Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 35: Fünfunddreißig -------------------------- Der Sänger stand noch einige Minuten einfach nur vor der geschlossenen Tür und starrte das helle Holz an. Hatte dieses verrückte Weib ihn wirklich geküsst? Auf die Lippen? Kyo konnte es noch immer nicht richtig fassen. Irgendwann stand er mal wieder im Dunkeln und das holte ihn erst mal wieder aus seiner Starre. Diese Frau würde noch einmal sein Grab bedeuten, aber warum kribbelte es dann so verrückt in seinem Bauch und wieso waren seine Knie so weich wie Butter in der Sonne? Er drohte schon wieder in seine Gedanken abzurutschen, weswegen nun doch mal Leben in seine Knochen kam und Kyo sich in die Richtung drehte, in der er den Fahrstuhl vermutete. Zu seinem Glück hing das Licht an einem Bewegungsmelder und bald stand er wieder in einem erhellten Raum. Jetzt drückte er allerdings schnell den Knopf für den Aufzug und diesmal öffneten sich die Türen viel schneller, so dass Kyo gleich eintrat. Der Aufzug ruckelte allerdings genauso langsam wieder nach unten, wie er nach oben fuhr. Aber wenn der Abgang plötzlich schnell ging, dann wäre sicherlich etwas verkehrt… Im nächsten Moment war aber was ganz anderes verkehrt, denn es stockte heftig, das Licht flackerte, dann war es stock duster und der Fahrstuhl ruckelte nicht mehr gemütlich vor sich hin. „Scheiße, das ist jetzt nicht dein Ernst?“, fragte Kyo in die Dunkelheit, doch Antwort bekam er keine. „Dieses verdammte Ding ist jetzt nicht wirklich stecken geblieben?“, war er immer noch sehr ungläubig. Nach der anfänglichen Überraschung machte sich langsam Unbehagen breit und sein Herz nahm das Schlagen nun ernster und legte mächtig los. „Okay, Kyo, ganz ruhig“, redete er sich selbst zu und schnell angelte er sich sein Handy aus seiner Jackentasche und er wischte schnell drauf herum, bis er mit einem Tippen die Taschenlampenfunktion anstellte und so zumindest ein bisschen Licht hatte. Schnell schaute er nach dem Notfallknopf im Fahrstuhl, doch als er diesen drückte passierte nichts. „Das war ja mal wieder klar“, schüttelte er seinen Kopf und er überlegte wirklich, was er jetzt machen sollte. Kurzerhand suchte er dann einfach Yunas Nummer heraus, und nachdem er auf den grünen Hörer gedrückt hatte, hielt er sich das Telefon ans Ohr und lauschte dem Freizeichen, bis endlich mal abgenommen wurde. „Bist du etwa schon zu Hause?“, ertönte gleich die irritierte Stimme. „Ehm … nein…“, sagte er und Kyo atmete noch einmal durch und er dankte im Stillen, das er zumindest Empfang in diesem Ding hatte. „Nur könntest du eventuell deinen Vermieter kontaktieren, damit wäre mir sehr geholfen“, versuchte er Ruhe zu bewahren, was gar nicht so einfach war. „Kyo, es ist mitten in der Nacht, der lyncht mich.“ „Mir doch egal, ich stecke in diesem Gott verdammten Fahrstuhl fest und dieser dämliche Notfallknopf funktioniert auch nicht“, war ihm der Schlaf anderer Menschen jetzt wirklich egal. „Bitte was?“, fragte nun Yuna. „Du hast schon richtig gehört. Das Ding ist scheinbar auf halber Strecke ins Stocken geraten und ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du irgendjemanden dazu bringen könntest dieses Ding wieder zum Laufen zu bringen. Meinetwegen kletter ich auch irgendwo raus, aber lass mich hier drinnen nicht verrecken“, redete er sich dann schon fast in Rage und Kyo fuhr sich durch die Haare. Er wollte doch einfach nur ins Bett, war das denn zu viel verlangt? Es hatte doch wahrlich schon gereicht, dass ihm diese Woche sein Mädchen genommen wurde, da musste ihm das Schicksal doch nicht jetzt noch so kommen. Aber da hatte er es mal wieder, das Schicksal war eben doch ein Arschloch. „Okay, bleib ruhig, ich frage beim Hausmeister nach und der weiß bestimmt was zu machen ist.