Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 39: Neununddreißig -------------------------- Für einen Moment stand Kyo wie benebelt da und er konnte einfach nicht fassen, wie gut sich das alles angefühlt hatte. Ihr Lippen, ihr Körper an seinen geschmiegt, ihre Wärme... Als ein kräftiger Windstoß ihm den Hut vom Kopf pustete, kam der Sänger dann endlich mal wieder zu sich und mit einer kleinen Verwünschung, den Wind betreffend, rannte er seinem Hut hinterher und hatte ihn nach einigen Metern zum Glück wieder eingefangen. So gut es die Dunkelheit zu ließ, klopfte er ihn sauber und setzte diesen wieder auf seinen Kopf, diesmal ein wenig fester und immer darauf bedacht, dass der Hut nicht noch einmal zum (un)bekannten Flugobjekt wurde. Da ihm der Wind langsam aber sicher ins Mark ging, sputete er sich nun und stellte seinen Jackenkragen gleichzeitig noch etwas auf. Im nu war Kyo zu Hause und da gönnte er sich zunächst ein beruhigendes Schaumbad. Seine Gefühlswelt war immer noch in reger Aufruhr und da war an schlafen nicht zu denken. Seufzend ließ er sich weit in das Badewasser gleiten, bis seine Zehen am anderen Ende der Badewanne wieder aus dem Schaum lugten, und das leise Platzen der kleinen Schaumbläschen an seinen Ohren, hatte eine seltsam entspannende Wirkung auf ihn. Er könnte wirklich stundenlang in seiner Badewanne liegen, doch da die menschliche Haut die dumme Eigenschaft hatte eklig schrumpelig zu werden, beschränkte er sich meist auf eine halbe, bis Stunde. Nach diesem Zeitraum kletterte er dann wirklich wieder heraus und langsam rutschten einige Schaumfetzen an seinem Körper hinab, was ihn grinsen ließ. Das sah schon irgendwie lustig aus, wie sie die Konturen seiner Muskeln nachfuhren, oder an manchen einfach hängen blieben, da die Überwindung zu groß war. Als sich eine zähe Gänsehaut über seinen Körper zog, angelte er sich schnell ein Handtuch und wickelte sich beinahe wie eine Frühlingsrolle ein, aber so war ihm wenigstens warm und nebenbei trocken würde er auch noch werden. Trotzdem musste er an manchen Stellen dann doch mal nachhelfen und als wirklich alles von ihm trocken war, hängte Kyo das feuchte Handtuch über seine Heizung und da er ja wieder – leider – alleine war, nutzte er die Freiheit und spazierte nackt in sein Schlafzimmer, wo er schon in der Versuchung war, sich einfach so ins Bett zu schmeißen, aber dann entschied er sich doch für eine Shorts und ein Shirt. Das wäre angenehmer, wenn seine Bettdecke wieder den Abflug machen sollte, denn das tat sie wirklich zu gerne und der Sänger tastete regelmäßig in der Nacht nach seiner weichen Wärmequelle. Bis zu den Ohren in der Decke vergraben, schloss er seine Augen … und öffnete sie im nächsten Moment wieder. Sofort hatte er Yuna vor seinem inneren Auge gehabt und ein heftiges Kribbeln hatte sich schlagartig in seiner Magengegend ausgebreitet, da er automatisch an den süßen Kuss denken musste, der dann doch ganz schön feurig geworden war. Oh man, ein einzelner Kuss und er war schon wie ein hormongesteuerter Teenager. Okay, nicht ganz so schlimm, dass er gleich mit einem Ständer im Bett lag war es zwar noch nicht, aber Kyo hatte das Gefühl, sehr viel dazu fehlte allerdings nicht mehr… „In was habe ich mich da nur wieder hinein geritten?