sah wirklich aus wie eine Prinzessin. „Holde Maid“, ging der Sänger spontan vor ihr auf die Knie und gab ihr einen Handkuss. Kichernd hielt das Mädchen sich die Hand vor dem Mund, ehe sie einen Knicks machte. Das brachte alle drei zum Lachen und mit äußerst guter Laune machten sie sich dann auch schon auf den Weg zu Daisuke, Noriko und Tian. Mit dem Auto brauchten sie etwas mehr, als eine halbe Stunde und als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten, parkte Kyo an der Seite und er konnte sehen, dass zumindest Kaoru schon da war. Sie kletterten aus dem Auto und jeder bekam etwas zum Tragen in die Hand gedrückt. Im Gänsemarsch tippelten sie gleich in den Garten, wo Kyo gerade so noch Tian ausweichen konnte. Der zweijährige Sprössling von Noriko und Daisuke war total aufgedreht und rannte wie auf Speed durch den Garten hin und her. Alleine deswegen hatte sich der Umzug definitiv gelohnt, da der Zwerg mehr Energie hatte, als sie in eine Stadtwohnung passen würde. Freudig begrüßten sie sich, wobei Yuna und Kyo zunächst ignoriert wurden, da Natsuki von Familie Andou und auch von Kaoru mit Glückwünschen und Zuckertüten überschüttet wurde. Gut, das war nicht ganz richtig, zumindest was die Zuckertüten anging. Kaorus war ja noch ganz human, von der Größe, aber die von Noriko und Daisuke war schon enorm groß und sie überragte sogar Natsuki, die staunend nach oben schaute und das riesige Ding nicht mal selbst halten konnte. „Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“, fragte Kyo ein wenig überfahren und er überlegte, ob das übergroße Teil ernsthaft in sein Auto passte. Wenn er alleine wäre, wäre das kein Ding, aber mit zwei weiteren Personen noch…? „Findest du?“, fragte Daisuke und nahm die Zuckertüte wieder selbst auf. „Naja, die ist größer als Natsuki… ich frage mich unweigerlich, wie groß die dann für Tian mal sein wird?“, gab Kyo zu, was Daisuke zum Lachen brachte. „Oh, die bauen wir selbst und glaube mir, die wird noch gigantischer werden“, grinste der große Rothaarige. „Ich hab’s befürchtet“, grinste der Sänger nun ein wenig schief. „Und bauen wird dafür ganz sicher der richtige Begriff sein.“ Das Auto war nach ein paar Wegen dann auch komplett ausgeladen und gerade als Kyo es verriegelte, fuhr Toshiya vor, der Shinya im Schlepptau hatte. Somit blieb der Sänger am Auto und wartete, bis die beiden aus dem kleinen Kasten Toshiyas geklettert waren. Kumpelhaft begrüßten sie sich mit einer männlichen Umarmung und Schulterklopfen, bevor sie zum Kofferraum gingen. Jeder hatte eine Zuckertüte dabei und während Kyo zum Halten verdonnert wurde, zauberten die beiden Männer noch eine wunderschöne Torte hervor. Selbstverständlich durften darauf Einhörner nicht fehlen und kleine Marzipanfiguren tanzten zwischen dem ABC herum. „Wow, da wird sie aber große Augen machen“, staunte der Sänger nicht schlecht. „Das wollen wir doch hoffen“, schenkte Toshiya ihm sein schönstes Lächeln und auch Shinya nickte zustimmend. Nachdem das süße Backwerk weites gehend gesichert war, wurden Kyo die Zuckertüten wieder abgenommen und er bekam stattdessen die Torte in die Hand. Die Jungs ließen ihm den Vorstritt und heimlich schaffte er die Torte in die Küche, wo Noriko sie gleich kühl stellte, nachdem auch sie das Kunstwerk kurz bestaunt hatte. Aus dem Garten hörten sie Natsuki vor Begeisterung und Freude jubeln und er