Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 40: Vierzig ------------------- Es wäre gelogen, würde Kyo behaupten, er wäre ausgeschlafen und hätte eine tolle Nacht gehabt. Aber er war leider nicht zum Meckern hier, sondern zum Arbeiten. Also kniff er sich seinen niedlichen Hintern zusammen und er zerrte seine Konzentration am Zipfel ihres zerflodderden Hemdes zurück, da dieses elendige Biest sich gerade wieder verabschieden und dafür seine ablenkenden Gedanken vor das Loch schieben wollte. Aber nicht mit dem Sänger und da seine Geschäftspartner heute eh alle schon so komisch guckten, wollte er nicht noch für weiteren, unnötigen Gesprächsstoff sorgen. Dennoch zog sich die Zeit, bis alles nötige geklärt war, ellenlang dahin und langsam aber sicher wurden ihm die Augenlider schwer. Das ein oder andere Mal musste er sich wirklich zwingen die schweren Teile wieder aufzuschieben und Kyo wünschte sich mit jeder weiteren Sekunde ein paar Streichhölzer her. Doch auch die längste Zeit hatte mal ein Ende und mit einem Strecken, was sich zeigen lassen konnte, wuchs der Sänger um sagenhafte fünf Zentimeter an, nur um dann wieder in seine Ausgangsgröße zu schrumpfen. Aber das war egal, denn nun konnte er zum gemütlichen Teil des Tages übergehen. Zu seinem Glück war die Heimleiterin auch einverstanden gewesen, dass er Natsuki heute schon vor dem Mittagessen abholen würde. Zwar war das gestern am Nachmittag ziemlich kurzfristig gewesen, aber da hatte er erst von seinem freien Nachmittag erfahren und bevor andere ihn in die Mangel nehmen konnten, hatte er lieber schnell im Heim angerufen und einen Termin mit seiner kleinen Lady ausgemacht. Er hoffte immer noch, dass sie ihn weiterhin sehen wollte, denn auch wenn Yuna – seit knapp zwei Tagen – den größten Teil seiner Gedanken besetzte, war der Blick von Natsuki noch nicht vergessen. Als sich die anderen Herrschaften dann alle verdrückt hatten, schnappte Kyo sich seine dünne Adidasjacke und verließ mit schnellen Schritten das Studio. Es dauerte keine fünf Minuten, da passierte er das Tor vom Kinderheim und schob dann auch die große Eingangstür auf. Noch immer konnte er eine ganz leichte Spur von Rauch riechen, aber das war eher nur für den ersten Moment und nicht wirklich penetrant. Zudem hing der Geruch sicherlich in den Möbeln und Holztüren und das alles zu ersetzten hätte bestimmt Millionen verschlungen. Mit einem Handgruß begrüßte er die Heimleiterin, die ihm zunickte und danach gleich in ihr Büro verschwand. Kyo war das nur recht, denn er wollte keine Zeit verschwenden, sondern sein Mädchen wieder in den Armen halten und sie ordentlich durch knuddeln. Hilfe, scheinbar wurde er wirklich langsam weich im Hirn, wenn er so etwas, wie durch knuddeln, schon dachte. Eine auffliegende Tür ließ ihn abrupt zurück springen, da er diese beinahe an den Kopf bekommen hätte. Laut schreiend kam ein kleiner Junge hindurch gerannt und nach ihm gleich noch zwei weitere, die scheinbar versuchten den Knirps zu fangen. Als die drei aus seiner Sicht verschwunden waren tastete der Sänger sich vorsichtig wieder an die Tür heran, nicht dass sie ihn noch einmal versuchen wollte außer Gefecht zu setzen, dann öffnete er sie ganz und wie die letzten Male auch, stand er wieder im Garten, da heute das Wetter mal wieder recht schön war, auch wenn die Temperaturen nicht mehr die dreißig Grad Marke erreichten. Aber das brauchte er auch nicht unbedingt, da war es sonst auch kein schönes Unternehmen, wenn sie schon schwitzten, ohne überhaupt etwas gemacht zu haben. Langsam gewöhnte er sich auch an das Bild, von kreischenden Kindern, die im Garten herum rannten und manche wirklich aussahen wie die Schweine. Aber das sollte mal nicht seine Sorge sein, denn er musste die Sachen ja zum Glück nicht waschen. Sein erster Weg führte ihn diesmal zur Hängematte, aber die war verwaist und er war schon ein wenig enttäuscht, dass er Natsuki darin nicht schaukeln sah, denn da ließ sie sich immer so wunderbar erschrecken und er konnte sie immer auffangen, da sie dabei jedes Mal ihr Gleichgewicht verlor. Das mag vielleicht ein bisschen gemein klingen, aber Kyo meinte es alles andere als böse und er würde ihr wirklich niemals etwas gemeines tun wollen. Gut, wenn sie in der Hängematte nicht war, dann musste er eben weiter