Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 53: Dreiundfünfzig -------------------------- Kaoru würde wahrscheinlich ausrasten, aber das war Kyo egal. Das Kinderheim hatte gestern Abend noch kurzfristig angerufen und gefragt, ob er Natsuki nicht den ganzen nächsten Tag zu sich holen könnte, da das Heim selbst einen Tag der offenen Tür hatte und die Kinder alles organisiert hatten, so dass vielleicht einer auf die Idee kam, eines von den Bälgern zu adoptieren und da Natsuki ja sozusagen schon vergeben war, wollten sie auf Nummer sicher gehen und sie nicht dabei haben. Ziemlich bescheuerte Erklärung, fand er, aber na gut, ihm konnte es dann ja egal sein. Selbstverständlich hatte er sofort zu gesagt, auch wenn es sein Tagesplan nicht wirklich vor sah, da ein anstrengender Tag im Studio bevor stand. Doch wenn sie ihm beinahe schon so an den Hals getackert wurde, da wäre Kyo ja schön doof, würde er diese Chance ausschlagen. So kam es, dass er an diesem Morgen Hand in Hand mit seinem Mädchen das Tor vom Kinderheim verließ und gleich in das nächste, vom Studio, einfiel. Sie beiden wurden freudig begrüßt und Kyo nickte den Leuten brav zu, auch wenn er bei den meisten keine Ahnung hatte, wer das eigentlich schon wieder war. Die Tür zu ihrem Bereich öffnete er und Kyo ließ dem Mädchen den Vortritt. Brav zog sie sich auch gleich die Jacke aus und hielt sie dem Sänger hin, der sie schmunzelnd ab nahm und an den Haken hängte, seine eigene gleich obendrüber. „Tsuki-chan, was machst du denn hier?“, kam ihr roter Gitarrist auch gleich an und statt der üblichen High-Five-Begrüßung, sackte er sie an und wirbelte das Mädchen kurz durch die Luft, ehe er sie sich über die Schulter warf und mit zu seinem Bereich nahm. Verdattert stand der Sänger einen Moment da und sah zu, wie sein Mädchen einfach so entführt wurde. „Ich glaube, der geht voll in seiner baldigen Vaterrolle auf“, nuschelte er kopfschüttelnd vor sich hin und ging zu ihrer kleinen Küchennische, wo er sich einen Kaffee nahm. „Was mich zu der Frage bringt, was sie hier macht?“, stand wie aus dem Nichts Kaoru neben ihm und hielt seine leere Tasse hin, damit Kyo gleich weiter einschenken konnte. „Dafür kann ich nichts, sie wurde mir praktisch aufgedrängt, also war es unmöglich abzulehnen“, erklärte er gleich und stellte die Kaffeekanne zurück in die Kaffeemaschine, da Kaorus Tasse auch noch einmal Nachschub erhalten hatte. „Die im Heim haben irgendwie einen Tag der offenen Tür, frage mich nicht, ich glaube das ist eher so ‘ne Vermittlungsbörse, zumindest ist Natsuki ja schon vergeben und deswegen wollen die sie nicht dabei haben“, setzte Kyo noch hinten an und sah kurz zu der Kleinen, die auf Daisukes Schoß saß und vor sich eine Akustikgitarre hatte. „Oh man und Dai versucht sie auf Gitarren zu polen“, seufzte er. Die Sache mit dem Klavier hatte ihm eigentlich super gut gefallen, da musste nicht noch so ein Saiteninstrument daher kommen. „Lass ihn doch, vielleicht tritt sie ja mal in unsere Fußstapfen“, schmunzelte nun auch Kaoru und nahm einen Schluck Kaffee. „Dafür hat Dai dann sein eigenes Kind und muss meines nicht dafür missbrauchen“, meinte der Sänger es nicht ganz so ernst, denn wenn sie Spaß an der Sache hatte, dann würde er Natsuki sicherlich nicht im Weg stehen. Sie machten sich dann auch endlich an ihre Arbeit und Daisuke hatte das Mädchen nur ungern am Klavier geparkt, aber dort hatte das Mädchen wohl doch etwas mehr Spaß, denn sie legte gleich richtig los und versorgte sie mit all möglichen Disney- und anderweitigen Kinderliedern. Wie immer sang sie leise dazu und die fünf Männer waren diesmal wieder sehr produktiv und auch ziemlich ausgeglichen. So kam es, dass sie ihre Mittagspause ein wenig verpennten und erst am Nachmittag von ihrem Hunger regelrecht zu einer Pause gezwungen wurden. Kaoru, Toshiya, Shinya und Daisuke verkrümelten sich gleich in die Kantine, aber Kyo mochte den Fraß da nicht wirklich und er überlegte, wohin er die Stunde mit Natsuki gehen konnte. Kurzerhand entschied er sich, dass sie schnell