Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 48: Achtundvierzig -------------------------- So entspannt und ausgeruht, wie an diesem Morgen, war Kyo schon lange nicht mehr aufgestanden, obwohl er eigentlich nicht viel in seinem Leben zu beklagen hatte. Aber man merkte eben immer erst, dass etwas gefehlt hatte, wenn man es erst einmal besaß. Somit beschimpfte er an diesem Tag ausnahmsweise nicht seinen Wecker, sondern er drückte das nervige Ding einfach aus und sprang dann beinahe schon wie ein junges Reh aus seinen Federn. Dummerweise fiel ihm aber erst Yuna ein, als er schon fast aus der Tür heraus war – jemanden in seinem Bett war er eben einfach nicht gewohnt – und der Sänger drehte sich sofort zu seinem Bett um, welches allerdings verwaist war. Das überraschte ihn jetzt doch und stirnrunzelnd tapste er durch seine Wohnung, aber keine Spur mehr von der jungen Frau. Er konnte sich das doch nicht alles nur eingebildet haben, oder? Schon alleine wenn er nur daran dachte, wie heiß ihre Küsse gewesen waren, stieg in ihm schon wieder eine Hitzewelle auf und er musste aufpassen, dass sich nicht wieder ein anderes Körperteil von ihm meldete. Aber warum war sie dann nicht mehr hier, sondern stillschweigend abgehauen? Yuna würde ihn doch nicht einfach nur verarscht haben und ihn lediglich einmal im Bett gehabt haben wollen? Wenn das wirklich so sein sollte, dann hatte sie es auch verdammt noch mal geschafft! Gut, aber zunächst einmal durchatmen und nicht gleich den Kopf verlieren, vielleicht gab es auch einfach eine ganz simple Erklärung, für ihr Verschwinden. Also redete der Sänger sich gut zu und da er eben sowieso gerade in seiner Küche sinnlos, und zudem noch nackt, herum stand, bereitete er schon mal seine Kaffeemaschine vor und stellte sie dann auch gleich an, damit das braune Gebräu gemütlich durchlaufen konnte, während er sich für den Tag fertig machen würde. Somit angelte er sich eine Filtertüte, tat sie in die Vorgesehene Vorrichtung, löffelte ein paar Häufchen Kaffeepulver hinzu und ließ die Klappe dann zuschnappen. Nun goss er nur noch Wasser in das hintere Teil, dann ging alles seinen Gang und Kyo drehte sich zum Gehen um. Ein weißer Zettel auf seinem Tisch ließ allerdings ihn innehalten und sofort schnappte er sich das Teil. Fein säuberlich stand drauf geschrieben, dass Yuna mit Whisky eine Runde gehen musste, da Kyo das arme Tier sicherlich sonst filetieren würde, würde er in seine Wohnung machen und auch, dass sie danach gleich auf Arbeit gehen würde, da sie schon ziemlich spät dran war und sie doch etwas eher an ihrem Arbeitsplatz sein musste, als der Sänger. Diese Nachricht beruhigte Kyo ungemein und er war wirklich froh, dass sie sich nicht einfach so verpisst hatte, wobei er es schon gerne gehabt hätte, dass sie sich bei ihm wenigstens verabschiedet hätte, dafür hätte er sogar ein paar Minuten seines geliebten Schlafes geopfert. Aber nun war es nicht mehr zu ändern und er kümmerte sich dann lieber mal um sein Äußeres, da der Kaffee schon fast durchgelaufen war und wahrscheinlich schon wieder kalt wäre, würde er noch Ewigkeiten in der Küche stehen bleiben. Das Bad wurde demnach geentert und zügig, aber ohne große Eile duschte, rasierte und putzte er Zähne. Wie immer holte er sich erst danach seine Sachen aus dem Schlafzimmer und diesmal bevorzugte er eine schwarze, kurze Hose, ein weißes Sweatshirt und eine schwarze Weste, die er drüber zog. Da Kyo an diesem Tag irgendwie auch keine Lust auf Kontaktlinsen hatte, suchte er sich eine seiner Brillen aus und bald hatte er ein schwarzes, eckiges Model auf der Nase. Aus der obersten Ablage holte er sich noch einen schwarzen Hut herunter, welchen er gleich in den Flur legte, damit er in dann ja nicht vergaß. Nun konnte er sich endlich seinem Kaffee widmen und das Müsli dazu ließ er sich ebenfalls schmecken. Beinahe schon quietsch fidel verließ der Sänger nach seinem Frühstück das Haus und gemütlich brachte er seinen Arbeitsweg hinter sich. Von weitem sah er schon eine Gruppe Kinder vor dem Kinderheim stehen und zwei große Busse warteten davor. Überrascht über diesen Anblick lief Kyo dann doch etwas schneller und kam wenig später bei den vielen Kindern an, die alle durcheinander quasselten. „Guten Morgen. Was ist denn hier los?