Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 29: Neunundzwanzig -------------------------- Müde, aber durchaus befriedigt und glücklich schloss Kyo spät abends die Haustür auf, linste noch einmal in den Briefkasten, wo er doch ein bisschen Post drinnen fand und lief dann die Stufen nach oben, zu seiner Wohnung. Während er eine Stufe nach der anderen hinter sich brachte, schaute er sich die einzelnen Prospekte, welche oben eh gleich in das Altpapier wandern würden, und Briefe an. Einige sahen mal wieder schwer nach Rechnungen aus, welche somit jetzt nicht unbedingt seine Aufmerksamkeit erregten. Einzig der letzte Brief schien von interessanter Bedeutung zu sein, da es da scheinbar um die Adoption ging, zumindest sagte ihm der Absender das. Bevor er aber den Brief noch im Flur aufreißen konnte, ging erst mal das Licht aus und Kyo geriet kurz ins Straucheln, konnte sich aber noch fangen. Blinzelnd stand er nun in vollkommener Dunkelheit und für einen Moment beschleunigte sich sein Herz, bis er sich selbst gut zuredete und nach einem kleinen, orangenen Licht suchte, welches auf einen Lichtschalter hin deutete. Vorsichtig suchte er mit einer Hand die Wand, die er recht schnell fand, indem er sich zunächst ordentlich die Fingerknöchel auf ratzte. „Verdammt“, brummte er ein bisschen zu laut, denn es schallte gleich in dem leeren Hausflur, aber ansonsten blieb alles ruhig und vor allem dunkel. Gut, also die Wand hatte er schon mal gefunden, somit erklomm er ganz langsam Stufe für Stufe und entdeckte sogar recht schnell ein orangenes Leuchten. Da er aber nicht übereilt handeln wollte, zwecks den Spitzen Stufen, die sich sonst bestimmt sehr leicht in seine Haut rammen würden, ging er genauso vorsichtig und langsam weiter, bis er endlich an dem dämlichen Lichtschalter angekommen war. Schnell drückte Kyo drauf und er war mehr als nur erleichtert, als der Flur wieder hell erleuchtet wurde. Nun sputete er sich aber und ließ sich nicht mehr ganz zu viel Zeit, denn Yuna wollte sicherlich auch mal nach Hause. Diese hatte an diesem Abend nämlich auf Natsuki aufgepasst, da Dir en grey ein Konzert hatte und Kyo das Mädchen ja schlecht alleine zu Hause lassen konnte und mit zum Konzert wollte er sie auch nicht nehmen, da die Kleine die halbe Woche schon bei ihnen im Studio geschlafen hatte, zumindest zum Teil. An seiner Wohnungstür angekommen steckte er sogleich den Schlüssel ins Loch und drehte ihn nach rechts, worauf die weiße Tür aufsprang. Leise stieß der Sänger sie weiter auf, schlüpfte schnell hindurch und schloss sie ebenso leise. Im Flur entledigte er sich schnell seiner Schuhe und Jacke und schlich ins Wohnzimmer, wo Yuna vor dem Fernseher saß und Whisky die Ohren kraulte, der doch tatsächlich mit auf seinem sauberen Sofa hockte. „Der Hund gehört nicht aufs Sofa“, war seine Begrüßung und Yuna warf als Antwort die kleine Schüssel Popcorn von ihrem Schoß, so dass alles ordentlich durch sein Wohnzimmer flog. „Meine Güte, erschreck mich doch nicht so“, war für einen Moment alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen und Yuna atmete schnell ein und aus. „Ich dachte du hast mich gehört, aber wenn ich mich bei anderen auch so häuslich einrichten würde, dann würde ich wahrscheinlich auch die Tür nicht wahr nehmen“, antwortete der Sänger nur trocken und ging in die Küche, um Besen und Schaufel zu holen, die er der immer noch überfahrenden Yuna in die Hand drückte. Die starrte die Geräte nur komisch an und schenkte denselben Blick dem Älteren. „Was?“, fragte er nach und sah sie verständnislos an „Ich hab die Sauerei nicht veranstaltet, also kehre ich den Mist auch nicht auf“, deutete er auf das Popcorn am Boden. „Und den Staubsauger kann ich ja jetzt schlecht raus holen“, fügte er noch hinten dran und scheuchte dann zunächst den dicken Hund von seinem Sofa, da der immer noch drauf thronte, als wäre er der King schlecht hin. Der blaffte ihn kurz an und Kyo funkelte zurück. „Hör auf zu meckern, such dir dein eigenes Sofa, das ist meins und da hast du nix drauf zu suchen“, blubberte er den Hund an und strich ein paar Hundehaare herunter. Toll, nun durfte er morgen erst mal sein Sofa von dem lästigen Fell befreien, das hatte ihm noch gefehlt. „Ist denn alles in Ordnung gewesen?