Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 61: Einundsechzig ------------------------- Gemütlich saß Kyo, mit Natsuki auf seinem Schoß, auf seinem Sofa und der DVD-Player spielte die DVD von der Eiskönigin ab. Wie es sein Vorhaben gewesen war, hatte er den Film besorgt und heute hatten sie nun endlich mal die Zeit gefunden, um diesen zu schauen. Der Tag selbst war bis dato unspektakulär verlaufen und außer ein paar Faxen hatten sie nichts zu Stande gebracht. Aber dem Sänger war es nur recht so, denn schon gegen zehn Uhr hatte sich die Müdigkeit bei ihm schlagartig bemerkbar gemacht. Tja, er war wohl doch nicht mehr so jung und ausdauernd, wenn er nicht mal mehr eine halbe Nacht wunderbaren Sex haben konnte, ohne am nächsten Tag schon mächtig in den Seilen zu hängen. Wie dem auch sei. Kyo massierte leicht den kleinen Bauch seiner kleinen Lady, da diese vorher wohl ein paar Kekse zu viel genascht und über Bauchweh geklagt hatte. Ein wenig wehleidig hatte sie sich an ihn heran geschmiegt und da war er auf die Idee mit dem Film gekommen, den er ehrlich gesagt schon wieder vergessen hatte, da der von den Tiefen seines Schrankes mittlerweile verschlungen worden war. Natürlich war Natsuki vor Begeisterung beinahe ausgeflippt und Kyo konnte gar nicht schnell genug die kleine Scheibe in die vorgesehne Öffnung schieben, zumindest wenn es nach ihr gegangen wäre. Kaum war der Film dann los gegangen, klebte das Mädchen förmlich mit den Augen am Fernseher und egal was Kyo nebenbei tat, sie bekam es nicht mit, oder ignorierte es gekonnt. Aber ihm sollte es recht sein, zudem der Film sie von ihrem kleinen Leiden ablenkte. Trotzdem massierte er vorsichtig weiter, einfach weil er die Atmosphäre und die Vertrautheit zwischen ihnen so sehr genoss. Ihre gemeinsame Zeit ging nämlich auch schon wieder dem Ende zu, da Natsuki in gut zwei Stunden schon wieder ins Kinderheim musste und diese letzten Minuten überbrückten sie noch mit dem Film. Aber wie es nun mal immer so war, hielt ihr gemütlicher Nachmittag nicht lange an, denn kaum hatte der Sänger seine Aufmerksamkeit auch mal auf die Mattscheibe gerichtet, begann sein Handy über den Wohnzimmertisch zu tanzen. Seufzend schob er Natsuki sanft von seinem Schoß, die sich auch da nicht rührte, nur als Kyo kurz vor dem Bild herum tanzte, da er nach seinem Handy griff, versuchte sie ihn sofort zur Seite zu schieben und spähte an ihm vorbei. Grinsend schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf, nahm dann aber den Anruf entgegen, der von Daisuke kam. „Hey Dai“, murmelte er, nachdem er mit einem Wisch den grünen Hörer angepeilt und sich dann das edle Ding ans Ohr gehalten hatte. “Hi Kyo.“ „Was gibt’s?“, fragte Kyo gleich nach und ging in die Küche, da er keine Lust hatte noch die Fernbedienung an den Kopf zu kriegen, falls Natsuki sich belästigt fühlte. “Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du Zeit hast am Samstagabend zu mir zu kommen. Noriko will euch mal alle kennenlernen und lädt zum Abendessen ein.“ „Ehm… ich denke das dürfe klappen“, überraschte ihn die Einladung jetzt ziemlich, aber es hörte sich auch ganz gut an. “Du kannst auch Natsuki und Yuna mitbringen, die beiden sind auch gerne willkommen“, redete der Rotschopf gleich weiter. „Mit Natsuki wird wohl nix, ich hab sie jetzt schon nur sehr ungern zu mir holen dürfen. Aber Yuna kann ich ja mal fragen“, sah er da kein Problem. “Wieso? Warum wollen sie dir Natsuki nicht aushändigen? Sie wohnt doch eh bald bei dir.