“, grüßte er die Heimleiterin, die sich daraufhin überrascht umdrehte und mit ihrer Standpauke inne hielt, da zwei Jungs vor ihr standen, die sie schon ziemlich herunter geputzt hatte, denn die beiden trauten sich kaum noch zu atmen. „Oh, guten Morgen“, nickte sie ihm zu, zischte den Kindern dann noch etwas entgegen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit nun ganz auf ihn richtete und die beiden Jungen sich mal lieber auf und davon machten. „Wir machen heute einen Ausflug. Es geht etwas in Richtung Berge und da unternehmen wir eine kleine Wanderung“, erklärte sie nur zu gerne und sie schien sich wirklich zu freuen. Die Kinder waren da allerdings wohl eher anderer Meinung, denn die meisten stöhnten auf, sobald sie die Wanderung auch nur erwähnte. Und Kyo musste zugeben, er konnte die Knirpse da wirklich verstehen, da er selbst lieber Gewichte stemmte oder sich anders auspowerte, aber wandern musste dann wirklich nicht sein. „Die sprühen ja alle vor Begeisterung“, sagte er trocken und konnte seine große Klappe nicht halten und schon bekam er einen tadelnden Blick von ihr entgegen geschossen. „Sie haben doch gar keine Ahnung. Das wird den Kindern gut tun und sicherlich Spaß machen.“ „Gut tun wird es ihnen sicherlich, aber bei dem Spaß wäre ich mir da nicht so sicher“, hob er abwehrend die Hände. „Aber Sie werden schon wissen, was Sie tun“, hatte er leider auch nicht ewig Zeit und nach einem Handgruß ging Kyo weiter und schaute neugierig durch die Kinderreihen. Zu seiner freudigen Überraschung erhaschte er sogar das Gesicht, nach welchem es ihm gestrebt hatte und vorsichtig quetschte er sich durch die schnatternde Kinderscharr, bis er endlich bei seinem Mädchen war und ihr vorsichtig von hinten auf die Schulter tippte. Verwundert sah sie auf und die pure Unlust, die zuvor in ihrem Gesicht gestanden hatte, wurde von absoluter Freude abgelöst. „Du siehst ja genauso begeistert aus, wie ich es wäre“, grinste er und breitete dann seine Arme aus, worin sich Natsuki auch gleich fallen ließ. „Ich will nicht“, murmelte sie und sie drückte ihr Gesicht an seinem Bauch. Zärtlich fuhr er ihr durch die offenen Haare und knuddelte sie ein wenig. „Das kann ich gut verstehen, aber vielleicht macht es dir ja trotzdem etwas Spaß, Tsuki-chan“, konnte er es wirklich nachvollziehen. Doch sie schien nicht wirklich überzeugt davon zu sein, denn die kleine Lady schüttelte nur mit dem Kopf und murrte ein wenig. Schmunzelnd behielt er sie somit im Arm und spendete noch etwas Beistand, wobei das am Ende eh nicht viel bringen würde. „Bitte alle einsteigen. Immer nacheinander und nicht schubsen oder drängeln!“, ging es dann auch schon los und Natsuki verfestigte ihren Griff prompt und sie kniff mit ihren kleinen Fingern sogar leicht in seine Seite, was Kyo auf zischen ließ. „Au~, Tsuki, das tut weh“, murmelte er und löste vorsichtig die kleine Hand. Zwar konnte er wirklich nicht behaupten Speckfalten zu haben, aber scheinbar hatte die Kleine doch eine erwischt und das nicht zu knapp. „Ich will bei dir bleiben“, flüsterte sie leise und sie schob leicht ihre Unterlippe nach vorn, die sogar ein wenig bebte. Von unten schaute sie zu dem Sänger und Kyo hatte zu tun, dass er stark blieb. „Ach Süße…“, seufzte er und hockte sich vor ihr hin. „Das geht heute aber nicht“, wischte er ihr am Ende doch eine Träne von der Wange, die sich frech aus ihrem Augenwinkel gelöst hatte. „Das wird bestimmt ein schöner Tag und wenn du keine Lust auf die anderen hast, dann läufst du eben für dich alleine, okay?