Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 45: Fünfundvierzig -------------------------- Scheinbar war das Mittagessen der Kinder gerade fertig geworden, denn Natsuki begrüßte ihn mit Reiskörnchen im Gesicht. Lachend drückte er sie an sich und wischte ihr die weißen Dinger von den Wangen. „Du hast doch noch gar nicht aufgegessen“, hielt er ihr den Finger mit den Körnern vors Gesicht. Kurz guckte Natsuki ein bisschen verwirrt, doch dann nahm sie einfach seinen Finger in den Mund und lutschte mit ihrer kleinen Zunge den Reis von seinem Finger. Nun war es an dem Sänger verwundert aus der Wäsche zu gucken, denn damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Hast du noch ein paar alte Sachen, die du überhaupt nicht gerne hast?“, fragte er nach, als sie zusammen in ihr Zimmer gingen um ihren kleinen Rucksack zu holen. Auf seine Frage hin nickte Natsuki und sie öffnete die Tür von ihrem Kleiderschrank. Sie schaute sich ein bisschen um, ehe sie ihm eine hässliche dunkelblaue Hose und ein verwaschenes Ringelshirt vor die Nase hielt. „Urgs… da kann ich dich verstehen, dass du die nicht leiden kannst“, waren die Sachen wirklich nicht der Burner. „Aber fürs Streichen reichen die, da macht es nichts, wenn du dich mit Farbe bekleckerst“, waren sie dafür genau richtig. Also packten sie die Sachen in den kleinen Rucksack und nur mit Müh und Not ging dieser zu. Dann hatten sie auch schon alles und Hand in Hand verließen sie das Gebäude und machten sich auf den Weg zu Kyos Wohnung. Der Weg war wie immer sehr schnell zurück gelegt und kaum waren sie in seinen vier Wänden, ließen sie ihre Schuhe fallen und Kyo schickte das Mädchen ins Wohnzimmer, sich umziehen, damit sie auch gleich los legen konnten. Er selbst suchte sich auch eine alte Jogginghose raus und ein ausgebeultes Shirt. Die Sachen waren schnell gewechselt und Natsuki war mit Umziehen genauso schnell fertig, wie er. Zusammen enterten sie nun das baldige Kinderzimmer, wo schon die Farbe, eine Leiter und etlichen Farbrollen und Pinsel herum lagen. Das Bett und die Möbel waren vorsorglich mit Malerfolie abgedeckt und den Türrahmen, die Fenster, sowie die Decke hatte er mit Kreppband abgeteilt. Da er den Boden zudem noch mit Zeitungspapier ausgelegt hatte, hatte er noch einige lose Seiten herumliegen und kurzer Hand faltete er zwei Papierhüte und setzte einen davon Natsuki auf den Kopf. Grinsend sah er zu, wie er ihr gleich in die Stirn rutschte und sie nun im Dunkeln stand. „Okay, der ist wohl bisschen zu groß, warte ich mache dir einen Kleineren.“, konnten sie es dann doch nicht so lassen und keine Minute später hatte das Mädchen einen passenderen Hut auf dem Kopf sitzen, der nun wirklich nicht mehr verrutschen konnte. „Dann fangen wir mal an“, zog er sich nun den Farbeimer heran und Kyo bereitete alles vor. Geduldig erklärte er ihr, dass sie nie zu viel Farbe nehmen durfte, es aber auch nicht gerade zu wenig sein sollte. Sie sollte sich Zeit lassen und immer schön nebeneinander an der Wand entlang streichen und nicht zu oft übereinander die Rolle fahren lassen, da die Wand sonst Flecken bekommen könnte. Die kleine Lady zeigte, dass sie verstanden hatte, dann machten sie die ersten Bahnen zusammen, ehe Kyo ihr die kleinere Rolle überließ und er sich zunächst um die Deckenkanten und die Ränder an der Tür und dem Fenster kümmerte. Somit turnte er die nächste Stunde auf der Leiter durch den ganzen Raum. Von oben konnte er Natsuki wunderbar im Auge behalten und er musste immer wieder grinsen, da sie angestrengt das Gesicht verzog und sich immer mal über selbiges wischte, da die Farbe gerne spritzte und sie bald fliederfarbene Sprenkel im