“, murrte er in die Dunkelheit und von sich selbst bedient zog er sich das Kissen unter seinem Kopf hervor und drückte es sich aufs Gesicht. „Du bist ein erwachsener Mann und führst dich auf wie fünfzehn. Als ob du vorher noch nie eine Frau geküsst hättest“, blubberte er weiter ins Kissen. „Frag mich sowieso, was die an mir findet?“, war das für ihn immer noch das Unbegreiflichste, aber Yuna hatte nicht so auf ihn gewirkt, als hätte sie es nur so dahin gesagt. Zwar konnte man sich immer mal irren, aber so schlecht konnte seine Menschkenntnis dann hoffentlich doch nicht sein. Da aber auch sonst niemand auf seine Fragen antwortete, würde er es wohl selbst herausfinden müssen, bevor er das aber angehen konnte, musste Kyo sich das Kissen vom Gesicht ziehen, da die Luft da drunter doch schon mächtig dünn wurde. Japsend lag er in seinem Bett und starrte seine Zimmerdecke an, die er kaum erkennen konnte. Zum Einen lag es an der Dunkelheit und zum Anderen an seiner Kurzsichtigkeit. Doch auch die Decke weigerte sich beharrlich eine Antwort auf seine Fragen zu geben und seufzend drehte Kyo sich wieder auf die Seite und zog sich die Bettdecke wieder richtig über die Ohren. Störrisch, da er nun endlich schlafen und für morgen ausgeruht sein wollte, schloss er erneut seine Augen und mit einem lauten Murren befahl er seiner inneren Stimme endlich die Klappe zu halten, da sie ihm den ganzen Tag schon auf die Nerven ging und er nichts mehr hören wollte, über sein Gefühlschaos, was er sich zwar zum Teil selbst zuzuschreiben hatte und zum anderen Teil Yuna dran schuld war. Zumindest war es seine Meinung, sie war Schuld und fertig. Eine halbe Stunde später schlug er seine Bettdecke wieder zurück, stellte seine Füße auf den Boden und mit tapsenden Schritten ging Kyo in die Küche und er kochte sich einen Tee. Schlafen konnte er noch immer nicht und wenn er sich zwang an nichts zu denken, dachte er an doppelt so viel. Während das Wasser zu sieden begann, trommelte er leicht mit seinen Fingern auf die Arbeitsplatte, was ihn zwar selbst nervös machte, aber das ignorierte er gekonnt. Kaum war der Wasserkocher mit seiner Arbeit fertig, goss der Sänger das Wasser in seine vorbereitete Tasse und ungeduldig wartete er bis auch der Tee durchgezogen war, damit er endlich den Beutel entfernen konnte. In seiner Standzeit bekam er langsam kalte Füße und mit einer regelrechten Ungeduld suchte er seine Küche nach seinen Hausschuhen ab, die dort aber nirgends zu finden waren und da der Tee eh noch einen Moment benötigte, bequemte er seine müden Knochen bis ins Wohnzimmer, wo der eine Schuh neben dem Sofa und der andere halb unter seinem Esstisch lag. Er wollte gar nicht wissen, wieso sie so dahin geschmissen aussahen, dazu waren seine Füße zu kalt und außerdem war es ihm eigentlich auch egal. Da seine Füße noch rechtzeitig vor dem Kältetod bewahrt worden waren, schlürfte Kyo wieder in die Küche und angelte gleich den Teebeutel aus seiner Tasse und klitschte ihn fast schon in seinen Mülleimer, so dass die Klappe ein paar Runden drehte, ehe sie langsam zur Ruhe kam und nur noch leicht hin und her schwang. Mit der Tasse bewaffnet steuerte er dann wieder sein Wohnzimmer an. Dort stelle er die volle Tasse auf seinen Wohnzimmertisch, nahm sich seine kuschelige Decke vom Sofa und wickelte sich in diese ein, ehe er sich auf dem weichen Polster nieder ließ und sich seine Tasse wieder zur Hand nahm. In das heiße Gebräu pustend nahm er immer wieder einen Schluck. Die Entspannung aus der Badewanne war schon wieder gänzlich verflogen, da seine innere Stimme sie schon wieder