“, blieb er ruhig und sah sie an. Ihre Unterlippe bebte immer noch leicht und sie ballte ihre Fäuste zusammen, doch sie nickte dann leicht. „Na siehst du, das ist doch mein Mädchen“, flüsterte Kyo und zog sie noch einmal in seine Arme. „Aber du darfst nie alleine irgendwo hin gehen, verstanden? Du musst immer bei den anderen in der Nähe bleiben und darfst sie nicht aus den Augen lassen“, machte er sich jetzt aber doch so seine Sorgen. Natsuki nickte dann auch gleich und schniefte ein letztes Mal herzerweichend. „Na los, ich bringe dich noch zum Bus“, verdrückte er sich allerdings jetzt auch nicht einfach so, auch wenn er sicherlich schon wieder zu spät war… Er nahm die kleine Hand in seine und zusammen gingen sie zu dem Bus, worauf die Heimleiterin deutete, denn die anderen hatten sich schon aufgeteilt und waren in den Bussen verschwunden. Kyo hob das Mädchen die Erste Stufe nach oben, da diese wirklich sehr hoch war, und blieb noch einmal vor ihr stehen. „Denk dran, was ich dir gesagt habe, immer schön in der Nähe der anderen bleiben“, musste er es einfach noch einmal aussprechen. „Und nun hab ein bisschen Spaß und zieh nicht so ein Gesicht“, drückte er ihn ein Küsschen auf die Stirn und hob mit seinen Fingern ihre Mundwinkel ein bisschen an. Das Mädchen nickte, schaute ihren Baldpapa noch einmal an und tapste dann in den Bus, wo sie sogleich einen Platz am Fenster gefunden hatte, da es von innen plötzlich an die Scheibe klopfte und Kyo sie somit noch einmal erblicken konnte. Lächelnd hob er winkend seine Hand und sobald auch die Erwachsenen alle zugestiegen waren, schlossen sich die Bustüren und die Gefährte setzten sich in Bewegung. Kyo stand noch ein bisschen da und winkte ihnen nach, bis sein Arm langsam schwer wurde und ihm mal wieder ins Gehirn sickerte, dass er ja eigentlich auch schon auf Arbeit sein musste. Deswegen nahm er dann auch gleich seine Beine in die Hand und mit eiligen Schritten stürmte er das Studiogebäude. Nickend grüßte er den einen oder anderen Menschen und außer Atem betrat er ihren Arbeitsbereich, wo schon drei, von den eigentlich erwarteten vier, herum saßen. „Huh, wo ist denn Kao?“, fiel Kyo sofort auf, wer denn da nicht an seinem Platz saß, zudem es bei ihrem Leader wirklich sehr merkwürdig, und vor allem selten, war. „Der kommt später, mehr hat er nicht gesagt“, gähnte Daisuke und der Rote genehmigte sich einen Schluck aus seiner Tasse, die er in den Händen hielt. „Okay, … überraschend, aber okay“, nickte der Sänger und nahm sich auch gleich noch einen Kaffee, da der Duft einfach zu gut in seiner Nase war. „Da fällt zumindest nicht auf, dass du schon wieder zu spät bist“, grinste nun ihr zweiter Gitarrist und Kyo lachte. „Stimmt, mein Glück“, denn ab und an mal etwas später kommen war schon okay, sich aber beinahe täglich verspäten – so wie er die ganze Woche schon –, da hörte der Spaß bei ihrem Leader dann doch mal auf. Mit seiner Tasse setzte er sich neben Daisuke und Kyo lehnte sich zufrieden seufzend zurück. „Freust du dich schon, wenn Natsuki bald bei dir ist?“, brach der größere von ihnen bald darauf die Stille und Kyo nickte. „Definitiv. Ich kann es kaum noch erwarten. Wir beide haben gestern das Zimmer gestrichen und ich will ihr noch etwas anderes auf die Wand zaubern. Ich hoffe ich krieg das auch so hin, wie ich es mir vorstelle“, redete der Sänger und lächelte selig vor sich hin. „Was schwebt dir denn vor?