Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 33: Dreiunddreißig -------------------------- Drei Tage später stürmte Kyo auf seinen Arbeitsplatz und die halbe Belegschaft war ihm schon aus dem Weg gesprungen, sobald sie ihn erblickten. Seine Aura musste tiefschwarz sein, denn seine Laune war, gelinde gesagt, zum Kotzen und der Sänger hatte keine Ahnung, wann sich das wieder ändern würde… aber wahrscheinlich frühestens erst in vier Wochen… „Guten Mor-“, fing Kaoru an, als er ihren Arbeitsraum betrat, brach aber mitten drin ab, da Kyo einfach nur an ihm vorbei und in eine ruhige Ecke schoss, nachdem er mit einem Handgriff seine Utensilien an sich genommen hatte, die er zum Arbeiten benötigte. Die restlichen vier Bandmitglieder sahen sich fragend an, denn so hatten sie ihren Sänger schon eine ganze Weile nicht mehr erlebt. „Wo ist eigentlich Natsuki?“, schaute sich Daiuke daraufhin suchend um, da wenigstens einem das Fehlen der kleinen Lady aufgefallen war. Daraufhin drückte Kyo seinen Stift gleich noch etwas fester aufs Papier. Seine Hand fuhr rasend schnell über das, nun nicht mehr ganz so leere, Blatt und er schmierte mehr die Schriftzeichen hin, als dass er sie wirklich schrieb. Aber er musste erst die bösen Gedanken aus seinem Kopf bekommen, bevor er noch was Unüberlegtes seinen Bandkollegen an den Kopf warf, die dafür ja nun überhaupt nichts konnten. „Stimmt, die Kleine fehlt“, hatte es nun auch Kaoru bemerkt, der nun auch ein bisschen verwundert aus der Wäsche guckte. „Das kann ja nur eines bedeuten…“, murmelte Daisuke und er biss sich unwohl auf seiner Unterlippe herum. „Sie ist wieder im Heim“, nickte Kaoru gleich und er warf kurz einen Blick zu Kyo, der wie wild auf seinem Block herum schrieb, dass man Angst haben musste, dass entweder das Papier riss, oder der Stift zerbrach. Deswegen ließen die anderen vier ihren Sänger mal lieber in Ruhe und sie konzentrierten sich auf ihre Arbeit, was diesmal gar nicht so einfach war, da man die schlechte Stimmung regelrecht in dem Raum greifen konnte. Und irgendwie fehlte auch das leise, manchmal ziemlich fehlerhafte, Klavierspiel, an das sie sich alle mittlerweile gewöhnt hatten. Schon komisch, aber selbst die anderen vier vermissten das Kind, mit dem sie eigentlich nicht wirklich großartig viel am Hut hatten. Der Vormittag kroch auch in dieser ekelhaften Stimmung langsam dahin und gegen Mittag schnappte der Leader sich zwei volle Tassen Kaffee, setzte sich neben Kyo aufs Sofa und hielt eine Tasse davon ihrem Sänger hin, der immer noch wie besessen seinen Block in Mitleidenschaft zog. Kaoru wurde auch die ersten zwei Minuten gekonnt ignoriert, doch dann wurde der Kaffeegeruch so penetrant, dass Kyo genervt seinen Block, samt Stift, auf den Tisch feuerte und die Tasse entgegen nahm. „Danke“, nuschelte er, da er seine Erziehung deswegen trotzdem nicht vergessen hatte. Kaoru nickte nur und zeigte ihm so, dass er verstanden hatte. „Willst du uns jetzt sagen, wo Natsuki ist?“, versuchte er es mal ganz vorsichtig, nachdem er einen Schluck aus seiner Tasse genommen hatte. „Das wisst ihr doch schon“, murrte Kyo und stierte brodelnd auf den flachen Holztisch, ein Wunder dass der daraufhin nicht in Flammen auf ging. „Also wirklich wieder im Heim. Kam ja ziemlich plötzlich“, befand es Kaoru und er sah den Sänger fragend an. „Das kannst du aber laut sagen. Gestern Abend kam der Anruf, das Kind bitte sofort wieder zurück“, fuhr Kyo sich übers Gesicht. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können, da er immer noch den Blick von Natsuki vor seinen Augen hatte, wie sie ihn angesehen hatte. Als wäre sie enttäuscht von ihm gewesen, dabei hatten sie beide gewusst, dass das passieren konnte, allerdings hatte nun wirklich keiner damit gerechnet, dass es dann doch so schnell so weit war. „Schöne Scheiße“, bemerkte Kaoru und Kyo brummte, da er das schließlich selbst auch wusste. „Aber ihr habt euch ja bald wieder. Du wirst sie ja sicherlich wieder an einigen Nachmittagen zu dir holen, oder nicht?“, fragte der Leader vorsichtig an und nahm einen weiteren Schluck von dem starken Koffeingebräu. „Pfft… Kao, die Kleine war jetzt knapp zwei Wochen bei mir. Halte mich für bescheuert, aber ohne sie, ist es nicht mehr das Gleiche, auch wenn ich sie an einigen Nachmittagen natürlich zu mir holen werde.