Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 67: Siebenundsechzig ---------------------------- „Da bist du ja endlich“, wurde er an der Wohnungstür begrüßt, als er endlich bei Yuna angekommen war. Sie hatte sich in eine Jogginghose geschmissen und ihr lockeres Oberteil rutschte der jungen Frau von der Schulter. Unwillkürlich musste Kyo lächeln, da sie so hinreißend aussah, selbst in den abgetragenen Sachen. Er fühlte sich sofort besser und diese Bedrücktheit war rasch ein wenig von ihm abgefallen, die die ganze Zeit auf ihm gelegen hatte. Ohne etwas zu sagen trat er einfach ein, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und zog die junge Frau in seine Arme. Zärtlich küsste er sie und zeigte ihr so, wie viel sie ihm mittlerweile bedeutete. Einige Minuten standen sie einfach nur da und küssten sich, bis Kyo sich langsam wieder löste und Yuna zum Abschluss noch einen leichten Kuss auf den Mundwinkel gab. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich kurz unter die Dusche springe?“, ihm war auf dem Rückweg allmählich kalt geworden, da es wieder angefangen hatte zu Regnen und trotz dass seine Lederjacke recht Wasserfest war, waren doch einige Tropfen in seinem Nacken gelandet und hatten ihm immer wieder eine ekelhafte Gänsehaut beschert. „Nein, geh ruhig, ich wärme schon mal das Bett vor“, nickte sie und zog dem Sänger dann sogar einfach die Jacke aus, da er immer noch mit seinen ganzen Straßensachen im Flur stand. Bereitwillig ließ Kyo sich also entkleiden und zog sich auch die Schuhe von den Füßen, um sie neben Yunas zu stellen. Mit besockten Füßen lief er daraufhin durch die kleine Wohnung und steuerte das Schlafzimmer an, worin er zuvor seine Tasche gestellt hatte. Er musste nicht lange wühlen, um seine Schlafsachen zu finden und eine Zahnbürste zog er auch gleich mit raus, sowie ein Handtuch. „Ich hätte auch ein Handtuch für dich gehabt“, grinste Yuna, als sie ins Schlafzimmer kam und ihn mit seinen ganzen Habseligkeiten erblickte. „Ist eine Angewohnheit, wenn ich wohin gehe, habe ich immer ein Handtuch mit“, zumindest wenn er wusste, dass er da übernachten würde. „Okay, manchmal bist du ja schon ein bisschen anders“, und daraufhin musste Kyo nun grinsen. „Ja, aber damit kann ich ganz gut leben.“ Der Sänger stapelte die Sachen dann auf seinen Armen und verabschiedete sich zunächst ins Bad, wo er sich sogleich von den klammen Sachen befreite und ziemlich schnell unter der Dusche stand. Der Blonde beeilte sich, da er so schnell wie möglich wieder zu Yuna und in ihre Arme wollte. Oder sie in seine. Das war ihm egal, Hauptsache sie waren dann ungestört und konnten die Nähe zueinander genießen. Nach ungefähr fünf Minuten stieg er somit tropfnass wieder aus der Dusche und mit einer gekonnten Handbewegung angelte Kyo sich sein Handtuch und rubbelte sich schnell trocken. So richtig warm war ihm immer noch nicht, und er zitterte leicht, da es nicht gerade warm im Bad war. Selbst durch das schnelle Rubbeln über seine Haut, mit dem Handtuch, konnte er die dicke Gänsehaut nicht vertreiben. Also schien wirklich nur noch das warme Bett von seiner Freundin zu helfen und da es ihn immer mehr dahin zog, putzte er sich im Schnelldurchlauf noch seine Zähne und hatte sozusagen noch Schaum vor dem Mund, als er ins Schlafzimmer einfiel und sich beinahe schon auf das gemütliche Bett schmiss. Ohne zu zögern krabbelte er unter die