konnte durch ein Fenster sehen, wie herzlich sie sich bei Shinya und Toshiya bedankte. Somit war ihre Runde perfekt und vollständig. Sie hatten ganz allein Natsuki entscheiden lassen, wenn sie alles einladen wollte und somit waren sie eher im kleinen Kreis geblieben. Yunas Eltern zeigten kein Interesse an ihrer Tochter und deren Leben und seine eigenen Eltern waren verreist, zudem sie auch nicht gerade das einfachste Verhältnis zueinander hatten. Aber ihm war es egal, da wusste er wenigstens, dass diese Feier friedlich und fröhlich blieb und nicht am Ende noch in einem Desaster endete. „Tsuki-chan“, rief er sein Mädchen, nachdem er zurück in den Garten gegangen war. Mit geröteten Wangen kam sie ihm entgegen gerannt und strahlte ihn an. „Willst du zuerst deine Zuckertüten auspacken oder lieber den Kuchen naschen?“, fragte er und strich ihr eine gelöste Strähne hinters Ohr. „Ich mag erst auspacken“, überlegte sie gar nicht erst und mit einem zustimmenden Nicken rannte sie wieder davon und steuerte die vier Zuckertüten an, die unter dem Pavillon, auf einer Hollywoodschaukel lagen. „Papa, hilfst du mir?“, fragte sie, nachdem Natsuki vergeblich versucht hatte das Band aufzuknöpfen, welches das Netz zusammen hielt, was wiederum die Habseligkeiten darin gesichert hielt. „Na klar“, konnte er selbstverständlich nicht ablehnen und Kyo hockte sich neben sie und knibbelte das Band auf, auf welches sie zuerst zeigte. Für ihn war es kein Hindernis und bald hatte er es offen, so dass Natsuki nun alles genau unter die Lupe nehmen konnte. Nach und nach beförderte sie allerlei Kram heraus. Stifte, Füllfederhalter, Radiergummis, Lineale, Süßigkeiten, Kuscheltiere, Taschenrechner, Zirkel, Pinsel, verschiedene Farben und alles, was noch für die Schule wichtig war. Natürlich war einiges doppelt, aber das störte niemanden, da alles Gebrauchsgegenstände waren und sie früher oder Später eh ersetzt werden müssen. Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Natsuki jede Zuckertüte geleert hatte, doch dann war sie fertig und sie bedankte sich noch einmal bei jedem mit einer festen Umarmung. Kyo half ihr noch beim Zusammenräumen, während Noriko und Yuna schon den Tisch für die leckere Torte deckten. Und langsam wurde es auch wirklich Zeit dafür, da dem Sänger schon mächtig der Magen knurrte und er sich schon beinahe selbst verdaute. Zwar waren Kuchen und Torte nicht unbedingt zum Sattessen da, aber gegen den größten Hunger würden auch sie helfen. „Natsuki, wir haben noch etwas für dich“, rief Noriko sie dann allerdings und mit neugierigen Augen ließ Natsuki Kyo stehen und ging lieber der Stimme nach. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und räumte den Rest noch zusammen, bevor er sich wieder aufrichtete und genau rechtzeitig zum Tisch sah. Denn genau in diesem Moment wurde dem Mädchen die Torte präsentiert und ihr fielen wirklich beinahe die Augen aus dem Kopf, als sie das Prachtexemplar sah. Daraus schloss Kyo, dass auch diese Überraschung gelungen war. Mit Begeisterung ließ Natsuki sich beim Anschneiden helfen und nach ein paar Minuten hatte jeder ein Stück Torte auf seinem Teller liegen, sowie eine Tasse Kaffee, beziehungsweise Tee, vor der Nase stehen. Noriko hatte sich ihren Sohn angenommen und versuchte ihn zum Essen zu animieren, aber der schaute lieber zu seinem Papa, der immer wieder Grimassen zog und