suchen und seine nächste Station würde das kleine Holzhaus sein. Also ging er den bekannten Weg und er sah schon von weitem, dass da jemand drinnen saß. Zu seinem Pech war es diesmal aber nicht Natsuki, sondern bloß ein anderes Mädchen, welches sich gerade ein wenig mit einem Jungen stritt. Bevor Kyo noch den Schiedsrichter spielen musste, verdünnisierte er sich da auch mal lieber und im Moment war er ein wenig ratlos, wo er das Mädchen noch finden könnte, da die beiden Plätze eigentlich ihre Lieblingsplätze waren. Langsam machte der Sänger wieder kehrt und gerade als ihm die Tür wieder ins Augen fiel, sah er Natsuki hinaus treten und wie sie zielsicher auf die Hängematte zu ging. Schmunzelnd, da sie gar nicht auf ihre Umgebung achtete, zielte er die Hängematte auch wieder an und er blieb etwas weiter weg stehen und grinsend beobachtete er, wie sie versuchte sich in das wackelige Ding zu schwingen, was scheinbar gar nicht so einfach war. Vielleicht stellte sie sich auch ein wenig tapsig an, aber das machte sie gleich noch viel niedlicher. Leise schlich er sich immer weiter ran, bis sie beim dritten Versuch angelangt war und auch der jämmerlich zu scheitern drohte. Schnell sprintete er hin und Kyo konnte Natsuki im letzten Moment noch auffangen, denn sie hätte beinahe Bekanntschaft mit dem sandigen Boden gemacht. „Doch nicht so einfach, hm?“, sagte er ruhig, nachdem er sich sicher sein konnte, dass er sie auch ordentlich in seinen Armen hielt. Erschrocken drehte Natsuki ihren Kopf und mit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. Zuerst stand wirklich ein kleiner Schock in ihren Augen, dann Erkenntnis, dass sie nicht hart gelandet war, diese wurde abgelöst von Freude, wer sie gefangen hatte, bis die Erinnerung sie wieder einholte und sie ihn schon wieder so ansah, als wäre er dran schuld, dass sie wieder zurück musste. Dieser Blick versetzte dem Sänger einen mächtigen Stich und ihm wurde tatsächlich ein wenig schlecht. Er dachte ja schon, der Umgang mit Yuna wäre schwierig, dank seiner Gefühle, aber mit einem Kind, war es gleich noch einen ticken schärfer und er fühlte sich gerade tatsächlich wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte. Dieses Werk schaffte nicht mal Kaoru, selbst wenn er ihn bis auf zwei Zentimeter zusammen stutzte, aber Natsuki brachte es mit einem einzigen Blick fertig. Vorsichtig setzte er sie auf ihre eigenen Beine ab und Kyo drehte das Mädchen so, dass sie genau vor ihm stand und ihn ansehen konnte. „Schmollst du etwa immer noch mit mir?“, fragte er vorsichtig und zog ihr Oberteil ein wenig nach unten, da es durch ihre Showeinlage ein wenig verrutscht war. „Ich habe dir doch erklärt, dass das passieren kann. Zwar muss ich zugeben, dass ich auch nicht damit gerechnet habe, dass es so schnell gehen würde, aber da müssen wir beide jetzt noch durch“, sah er sie an und er versuchte sich an einem Lächeln, auch wenn ihm gerade eher zum Heulen zu Mute war. „Außerdem sind es doch nur noch vier Wochen. Dreißig Tage. Das kriegen wir doch noch herum, oder?“, legte er seinen Kopf schief, bedrängte sie aber nicht weiter, in dem er an irgendwelchen Falten an ihren Klamotten herum zupfte, obwohl es ihm in den Fingern juckte die Kleidung ordentlich zu richten. Natsuki sah ihn daraufhin einige Minuten schweigend an und Kyo rutschte das Herz von Sekunde zu Sekunde weiter in die Hose, da er wirklich schiss hatte, sie würde es ihm total krumm nehmen. Doch dann nickte sie und am anderen Ende der Welt gab es genau in diesem Moment sicherlich ein Erbeben, da ihm so ein großer Stein vom Herzen fiel, dass es eher schon eine Gebirgskette war. Eine Schuttlawine kam gleich noch hinterher, als Natsuki sich im nächsten Moment in seine Arme schmiss und fest ihre dünnen Ärmchen um seinen Hals legte. „Danke“, murmelte er leise und sofort umfasste er sie und rückte die kleine Lady an seinen Körper. Da er immer noch hockte, konnte er durch ihren leichten Schwung sein Gleichgewicht nicht mehr halten und mit einem leisen ‚Uff‘, landete er auf seinem Po und saß mit ihr in den Armen im Sand. Aber das war ihm jetzt egal, denn er hatte sein Mädchen wieder und alles andere hatte keine Bedeutung mehr. Langsam schunkelte Kyo mit seinem Oberkörper hin und her und wiegte das Mädchen vorsichtig mit. Er könnte stundenlang mit ihr hier herum sitzen und sie einfach nur halten, solange sie es zusammen taten. Nach etlichen Minuten löste Natsuki sich diesmal zuerst und sie schenkte Kyo ein aufrichtiges Lächeln, welches er nur zu gerne erwiderte. Sie löste sich dann ganz von ihm und wie eine ganz große hielt sie ihm die Hand hin, damit er aufstehen konnte. Selbstverständlich ergriff er sie und mit eigenem Schwung stemmte er sich hoch, tat aber so, als hätte Natsuki die ganze Arbeit gemacht. „Wow, du bist ja schon richtig stark“, grinste er und sie selbst musste kichern. „Ich hab bisschen was mit dir vor, hast du Lust?