mürbe gemacht hatte. Kyo klammerte sich nun an die Hoffnung, dass der Tee wieder ein wenig Entspannung in seinen Körper bringen würde. Vor sich hin schlürfend ging er immer und immer wieder die Szene in der Dunkelheit nach und immer und immer wieder wurde das Kribbeln in seinem Bauch neu entfacht, wie wenn man ein Feuerzeug gegen ein Stück Papier hielt. Wusch und schon stand alles erneut in Flammen… Selbst als die Tasse schon längst keinen Tropfen Tee mehr beinhaltete, saß der Sänger stierend auf seinem Sofa und war total in seiner eigenen kleinen Welt versunken, die alle möglichen Szenarien mit Yuna ausmalten. Sogar Natsuki schwirrte mit drin herum und die Vorstellung, sie als kleine süße Familie, war beinahe eklig kitschig, aber sie war lange nicht mehr so beängstigend, wie noch vor ein paar Jahren, als er sich so etwas überhaupt noch nicht vorstellen konnte. Und als Erklärung dafür gab es auch nur zwei Möglichkeiten. Entweder Natsuki hatte ihn in den Monaten, in der sie schon verkehrten so sehr verändert, oder aber er wurde einfach älter, reifer und seine Prinzipien änderten sich langsam. Aber eigentlich war es auch egal, ändern konnte er es so oder so nicht mehr, zudem es ihm ja auch auf skurrile Weise gefiel. Apropos Natsuki. Kyo wollte doch eigentlich schon längst in seinem Bett liegen und den Schlaf der Gerechten schlafen, da er morgen Vormittag nur einen geschäftlichen Termin hatte und den Rest des Tages eigentlich mit der kleinen Lady verbringen wollte. „Dann los jetzt“, redete er sich nun selbst gut zu und mit Mühe wickelte er sich aus seinem Kokon und in einem Haufen ließ er die Decke auf dem Sofa zurück. Seine Tasse schaffte er allerdings noch in seine Küche und erst auf dem Weg in sein Schlafzimmer, fiel ihm wieder auf, dass seine Hausschuhe ganz unschuldig im Wohnzimmer zurück gelassen worden waren. Da er nun aber auch zu faul war wieder zurück zu gehen, lief er barfuß weiter und bald lag er schon wieder ordentlich in seiner Decke eingehüllt. Wie zuvor nahm er seine Position auf der Seite ein und langsam aber sicher entspannte er sich wirklich und auch die Stimme in seinem Schädel schien endlich mal Ruhe zu geben. Seiner Blase schien die Entspannung allerdings nicht ganz so gut zu gefallen, denn Kyo hatte sich gerade soweit zur Ruhe gebracht, dass er kurz vorm Einschlafen war, da meldete diese sich unangenehm und mit einer ganz schönen Penetranz. „Das ist jetzt echt nicht wahr?“, konnte er es einfach nicht fassen und selbst der Versuch es einfach zu ignorieren brachte nichts. Also wickelte der Sänger sich zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Nacht, aus seiner Decke und stand wieder auf, um diesmal aufs Klo zu wackeln. Innerlich verfluchte er sich schon wieder, dass er sich noch einen Tee hinter gekippt hatte, aber ändern konnte er es letzten Endes auch nicht mehr, egal wie viel er da vor sich hin zetern würde. Somit erledigte er endlich das Nötigste und ohne weitere Umwege steuerte er danach wieder sein Schlafzimmer an und ließ sich stur wie ein Esel auf seine Seite fallen. Er hatte erhaschen können, dass es kurz vor zwei Uhr nachts war und nun wurde es wirklich endlich Zeit, dass er sich seinem Schönheitsschlaf widmete. Schnell war die Bettdecke wieder bis über die Ohren gezogen, dann wurde es relativ zügig mucksmäuschenstill im Schlafzimmer und der Sänger bekam seine verdiente Erholung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)