Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 65: Fünfundsechzig -------------------------- Ohne große Eile schlenderten sie zu siebent den kleinen Weg zu dem Hügel entlang, wovon aus man das Feuerwerk, welches in dem dazugehörigen Park gezündet werden sollte, perfekt einsehen konnte. Kyo hatte wieder Yunas Hand genommen und ihre Finger ineinander verschränkt. Vor ihnen liefen Noriko und Daisuke. Der große Gitarrist hatte liebevoll einen Arm um die Taille seiner Freundin geschlungen und führte sie sanft den kleinen Trampelpfad entlang. „Dai wirkt richtig glücklich und zufrieden“, murmelte Yuna irgendwann leise. Bei diesen Worten schlich sich ein Schmunzeln auf seine Lippen und Kyo nickte. „Das ist er auch“, musste er da nicht mal lange überlegen. „Und ich glaube, wenn sein Baby auf die Welt gekommen ist, werden wir nur noch sein gigantisches Lächeln und Grinsen sehen“, erklärte Kyo und Yuna musste lachen. „Das erscheint mir nicht einmal unwahrscheinlich. Aber ich freue mich für die beiden.“ „Ich mich auch. Zwar wird es manche Dinge nun schwieriger machen, aber haben uns Schwierigkeiten jemals von unserer Musik abgehalten?“ „Soweit ich weiß, nicht. Aber selbst wenn Dai nicht mit der Nachricht gekommen wäre, Natsuki hätte alleine auch für die Veränderungen gesorgt.“ „Stimmt“, musste Kyo zugeben. Wobei es mit einem Neugeborenen sicherlich mehr zu beachten gab, als mit einem Kindergartenkind. Babys veränderten sich ja so schon sehr schnell und Kyo würde keine Sekunde davon verpassen wollen, weswegen er auch sehr erstaunt war, das Daisuke ihrer großen Tour dennoch ohne Bedenken zugestimmt hatte. Denn da wäre sein Baby erst wenige Monate alt, wenn sie starteten. Nach einigen Minuten hatten sie den Hügel auch endlich schon erreicht und der Sänger stellte fest, dass sie nicht die einzigen mit dieser Idee waren. Es hatten sich schon einige auf der weitläufigen Fläche verteilt und sie standen alle in kleineren oder größeren Grüppchen herum. Sie selbst suchten sich auch ein Plätzchen, wo sie ihre eigene Gruppe bildeten und Kyo schlang seine Arme um Yuna, als sie nicht mehr weiter gingen. Diese schmiegte sich gleich an ihn heran und stahl sich einen Kuss von ihm, welchen er ihr gerne schenkte, bevor er seinen Blick in die Dunkelheit richtete und sich ein wenig umsah. Shinya lief etwas mit Whisky umher, da der Drummer sich sofort bereit erklärt hatte, den Mops in seine Obhut zu nehmen. Sein Blick schweifte weiter und traf auf Kaoru, der neben Toshiya stand und über irgendeinen Witz von dem Bassisten lachte, bevor er an seiner Zigarette zog, die im Dunkeln aufglühte. Eifrig und schon wieder mit einem gehobenen Mundwinkel nickte er kurz drauf wieder, während er gleichzeitig den Rauch ausblies. Scheinbar hatten die beiden ein amüsantes Thema gefunden, womit sie sich die Wartezeit vertreiben konnten. Einen halben Meter neben den beiden standen Daisuke und Noriko. Die beiden hatten ihre Köpfe zusammen gesteckt und hielten sich an den Händen, während sie sich scheinbar gegenseitig Süßholz raspelten, denn ab und an trafen sich ihre Lippen, bevor sie verliebt lächelten, weiter redeten und sich dann wieder küssten. „An was denkst du?