“, fragte Kyo nach, nachdem endlich jedes Krümelchen Popcorn von seinem Boden aufgekehrt worden war und er die Kehrschaufel und den Besen wieder in die kleine Nische verstaut hatte, wo er sie immer aufbewahrte. Er nahm sich ein Wasser aus dem Kühlschrank und ging wieder ins Wohnzimmer, in welches sich Yuna auch wieder verzogen hatte. „Ja, am Anfang war sie ein bisschen zickig, meiner Meinung nach, aber es ging dann, ich glaube Whisky hat da auch bisschen geholfen“, schilderte sie sogleich und Kyo zog eine Augenbraue nach oben. „Wieso zickig?“, fragte er nach, denn bei ihm war Natsuki ja eher pflegeleicht. „Erst stand ihr das Abendessen nicht an, dann wollte sie nur ungern in die Badewanne und ins Bett ging sie auch nur, weil Whisky mit hinein gesprungen ist.“ „Dein Hund war in ihrem Bett?“, fragte Kyo. „Ja?“, fragte sie und Yuna sah doch ein bisschen eingeschüchtert aus. „Das Tier hat weder auf meinem Sofa, noch in irgendeins meiner Betten etwas zu suchen“, stellte er klar. Prinzipiell hatte er nichts gegen den Mops, trotzdem war er gegen Tiere in oder auf seinen Möbelstücken. „Okay, ist ja gut, ich hab‘s verstanden“, hob sie dann abwehrend ihre Hände „Kann ich ja nicht wissen.“ „Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit, wenn ich irgendwo anders bin“, grummelte Kyo und fuhr sich durchs Gesicht. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich jetzt auch bitten zu gehen“, sagte er dann, auch wenn es nicht die feine englische Art war, eine Frau nachts und vor allem alleine nach Hause zu schicken. Aber er wollte noch einmal nach Natsuki sehen, den Brief öffnen und dann nur noch seine Ruhe haben. „Nein, ist okay“, schien es Yuna aber zum Glück nicht viel auszumachen und sie erhob sich sogleich. „Kannst dich ja kurz melden, wenn du zu Hause bist, nicht dass sie dich irgendwo noch weg schnappen“, bot er ihr an, damit er zumindest nicht ganz so unbesorgt wirkte. „Glaubst du wirklich? Die bringen mich doch gleich wieder, mit noch ein paar Geldscheinen dazu, damit sie mich ja los werden“, grinste sie frech und Kyo erwiderte es. „Das hast du jetzt gesagt“, wies er aber gleich jede Schuld von sich und führte Yuna zur Tür, wo Whisky schon wartete, der beleidigt in den Flur getrottet war, nachdem Kyo ihm vom Sofa geschubst hatte. „Dann kommt gut nach Hause und danke, dass du auf Natsuki aufgepasst hast“, hatte er trotzdem nicht seinen Anstand vergessen und bedankte sich höflich. „Kein Problem, immer wieder gerne“, lächelte Yuna und umarmte den Sänger einfach. Kyo versteifte sich und wusste vor Schreck gar nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein wenig steif klopfte er Yuna auf den Rücken und schob sie dann sanft von sich. Leicht räuspernd nickte er und schloss kurz darauf die Tür hinter sich und atmete tief durch. Das eben war ein bisschen schräg, aber gut, sicherlich nur eine spontane Aktion von Höflichkeit von ihr gewesen. Kyo drehte sich wieder um und bekam den nächsten Schreck, als er Natsuki hinter sich stehen sah, die ihn ein bisschen komisch anschaute. „Tsuki-chan, du bist ja wach“, stellte er fest und hockte sich vor sie hin. Ihr Blick wanderte noch einmal kurz zur Tür, als bestünde die Gefahr, dass noch jemand herein kommen könnte, dann nickte sie und schmiegte sich an Kyo, der natürlich gleich seine Arme um sie schloss. „Na komm, bringen wir dich wieder ins Bett“, murmelte er, bevor er mit ihr einfach aufstand und sie wieder in ihr Zimmer trug, wo die benutzte Betthälfte mächtig zerwühlt war. Sanft setzte er sie auf dem Bett ab und hielt die Decke hoch, damit sie drunter kriechen konnte. Als sie bequem lag, deckte der Sänger das Mädchen wieder richtig zu und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. „Soll ich dir noch etwas vor singen?“, fragte er und blieb weiterhin auf der Bettkante sitzen, auf welcher er sich nieder gelassen hatte. Sofort nickte sie und Kyo schmunzelte, woraufhin er dann auch gleich ein leises Lied anstimmte, welches Natsuki wieder ziemlich schnell ins Land der Träume schickte. Zärtlich drückte er ihr noch ein Küsschen auf die Stirn und verließ leise das Zimmer, ließ die Tür aber wieder angelehnt. Kurz streckte der Sänger sich, ehe er sich den Brief von der Kommode im Flur schnappte und ihn mit ins Wohnzimmer nahm, wo sein Brieföffner irgendwo herum lag. Nach kurzer Suche war der schnell gefunden und ritzte den Umschlag auf. Mit flinken Fingern zog er den dünnen Brief heraus und so schnell sie konnten überflogen seine Augen die Zeilen, bis Kyo alles gelesen hatte und grinsend den Brief wieder sinken ließ. Bingo, ab dem 16. Oktober würde sie endlich für immer bei ihm sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)