“ „Keine Ahnung, ich hab es auch nicht verstanden. Die Heimleiterin hat mir nur irgendwelche Paragraphen um die Ohren geschmissen und du weißt ja, wie ich in dieser Hinsicht bin“, murmelte Kyo und dachte kurz daran zurück, wie er regelrecht eingeschüchtert von den ganzen Zahlen, Absätzen und Zeilen war. Alleine bei dem Gedanken daran schwirrte ihm schon wieder der Kopf und dabei hatte er nicht mal richtig zugehört, da er bei dem Wort ‚Paragraph‘ schon ab geschalten hatte. “Ja, da schenkt einem ein Laib Brot mehr Aufmerksamkeit, als du“, feixte Daisuke und auch Kyo grinste ein wenig. „Vielen Dank, dass du mich mit einem Stück Brot vergleichst“, ließ er aber ein wenig das Warumono an die Oberfläche kommen, schließlich war es schon ziemlich lange eingesperrt gewesen. “Mit einem Laib Brot, nicht nur ein Stück“, widersprach Daisuke sofort. „Und worin besteht deiner Meinung nach der Unterschied?“, schüttelte er den Kopf und knurrte noch ein bisschen, damit das Warumono ein wenig Auslauf bekam. “Na ja, ein Laib ist größer als nur ein Stück, also… oh Moment, wenn ich da jetzt so genau darüber nachdenke, dann trifft ein Stück dann wohl doch besser, als ein Laib.“ „Dai!“, knurrte der Sänger fassungslos und er fragte sich, womit er das verdient hatte, dass man ihm mit Brot verglich? Egal ob es nun ein Laib oder ein Stück war. Außerdem erinnerte es ihn zwangsweiße an so ein dämliches Kastenbrot, was er mal in Deutschland gesehen hatte, als er aus purer Langeweile im Hotel die Fernsehkanäle durchgegangen war. Bernie oder Bertie, oder wie auch immer das hässliche Ding hieß. “War doch nur Spaß“, kam dann aber eine Entschuldigung, auch wenn die nicht wirklich ernst klang, aber das war er von Daisuke ja schon gewohnt, sie waren nicht umsonst knapp zwanzig Jahre befreundet. Somit kannte man die eine oder andere Macke. „Ja ja, du mich auch“, musste das Warumono aber doch noch mal kurz vorbei schauen, bevor er sich langsam wieder in seine ruhige Ecke zurück zog. “Was ich dich eigentlich noch fragen wollte, was hast du denn mit Yuna gemacht? Die war heute ja total durch den Wind“, schlug der Gitarrist aber ein ganz anderes Thema auf und Kyo zog verwundert seine Augenbrauen zusammen. „Wie meinst du das?“, verstand er es aber nicht so richtig, da sie am Morgen ja noch normal war. Okay, bisschen neben der Spur stand sie wirklich, aber das schrieb er eher dem Kuss zu, den er sich von ihr noch geholt hatte. “Zuerst einmal kam sie über eine Stunde zu spät, zumindest heulte ihr Kollege aus der selben Abteilung schon herum, dass er ja alles alleine machen muss, aber wenn du mich fragst, tut dem das mal ganz gut. Der schaukelt eine ganz schöne Wampe vor sich her. Wie die Companie sowas überhaupt einstellen kann, ist mir ein Rätsel…“, redete Daisuke munter weiter und Kyo seufzte innerlich. „Dai, komm zum Punkt. Was der Dicke macht interessiert ‘nen toten Teddy“, musste er dann einfach einschreiten und bremste den Redeschwall, der sicherlich ausgeartet wäre. “Ach so ja, wo war ich?“, oh man, womit hatte er das denn jetzt schon wieder verdient? Er könnte so schön gemütlich mit seiner Prinzessin auf dem Sofa sitzen und ihrem süßen Gesang zuhören, aber nein, das wäre wohl wieder zu einfach gewesen. „Du warst gerade dabei mir zu erklären, warum Yuna heute bisschen durcheinander war. Oder eher, was sie gemacht hat“, half er dem Roten aber brav weiter und wartete geduldig ab. “Stimmt. Also, sie kam halt ziemlich zu spät und sie wirkte heute allgemein ein bisschen… ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll…“ „Sag es einfach irgendwie“, stattete das Warumono dann doch noch einmal einen Besuch ab. “Sie wirkte schief. Ja, ich glaube das trifft es ganz gut.“ „Schief? Sicher, dass es nicht du bist, der Schräglage hat?