Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 11: Elf --------------- Das Interview zog sich mächtig zäh dahin und ab und an musste Kyo wirklich aufpassen, dass er nicht doch einschlief. Aber jedes Mal konnte er sich davon noch kurz davor abhalten, was die Sache aber auch nicht unbedingt besser machte. Aber kurz vor dem Mittag hatte er es endlich geschafft und erleichtert stürmte er aus dem großen Gebäude, um gleich zum Fleischer zu spazieren. Dort musste er einen Moment warten, da die Verkäuferin sich mit einem ganz speziellen Kunden herumärgern musste, der alles wissen wollte und am Ende doch nichts kaufte. Kyo fühlte seine Zeit verschwendet, konnte es jetzt aber auch nicht mehr ändern. Als er dann endlich an der Reihe war, sagte er seine Bestellung auf und nach nicht mal zwei weiteren Minuten hatte er bezahlt und war aus dem Laden spaziert. Sein nächster Halt war dann die Konditorei, wo die leckeren Erdbeertörtchen schon auf ihn warteten. Schnell hatte die junge Frau ihm die sechs Teilchen eingepackt und Kyo bezahlt, dann konnte er endlich nach Hause gehen und dort noch das nötigste vorbereiten, bis er Natsuki abholen würde. Die Heimleiterin wusste diesmal schon Bescheid, da er um Erlaubnis gebeten hatte, sie länger als normal bei sich haben zu dürfen. Zu Hause angekommen packte er alles in den Kühlschrank, damit die Lebensmittel frisch blieben. Kaum hatte er sie darin gebunkert, klingelte es auch schon wieder an seiner Tür. Ein wenig genervt und auch leicht abgehetzt, öffnete er sie und stand seinen vier Bandmitgliedern gegenüber, die ihn freudig anstrahlten und jeder etwas in den Händen hielt. „Kommt rein“, brummte Kyo und trat zur Seite, damit sie alle nacheinander gemütlich eintreten konnten. Außer Toshiya stellten alle ihr Zeug ab, denn der hatte die Torte in der Hand, weswegen der Bassist von Kyo gleich in die Küche dirigiert wurde. „Ich mach im Kühlschrank etwas Platz, warte kurz“, wuselte sich Kyo zum Kühlschrank durch und kramte wenige Minuten später darin herum, um genug Platz für das gute Stück zu schaffen. Zwei Minuten später hatten sie es geschafft und die Kühlschranktür fiel wieder zu. Danach ging Kyo wieder ins Wohnzimmer zu den anderen, welche schon auf seine Befehle warteten. „Am besten ihr deckt schon mal den Tisch und macht alles fertig, also Kerzen auf die Torte, den andern Kuchen auf eine Platte drapieren, Kakao zubereiten, Kaffee kochen… Geschenke vorbereiten und halt was da alles dazu gehört“, sagte er und Kyo zog sich schon mal das Shirt über den Kopf, da er noch kurz unter die Dusche springen wollte, bevor er Natsuki abholte. „Kerzen?“, fragte Toshiya „Wo soll ich denn jetzt Kerzen her zaubern? Du hast doch gar nichts von Kerzen gesagt“, blubberte der große Bassist und Kyo verdrehte leicht seine Augen. „Muss ich denn immer alles sagen? Das ist doch nicht dein erster Geburtstag, den du mit organisierst oder feierst“, schüttelte der Sänger seinen Kopf. „Aber keine Angst, ich hab welche gekauft“, erklärte er. „Und wie viele soll ich drauf stecken?“, fragte nun der Saiteninstrumentspieler. „Wie viele würdest du denn drauf machen?“, fragte der Sänger zurück. „Ich weiß nicht, eine?“, zuckte Toshiya mit den Schultern und Kyo seufzte. „Toshi, egal wie alt man wird, auf eine Geburtstagtorte gehören so viele Kerzen, wie man alt wird“, schüttelte der Sänger fassungslos seinen Kopf. „Also in Natsukis Fall vier und jetzt entschuldigt mich, ich möchte noch schnell unter die Dusche springen“, wollte Kyo sich schon umdrehen, wurde aber von ihrem Bassisten noch einmal abgehalten. „Aber Kyo, ich weiß nicht, ob ich da überhaupt vier Kerzen drauf bekomme, da ist ein Riesen Einhorn drauf und das kann ich doch nicht einfach so mit Kerzen verdecken“, wirkte der groß gewachsene Mann schon fast weinerlich und Kyo biss sich schnell auf die Zunge, bevor er noch was ganz böses sagte. „Es wird doch wohl mal möglich sein vier Kerzen auf eine Torte zu stecken. Ist doch scheiß egal ob sie im Feng Shui stehen, oder nicht, Hauptsache da sind vier Kerzen drauf“, gestikulierte der Sänger mit seinen Händen, ehe er seine Arme einfach fallen ließ und sich murmelnd ins Bad