Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 64: Vierundsechzig -------------------------- Ihre Finger waren ineinander verwoben, als sie die Straßen entlang gingen. Sogar als sie das mehrstöckige Haus betraten, in dem Daisuke wohnte, ließen sie sich nicht los. Erst als sie in die Wohnung des Gitarristen traten, mussten sie ihre Hände voneinander lösen, da es einfach zu kompliziert gewesen wäre sich ordentlich zu begrüßen. „Schön das ihr da seid, und auch nur wenig zu spät“, strahlte ihnen der große Rote entgegen und Kyo grinste. „Nur fünf Minuten, also sind wir genau genommen pünktlich.“ „Hm… da du die treibende Kraft für den Weg warst, gebe ich dir recht, fünf Minuten sind da wirklich nichts“, betätigte Daisuke es dann noch, bevor sie alle drei anfingen zu lachen und sich ihrer überschüssigen Kleidung entledigten, zumindest Yuna und Kyo. Whisky hatte es da einfacher und der dicke Hund war ohne zu fragen schon in die Wohnung getippelt und beschnupperte nun alles, was sich beschnuppern ließ. „Die anderen sind im Wohnzimmer, was wollt ihr trinken?“, wurden sie schon ins Innere geschoben. „Ich nehme ein Wasser“, sagte Kyo auch gleich. „Wenn du einen Tee hättest, das wäre toll“, sagte auch sie gleich ihren Wunsch und Daisuke nickte und wuselte gleich in seine Küche, wo kurz darauf reges Klappern ertönte. Kyo führte Yuna dann aber erst mal in das Wohnzimmer, wo die anderen vier schon saßen und mitten drin eine weitere junge Frau, die Kyo als Noriko identifizierte. Zwar hatte er sie mit kürzeren Haaren in Erinnerung, doch das Gesicht war geblieben und sie wirkte immer noch sehr freundlich und aufgeschlossen, auch wenn sie ein bisschen klein in der Runde aussah. „Hi“, begrüßte Kyo auch gleich die Meute und Yuna tat es ihm gleich. „Da seid ihr ja endlich. Wir hatten gehofft Yuna würde dich mehr zur Pünktlichkeit antreiben, aber die Hoffnung wurde scheinbar ja schon qualvoll im Keim erstickt“, grinste ihn Kaoru frech entgegen, begrüßte ihn aber wie einen alten Kumpel und zeigte so, dass er den Sänger nur etwas auf die Schippe nehmen wollte. „Das wird nicht mal sie schaffen, dafür werde ich schon sorgen“, war der Sänger unbeeindruckt, zwinkerte aber frech. Sie quetschten sich dann noch mit aufs Sofa, als Daisuke schon mit ihren Getränken ankam. Kyo nahm dankend sein Wasser entgegen und Yuna griff nach ihrer Tasse Tee, woran sie wohlig schnupperte. „Du wirst auch von Mal zu Mal langweiliger“, sagte Toshiya, als er kurz nachgesehen hatte, was Kyo im Glas hatte. „Warum?“, wanderte eine Augenbraue von ihm nach oben und der Sänger schaute den Bassisten fragend an. „Überleg mal, nur Wasser?“ „Das ist nicht nur Wasser. Das ist Wasser, verfeinert mit einem Spritzer Kohlensäure und einer Scheibe Zitrone drinnen“, hielt der Sänger seinem Bandkollegen das Glas hin. „Macht es das jetzt besser?“, war der Bassist noch immer nicht überzeugt. „Da ich mal vermute, dass Dai weder Mühen noch Kosten gescheut hat, dann ja.“ „Hallo, das ist Wasser!“, schüttelte der Größte von ihnen den Kopf. „Toshi, ich bitte dich“, mischte sich Daisuke nun selbst ein. „Das ist frisches Quellwasser aus der Quelle…, ach scheiß egal welche Quelle, zumindest aus einer Quelle, mit allen möglichen guten Stoffen drin und Vitamin C wurde dem auch noch hinzugefügt“, hielt der Gitarrist seinen Zeigefinger nach oben und man sah ihm regelrecht an, dass er versuchte ernst zu bleiben, aber sein rechter Mundwinkel zuckte verdächtig. „Wenn das Quellwasser ist, warum ist dann Kohlensäure drin? Müsste das da nicht eher still sein?