Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 34: Vierunddreißig -------------------------- Ein bisschen komisch kam Kyo sich ja schon vor, als er vor dem großen Wohnkomplex stand, in dem Yuna eine Wohnung bewohnte und an der Fassade, bis beinahe zum Dach, hinauf blickte. Ehrlich gesagt wusste er auch nicht, warum er überhaupt hier davor stand. Okay, das war nicht ganz richtig, er stand hier, weil Yuna ihn zum Abendessen eingeladen hatte. Kyo hatte nur keinen blassen Schimmer, warum er ihre Einladung überhaupt angenommen hatte. Scheinbar, weil sie so lange auf ihn eingeredet, bis er entnervt nachgeben hatte. Sie hatten noch lange in der Cafeteria gesessen und über den Verlust von Natsuki gesprochen. Ja, auch wenn es nur vorübergehend war, dass sie bei ihm unter gekommen war, befand er es als einen herben Verlust, den er gestern Abend erlitten hatte. Und genau das machte ihm auch ein schlechtes Gewissen. Die kleine Lady musste sich wieder in die unfähigen Hände der Erzieher begeben und er ging zu einer Frau und machte sich einen Bunten. Trübsal blasen brachte ihn allerdings auch nicht weiter und bevor er in seinen eigenen vier Wänden noch auf dumme Gedanken kam, dann fiel er eben jemand anderen auf die Nerven. Also atmete der Sänger noch einmal durch, zog sich seine Hose noch etwas zu recht, dann suchte er Yunas Namen auf den vielen Klingelschildern und drückte den Knopf tief durch. Der Knopf knackte ganz schön gefährlich und er hoffte, dass er ihn nicht kaputt gemacht hatte. Aber als er seinen Finger wieder von dem kleinen weißen Blättchen nahm, kam ihm der Knopf entgegen, was ihn doch beruhigte. Ein erneutes Knacken, diesmal aus dem Lautsprecher, der sich neben den Klingelschildern befand, ließen ihn aufsehen und kurz darauf ertönte schon Yunas Stimme. „Hi, ich bin’s, Kyo“, sagte er und dann ertönte schon der Summer und Kyo warf sich schon fast gegen die Tür und stieß sie somit auf. Suchend fuhren seine Augen durch den Flur, bis er den Fahrstuhl entdeckt hatte und mit schnellen Schritten auf diesen zu ging. Der dazugehörige Knopf wurde auch gleich betätigt, dann dauerte es nicht mehr lange und die Türen öffneten sich. Kyo tat zwei Schritte, stand dann schon im Fahrstuhl und drückte die Zahl, für die Etage, die ihn Yuna zuvor noch genannt hatte. Langsam schlossen sich die Aufzugtüren und schon fuhr der Sänger mit dem Kasten nach oben. Gemütlich ruckelte der Fahrstuhl vor sich hin und Kyo zählte leise die Etagen mit. Die Fahrt zog sich ziemlich und gerade als er gähnte, gab es ein leises Bing und die Türen glitten auf. Endlich konnte er wieder aus dem Ding treten, jetzt musste er nur noch die passende Tür finden, aber bei den dreien, die hier waren, konnte es nicht ganz so schwierig sein. Aufmerksam studierte er jedes Namensschild, welche an den Türrahmen angebracht waren und drückte bei der letzten Tür endlich den Knopf, da dort ihr Name dran stand. Es dauerte dann nicht mal eine Minute und die Tür wurde aufgerissen. „Hast du hinter der Tür gewartet, oder wie?“, fragte er sogleich. „Erwischt“, grinste ihn Yuna entgegen und öffnete die Tür dann ganz, damit er eintreten konnte. „Komm rein, das Essen ist auch gleich fertig.