Bettdecke, die wirklich schon angewärmt war und schmiegte sich an den warmen Körper Yunas. „Boah, du bist ja eiskalt! Du sollst warm duschen, nicht kalt“, zuckte sie kurz zusammen, als er seine Arme um sie geschlungen hatte und ihren warmen Körper regelrecht an seinen presste. „Hab ich, aber mir ist trotzdem nicht wärmer geworden“, murmelte er und küsste mit seinen kühlen Lippen die warme Stelle hinter ihrem Ohr. „Wehe du kriegst eine Erkältung, da hast du Hausverbot“, nuschelte sie. „Wie darf ich das jetzt verstehen? Du würdest deinen kranken Mann nicht pflegen wollen und ihn stattdessen elendig zu Grunde gehen lassen?“ „Ja“, sagte sie ohne zu zögern und Kyo hörte auf das sinnliche Ohr zu liebkosen. „Hey, hab ich gesagt, dass du aufhören sollst?“, fiel es anscheinend auch Yuna auf. „Warum soll ich dich verwöhnen, wenn du mich leiden lassen würdest?“, fragte er nur. Das veranlasste Yuna dazu sich in seinen Armen zu drehen und sie sah den Sänger an, der sie mit halbgeschlossenen Augen beobachtete. Die Hälfte von seinem Gesicht war im Kissen versunken, da es so weich und flauschig war. „Weil ihr Männer immer so maßlos übertreibt. Ihr könnt euch ein Bein abhacken, da ist nix dabei, aber wenn ihr nur mal erkältet seid, dann hat man das Gefühl ihr würdet gleich sterben“, erklärte sie und der Sänger sah ganz genau, dass ihre Mundwinkel verräterisch zuckten und sie ihn nur aufziehen wollte. „Du hast mich noch nie mit einer Erkältung erlebt“, hielt er dagegen. Allerdings musste er dabei wirklich etwas besser auf sich achten, da seine Stimme schließlich sein wichtigstes Instrument war und bei einer Erkältung ging die bei ihm meistens immer zu Bruch. „Und ich will das auch so weit wie möglich hinaus zögern“, schmunzelte sie nun. „Also hör auf zu schmollen und mach da weiter, wo du aufgehört hast“, forderte sie nun und rutschte noch näher an den Sänger heran, so dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. „Wenn ich jetzt aber keine Lust mehr drauf habe?“, zog er kurz eine Augenbraue nach oben und sah Yuna auffordernd in die Augen. „Dann muss ich wohl andere Geschütze auffahren, willst du das?“ „Kommt drauf an, was genau du meinst. Aber auf großartige Action habe ich heute ehrlich gesagt keine Lust mehr“, gab er zu und hielt sich schnell die Hand vor den Mund, da ein Gähnen ihn übermannte. Ein bisschen Enttäuschung sah er kurz in Yunas Gesicht aufflackern, aber dieser Ausdruck verschwand ziemlich schnell wieder und sie nickte und schien ihn wirklich zu verstehen. „War ein anstrengender Tag“, murmelte sie und mit einer Handbewegung schaltete sie ihre Nachttischlampe aus und legte sich wieder nah an Kyo heran, der sie gleich an seine Brust zog. „Eher ein anstrengender Abend“, gab er zu und fuhr sich kurz über die Augen. „Du meinst wegen Natsuki?“, fragte sie und der Sänger spürte sie an seiner Brust nicken. „Das war aber auch eine Aktion.“ „Sicher, aber ich kann die Kleine auch verstehen. Wahrscheinlich wäre ich auch abgehauen, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre. Mir wären ebenfalls alle anderen egal gewesen, Hauptsache ich hätte das Feuerwerk sehen können“, musste er gestehen und fuhr sanft durch die weichen Haare Yunas. „Und wir alle haben gesehen, wie sie dann drauf reagiert hat. Ich will gar nicht wissen wie verzweifelt und traurig sie geworden wäre, hätte sie es verpasst.