Gesicht hatte. Ihm würde es aber auch bald so gehen, denn wenn er mit den Kanten fertig war, würde er mit der großen Rolle den Rest der Wände übernehmen. Aber zunächst strich er die nervigen Kanten und Ecken weiter und er war wirklich froh, als sie endlich geschafft waren, da das Heben der Arme langsam anstrengend wurde. Zumindest beim Teil der Decke hatte er so seine Probleme gehabt und da war die Leiter nur ein kleines Hilfsmittel gewesen. Aber nun war es vollbracht und er nahm sich die große Rolle zur Hand und widmete sich den restlichen Wänden. Auch bei ihm spritzte nun die Farbe und die Rollen gaben immer ein schmatzendes Geräusch von sich, als sie mit der Farbe über die Wände rollten. Zu seiner Überraschung war die Farbe auch schon ziemlich deckend und wenn sie Glück hatten, mussten sie noch nicht einmal ein zweites Mal drüber streichen, oder eher er. Doch dass würden sie erst erkennen, wenn die Farbe trocken war. Nach gut zwei Stunden waren die Wände dann auch soweit fertig und als sie beide zur gleichen Zeit die Rollen sinken ließen, trafen sich ihre Blicke und beide fingen an zu lachen. Natsukis Gesicht war mehr fliederfarben als das man Haut erkennen konnte und so wie sie vor sich hin kicherte, sah er nicht anders aus. Zudem waren ihre Arme ebenfalls schön mit Farbe bekleckert und ihre Schuhe auch. Leider waren das keine alten Schuhe und er musste ihr demnächst wohl ein paar neue Treter organisieren, aber das tat er gerne. „Wir können wohl auch als Wand durchgehen, wie?“grinste er und sie nickte sofort. Vorsichtig nahm er ihr dann zunächst die Rolle ab und auch seine legte er in eine kleine Schale. Danach hob er den Deckel des Eimers an und drückte diesen drauf und verschloss somit die Farbe. „Sieht gut aus, oder was sagst du?“, fragte er das Mädchen und die Kleine nickte sofort begeistert. Die Farbe sah wirklich einladend aus und sie erdrückte das Zimmer auch nicht, wie er zuerst angenommen hatte. Somit war auch Kyo zufrieden mit dem Ergebnis und er bereute keinen einzigen Pinselstrich. „Und jetzt habe ich Hunger“, teilte er seiner kleinen Lady mit und diese nickte gleich, als wäre sie auch schon am Verhungern. „Okay, dann lass uns Hände waschen und dann gucke ich mal, was sich so in meiner Küche finden lässt“, nahm er sie an die Hand und zusammen sauten sie sein Waschbecken im Bad erst mal ordentlich ein. Die Farbe spritzte wirklich überall hin und morgen musste er nach der Arbeit wohl zunächst seine Armatur schrubben. Aber das würde er, wie gesagt, erst morgen machen. Nachdem die gröbste Farbe im Abfluss abgeflossen war, trockneten sie sich ihre Hände und Kyo nahm sich seinen Hut vom Kopf, da er den jetzt nicht mehr benötigte. Als er Natsuki ihren vom Kopf nehmen wollte, hielt sie diesen gleich energisch fest und sie rannte vor ihm weg, da sie den Hut scheinbar noch nicht hergeben wollte. Lachend folgte der Sänger ihr und er traf sie wieder in der Küche an, wo sie mit dem Kopf schon in seinem Kühlschrank hing. Scheinbar fühlte sie sich wie zu Hause, was ihn wirklich freute und er die gemeinsame Zeit mit ihr wirklich kaum noch abwarten konnte. Allerdings schien sie nicht wirklich etwas in seiner Kühlzelle zu finden, denn die Tür ging bald wieder zu und ohne Beute trat Natsuki neben ihn. „Nix für dich dabei?“, fragte er und sie schüttelte den Kopf, so dass der Papierhut beinahe von ihrem Kopf rutschte. Schnell hielt sie diesen fest und Kyo musste schon wieder grinsen. „Hmm…“, machte er, nachdem er seine Schränke weiter durchgesucht hatte, aber auch nicht wirklich was passendes gefunden hatte. „Wollen wir uns einen Apfel und eine Orange teilen?