“, fragte nun wieder Toshiya. „Frag doch die, die das Wasser in die Flaschen abfüllen. Ich hab's nur gekauft“, zuckte Daisuke mit den Schultern. „Bevor ihr euch jetzt noch zur Quelle aufmacht, sollten wir lieber mal das Thema wechseln“, grätschte Kaoru nun auch noch dazwischen. „Und worüber möchtest du reden?“, fragte nun Toshiya an ihren Leader gewandt. „Keine Ahnung, frag Dai, der hat uns eingeladen“, grinste nun der Älteste. „Genau genommen kam die Einladung von Noriko“, wies dieser nun wieder jegliche Schuld von sich und deutete auf die junge Frau, die bisschen überfordert wirkte. „Aber das ist deine Wohnung, Dai“, kam Kyo ihr spontan zu Hilfe, da er sich vorstellen konnte, wie sie sich fühlte. „Nur weil ich hier wohne, muss ich nicht für die ganze Unterhaltung sorgen“, okay, da hatte er recht, aber trotzdem sollte er Anweisungen geben. „Warum habt ihr Natsuki eigentlich nicht mitgebracht?“, sprach dann auch mal Shinya, der nebenbei Yunas Hund hinter den Ohren kraulte. Whisky hatte sich mal wieder den besten Platz ausgesucht und sich gleich auf Shinyas Schoß ausgebreitet, wo er die Zuneigung sichtlich genoss. „Weil ich sie nicht über Nacht behalten durfte“, seufzte Kyo. Er hätte sie wirklich gerne mit hier her genommen, aber bevor er sich in den letzten zwei Wochen noch Ärger einhandelte, da hielt er lieber die Füße still. „Natsuki?“, spitzte Noriko im gleichen Moment ihre Ohren und sie sah fragend in die Runde. „Habt ihr eine Tochter? Was ist denn mit ihr? Sie ist doch hoffentlich nicht krank, weil sie im Krankenhaus bleiben muss?!“, warf sie gleich mehrere Fragen in den Raum. „Oh nein“, schüttelte der Sänger gleich seinen Kopf. „Sie ist ein kleines Mädchen, welches im Kinderheim lebt. Die Jungs hier“, und er machte eine Armbewegung, die die komplette Runde bedeutete, „haben mich dazu überredet sie zu adoptieren. Regelmäßig hole ich sie aus dem Heim ab und verbringe die Nachmittage mit ihr. Ein paar Mal konnte sie auch bei mir übernachten, aber jetzt stellen sie sich ein bisschen quer. Genau sagen warum kann ich aber nicht, denn ich hab’s nicht so mit Paragraphen und davon wurden mir einige um die Ohren gehauen. Aber gut, noch sechzehn Tage und die Kleine ist dann offiziell von mir adoptiert“, schloss er seine Rede und schaute Noriko an, die sehr erstaunt wirkte. „Wow… wie findest du denn die Zeit dafür?“, war sie wirklich platt. „Es scheint immer so, als hättet ihr nie Freizeit und nun sitzen wir hier zusammen und auch Dai hat viel mehr Zeit für uns… also mich, als ich es je gedacht habe“, murmelte sie und richtig liebevoll strich sie sich über den gewölbten Bauch, der zwar noch nicht sehr groß war, verstecken ging allerdings auch nicht mehr. „Man nimmt sich die Zeit einfach. Außerdem brauchen wir auch mal bisschen Auszeit, nur rackern geht nicht. Und selbst wenn es nur für ein paar Stunden ist, außerdem wissen wir es ganz anders zu schätzen, wenn die Zeit bisschen rar ist, denke ich.“ „Das macht Sinn“, nickte sie. „Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch noch bisschen Respekt davor habe, was nun auf mich zukommen wird. Ein Kind immer mal ein paar Stunden bei sich zu haben ist etwas total anderes, als sie den ganzen Tag betreuen zu müssen“, musste er dann auch eingestehen und ein bisschen Sorgen bereitete ihn der Gedanke schon. „Wieso? Als das Heim nicht bewohnbar war, hast du das ganze doch auch super gemeistert“, stutzte Daisuke nun und er sah den Sänger fragend an. „Und da war sie nicht den halben Tag im Kindergarten. Wenn Tsuki bei dir wohnt, geht sie ja noch in die Einrichtung.