“ „Ja, aber bei dem Feuerwerk war sie auch nicht wirklich glücklich“, widersprach Yuna. „Natürlich nicht, aber ich glaube so hat sie sich mit ihren Eltern noch einmal richtig verbunden gefühlt, auch wenn es nur sehr kurz war. Ich denke sie konnte sich so auch richtig von ihnen verabschieden, da ich nicht glaube, dass sie auf der Beerdigung war. Aber wie will man das einem kleinen Kind auch erklären?“, hätte er da auch keine Ahnung. „Ich finde du hast das sehr gut gemacht. So ruhig wie du, hätte ich nie bleiben können.“ „Was hätte ich denn machen sollen? Sie auffordern nicht so zimperlich zu sein? Das steht mir nicht zu, außerdem war ich alles andere als ruhig. Am liebsten wäre ich weggerannt. Ich hab mir so gewünscht ihr ihren Wunsch erfüllen zu können, dass sie ihre Eltern wieder bekommt, aber das kann ich nicht“, seufzte er und starrte an die Decke, die in Dunkelheit lag. Er hatte schon wieder einen dicken Kloß im Hals und er musste sogar blinzeln, da sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste. Immer noch erschien das todtraurige Gesicht vor seinen Augen. Sein Herz schmerzte daraufhin immer wieder. „Hey, du hast dein bestes getan“, hatte die junge Frau scheinbar seine Verfassung bemerkt und sie richtete sich etwas auf und sah ihn an, auch wenn er es nur schemenhaft erkennen konnte. „Ja, aber war es auch genug? Werde ich jemals genug für sie sein?“ „Kyo, du wirst das Beste für sie sein, nicht nur genug.“ „Woher willst du das wissen? Bis vor einem halben Jahr hatte ich überhaupt kein Interesse an Kindern, von Erfahrung ganz zu schweigen. Und nach diesem Abend…“ „Hey, Stopp! Wage es jetzt ja nicht deine Entscheidung in Frage zu stellen. Du wirst ein wunderbarer Daddy für sie sein.“ „Wer sagt dir das?“, unterbrach er sie gleich wieder und mittlerweile waren der einen Träne schon mehrere gefolgt. „Weil ich euch zusammen gesehen habe. Kyo, sie frisst dir aus der Hand. Natsuki vertraut dir und sie mag dich. Ich glaube sie liebt dich sogar. Merkst du denn gar nicht, wie sehr sie mittlerweile an dir hängt? So sehr, dass sie dich nicht mal teilen wollte“, blieb sie ruhig, was er ihr hoch anrechnete. Wenn er so daran dachte, stimmte es schon, aber trotzdem war da eine innere Stimme, die ihm einreden wollte, dass er es nicht schaffen würde. „Schon, aber reicht das?“ „Ob das reicht? Du hast zu deinem Adoptivkind schon so eine feste Bindung, das schaffen manche nicht mal in der ganzen Zeit, während sie ein Kind groß ziehen und dabei wohnt sie noch nicht einmal bei dir. Und ganz ehrlich, hätten die Behörden es dir nicht zugetraut, hättest du auch nie den Zuspruch bekommen. Also mach dich jetzt nicht so fertig. Du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“ Eine Weile schwieg der Sänger und ließ sich Yunas Worte immer wieder durch den Kopf gehen. Dass eine Verbindung zu Natsuki bestand, dass konnte er beim besten Willen nicht abstreiten. Und das sie sich super verstanden auch nicht. Vielleicht hatte Yuna recht und er sollte jetzt einfach schlafen und den nächsten Tag und vor allem das nächste Treffen auf sich zukommen lassen. „Wahrscheinlich hast du recht“, gab er also zu und wischte sich nun endgültig die Tränen weg, die zumindest schon nicht mehr nachgeflossen waren. „Danke“, murmelte er noch, bevor er Yuna wieder auf seine Brust zog, ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und ihr eine Gute Nacht wünschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)