“ Kyo kam der Aufforderung nach und folgte ihr in den schmalen Flur und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Seine Schuhe ließ er im Flur stehen und die Jacke hängte er einfach an einen Kleiderhaken, der noch frei war, da Yuna anscheinend einen Faible für Jacken hatte, denn es stapelten sich die Kleidungstücke schon fast auf den Haken. Da seine Gastgeberin schon wieder davon gewuselt war, bahnte der Sänger sich nun auch den Weg ins Innere und er folgte dem Duft, der schon in der Luft hing. Vor sich hin schnuppernd tapste er umher und fand recht schnell die Küche, in der Yuna geschäftig herum hantierte. „Ich hoffe Ramen ist okay? Ich hatte leider keine Zeit um großartig etwas aufzufahren“, entschuldigte sie sich und Kyo winkte einfach ab. Er hatte eh nicht wirklich Appetit, weswegen es ihn nicht störte. „Was magst du trinken? Ich hab Wasser, Cola, Bier, Tee, Kaffee,… ehm… Kakao?“, blubberte sie und Kyo kam es so vor, als wäre sie total nervös. „Wenn du einen Tee für mich hättest“, schmunzelte er ob ihrer Nervosität. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn aus seinem negativen Gedanken zu locken und langsam begann er sich auf diesen Abend zu freuen, obwohl das komisch, flaue Gefühl wieder da war. „Na klar. Ist grüner Tee in Ordnung?“, hielt sie ihm ein paar lose Blätter hin und Kyo nickte. Daraufhin machte die junge Frau den Tee fertig und fünf Minuten später goss sie kochendes Wasser hinzu, so dass er durchziehen konnte. „Setz dich doch schon mal ins Wohnzimmer an den Tisch, ich bringe gleich alles“, schob sie den Sänger schon beinahe aus ihrer Küche, sobald er seinen Tee in der Hand hielt. Ein bisschen verwundert ließ er es geschehen und er ging weiter in die Wohnung, wo er als nächstes wirklich im Wohnzimmer landete. Statt sich aber zu setzen schaute Kyo sich ein bisschen um, wobei es nicht viel zu sehen gab, da es ziemlich klein war. Ein kleiner quadratischer Esstisch stand an der Wand, gedeckt mit zwei Tellern, Stäbchen und Porzellanlöffeln. Eine Kerze stand mittig, die warmes Licht spendete und zwei Stühle waren noch an den Tisch gestellt worden. Es wirkte ein bisschen kitschig auf Kyo, aber das bildete er sich ganz sicher nur ein. Er nahm einen weiteren Schluck Tee und trat zu dem Regal, welches über der Fernseherkommode angebracht war. Viele Fotos standen in Rahmen drauf und unter anderem konnte er die zwei Nichten von ihr erkennen und eine andere Frau, die Yuna sehr ähnlich sah, aber viel steifer und spießiger wirkte. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst dich setzen?“, lenkte ihn eine Frauenstimme ab, die es leicht tadelnd, aber dennoch nicht böse sagte. „Hattest du, aber das heißt nicht, dass ich es auch mache“, sagte Kyo frech, steuerte dann aber den Tisch an, worauf sie schon das Essen gestellt hatte. „Das sieht wirklich gut aus“, gestand er und setzte sich endlich. „Danke, ich hoffe es schmeckt auch so“, bekam sie einen leichten Rotschimmer auf den Wangen und sie senkte schnell den Kopf, damit die Haare ihre Wangen verdeckten. Daraufhin schoss Kyo doch tatsächlich das Wort süß durch den Kopf und er war davon selber so sehr erschrocken, dass er kurz wie entgeistert auf dem Stuhl saß. Süß. Wann hatte er denn das letzte Mal süß im Zusammenhang mit einer Frau gedacht? Das war wahrlich schon eine ganze Weile her. Am besten er schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich lieber auf das Essen. So taten sie es dann auch und das Essen verlief ziemlich schweigend. Kyo hatte keine Lust zu reden und Yuna wirkte ein bisschen so, als würde ihr auch mal nichts Passendes einfallen. Somit waren die Schälchen bald leer und beide satt. „Das war wirklich lecker“, lobte der Sänger die junge Frau und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Danke, freut mich, dass es dir geschmeckt hat“, schien sie wirklich erleichtert zu sein. Kurz herrschte wieder Schweigen, doch dann räusperte sich Yuna und sah ihn an. „Musst du eigentlich noch irgendwas machen, bis Natsuki bei dir einzieht?