“ „Ist mir egal, nur mach irgendwas“, brummte er und legte dann wieder auf, schließlich konnte Yuna niemanden anrufen, wenn er selbst noch in der Strippe hing. Die nächsten Minuten vergingen gefühlt gar nicht und Kyo leuchtete immer mit seiner Taschenlampe zum Notfallknopf, der aber immer noch kein Lebenszeichen von sich gab. Mit vernichtenden Blicken sah er das dämlich Ding an und trat dann einfach genervt mit voller Wucht gegen die geschlossene Tür, worauf es einen kurzen Ruck gab und dem Sänger das Herz beinahe komplett in die Hose rutschte. „Okay, du setzt dich da jetzt einfach in die Ecke und wartest brav, bis sie dich hier raus holen. Früher oder später muss ja mal einer merken, dass hier etwas nicht stimmt“, redete er sich gut zu und pflanzte sich dann wirklich in eine Ecke. Der Boden war kalt und überall war feiner Sand verteilt, der sicherlich an den Straßenschuhen der ganzen Passanten hing. Hoffentlich dauerte es nicht mehr so lange, denn er saß noch keine fünf Minuten, da kroch ihm die unangenehme Kälte von dem Boden den Rücken hinauf. Nach zehn Minuten musste er dann auch wirklich wieder aufstehen, da es einfach zu unangenehm wurde und seine Jacke wollte er nicht in den Dreck schmeißen, auch wenn man in einer misslichen Lage wirklich nicht so pingelig sein sollte. Aber er hoffte mal das Beste, wobei er sich darauf wohl nicht zu sehr verlassen sollte. Erschrocken zuckte Kyo zusammen, als die Stille im Fahrstuhl von seinem Handy unterbrochen wurde, da es laut anfing mit klingeln. Mit pochenden Herzen ging er ran. „Also, ich hab den Hausmeister erreicht, der guckt gleich mal an was es liegen kann. Er vermutet mal, dass die Sicherung raus gesprungen ist“, erzählte Yuna ihm gleich, was Sache war und Kyo brummte. „Hätte die nicht bei wem anders raus springen können? Das ist ja mal wieder typisch.“ „Ach komm schon, es gibt da wirklich Schlimmeres.“ „Das sage ich das nächste Mal auch, wenn du mitten in der Nacht mal irgendwo fest steckst, vorzugsweiße in einem Fahrstuhl“, sah Kyo da jetzt wirklich nichts Positives an der Sache. „Okay, du hast ja Recht“, räumte sie dann doch ein und es herrschte wieder kurz Stille. „Was ist eigentlich, wenn es nicht die Sicherung ist?“, fragte der Sänger irgendwann und brach somit die Stille. „Dann wirst du wohl noch ein bisschen da drinnen ausharren müssen“, versuchte Yuna es wenigstens nicht mehr schön zu reden. „Toll, dabei wollte ich eigentlich nur noch in mein Bett“, seufzte Kyo. „ …War der Abend wirklich so … schlimm?“, konnte der Sänger sie kaum verstehen und es dauerte einen Moment, bis er begriff, was sie damit sagen wollte. „Quatsch!“, wehrte er so gleich ab „Der Abend war das Beste vom ganzen Tag, aber das Ende hätte ich persönlich ein bisschen anders gestaltet“, musste er zugeben, was Yuna leise zum Lachen brachte. „Danke. Ich hatte schon Angst, dir hätte der Abend nicht gefallen“, sagte sie leise und Kyo hatte wieder zu tun sie richtig zu verstehen. „Hätte es mir nicht gefallen, wäre ich schon eher gegangen, also keine Angst“, musste er nun auch einen sanfteren Ton anschlagen „Wenn ich nicht so müde wäre, hätte ich wahrscheinlich sogar noch einen Film mit dir geschaut“, räumte er auch noch ein und das leichte Kribbeln kam langsam wieder zurück. Oh man, irgendwas lief hier nicht so, wie es laufen sollte. „Wirklich?“[/] „Wirklich“, nickte er, obwohl die junge Frau es natürlich nicht stehen konnte. „Wieso hast du eigentlich mich angerufen und nicht die Polizei?“, war sie dann neugierig. „Weil die auch nur den Hausmeister aus dem Bett geklingelt hätten.“ „Stimmt.“ Bevor sie aber weiter reden konnten, gab es einen erneuten Ruck und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung, ehe noch als das Licht anging. Statt nach unten, fuhr er aber nach oben und letzten Endes kam er sogar an seiner Ausgangsposition an. Verwirrt stand er da, als die Türen sich öffneten und Yuna vor ihm stand, mit dem Telefon am Ohr, genau wie er. „Eh… eigentlich wollte ich nach unten“, kam er nicht ganz mit. Trotzdem trat der Sänger aus dem Fahrstuhl und nahm dann endlich mal sein Handy vom Ohr, genauso wie Yuna die auch ein wenig überrascht aus der Wäsche schaute, sich aber bald Freude in ihrem Gesicht abzeichnete. „Wenn dein Angebot noch steht, ich glaube deine Couch klingt für diese Nacht gar nicht mal so übel…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)