“ „Komm schon, lass dich davon doch nicht so runter ziehen, sie ist doch nicht aus der Welt und bald hast du sie ja sowieso bei dir.“ „Ich will sie aber nicht bald bei mir haben, sondern jetzt. Kapierst du das nicht?“ „Ehrlich gesagt, nein. Kyo, du konntest dein ganzes Leben nichts mit Kindern anfangen, aber jetzt so plötzlich? Tut mir leid, das verstehe ich einfach nicht. Und bevor du mir die Tasse an den Kopf schmeißt“, sprach er gleich weiter, da der Sänger ihm einen mörderischen Blick entgegen warf. „Ich unterstütze dich wirklich bei allem, wenn sie erst mal bei dir ist, aber das ist sie nun mal noch nicht. Gut, ihr habt jetzt zwei Wochen miteinander verbracht, aber mehr ist da einfach noch nicht“, gestikulierte der Älteste von ihnen und schaute den Sänger an. „Mag sein, dass Kinder mich nie interessiert haben, aber ich hab sie gesehen und musste ihr einfach helfen, frag mich nicht wieso, es ist einfach so und wahrscheinlich hat sie mich auch bisschen mürbe im Hirn gemacht, aber dann lieber so, als das ich ihr nicht geholfen habe, wenn ich es doch konnte und vielleicht ist für dich da noch nicht mehr, aber für Natsuki und verdammt, auch für mich, ist da viel mehr. Du hast ja keine Ahnung, wie sie mich gestern Abend angesehen hat, als ich ihr mitteilte, dass sie nun ins Heim wieder zurück muss“, knurrte er und seine Fingerknöchel traten schon weiß hervor, so sehr umfasste Kyo die Tasse. „Sie sah mich mit einem Blick an, als hätte ich sie verraten, als hätte ich sie nur verarschen wollen“, flüsterte er dann nur und seine Hände zitterten schon regelrecht, so sehr strengte Kyo sich an, dass er nicht die Fassung verlor. „Gott, ich muss hier raus“, stellte er seine Tasse fiel zu grob auf den Tisch, so dass das dunkle Gebräu am Rand raus schwappte und er schnappte sich seine Jacke und war dann schon verschwunden. Mit schnellen Schritten durchquerte er das Gebäude und stieß kurz vor dem Fahrstuhl mit einer anderen Person zusammen. Da Kyo ein ganz schönes Tempo drauf hatte, landeten beide auf ihrem Hintern und der Sänger musste sich kurz sammeln. „Sorry“, nuschelte er und sah dann auf, erkannte, dass er Yuna über den Haufen gerannt hatte. „Bist ja ganz schön stürmisch, hätte ich gewusst dass du es so eilig hast, um zu mir zu kommen, da hätte ich mir die Mühe bis in diesen Stock gar nicht machen brauchen.“, zwinkerte sie frech, ehe sie die Hand von Kyo annahm, der schon aufgestanden war und ihr aufhelfen wollte. „Oi, was ist los?“, fragte sie dann aber, da diesmal kein spitzer Spruch zurück kam, wie sie es sonst von dem Sänger kannte. „Nichts, ich muss nur mal kurz raus“, wehrte er gleich ab und drängelte sich an ihr vorbei in den Fahrstuhl, wo die Türen gerade geöffnet waren. „Das kannst du mir nicht erzählen“, ließ Yuna sich aber nicht abwimmeln und schon hatte sie den Platz neben dem Sänger eingenommen. Der verdrehte nur seine Augen und zuckte mit den Schultern, mehr aber auch nicht. Allerdings wusste Kyo auch nicht wirklich in welche Etage er überhaupt wollte, weswegen sie immer noch im Fahrstuhl standen, welcher sich aber noch keinen Millimeter bewegt hatte. „Du musst schon eine Etage drücken“, sagte sie und Yuna wartete einen Moment, doch der Sänger rührte noch immer keinen Muskel. „Nicht? Gut, dann entscheide ich mal für dich mit und wir setzen uns jetzt oben in die Cafeteria und dort erzählst du mir in aller Ruhe, was dir so den Tag verhagelt hat“, plapperte sie fröhlich weiter und Kyo holte einmal tief Luft und schloss seine Augen. In was hatte er sich denn jetzt schon wieder rein geritten? Der Tag wurde ja immer beschissener. Statt seine Ruhe hatte er jetzt diese elendige Quatschbacke am Arsch kleben. Zu seinem weiteren Pech wollte gerade diesmal niemand weiteres zu ihnen zu steigen, so dass er eventuell aus dem Fahrstuhl hätte fliehen können, und wirklich erst im Stockwerk, wo die Cafeteria sich befand, öffneten sich die Türen. „Dann mal los, am Fenster ist bestimmt noch ein Plätzchen frei“, lief sie vorneweg und Kyo war wirklich in der Versuchung einfach auf einen anderen Knopf zu drücken und in die nächste Etage zu fahren. Aber da bestand wieder die Gefahr, dass er Kaoru, oder einen seiner anderen Jungs, in die Arme lief, also seufzte er sehr