in den Supermarkt an die Ecke gehen konnten, um sich ein paar Kleinigkeiten für ein kurzes Picknick im Garten des Studios zu holen. Das machten sie dann auch und nach guten zehn Minuten breiteten sie die Decke, aus dem Studio, auf dem Rasen aus und der Sänger ließ sich gleich auf die Decke nieder, genauso wie Natsuki, die sich regelrecht neben ihn schmiss. Die gekauften Bentoboxen hatten sie schnell an sich gezogen und in Ruhe futterten sie vor sich hin. Ab und an schielte Natsuki zu dem Zaun rüber, der das Heim von diesem Grundstück abgrenzte, aber es schien sie scheinbar nicht weiter zu stören, denn sie aß trotzdem ungestört weiter. „Whisky, warte!“, schallte es wenig später durch den Garten und bevor sie reagieren konnten, kam der, nicht mehr ganz so faule, Mops von Yuna zu ihnen auf die Decke gesprungen und schleckte Natsuki im nächsten Moment von oben bis unten ab. Kichernd versuchte sie sich vor der nassen Zunge zu retten, aber der Hund hatte ganz schön viel Energie und er wurde einfach nicht müde das Kind abzuschlecken. Kurzerhand nahm der Sänger die Leine in die Hand und zog den Vierbeiner von dem Mädchen weg, die sich kichernd das Gesicht trocken wischte. „Tut mir leid, ist dir was passiert?“, kam Yuna keuchend angerannt, die sich gleich an Natsuki wandte. Diese hielt inne und sah die junge Frau einfach nur schweigend an, bevor sie ihre Arme wieder Richtung Whisky streckte. Kyo erinnerte sich an das Gespräch, dass Natsuki eifersüchtig auf Yuna zu sein schien und musterte sie kurz, ehe er die Leine etwas locker ließ und der Hund sich langsam wieder an das Mädchen herantasten konnte. Der Sänger deutete dann neben sich und Yuna nahm die Einladung gleich an und ließ sich neben Kyo nieder. Erst zögerte der Sänger, doch dann drehte er sich soweit zu der jungen Frau, bis er ihr einen Kuss auf die Lippen hauchen konnte. Daraufhin durchlief ihn ein Kribbeln im Körper, welches ausnahmsweise nicht von Freude stammte, viel eher hatte er das Gefühl, dass sich ein Messer in sein Rücken rammte und prompt bekam er Gänsehaut. Nach dem Kuss sah er zu seinem Mädchen und die schaute so finster drein, dass ihm gleich ganz anders wurde und auch Yuna schluckte merklich. „Magst du Yuna nicht mal Hallo sagen?“, fragte er Natsuki, doch die schüttelte nur den Kopf und schaute dann auf den Hund nieder, der sich freudig auf ihren Schoß nieder gelassen hatte und sich den runden Bauch kraulen ließ. „Das ist aber sehr unhöflich“, sagte Kyo. Wenn Natsuki dachte, dass er das so einfach hinnahm, dann war sie aber ganz falsch gewickelt. Doch das Mädchen ignorierte ihn gekonnt und schmuste stattdessen mit Whisky. „Natsuki, ich habe etwas gesagt. Würdest du bitte Yuna begrüßen“, blieb er ruhig, aber ziemlich ernst. Er beobachtete jede Regung von dem Mädchen und wie ihre kleinen Hände sich wieder zu Fäusten ballten und auf dem Hund zum Liegen kamen. Doch sie schüttelte energisch den Kopf und Yuna ließ ihren daraufhin seufzend sinken. Trostspendend legte er seine Hand auf die der jungen Frau und strich zärtlich mit dem Daumen drüber. Sie würden das Schiff schon irgendwie schaukeln, da war er sich sicher… zumindest fast. Lange konnte er allerdings nicht Trost spenden, denn seine Hand wurde von einer Kleineren gepackt und von Yunas runter genommen. Verwundert sah er auf und in das wütende Gesicht von Natsuki, die sich dann auch noch zwischen Yuna und ihn drängte und die junge Frau somit zwang weiter weg zu rutschen. Sprachlos starrte Kyo zu der Kleinen und ihm fiel dazu im ersten Moment wirklich nichts ein. „Okay, dann gehen wir mal besser“, erhob Yuna sich im nächsten Moment und Kyo wollte schon aufspringen und sie aufhalten, aber zunächst musste er mit dem Mädchen reden, welches selbstgefällig und triumphierend aufsah. Diese Seite kannte er wahrhaftig noch nicht und die machte dem Sänger Angst. „Tut mir leid“, fühlte er sich gezwungen eine Entschuldigung auszusprechen und er war wirklich ein bisschen böse auf Natsuki. „Muss es dir nicht, wir sehen uns“, hob Yuna noch ihre Hand und mit einem leichten Ruck zog sie den Mops von der Decke, der kurz aufkläffte, dann aber brav neben ihr her trottete. „Hast du jetzt, was du willst?