“ „Irgendwas mit einem Einhorn“, redete er lapidar dahin, hatte aber schon eine genauere Vorstellung. „Warum frage ich überhaupt?“, lachte nun der Gitarrist und Kyo grinste. „Tja, wenn du das nicht weißt, wer dann?“, zuckte er mit den Schultern und schaute Shinya zu, wie er in der Luft vor sich hin trommelte. Ihr Bassist blätterte abwesend in einer Zeitschrift und schien darin sehr vertieft zu sein. „Kao braucht aber heute wirklich lange, bei was auch immer“, murmelte Kyo nach einer halben Stunde und er lümmelte schon mehr auf dem Sofa, als dass er drauf saß. „Da hätte ich ja doch noch einmal bei Yuna vorbei schauen können“, nuschelte er weiter und schaute in seine leere Kaffeetasse, wo der letzte Tropfen schon anfing zu trocknen. „Huh? Was willst du denn bei Yuna?“, überging Daisuke Kyos erste Anmerkung und tackerte sich gleich an der zweiten fest. „Hab ich das jetzt laut gesagt?“, blinzelte nun Kyo, der eigentlich mehr mit sich selbst geredet hatte. „Ja, hast du und nun weiche nicht aus, was willst du bei Yuna?“, blieb Daisuke dran und er setzte sich sogar aufrecht hin und drehte sich ein wenig zu ihrem Sänger herum. „Uhm… sie besuchen?“, fragte nun Kyo und er rutschte etwas mehr in die Ecke. Verdammt, da hatte er sich aber mal mächtig verplappert. „Kyo, du besuchst nicht einfach so jemanden und schon gar nicht eine Frau. Außerdem kannst du dieses Mal auch nicht Natsuki vors Loch schieben, denn die Kleine ist ja nicht hier. Also, raus mit der Sprache und zwar dalli“, zog der Gitarrist eine Augenbraue nach oben tippelte ungeduldig mit seinen Fingern auf seinem Oberschenkel herum. „Es geht dich aber nichts an“, war der Sänger nicht gewillt klein bei zu geben. „Mir doch egal, wissen will ich es trotzdem“, war der große Rote unbeeindruckt und Kyo seufzte. „Wenn ich aber nichts darüber erzählen will?“ „Dann muss ich die Sache wohl anders angehen. Was sagst du dazu, dass ihr beide in den letzten Tagen ziemlich oft zusammen gesehen wurdet?“ Oh Shit! „Aha… und wo bitte schön?“, ganz ruhig Kyo, das hat alles noch nichts zu sagen, redete er sich selbst gut zu und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Da wäre das eine Mal, wo du dich mit Kao so gezofft hast. Da müsst ihr ganz schön lange in der Cafeteria gesessen haben.“ „Stimmt, ich hab sie im Flur über den Haufen gerannt und bevor ich mich wehren konnte, hatte sie mich schon mit nach oben geschleppt“, log er nicht direkt, aber ganz die Wahrheit war es auch nicht, nur musste das Daisuke ja nicht wissen. „Ah… ja… und an diesem Abend wurdest du vor ihrem Haus gesichtet und am Morgen, wie du da wieder raus gekommen bist. Denk mal nach… erst am Morgen kamst du wieder aus der Wohnung…“, sah Big Red ihn wissend an und Kyo fühlte sich gestalkt. „Lasst ihr mich beschatten, oder was?“, verriet er sich damit selbst und Daisuke grinste triumphierend. „Hah! Ich wusste es. Ihr habt was miteinander!“, klatschte Daisuke nun in seine Hände und sah ihn grinsend an. „Aber nein, meine Schwester wohnt nur direkt neben Yuna und sie hat dich gesehen. Als du gekommen bist, ist sie gerade an den Briefkasten gelaufen und am Morgen musste sie auf Arbeit, als du ihr erneut über den Weg gelaufen bist.“ Stimmt, jedes Mal hatte er jemanden getroffen, aber der Sänger hatte nicht Acht gegeben. „Also, was ist nun?“, rutschte Daisuke etwas näher an ihn heran und Kyo verdrehte die Augen. „Was denn? Du weißt doch schon alles“, brummte der Sänger und er gab innerlich schon auf, da er gegen dieses neugierige Wesen eh keine Chance mehr hatte. Was Tratsch anging, da war Daisuke wirklich Weltklasse und er hatte beinahe ein Gespür dafür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)