“ „Schon, aber da wusste man ja immer, dass es nur für eine begrenzte Zeit sein würde“, fuhr der Sänger sich durch den Nacken. „Ja, aber ihr habt doch sogar schon dran gedacht, dass sie nicht mehr zurück muss.“ „Sicher, dran gedacht habe ich oft, nur das es auch wirklich so passiert, daran hatte ich meine Zweifel und du hast ja gesehen wie schnell sie dann weg war“, murmelte der Sänger und drehte das Glas in seinen Händen hin und her. „Erinner mich nicht da dran, deine Laune war ja unter aller Sau“, brummte nun Kaoru. Wenn Kyo so zurück dachte, dann hatte er recht. Aber ein was Gutes hatte die Sache dann doch gehabt, wäre es nicht so gekommen, wäre er sicherlich nie mit Yuna zusammen gekommen, beziehungsweiße nie so schnell. Kaum zu glauben, dass es erst drei Wochen her war. „Aber… ihr beide seid ein Paar, richtig?“, zeigte Noriko mit ihrem rechten Zeigefinger immer abwechselnd auf Yuna und Kyo. Sofort spürte er es an seinen Mundwinkeln zupfen und wie von alleine bewegten sie sich ein bisschen nach oben. „Ja, sind wir“, nickte er dann und nahm gleichzeitig Yunas Hand in seine und strich mit seinem Daumen über den schmalen Handrücken. „Oh mein Gott, guckt euch mal an, wie süß verliebt euer Sänger schaut“, grinste nun Noriko und sie strahlte regelrecht in die Runde. Kyo dagegen dropte und ließ den Kopf ein wenig hängen. „Wie ich dieses Wort hasse!“ Eine gute Stunde später hatten sie sich alle mit einem vollbeladenen Teller wieder auf die Wohnzimmereinrichtung verteilt. Sie saßen ein bisschen eng beieinander, da der Raum einfach nicht für sieben Erwachsene ausgelegt war. Aber so konnte wenigstens keiner frieren und vom Sofa rutschen ging auch nicht. Das einzige, was immer rutschte, waren die Teller von ihren Knien, da der Tisch selbst mit allerlei leckeren Sachen vollgestellt war und somit keinen Platz mehr für sieben weitere Teller bot. „Wieso isst du eigentlich keine von den leckeren Teigtaschen?“, nuschelte Yuna mit halbvollem Mund und schaute Kyo fragend an, der sich eher am Salat fest hielt. Schnell schluckte er sein Stückchen Tomate runter, bevor er antwortete. „Da wir gerade beginnen eine große Japantour vorzubereiten, muss ich wieder etwas mehr für meine Fitness tun, sprich, ich bin auf Diät“, antwortete er ehrlich. „Das erklärt auch das Wasser“, wedelte Daisuke mit seinen Stäbchen in Richtung Toshiya. „Stimmt, da wird Kyo ja immer zum Langweiler, wenn es um seine Ernährung geht“, fiel es dem Bassisten jetzt anscheinend auch wieder ein. „Aber du bist doch fit genug“, ignorierte Yuna die beiden Quatschköpfe und Kyo musste nun grinsen. „Für dich vielleicht, aber für den anstrengenden Marathon von Auftritten, kann ich nicht fit genug sein.“ „Und ihr macht keine Diät?“, richtete Yuna ihre Aufmerksamkeit nun an die anderen vier, nachdem sie verstehend genickt hatte. „Ehm…“, schauten die nun ein wenig verloren aus der Wäsche. „Sagen wir so, sie versuchen es. Zwar haben die Jungs auch einen Diätplan, aber dran halten tut sich von denen, glaube ich, keiner so wirklich“, sprach Kyo nun das aus, was er sich jedes Mal aufs neue dachte. „So ganz recht hast du nicht“, ließ Toshiya einen kleinen Widerspruch verlauten. „Aha und wobei liege ich falsch?