“, hörte er die Frage, bevor er einen Kuss auf die Wange bekam. Kyo holte schon Luft zum Antworten, als sein Handy in seiner Hosentasche anfing zu klingeln. Verwundert und ehrlich gesagt auch ein bisschen verärgert, da der tolle Moment gestört wurde, brummte er vor sich hin und löste einen Arm von Yuna, um in seiner Hosentasche nach dem flachen Ding zu fummeln. Schnell spürte er es an seinen Fingerspitzen und fischte es heraus, bevor er eine Augenbraue nach oben zog, da die Nummer vom Kinderheim auf seinem Display stand. „Tschuldige, ich glaube das ist wichtig“, beschleunigte sich sein Herzschlag sofort und er meldete sich mit seinem Namen, als er den Anruf endlich entgegen nahm. „Gott sei Dank. Ich dachte schon ich erreiche Sie nicht“, war die besorgte Stimme der Heimleiterin am anderen Ende und bei Kyo schrillten alle Alarmglocken los. „Was ist denn los?“ „Wir… ich… ich wurde gerade von einer Betreuerin aus dem Bett geholt. Natsuki ist verschwunden“, beichtete sie schon fast und Kyo starrte Yuna – sie war einfach gerade in seinem Sichtfeld – fassungslos an, die auch schon einen besorgten Gesichtsausdruck bekam. „Was meinen Sie damit? Natsuki kann doch nicht einfach so verschwinden!“, kam der Sänger nicht ganz mit und ihm wurde regelrecht schlecht, da ihm sofort alle möglichen Szenarien durch den Kopf schossen. „Sie hat in den letzten Tagen immer von einem Feuerwerk geredet, welches sie scheinbar immer am 30. September mit ihren Eltern besucht hat. Natsuki wollte die ganze Zeit dahin.“ „Und Sie haben es nicht erlaubt“, war für Kyo alles klar. „Die Polizei ist schon informiert, da sie eigentlich noch nicht weit sein kann, aber sie haben Natsuki noch nicht gefunden.“ „Wissen Sie denn, wo das Feuerwerk sein soll?“, fragte er und der Sänger wollte am liebsten sofort losrennen, doch ohne großartige Informationen brachte es gar nichts. „Ganz in der Nähe muss es sein. Sie meinte, sie waren immer auf einem großen Hügel und konnten somit alles genau erkennen“, erzählte sie und Kyos Herz hämmerte wieder wie verrückt los, da es scheinbar genau um das Feuerwerk handelte, auf welches sie gerade warteten. „Okay, ich bin ganz in der Nähe und mache mich auf die Suche. Ich melde mich, wenn ich neues weiß“, erklärte Kyo und legte dann auch gleich auf. „Was ist denn los?“, fragte auch gleich Yuna. „Natsuki ist verschwunden. Ich mache mich auf die Suche. Wartest du bitte hier, denn scheinbar ist dieses Feuerwerk ihr Ziel“, sagte Kyo schnell, drückte der jungen Frau noch einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen, da sie anscheinend noch etwas sagen wollte und rannte dann auch schon davon. Kurz musste der Blondhaarige sich orientieren, doch dann erkannte er, wohin er zuerst laufen würde. Sein Weg würde ihn als erstes in Richtung Heim führen, in der Hoffnung da das Mädchen aufgabeln zu können. Mit aufmerksamen Augen schaute er sich immer wieder um und jedes Mal wenn er ein Kind sah, wollte der Sänger schon los rennen, doch bei denen waren die Eltern immer gleich daneben und somit waren sie nicht Natsuki. „Komm schon, Tsuki, zeig dich“, murmelte er vor sich hin. Kyo rannte schon eine halbe Stunde umher und er hatte die Strecke schon drei Mal zurück gelegt. Jedes Mal hatte er in anderen Winkeln geguckt, aber die Dunkelheit machte es nicht gerade einfach. Nun würde er sich einen anderen Weg aussuchen und er ging einen ziemlichen Weg um den Berg herum, der diesmal direkt durch das Tal führte. Hier und da sah er kleine Feuerwerkskörper und viele Menschen dran herum wuseln. Er fühlte sich sehr unwohl und am liebsten würde er sich sofort verdrücken – er