“, fiel es dem Sänger wirklich schwer Daisuke ernst zu nehmen, obwohl er es vielleicht sollte. “Sehr witzig. Ich meine auch eher, dass sie heute nicht so chic war wie sonst. Ihre Bluse war falsch zu geknöpft, der Rock hing schief und ihr Zopf wirkte bisschen durcheinander. Geschminkt war sie auch nicht wirklich und den Hund hatte sie auch nicht dabei. Bin bisschen erstaunt, dass sie nicht noch zwei verschiedene Schuhe an hatte.“ „Und wie kommst du darauf, dass ausgerechnet ich daran schuld sein soll?“, fragte er, auch wenn er schon darüber nachgrübelte, was denn noch gewesen sein könnte. “Sie war doch bei dir, oder nicht? Also gestern meine ich. Deswegen schließe ich daraus, dass bei euch irgendetwas vorgefallen sein muss und zwar etwas, was sie komplett aus der Bahn geworfen hat.“ „Ehm…“, ihm fiel wirklich nichts ein. „Sie hat bei mir geschlafen, aber das hatte sie vorher ja schon mal, daran kann es also nicht liegen“, murmelte er dann selbst vor sich hin. “Mit oder bei dir?“ „Beides“, sagte Kyo ohne zu überlegen, erstarrte aber im nächsten Moment, nur um dann zu seufzen. „Warum erzähle ich dir das überhaupt, dass geht dich doch gar nichts an?“, schüttelte der Sänger dann aber über sich selbst den Kopf. “Weil ich dein Freund und Kollege bin und ich außerdem gefragt habe.“ Was sollte er darauf jetzt noch antworten? „Egal, aber ich glaube trotzdem nicht, dass es daran liegt. Sie war heute Morgen ganz normal, als ich sie verabschiedet habe. Okay, nach dem Abschiedskuss war sie bisschen benebelt, aber daran kann es wirklich nicht liegen“, versuchte der Sänger eine Erklärung zu finden. “Wie küsst du denn eine Frau, wenn sie danach total benebelt ist?“ „Das bleibt mein Geheimnis, aber so sollte jede Frau geküsst werden“, war es seine Ansicht und Kyo grinste ein bisschen in sich hinein, als er Daisuke leise schmollen hörte. “Willst du es mir nicht mal zeigen? Ich mag Noriko auch mal total benebelt erleben“, versuchte es der Gitarrist jetzt mit etwas Mitleid. „Vergiss es. Ich werde es dir weder erzählen, noch zeigen“, das letztere gleich noch weniger als das erste. “Du bist ja ein toller Freund.“ „Aber sonst geht es dir gut? Wer hatte denn immer eine Frau nach der anderen? Gerade du müsstest doch wissen, wie es richtig geht“, fragte der Sänger sich einmal mehr, über was er hier eigentlich mit Daisuke diskutierte. “Das ist Jahre her und das weißt du auch.“ „Mag sein, aber das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht.“ “Können wir jetzt das Thema wechseln?“, schien es Daisuke dann doch etwas unangenehm zu werden. „Du hast damit angefangen, nicht ich“, verteidigte Kyo sich, aber auf dem Thema wollte er auch nicht länger herum reiten. „Aber was du mir so erzählst… ich glaube ich gehe auf dem Rückweg vom Heim mal bei Yuna vorbei und schaue nach ihr.“ “Gucke vorher lieber im Studio nach, so wie es klang wollte sie die verlorene Zeit hinten dran hängen.“ „Alles klar“, war die Idee auch nicht wirklich dumm und nach weiteren kurzen Worten, beendeten sie auch das Gespräch. Erst jetzt spürte der Sänger, dass sein Ohr glühte und es sich ganz komisch anfühlte. Aber der Gitarrist schaffte es auch immer wieder einem eine Bommel ans Bein zu labern, oder einem das Ohr abzukauen. Allerdings dachte der Sänger da mal nicht weiter drüber nach, denn er ging lieber wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Natsuki unverändert auf dem Sofa saß. Okay, nicht ganz. Sie hatte den Saum ihres Ärmels, vom Oberteil im Mund und so nass, wie der Stoff schon war, nicht erst seit ein paar Sekunden. Vorsichtig zog er ihr also den Stoff aus den Zähnen und erntete dafür einen irritierten Blick. Lange hielt Natsuki sich damit aber nicht auf, denn keine Sekunde später starrte sie wieder auf den Bildschirm. Der Sänger verstand nicht, wie sie so auf den Film abfahren konnte, aber das war sicherlich so ein kleines Mädchending. Und da er nie eines gewesen war, konnte er es auch nicht verstehen, oder irgendwie so… Die restliche Zeit rannte dann auch dahin und ehe er sich versah, war der Film zu Ende und Natsuki in Tränen aufgelöst, da sie noch hätte Stunden weiter gucken können. Kyo vertröstete sie darauf, dass sie sich beim nächsten Mal erneut den Film ansehen durfte und bekam sie so zumindest halbwegs beruhigt. Nachdem die auffälligsten Tränen getrocknet waren machten sie sich dann auch schon auf den Weg und Hand in Hand legten sie die Strecke zurück. „Bekommt Yuna jetzt eigentlich auch ein Baby?