tief und trat dann aus dem Fahrstuhl. Einigen Leuten schenkte er ein kurzes Kopfnicken, als Begrüßung, beachtete sie ansonsten nicht weiter. Yuna hatte dann auch wirklich schon einen Platz am Fenster gefunden und er setzte sich ihr Gegenüber. Sein Blick glitt wie automatisch über die Stadt, die ihnen jetzt zu Füßen lag. Die Menschen auf den Straßen sahen aus wie kleine Ameisen und wuselten wild umher, blieben nur ab und an mal stehen, wenn die Ampeln rot erstrahlten. Seufzend wand er sich nach einer Weile wieder ab und schaute direkt in zwei rehbraune Augen, die neugierig, aber auch ziemlich besorgt zu ihm schauten. „Irgendwas hast du doch“, sprach Yuna sanft und sie wirkte jetzt gar nicht mehr so aufgedreht, wie noch im Fahrstuhl. „Hab ich eben nicht…“, murmelte er, sah sie aber weiterhin an und Kyo fragte sich unweigerlich, ob sie schon immer solch schöne, glänzende Augen hatte. Hilfe, solche Gedanken gehört ja nun überhaupt nicht hier her. „Hm… wie meinst du das?“, fragte sie, während sie leicht nervös begann ihre Hände zu kneten, wie ihm auffiel. „Denk mal genau nach“, seufze er und löste endlich mal seinen Blick von ihr. Wie zuvor fuhr er sich müde über die Augen und Kyo unterdrückte ein Gähnen, was sich hartnäckig hervor kämpfte. „Mhh… weiß nicht, aber du siehst ziemlich müde und auch ein bisschen fertig aus“, legte Yuna leicht den Kopf schief und Kyo lachte freudlos auf. „Hab die letzte Nacht auch nicht geschlafen, also kein Wunder.“ „Dann sag doch endlich was los ist, vielleicht kann ich dir ja helfen. Gibt’s Stress mit der Band?“, bohrte sie weiter, doch der Sänger schüttelte nur mit dem Kopf. „Ärger mit Natsuki? Will sie nicht so wie du? ... Moment, wo ist die Kleine überhaupt?“, schien sie es erst jetzt zu bemerken, dass Kyo gar nicht das Mädchen im Schlepptau hatte. „Merkst du jetzt, was ich nicht mehr habe?“, fragte er tonlos. „Oh nein, sie ist wieder im Heim! Wieso denn das?“, wirkte wenigsten sie ehrlich betroffen und sie sah ihn gleich ganz panisch an, was Kyo komischerweise etwas zum Schmunzeln brachte, wobei ihm eigentlich überhaupt nicht danach war. „Weil das Gebäude wieder bewohnbar ist und sie ja schließlich erst ab dem 16. Oktober offiziell zu mir gehört.“ „Und nun?“ „Ja, was nun?“, fragte Kyo und richtete seinen Blick wieder über die Dächer von Tokyo. „Nun hoffe ich, dass sie mich überhaupt noch sehen will“, war das wirklich seine größte Angst und ihm schnürte es ein wenig die Brust zu. „Warum soll sie dich denn nicht mehr sehen wollen? Das Mädchen vergöttert dich. Du bist ihr Fels in der Brandung, wahrscheinlich sogar ihr Held“, sah sie ihn nun verständnislos an. „Weil du ihren enttäuschten Gesichtsausdruck nicht gesehen hast, als ich sie gestern abgegeben habe“, atmete Kyo schwer und richtete wieder sein Augenmerk auf die junge Frau vor ihm, die in einer modischen weißen Bluse steckte und ihn mit ihren großen rehbraunen Augen ungläubig anschaute. „Hast du denn mit ihr darüber gesprochen, dass es passieren könnte, dass sie wieder ins Heim muss, bevor sie eben bei dir wohnen kann?“, fragte sie und diesmal knibbelte sie an der Serviette auf dem Tisch herum. „Ja, ich hab es ihr erklärt, ich denke sie hat es auch verstanden, aber wenn es nun tatsächlich soweit ist, dann ist es eben doch was anderes“, sagte er und ein leichtes Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel, als er sah, dass Yuna schon ein Viertel der Serviette in kleine weiße Fetzen zerrupft hatte, sie wirkte ein bisschen so, als wäre sie nervös und das kannte er bis dato auch noch nicht von ihr. Aber die junge Frau war ja doch ganz in Ordnung und ein bisschen seiner miesen Laune hatte sie tatsächlich verscheuchen können, was er ihr hoch anrechnete. Aber wahrscheinlich hatte sie einfach nur die passenderen Worte gehabt als Kaoru. „Hm… verstehe ich. Trotzdem glaube ich nicht, dass sie dich nicht mehr sehen will. Vielleicht schmollt sie ein bisschen, aber auch das wird sich legen“, bekam er dann ein aufbauendes Lächeln geschenkt. Mit einem Mal wurde Kyo ziemlich flau im Magen und er musste seinen Blick von ihr abwenden, das Gefühl verschwand aber dennoch nicht ganz und der Sänger hatte keine Ahnung, was das jetzt nun schon wieder zu bedeuten hatte…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)