den Knirps zum Lachen brachte, ihn damit aber auch wunderbar vom Essen abhielt. Kyo beobachtete, wie Norikos Geduldsfaden irgendwann riss und sie Daisuke einen mächtigen Stoß in die Seite gab, so dass dem Gitarristen mal kurz die Luft weg blieb. Grummelnd rieb er sie die Seite, aber er hörte dann tatsächlich mit den Albernheiten auf, woraufhin Tian dann auch mal ein paar Bisse zu sich nahm. Das Kaffeetrinken verlief auch danach friedlich und gesittet und sie hatten die Torte dann doch schon ziemlich dezimiert, als auch der Letzte genug hatte. Die Frauen erklärten sich bereit den Tisch wieder abzuräumen, während die Männer sich die Kinder annahmen und mit denen durch den Garten tobten. Schließlich konnten sie es sich nicht leisten, nach solch einer Kalorienbombe faul herum zu sitzen. Selbst Whisky ließ sich von der ganzen Euphorie anstecken und der Mops konnte nicht still liegen bleiben, sondern sprang ebenfalls mit durch den Garten. Da Daisuke einige Spielsachen besorgt hatte, wurde auch wirklich keinem langweilig und die Zeit bis zum Abendbrot verflog immens schnell und ehe sie sich versahen, wurde der rote Gitarrist hinter den Grill verdonnert. Der wollte erst nicht so recht, aber da Noriko mit Sexentzug drohte, trollte der große Rote sich dann doch und mit allerlei Leckereien verzog er sich hinter dem Grill. Yuna und Noriko derweil bereiteten die Beilagen zu, wie Salate und Brot, sowie einige Dips. Gedeckt war der Tisch auch recht schnell und sehr lange dauerte es dann auch nicht mehr, dann war auch der Grillmeister fertig und Daisuke stellte die gegarten Lebensmittel auf den Tisch. Das war nun das Zeichen für sie alle und bald war die ganze Meute wieder um den Tisch herum versammelt und jeder hatte seinen Teller voll beladen. Selbst Tian hatten den Mund immer voll und kaute fleißig. Scheinbar hatte das ganze Toben auch ihn hungrig gemacht. „Schmeckt es dir?“, murmelte Kyo mit vollem Mund und schaute dabei fragend Natsuki an, die sich gerade eine Cherrytomate in den Mund schob und somit nur nicken konnte. Schmunzelnd richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Teller und leerte ihn genüsslich weiter. Nach dem Abendessen fühlte er Sänger sich wie ein Fass und wenn er so in die Runde schaute, schien es den anderen auch nicht anders zu gehen. Alle hingen sie schlapp in ihren Stühlen und rieben sich die Bäuche. „Wieso habe ich so viel gegessen?“, stöhnte ihr Bassist und er sah wirklich leidend aus. „Weil du keine Beherrschung kennst“, klang auch Kaoru ziemlich gequält. „Stimmt doch gar nicht. Aber wann bekommen wir schon mal so etwas Gutes auf den Tisch? Da muss man eben zuschlagen“, widersprach er sofort. Nach einer Stunde faul herumsitzen, hatten sie den Tisch weites gehend wieder abgeräumt, nur ein paar Gemüsehäppchen standen noch drauf und Daisuke hatte ein wenig Musik an geschalten. So laut, dass sie sie alle gemütlich hören konnten, aber nicht so extrem, das sich die Nachbarn gestört fühlten. Natsuki hatte Kyo zum Tanzen aufgefordert und ein bisschen ungelenk tänzelten sie über den Rasen, der genug Platz bot. Kyo hatte das Mädchen an den Händen gefasst und versuchte sie ein bisschen zu führen, dabei sah sie allerdings die ganze Zeit auf ihre Füße und trotz dass sie alles genau im Blick hatte, trat sie dem Sänger dennoch ab und an auf die Zehen. Aber er regte sich nicht auf, sondern viel