hatte die Befürchtung die Dinger könnten jeden Moment hoch gehen – aber er musste zuerst sein Mädchen finden. Wieder klingelte sein Handy. Mit Hoffnung sah er auf das Display, doch als er Yunas Nummer las, verschwand sie ein bisschen. Dennoch ging er ran, aber nur um zu erfahren, dass sie noch nicht auf dem Berg gesichtet worden war. Leider konnte er auch nichts anderes sagen und nach weiteren kurzen Worten beendeten sie das Gespräch und Kyo ging gleich suchend weiter. Das Tal hatte er dann nach einer viertel Stunde auch hinter sich gelassen und es folgte ein Aufstieg, der scheinbar auch auf den Berg führte, nur eben aus der entgegengesetzten Richtung. Da Kyo so auch nicht mehr weiter wusste, folgte er eben diesen Weg und als seine Beine schon schmerzten, da er ziemlich schnell den Weg hinauf hechtete, sah er einen kleinen Schatten vor sich her laufen. Sofort kniff er seine Augen zusammen und versuchte die Gestalt auszumachen. Es war definitiv keine erwachsene Person, dafür war sie viel zu klein. Mit neuer Hoffnung rannte er gleich wieder los und als er nah genug war, rief er ihren Namen. „Natsuki? Bist du das, Natsuki?“ Verwundert, da scheinbar ihr Name in der Nacht auf dem Berg ertönte, blieb das Persönchen stehen und drehte sich fragend um. Da erkannte Kyo sie auch endgültig und ein tonnenschwerer Stein knallte ihm vom Herzen. „Tsuki-chan, Gott sei Dank habe ich dich gefunden“, schloss er erleichtert seine Arme um das Mädchen, welches sich zwar an ihn schmiegte, aber scheinbar nicht verstand, warum sie gesucht und vor allem gefunden wurde. „Was machst du hier?“, fragte sie auch gleich und sie schob ihren großen Teddy von den linken in den rechten Arm. „Süße, ich hab dich gesucht. Du kannst doch nicht einfach so aus dem Heim abhauen. Die machen sich alle ganz große Sorgen um dich“, erklärte er und Kyo musste das Mädchen einfach noch mal fest an sich drücken, da er so erleichtert war, dass sie wohlbehalten war. „Aber ich hab doch gar nix gemacht. Ich wollte nur das Feuerwerk gucken“, sagte sie ganz unschuldig. Kyo schüttelte schmunzelnd den Kopf und suchte zuerst sein Handy aus der Hosentasche. „Nur ist gut“, konnte er das Ganze immer noch nicht fassen und hielt sich das Handy ans Ohr, als er die Nummer heraus gesucht hatte. „Ich hab sie gefunden“, sagte er sofort, nachdem abgenommen wurde und sofort konnte er regelrecht spüren, wie die Anspannung bei allen abfiel. „Na Gott sei Dank. Wo haben Sie das Mädchen dann aufgegabelt?“, wollte es die Heimleiterin natürlich sofort wissen. „Dort, wo Sie sie vermutetet haben. Sie hat gerade den Berg erklommen, der zur schönen Aussicht führt, als ich sie vor mir hab laufen sehen.“ „Also ist sie unversehrt.“ „Ja, ist sie.“ „Dann können Sie das Mädchen ja jetzt bitte zurück ins Kinderheim bringen“, sagte die Heimleiterin auch gleich. „Damit sie nicht weiter ihre Zeit an diesen Abend vergeuden müssen.“ „Ich bringe die Kleine zurück, allerdings erst nach dem Feuerwerk“, entschied er spontan, denn scheinbar war es dem Mädchen wirklich wichtig dahin zu gehen und wenn sie nun eh hier war, da konnte er es mit ihr auch gleich gemeinsam ansehen. „Aber…“ „Kein aber. Ich verspreche, ich bringe sie wohlbehalten nach dem Feuerwerk zurück. Sie können die Polizei abbestellen und allen sagen, dass sie wieder da ist“, erklärte er noch und legte dann einfach auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)