“, brachte die kleine Lady Kyo für einige Sekunden völlig aus dem Konzept und er stolperte gleich über einen größeren Stein, den er nicht bemerkt hatte. „Was? Wie kommst du denn da drauf?“, fragte er verdattert und schaute ein bisschen panisch zu dem kleinen Mädchen an seiner Hand. Hatte sie letzte Nacht etwa doch etwas bemerkt? „Yuna hat doch bei dir geschlafen, oder?“ „Ja… hat sie“, nickte Kyo und er fragte sich, woher sie das auch wusste, denn als sie im Bett war, waren sie noch lange wach und als Natsuki aus ihrem Bett gekrabbelt gekommen war, war Yuna ja schon wieder weg gewesen. „Woher weißt du das und warum fragst du?“ „Ich hab euch heute früh reden gehört“, antwortete sie auch gleich und ganz unschuldig lief das Mädchen weiter an seiner Hand mit. „Okay“, war das dann einleuchtend. „Aber warum fragst du?“ „Weil Mama auch ein Baby im Bauch hatte, nachdem sie mit Papa im Schlafzimmer geschlafen hat“, antwortete sie brav und Kyo fühlte sich mit einem Mal unwohl. „Wie kriegt man das Baby in den Bauch? Kannst du mir das zeigen?“, nun fühlte er sich nicht mehr nur unwohl, sondern auch total überfordert. Eigentlich hatte er gedacht, bis zur Aufklärung hatte er noch ein paar Jahre… „Das erkläre ich dir später mal, wie das funktioniert, jetzt ist kein guter Zeitpunkt dafür“, murmelte er und blieb mit ihr an einer roten Fußgängerampel stehen. „Hm… aber bekommt Yuna nun ein Baby?“, fragte Natsuki weiter. „Nein, bekommt sie nicht“, das hoffte er zumindest. Ein Baby wäre wohl noch ein bisschen früh und bis jetzt hatten sie ja immer auf Verhütung geachtet. „Aber sie hat doch bei dir geschlafen, genau wie Mama bei Papa.“ „Ja, aber so schnell geht das doch nicht, deine Eltern haben doch jeden Tag in einem Zimmer geschlafen, oder nicht?“, irgendwie wurde das Gespräch nicht angenehmer. „Weiß ich nicht. Ich weiß nur noch, das Mama mit Papa ins Bett gegangen ist und am nächsten Tag hat Mama gesagt, dass sie ein Baby im Bauch hat“, erzählte sie weiter. Er war wirklich erstaunt, wie normal sie mittlerweile von ihren Eltern reden konnte, dabei waren sie noch kein Jahr tot. Klar, es gab Tage oder Momente, da war sie unendlich traurig und nichts konnte ihre Laune heben, aber diese wurden immer weniger. Er bewunderte das Mädchen wirklich für ihre Stärke. „Dann kannst du dich bestimmt nur noch an das eine Mal erinnern, da das wirklich nicht so schnell geht“, sagte er dann aber und hoffte wirklich, dass sie dieses Thema bald vom Tisch hatten. „Meinst du?“, schaute sie ihn aus großen Augen und an Kyo nickte. „Ich denke schon.“ „Aber wenn Yuna wirklich ein Baby bekommt, will ich das als erstes wissen“, kam sie von dem Thema einfach nicht los. Außerdem war Kyo wirklich überrascht, wie viel sie mittlerweile redete, sie war sogar eine richtige Plappertasche geworden und der kleine Mund schien manchmal gar nicht mehr stillhalten zu wollen. „Als zweite wirst du es erfahren“, denn wenn es wirklich mal so weit sein sollte und er als Vater in Frage kommen würde, dann wollte er es schon als erster wissen, aber bis es so weit war, würde noch viel Wasser den Shinano (Fluss) hinab fließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)