“, hob er ihr beides entgegen und zunächst zog das Mädchen ihre Nase kraus, doch dann nickte sie und sie setzte sich brav an den Tisch, während Kyo das Obst zu bereitete. „Magst du auch ein Stückchen Kiwi haben?“, wedelte er mit der braunen, haarigen Frucht herum, da er die auch noch in seinem Obstkorb entdeckt hatte. Sie nickte wieder und dann schnippelte er wirklich in aller Ruhe die Vitamine zurecht. Gerecht verteilte er alles auf zwei Teller und als alles schön bunt angerichtet war, stellte er die beiden Vitaminbomben auf den Tisch und ließ sich neben Natsuki nieder. „Ach so, willst du was trinken?“, hatte er daran gar nicht gedacht und Kyo stand wieder auf. „Ich trinke einen Tee, du auch?“, fragte er und sie nickte, während schon ein Stückchen Apfel in dem kleinen Mund verschwand und Natsuki schnorpsend drauf herum kaute. Da schon aufgebrühter Tee vorhanden war, füllte der Sänger nur noch zwei Gläser und stellte sie zu ihren Tellern. Danach stärkten sie sich aber wirklich und außer Schmatzgeräusche konnte man nicht viel vernehmen. Kyo schob sich gerade das letzte Stückchen Apfel in den Mund, als es an seiner Tür klingelte. Sein Blick ging zur Uhr und er war doch etwas verwundert, dass Yuna scheinbar schon gegen sechzehn Uhr dreißig ihre Arbeit beendet hatte, denn es war noch nicht mal ganz siebzehn Uhr. Vor sich hin kauend ging der Sänger nun zu seiner Tür und nach dem Klingeln zu urteilen, stand die junge Frau schon direkt vor seiner Wohnungstür, da war sie scheinbar unten unbemerkt hinein geschlüpft, das gab es auch recht selten. Kaum bei dem weißen Holz angekommen, riss er die Tür auf und wie erwartet stand Yuna vor ihm und grinste ihn an. „Hi, da sind wir“, und der Sänger musste wirklich kurz überlegen, wen sie mit ‚wir‘ meinte, aber da schnüffelte schon etwas an seinem Bein und Kyo wusste sofort Bescheid. „Kommt rein“, trat er zur Seite und ließ die Frau und den faulen Mops in seine Wohnung treten. Nachdem sie sich ihre Schuhe ausgezogen hatte, löste sie den Hund von der Leine und Kyo ermahnte den Hund schon mal innerlich, dass er ja nix auf seinen Möbeln zu suchen hatte. „Wie war dein Tag noch so?“, erkundigte sich der Sänger höflich und sein Herz flatterte, als Yuna ihn ganz selbstverständlich in den Arm nahm und frech einen Kuss auf seine Lippen hauchte. Aus unerklärlichen Gründen wurde ihm sogar ganz heiß und er musste sich zur Ruhe ermahnen, da er wirklich nicht mehr fünfzehn war und bei jeder fraulichen Berührung quasi durch die Decke gehen musste. „Ganz gut, ich hab ein bisschen eher heute Schluss gemacht. Irgendwie war die Luft einfach raus“, zuckte sie mit den Achseln und Kyo legte ihr nebenbei eine Hand ins Kreuz und führte sie in die Küche, wo Natsuki noch brav auf ihrem Platz saß und sich ein Apfelstückchen für quer in den Mund schob. Als sie Yuna erblickte, veränderte sich ihr Ausdruck allerdings ziemlich stark und irgendwie wurde ihre Mine ein bisschen finster. Verwundert nahm es Kyo zur Kenntnis, konnte es sich aber wirklich nicht erklären und er sagte deswegen nichts dazu. „Wir haben Besuch“, sagte er stattdessen und deutete auf Yuna, die Natsuki auch gleich freundlich begrüßte. Doch das Mädchen bestrafte sie mit Ignoranz und die Erwachsenen tauschten sich verwunderte Blicke aus. Nach dem Essen räumte Kyo ihr gebrauchtes Geschirr in seine Spüle und er setzte sich zu den beiden Mädels an den Tisch. „Wollen wir dir ein Bad einlassen?“, fragte er sein Mädchen und strich ihr sanft durch die Haare, da der Papierhut nun doch von ihrem Kopf verschwunden war. Gleich darauf nickte Natsuki und sie rutschte an Kyo heran und krabbelte auf seinen Schoß. Schmunzelnd hielt er sie fest und stand dann mit ihr auf. „Wartet mal, soll ich ein Foto von euch zusammen machen?