“ „Unsere Pläne sind einfach viel, viel schwerer einzuhalten, als deiner“, nickte der Bassist kräftig, schob sich aber dabei den Rest seiner Teigtasche in den Mund. „Ja, das sehe ich“, schüttelte der Sänger amüsiert den Kopf. „Ach kommt, machen wir uns doch nichts vor“, zuckte der Leader aber mit den Schultern. „Unsere Disziplin ist bei weitem nicht so stark, wie Kyos. Der kriegt keinen Sabberfaden an der Lippe, wenn er an einem Stück Kuchen vorbei geht. Ich für meinen Teil, kann da einfach nicht widerstehen und ein Bierchen muss auch ab und an mal sein und in dieser Angelegenheit hat er auch die Nase vorn, da er in der Regel keinen Tropfen anrührt.“ „Wer sagt, dass ich dabei nicht ins Sabbern geraten könnte?“, fragte der Sänger gleich, meinte damit aber den Kuchen und nicht den Alkohol, denn daran konnte er sich einfach nichts abgewinnen. Klar zum Anstoßen vielleicht mal einen Schluck, aber dann hörte es auch schon wieder auf und wenn er ehrlich war, brauchte er es auch nicht. „Man sieht es dir an. Du wirkst regelrecht unbeeindruckt“, antwortete Kaoru sofort. „Ja, weil ich darüber nachdenke, was ich alles tun muss, um die Kalorien wieder zu verbrennen, da gehe ich lieber dran vorbei und habe dann etwas mehr Zeit für weitaus erfreulichere Dinge, als mich im Fitti abzumühen.“ Nun herrschte kurz Stille und zumindest Kaoru, Toshiya und Daisuke sahen ein wenig betreten drein. Shinya war da doch noch ein wenig disziplinierter als die anderen drei, zudem ein bisschen mehr Umfang dem schmalen Drummer nicht schaden könnte. Aber trotzdem sollte man sich nicht von ihm täuschen lassen, denn er hatte enorm viel Kraft und konnte locker im Armdrücken gewinnen. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht“, gab ihr Leader es nun zuerst zu und auch die anderen beiden nickten. „Aber Noriko kann Dai ja nun bisschen antreiben“, grinste der Sänger nun wieder und die junge Frau war sofort dabei. „Oh ja, dafür werde ich sorgen.“ „Vielen Dank, Kyo. Dafür wirst du büßen“, stand ein bisschen Panik in den braunen Augen des Rhythmusgitarristen. „Wofür? Dafür dass du dann noch besser über die Bühne fegen kannst?“ „… Mou~, Noriko, der Sänger mobbt mich“, daraufhin brachen alle in Gelächter aus und sie machten sich wieder über das Essen her, welches noch ziemlich dezimiert wurde. Nachdem auch wirklich jeder satt war, räumten sie alles wieder weg und richteten das Wohnzimmer soweit wieder her, das man nicht über irgendwelche Kissen und Getränkebehälter steigen musste, da sie diese irgendwo abstellen mussten, wegen Überlastung des Tisches. „Wie sieht es aus, wollen wir noch eine Runde raus gehen? Ganz in der Nähe soll heute ein kleines Feuerwerk steigen“, setzte der rote Gitarrist sich gleich gar nicht erst wieder auf seinen Platz, sondern stellte viel lieber diese Frage. Nach kurzer Absprache waren sie auch alle bereit für einen kleinen Spaziergang. Alle, außer Whisky, denn der jaulte jämmerlich, weil Shinya ihn so lange am Ohr herum spielte, bis der Hund aus seinen Träumen erwachte. Aber darauf wurde nicht viel wert gelegt. Also zogen sie sich alle ihre Jacken und Schuhe an und begaben sich auf ihren abendlichen Spaziergang, der doch eine kleine Erleichterung für die vollgefutterten Bäuche war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)