verabschiedete, vorher aber noch einen Abstecher ins Schlafzimmer machte, um sich da ein paar frische Sachen zu holen. Hilfe, wenn die Kerzen für die Torte schon solche Probleme bereiteten, wie soll dann erst der Nachmittag mit den vier Chaoten ablaufen…? Hoffentlich wollte Natsuki danach überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben… Bevor er sich aber noch verrückt machte, genoss er lieber die kurze, aber angenehme Dusche und wusch sich schnell, aber gründlich. Nachdem der ganze Schaum wieder von seinem Körper gespült worden war, kuschelte sich Kyo kurz in ein flauschiges Handtuch, ehe er sich abrubbelte und sich schnell in schwarze Jeans und ein weißes Sweatshirt schmiss. Seine Haare wurden mit dem Handtuch noch einmal ordentlich trocken gerubbelt, dann war seine Frisur auch schon beinahe perfekt. Er sprühte nur noch ein wenig Haarspray darüber und zupfte an einigen Stellen herum, dann konnte es eigentlich auch schon los gehen. Mit nun viel besserer Laune verließ Kyo das Bad und schnappte sich im Gehen schon seine Jacke. „Ich werde dann jetzt mal die Kleine holen. Lasst meine Bude ganz und benehmt euch“, warnte er noch einmal eindringlich, bevor er in seine Sneakers schlüpfte, sich seine Schlüssel nahm und dann auch schon aus der Tür war. Mit zügigen Schritten lief Kyo durch die Straßen Tokyos. Zwar hätte er auch die Bahn nehmen können, aber darauf hatte er keine Lust gehabt. Ihm war nach frischer Luft und da heute das Wetter eh schön war, war das doch die perfekte Gelegenheit geworden. Umso näher er dem Kinderheim kam, umso aufgeregter wurde er irgendwie. Er hatte keine Ahnung warum, da er ja nun mittlerweile schon zwei schöne Nachmittage mit dem Mädchen verbracht hatte, aber sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust. Scheinbar war er von ihrer Überraschung für das Mädchen aufgeregter, als das Kind selbst, was ja eigentlich auch kein Wunder war, da die Kleine keinen blassen Schimmer hatte. Über sich selbst den Kopf schüttelnd betrat der Sänger nach weiteren wenigen Minuten endlich das Gelände der Einrichtung und keine Minute später trat er durch die Tür, die mal wieder laut hinter ihm ins Schloss fiel. Im Gebäude war wieder Ruhe, aber von draußen schallten immer wieder laute Rufe hinein und da konnte er sich schon denken, dass die Kinder alle im Garten spielten. Bevor er aber raus gehen würde, klopfte er an das Büro der Heimleiterin, woraufhin er gleich herein gerufen wurde. „Oh Sie sind es“, stellte sie fest, sobald Kyo im Raum war. „Ja“, nickte der Sänger. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie weiter und Kyo zuckte darauf nur mit seinen Schultern. „Wollte nur Bescheid sagen, dass ich Natsuki jetzt abholen werde und wie besprochen sie diesmal bis zwanzig Uhr bei mir lasse“, erklärte er noch. „Okay, aber das hätten sie auch einer der Betreuerinnen sagen können, ich weiß ja schließlich schon Bescheid“, sagte sie. „Lieber Vorsicht, als Nachsicht. In diesem Falle sicher ich mich lieber doppelt ab, nicht dass mir noch irgendwas angedichtet wird…“, ließ er sich davon nicht beirren und drehte sich dann schon wieder herum, damit er aus dem Büro gehen konnte. Das hatte er dann auch verlassen und mit langen Schritten durchquerte er den Gang, bis er endlich den Weg in den Garten gefunden hatte. Wie erwartet rannten Kinder schreiend und quietschend durch die Gegend und Kyo rubbelte sich leicht am Ohr, da das eine Kind besonders laut war. Mit wachen Augen scannte er den Garten ab, konnte aber Natsuki nicht finden. Er ging ein paar Schritte weiter und sah dann wieder den frechen Krümel, der sie letztens so runter geputzt hatte. „Hey, Kleiner“, rief er ihn und der Knirps blieb auch tatsächlich stehen und schaute sich um, bis er Kyo sah. „Was, ich?“, fragte der Junge und Kyo nickte. „Ja, du. Weißt du wo Natsuki ist?“, fragte er gleich, da Kyo keine großartige Lust auf freche Sprüche von dem Kleinen hatte. „Woher soll ich das wissen?“, motzte der Bengel auch gleich. „Weil du hier wohnst, somit jeden Winkel kennst und so wie du letztens die Kleine mit herunter geputzt hast, wirst du es sicherlich wissen, also, wo ist sie?