“, hielt Yuna sie aber auf und Kyo sah fragend zu Natsuki, setzte sich wieder. „Klingt das gut?“, fragte er und das Mädchen nickte, angelte sich gleich ihren Hut und setzte diesen Kyo auf. „Okay, hab verstanden. Ich hole meinen und dann treffen wir uns in deinem Zimmer, okay?“, schlug er vor und das Mädchen nickte, klaute sich ihren Hut und rutschte im gleichen Moment von seinem Schoß. Also ließ er das Mädchen ziehen und Kyo ging ins Bad, um sich da seinen Hut wieder zu angeln und setzte ihn auf seinen Kopf. Natsuki stand schon im Zimmer und sie hatte sich schon ihre Farbrolle gegriffen. Lachend, da Kyo die Idee gut fand, nahm er sich selbst einen Pinsel und her hockte sich halb neben und halb hinter dem Mädchen und legte noch einen Arm um sie. So richtig in Pose hielten sie die Gerätschaften nach oben und Yuna drückte auf den Auslöser, da sie mit ins Zimmer gekommen war. So wurden ein paar Fotos geschossen und auch ein paar Fratzen gezogen. Sogar Whisky kam nicht drum herum und der Hund wurde auf einigen Fotos festgehalten, wie er mit dem Papierhut und raushängender Zunge in dem Zimmer saß. Nach dem kleinen Fotoshooting wurde aber endgültig Wasser in die Badewanne gelassen und da Kyo wusste, dass Natsuki viel Schaum liebte, gab er ein bisschen mehr vom Schaumbad hinzu, behielt das Schaummonster aber gut im Auge, da er keine Lust hatte, dass sein Bad davon gefressen wurde. Natsuki hatte in dieser Zeit ihre anderen Sachen geholt und diese ins Bad gelegt. Kyo suchte ihr noch ein Handtuch heraus, dann saß das Mädchen schon in der Badewanne und sie pustete den Schaum durch die Gegend. Grinsend wich der Sänger dem immer wieder aus und befreite nebenbei sein Gesicht halbwegs von der Farbe. Zumindest das Gröbste wollte er los werden, was ihm auch weites gehend gelang. Später würde er sich ausgiebig duschen, aber so viel Zeit hatten sie nicht mehr, da Natsuki in knapp einer Stunde schon wieder im Heim sein musste. Deswegen musste er den Spieltrieb der Kleinen dann auch ein bisschen bremsen und unter murren schrubbte er ihr die Farbe vom Körper. Nachdem sie wieder glänzte, erlaubte er ihr den Stöpsel zu ziehen und sie durfte sogar so lange in der Badewanne sitzen bleiben, bis das Wasser verschwunden war. Nun wurde sie nur noch abgetrocknet und angezogen. Die Haare föhnte Kyo noch schnell trocken, dann mussten sie auch schon aufbrechen. „Verabschiedest du dich noch von Yuna?“, schubste er sie leicht in die Richtung der jungen Frau. Statt aber sich zu verabschieden, bog Natsuki zu Whisky ab und kraulte den hinter den Ohren, was dieser sichtlich genoss. „Natsuki, das ist nicht Yuna“, sagte Kyo und deutete auf die junge Frau, neben ihn. Natsuki sah zu Kyo und dann zu Yuna. Allerdings war das wirklich kein freundlicher Blick und selbst Kyo lief es eiskalt den Rücken runter. Hatte er da etwas nicht ganz mitbekommen? Entschuldigend sah er zu Yuna, die ein wenig wackelig lächelte, aber eine wegwerfende Handbewegung machte. Für den Moment war es vielleicht gut, aber die Sache musste dringend noch geklärt werden. Kyo zog sich auch noch schnell um, dann konnte es schon los gehen. „Bin gleich wieder da, fühl dich wie zu Hause“, murmelte er zu Yuna und verabschiedete sich kurz von ihr. „Na klar, weiß doch noch wo alles steht“, erwiderte diese frech und Kyo lachte. Wie konnte er das vergessen? Schließlich war es erst einige Tage her, als sie es sich mit frischgemachten Popcorn auf seinem Sofa gemütlich gemacht hatte. „Stimmt, da war ja was“, blubberte er vor sich hin und dann fiel die Tür hinter ihm und Natsuki ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)