lieber genoss er das Zusammensein mit seiner kleinen Lady und da Tian schon im Bett lag und schlief, hatte sie keinen großartigen Spielkameraden mehr, da Whisky auch schon kapituliert hatte. Nach einigen Liedern hatte er sein Mädchen auf den Arm genommen und wiegte sie sanft hin und her. Sie hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen und Kyo strich ihr sanft über den Rücken, der mittlerweile zusätzlich von einer dünnen Jacke bedeckte wurde, da es doch schon ziemlich kalt geworden war. Ruhige Atemzüge veranlassten ihn, dass er wieder unter den Pavillon ging und sich mit ihr auf dem Schoß auf seinen Stuhl setzte. Yuna schaute zu ihm und lächelte. „Soll ich die Sachen ins Auto räumen und dann fahren wir nach Hause?“, fragte sie leise und zog Natsukis Jacke ein wenig zu Recht. „Wenn es dir nichts ausmacht, gerne“, wurde der Sänger auch langsam müde und nach einem kurzen Kuss stand Yuna auf und räumte alles in den Kofferraum, was hinein passte und mit zu ihnen musste. Kurzerhand entschieden sie alle aufzubrechen und nachdem das gröbste zusammen geräumt worden war, standen sie nun auf der Straße und nachdem Kyo Natsuki vorsichtig ins Auto gesetzt hatte, verabschiedeten sie sich. Der blonde Japaner bedankte sich vor allem bei Noriko und Daisuke noch einmal, doch die wollten davon nichts hören. Glücklich und zufrieden begaben sie sich dann ins Auto und machten sich auf den Heimweg. Da nun weniger Verkehr war, dauerte die Fahrt diesmal keine halbe Stunde und der Sänger stellte den Wagen nur in der Tiefgarage ab. Ausladen würden sie das Gefährt erst am nächsten Tag. Vorsichtig hob er Natsuki wieder auf seine Arme und Yuna kümmerte sich um Whisky, der schnarchend neben dem Mädchen auf der Rückbank gelegen hatte. Zusammen betraten sie seine Wohnung und ohne Umwege verfrachtete er seine kleine Lady ins Bett, nachdem er sie noch umgezogen hatte. Scheinbar war sie so kaputt, dass sie rein gar nichts mehr mit bekam und mit einem Schmunzeln deckte er sie noch zu und rückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Sie schläft wie ein Stein“, erklärte Kyo, als er wieder ins Wohnzimmer kam, wo Yuna Whisky gerade in den Hundekorb hievte, den er mittlerweile für das Tier besorgt hatte. Zwar hatten sie noch immer getrennte Wohnungen, aber Yuna war dann doch öfters in seiner und da gehörte der Hund zwangsläufig auch mit hier her. „Kein Wunder, der Tag war schließlich total aufregend.“ „Und anstrengend“, nickte er sofort. „Kommst du mit unter die Dusche?“, gähnte nun auch der Sänger. Er wollte nur noch duschen und in sein Bett. „Du kannst auch als erster duschen, ich kann warten“, schlug sie vor, doch Kyo schüttelte den Kopf. „Nein, das dauert mir zu lange, ich will mit dir in meinen Armen einschlafen, aber wenn du erst nach mir in die Nasszelle steigst, weiß ich genau, dass ich mich nicht so lange wach halten kann“, gab er zu und Kyo begann schon sein Hemd aufzuknöpfen. Daraufhin erfolgte ein Seufzen und Kyo sah genau, wie Yuna mit den Augen an seinem Oberkörper hängen blieb, oder eher an der Haut, die unter dem geöffneten Hemd hervor lugte. „Wie kann ich da nein sagen?“, fragte sie und mit einem wissenden Grinsen zog er sie dann einfach ins Bad, wo sie schnell ihre Sachen fallen ließen und den aufregenden Tag mit einer abschließenden Dusche beendeten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)