“, fragte sie und Kyo sah auf. „Müssen nicht direkt, aber ich hatte eigentlich vor das Gästezimmer noch umzugestalten“, gab er zu und er krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch, da ihm langsam aber sicher ziemlich warm wurde. „Sie hat doch alles in dem Zimmer“, schaute Yuna verwundert und sie stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. Erst jetzt fiel Kyo auf, dass sie einen ziemlich weiten Ausschnitt hatte und er musste kurz schlucken, da er solche tiefen Einblicke, zumindest privat, schon lange nicht mehr hatte. „Schon“, zwang er sich von ihrem Dekolleté aufzusehen. „Aber so wirklich Kind gerecht ist es nicht. Ich wollte mir demnächst Natsuki schnappen und sie soll sich dann die Farbe ihrer Wahl aussuchen. Die würde natürlich an die Wände kommen und mal schauen, ob das Bett drinnen bleibt. Ich hab ja ehrlich gesagt immer bisschen Angst, dass ich sie am nächsten Morgen nicht mehr wieder finde, da das Bett ja doch ziemlich groß ist“, erzählte er einfach und trank den letzten Schluck von seinem Tee. „Stimmt, das Bett ist für die kleine Maus ja doch ziemlich groß, aber wohin stellst du es dann, schließlich ist es ja dein Gästezimmer?“ „Genau das ist das Problem. Am besten ich frag sie das nächste Mal einfach selber, ob sie ein neues Bett will oder das jetzige behalten“, zuckte er kurz mit den Achseln und sah wieder zu Yuna. Sie unterhielten sich dann noch eine ganze Weile und gegen elf in der Nacht beschloss Kyo dann doch mal wieder nach Hause zu gehen. „Willst du wirklich schon gehen? Wir können doch noch einen Film zusammen schauen“, versuchte Yuna ihn zum wiederholten Male mit ihren rehbraunen Augen zu bestechen, doch der Sänger schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich bin ziemlich fertig und will eigentlich nur noch ins Bett“, lehnte er erneut ab. „Dann schläfst du halt hier, da macht es nichts, wenn du vor dem Fernseher einschläfst“, ließ diese Frau einfach nicht locker und Kyo musste nun tatsächlich schmunzeln. „Yuna~“, ermahnte er sie „Vielleicht beim nächsten Mal, aber nicht heute“, wobei er nicht mal wusste, ob es überhaupt ein nächstes Mal geben wird. „Ist ja gut“, schmollte sie dann tatsächlich, doch sie begleitete ihn nun zur Tür, wo er sogleich in seine Schuhe schlüpfte und sich seine Jacke nahm. „Also, wir sehen uns“, wusste er jetzt nicht so richtig, was er sagen sollte, zumal ihm schon wieder so flau wurde. Yuna stand ziemlich nah bei ihm und sie nickte. „Ja, ich denke auch. Komm gut nach Hause.“ „Danke, war ein schöner Abend“, gab Kyo sich einen Ruck und öffnete im nächsten Moment schon die Tür und trat hinaus. „Fand ich auch, danke dass du da warst“, lächelte die junge Frau und bevor Kyo gehen konnte, umarmte sie ihn wieder, wie schon das letzte Mal. Zwar versteifte er sich auch dieses Mal, aber diesmal nur kurz und dann strich er ihr sogar über den Rücken und das flaue Gefühl in seinem Bauch wurde durch leichtes Kribbeln abgelöst. Bevor er aber weiter drauf eingehen konnte, löste Yuna sich wieder von ihm. „Meld dich, wenn du zu Hause bist, ja?“, fragte sie, genauso wie er letztens und Kyo nickte. „Mach ich.“ Gerade als er sich zum Gehen abwenden wollte, hielt sie ihn noch einmal auf und bevor der Sänger wusste, was ihm geschah, hatte Yuna ihre Lippen für eine Sekunde auf seine Gedrückt und dann im nächsten Moment schon die Tür vor seiner Nase zu geschlagen. Blinzelnd stand er nun vor der Tür und ihm wurden seine Beine ganz weich, als er genau darüber nachdachte, was denn da gerade passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)