“, fragte er, klopfte sich den Dreck vom Hintern und suchte gleichzeitig sein Handy, was er aber nirgends finden konnte. Auch das noch. So wie es aussah, hatte er es tatsächlich im Studio liegen lassen, denn da hatte er es vorhin noch gehabt. Auf seine Frage nickte sie aber gleich und ohne zu zögern zog sie Kyo mit ins Innere, wo ihr kleiner Rucksack mit den Einhörnern schon auf sie wartete. Der Sänger schnappte sich das kleine Ding und nahm ihn in seine freie Hand, damit sie auch endlich mal los gehen konnten. Doch sie kamen nicht mal bis zur Tür, denn da wurden sie von einer Erzieherin abgehalten, die ihm noch darauf hinwies, dass sie bald zu Mittag essen sollte und auch ihr Mittagsschlaf wurde angesprochen. Kyo nickte und meinte, dass er verstanden hatte. Dann endlich konnte es auch schon los gehen und sie wirkten beide mehr als nur befreit, als sie auf dem Gehweg standen und sie sozusagen in die Freiheit entlassen wurden. „Ich muss nur noch mal kurz ins Studio, ich hab da vorhin was vergessen“, murmelte Kyo entschuldigend, doch Natsuki schien das nicht im Geringsten zu stören, denn sie blieb brav an seiner Seite und folgte ihm auf Schritt und Tritt. In seinem Arbeitsbereich angekommen, löste die Kleine sich dann allerdings von ihm und der Schwarzhaarige konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie am Klavier saß und schon freudig in die Tasten haute. Scheinbar hatte sie das Klavier regelrecht vermisst, denn egal wie oft oder laut Kyo nach ihr rief, Natsuki ignorierte es gekonnt. Seufzend, aber doch irgendwie grinsend, setzte er sich neben sie und setzte an einer passenden Stelle ein. Mit roten Wangen sah sie ihn daraufhin an und nun konnte er gar nicht mehr anders, als neben ihr zu sitzen und sie spielen zu lassen, auch wenn das überhaupt nicht sein Plan gewesen war. Wie immer durfte ‚Let it go‘ natürlich nicht fehlen. Statt aber einem Mal, spielte Natsuki es etliche Male an und Kyo konnte es fast schon nicht mehr hören, aber er sagte nichts, sondern ließ ihr den Spaß und machte immer fleißig mit. Doch irgendwann taten nicht nur Kyo die Hände weh, auch Natsuki sah ein wenig leidend zu ihm auf. Lachend zog er sie vom Hocker und dirigierte sie auf das Sofa. Bevor er sich selbst setzte, holte er zwei Flaschen Wasser und öffnete beide, hielt eine davon Natsuki hin. Vorsichtig hob sie die Flasche an und dann floss schon die Flüssigkeit ihre Kehle hinab. Dem Sänger erging es nicht anders, sobald er sich auf dem Sofa nieder gelassen hatte und erst nach der halben Flasche setzte er sie wieder ab. Natsuki hatte dagegen nur winzige Schlucke genommen, was aber auch nicht weiter schlimm war. „Was hältst du von einer Runde ausruhen und dann erzähle ich dir, was ich für heute geplant habe?“, fragte er und Kyo streckte sich auf dem Sofa schon aus, nachdem er sich die Schuhe von den Füßen gestreift hatte. Zwar musste Natsuki dafür von ihrem Polster herunter klettern, aber sie fand auf dem Sänger eine neue Sitzgelegenheit. Nickend gähnte sie dann sogar und er ließ sich davon auch gleich anstecken. „Gut, dann mach es dir bequem, ich könnte nämlich auch ein Nickerchen vertragen“, murmelte er und wie üblich zog er sich die Decke heran und breitete diese über seine Beine und dann über Natsuki aus, die sich in dieser Zeit auf seinem Oberkörper ausgestreckt hatte und mit ihrem Kopf auf seiner Brust lag. Zärtlich strich er der kleinen Lady über den Rücken, bis er leise, gleichmäßige Atemzüge vernahm und dadurch selbst ins Land der Träume geschickte wurde. Zwar wurde somit die Reihenfolge ein wenig verschoben, aber Mittagessen konnte man nach dem Mittagsschlaf auch noch wunderbar… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)