“, war der Sänger gänzlich unbeeindruckt. „Was wollen Sie überhaupt von der? Die heult doch immer nur und seit dem sie mit Ihnen unterwegs war, heult sie sogar noch mehr“, fragte der Knirps weiter, anstatt ihm endlich mal seine gewünschte Information zu geben. „Das geht dich nichts an und vielleicht weint sie ja deswegen so viel, weil sie immer mehr merkt, was für widerliche Knirpse ihr seid“, schüttelte Kyo seinen Kopf, aber innerlich wurde im doch etwas anders, als es hieß, sie würde jetzt sogar noch mehr weinen. „Gut, dann verrate ich eben nicht, wo die Heulsuse steckt“, zuckte der Junge mit den Schultern und rannte dann davon. „Arschlochkind“, murmelte Kyo daraufhin vor sich her und lief weiter durch den Garten, bis er einen weiteren Jungen wieder erkannte, der letztens ebenfalls bei der Scharade dabei war. „Hey“, hielt er ihn auf und hockte sich vor ihn hin, da er nicht viel älter als Natsuki sein konnte. „Weißt du wo Natsuki ist?“, fragte er wieder gleich und er hatte schon befürchtet, wieder so eine Antwort zu bekommen, wie von dem Bengel davor. „Sie sind der Mann, der letztens mit uns gemeckert hat, richtig?“, fragte er aber, anstatt endlich mal seine eigentliche Frage zu beantworten. „Ja. Und ich wüsste jetzt trotzdem gerne wo das Mädchen ist“, blieb Kyo ruhig, obwohl er innerlich schrie. Wie schon einmal zuvor fragte er sich, woher er die Geduld hatte ewig mit Kindern zu diskutieren? Die Geduld hatte er bei Erwachsenen schon nicht… „Die sitzt bestimmt wieder in dem Holzhaus“, zeigte er sich dann endlich mal bereit und Kyo folgte mit seinen Blicken der kleinen Hand, die schräg hinter ihn zeigte. „Okay, danke Kumpel“, richtete er sich wieder auf und klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Kannst wieder abzischen“, sagte er noch und schon war er verschwunden. Also steuerte Kyo das kleine Holzhaus an und probehalber lunschte er durch das Fenster und konnte da drin tatsächlich Natsuki entdecken, die sich auf der minimalen Bank zusammen gekauert hatte. Kurz atmete der Sänger durch und beugte sich nach vorn, damit er durch die kleine Tür krabbeln konnte. Am Ende musste er wirklich auf die Knie gehen, aber er passte durch und mit seiner Präsenz in der Hütte wurde es plötzlich mächtig dunkel, da das kleine Fenster jetzt auch nicht unbedingt viel Licht spendete und er ja faktisch vor der Tür saß, sie also versperrte. „Hallo Tsuki-chan, was verkriechst du dich hier?“, fragte er sanft und das Mädchen zuckte kurz zusammen, da sie scheinbar in Gedanken war. Doch dann wurde er im nächsten Moment halb umgehauen, da sie spontan in seine Arme gesprungen war. Ein wenig perplex und vor allem überrumpelt legte er seine Arme um den schmalen Körper und drückte ihn an sich. Augenblicklich spürte er das leichte Beben und Kyo seufzte unterdrückt. „Ist doch alles gut“, murmelte Kyo und strich ihr beruhigend über den Rücken. Es zerriss ihm das Herz und scheinbar hatte der Junge recht gehabt, dass sie mehr weinte und der Sänger hatte so die Ahnung, dass es an ihm lag. Er lehnte sich dann an die Wand und ließ sich einfach auf dem Boden nieder, hielt Natsuki aber auf dem Schoß und tröstete sie so gut er konnte. Kyo gab ihr die Zeit, die sie brauchte und als sie merklich ruhiger geworden war, schob Kyo sie sanft von sich, zumindest so weit, dass er sie richtig ansehen konnte. Zärtlich strich er dem Mädchen über die nassen Wangen und lächelte leicht. „Es ist doch alles gut, du musst nicht mehr weinen“, wusste er einfach nicht, was er sagen sollte. Solch kleine Mädchen konnten einen Mann aber auch wirklich in die Knie zwingen, vor allem mit roten, verweinten Augen. „Was hältst du davon, wenn wir den Nachmittag bei mir zu Hause verbringen? Ich hab lecker Kuchen gekauft, hast du Lust?“, fragte er dann einfach und strich die letzten Reste von den Tränen weg, bevor er ihren Zopf ein wenig richtete. Natsuki schniefte noch einmal kurz, doch dann nickte sie. „Gut, dann schauen wir mal, wie ich aus dem Ding wieder raus komme und dann gibt’s auch schon lecker Kuchen“, grinste er, krabbelte das Mädchen gleichzeitig am Bauch und konnte ihr damit sogar ein leises Kichern entlocken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)