“, schaute er fragend zu Natsuki. „Was soll denn das?“, fragte er einfach weiter und schaute das Mädchen an, welches auf der Decke saß und mit dem Zeigefinger kleine Kreise drauf zeichnete. „Natsuki, ich rede mit dir“, verlangte er eine Antwort, da er wusste, dass sie sprechen konnte, denn das hatte sie in den letzten Wochen immer mehr getan. „So kenne ich dich doch gar nicht und es macht mich wirklich traurig, wie du Yuna behandelst. Sie hat dir nie etwas getan, nein, sie macht sich sogar Sorgen um dich“, redete er einfach weiter. Natsuki senkte ihren Blick weiter und sie kaute sich auf der Unterlippe herum, bis er schon die erste Träne kullern sah. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und raufte sie sich im nächsten Moment, bevor er doch nach gab und das Mädchen auf seinen Schoß zog und sie fest in den Arm nahm. „Du musst doch nicht gleich weinen. Aber ich will einfach wissen, warum du das tust?“, murmelte er und strich ihr über den Rücken. „Du bist meine…“, flüsterte es irgendwann leise und Kyo hatte wirklich mühe es zu verstehen. „Yuna will dich mir wegnehmen“, sprach die leise Stimme weiter und dem Sänger überflog eine ganz dicke Gänsehaut. „Was redest du denn da? Sie will mich dir doch gar nicht wegnehmen.“ „Doch, die ist immer so oft bei dir, jeden Tag. Du holst mich nie jeden Tag ab“, schluchzte es an seinem Ohr. „Das haben wir doch schon besprochen, in drei Wochen bist du dann jeden Tag bei mir, aber die müssen wir noch abwarten und was Yuna angeht…“, sprach er leise weiter. „Wir arbeiten nun mal im selben Gebäude, natürlich sehen wir uns da fast jeden Tag, das ist nun mal so.“ „Aber sie nimmt dich mir weg, du gehörst mir“, schüttelte das kleine Mädchen energisch ihren Kopf. Daraufhin schob er das Mädchen soweit von sich, dass er sie direkt ansehen konnte und ihm tat es richtig im Herzen weh, dass sie so viel Kummer in sich hatte und damit durch die Welt schritt, deswegen musste er jetzt versuchen, den Kummer ein bisschen zu dezimieren. „Das stimmt so nicht…“, leckte er sich die trocknen Lippen und richtete seinen Blick wieder auf das feuchte, rote Gesicht. „Ich gehöre dir nicht und ich gehöre auch nicht Yuna. Ich gehöre niemandem, nur ganz allein mir. Verstehst du? Aber…“, holte er schon wieder Luft, da Natsuki scheinbar vor einem regelrechten Heulkrampf stand. „Ihr beide gehört zu mir. Du gehörst an meine Seite und auch Yuna gehört seit kurzem dazu. Ich mag euch beide sehr gerne und ich werde euch beide auch gleich behandeln“, hoffte er es ihr richtig zu erklären. „Und ich würde mich wirklich freuen, wenn du Yuna nicht mehr so böse behandelst. Damit machst du mich traurig“, atmete er durch und wischte sanft die Tränen von Natsukis Wangen. „Du darfst nicht traurig sein“, schluchzte sie. „Dann mache mich nicht traurig“, es war vielleicht ein bisschen böse gesagt, aber so schien sie es wenigstens zu verstehen, denn das Mädchen zog die Nase hoch und nickte. „Tut mir leid, hast du mich noch lieb?“, klang sie da auch schon wieder nah am Wasser gebaut und Kyo nickte. „Natürlich habe ich dich noch lieb“, schmunzelte er dann aber und zog sie noch einmal fest an seinen Oberkörper. „Wie siehst aus, wollen wir kurz bei Yuna vorbei schauen und du entschuldigst dich?“ „Aber Yuna mag mich bestimmt nicht mehr“ „Das glaube ich nicht, sie ist nur traurig, da du nicht mit ihr reden wolltest und sie dann auch noch weggeschubst hast. Wenn du dich ganz lieb entschuldigst, wird sie dir bestimmt nicht böse sein“, antworte Kyo ruhig und hoffte inständig, dass es auch so war. „Kommst du mit?“, murmelte sie leise und Kyo spürte schon neue Tränen an seiner Schulter. „Natürlich komme ich mit“, war das für ihn keine Frage und bevor sie es sich noch anders überlegen konnten, sammelten sie alle ihre Sachen ein und gingen dann wieder ins Innere des Studios, wo sie zuerst das Zimmer von Yuna ansteuerten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)