Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 7: Sieben ----------------- In den darauffolgenden Tagen steckte Kyo bis zum Hals in Arbeit und er merkte kaum, wenn Tag oder Nacht war. Zum Glück war die ganze Zeit äußerst bescheidenes Wetter gewesen und da brauchte er zumindest kein schlechtes Gewissen Natsuki gegenüber haben. Nach fünf Tagen hatte er dann endlich mal wieder eine kurze Verschnaufpause, in Form eines freien Nachmittags. Das Wetter sah auch recht freundlich aus, auch wenn die Sonne sich immer wieder hinten den vollen Wolken versteckte, aber das sollte ihn diesmal nicht von seinem Vorhaben abhalten. Mit seiner Jacke und einem dunklen Hut bewaffnet marschierte Kyo am frühen Nachmittag durch die Türen des Studios, nur um nebenan einzufallen. Mit einem lauten Knallen donnerte die Tür hinter ihm ins Schloss und der blonde Sänger zuckte selbst erschrocken zusammen, da es in dem Heim beinahe beängstigend still war und somit der Schall umso stärker. Den Grund erfuhr er auch schon eine Sekunde später, als die Heimleiterin ihren Kopf durch einen Spalt steckte, nachdem sie ihre Tür geöffnet hatte. „Ach Sie sind es. Hätte ich mir ja denken können. Die Kinder machen gerade Mittagsschlaf, also müssen Sie sich wohl ein bisschen gedulden und vor allem leise sein. Aber wenn Sie einmal hier sind, ich habe die Adoptionsunterlagen endlich erhalten und wenn Sie wollen, können wir das gleich ausfüllen“, quasselte das graue Ding auf ihn ein und Kyo hätte fast schon abgelehnt, wenn es sich nicht um eine so wichtige Sache gehandelt hätte. „Okay“, sagte er deswegen nur und marschierte ins Büro, wo die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Ein halbe Stunde später stieß er sie wieder auf und trat heraus. Sie beide hatten alles ausgefüllt und die Heimleiterin kümmerte sich um den Rest, was jetzt nun einige Wochen dauern konnte. Kyo hoffte innerlich, dass er Glück hatte und es irgendwie schneller ging, aber so wie er sein Schicksal mittlerweile kennen gelernt hatte, war das auch nur ein Wunschtraum. Aber darum ging es jetzt nicht, denn er hatte für diesen Tag eine ganz andere Mission und diese Mission saß wieder zusammen gekauert in ihrer Ecke, als der Sänger das Spielzimmer betrat. Die Kinder wirkten alle noch ein bisschen müde und zerknittert, aber im Großen und Ganzen waren sie schon wieder am Energie hochfahren und schnatterten alle durcheinander. Vorsichtig bahnte sich der blonde Japaner seinen Weg durch die Massen, bis er Natsuki erreicht hatte und vorsichtig den Teddy etwas nach unten schob, den sie sich wieder vor ihr Gesicht gehalten hatte. „Hallo Tsuki-chan“, sagte er sanft und lächelte sie an. „Lust auf den versprochenen Ausflug?“, fragte er weiter und der herzzerreißende Blick verschwand von ihrem Gesicht. Es machte sich Freude darauf breit und sie nickte, wenn auch noch ein wenig schüchtern. „Dann lass uns mal deine Jacke und Schuhe holen“, nickte Kyo und er reichte ihr seine Hand, die sie auch gleich annahm. Zusammen gingen sie durch den Raum, wo die anderen ihnen schon wieder hinterher sahen, aber das juckte Kyo nicht. Nein, er fand es sogar ein wenig triumphierend, wie vor allem diese frechen Kinder dumm aus der Wäsche guckten, dass ausgerechnet Natsuki auserwählt wurde und nicht einer von ihnen. An der Garderobe half Kyo Natsuki in die Schuhe und hielt ihr dann die Jacke hin, in die sie schnell hinein schlüpfte. Kurz besah er sich das Mädchen und fasste gleichzeitig den Entschluss, dass sie ganz dringend neue Sachen benötigte. Da sie ja eh nächste Woche Geburtstag hatte, war das doch die passende Gelegenheit dazu. Sowieso wollte er sich dafür noch etwas einfallen lassen. Zwar war am Abend ihres Geburtstages noch ein Konzert, aber das sollte ihn nicht davon abhalten den Tag mir ihr zu verbringen und ihr einen richtig tollen Geburtstag zu schenken. Am besten er redete mal mit den Jungs drüber. Die schienen ja auch ganz schön von der Kleinen angetan zu sein und da sie selbst manchmal noch Kinder waren, hatten sie bestimmt die Eine oder Andere Idee, was sie da fabrizieren konnten. Als Natsuki angezogen war, nahm Kyo sie wieder an die Hand, richtete seinen Hut und dann ging es auch schon los. Er hoffte inständig, dass seine potentiellen Fans alle schon aus dem Tierparkalter heraus waren, aber wissen konnte man es nie und sie beide somit ihre Ruhe hatten. Allerdings wollte er sich deswegen jetzt auch nicht verrückt machen und wenige Augenblicke später liefen sie schon die Straße hinunter, um zur U-Bahnstation zu kommen, da sie ein paar Stationen damit zurücklegen mussten. Zwar hätte er auch sein Auto nehmen können, aber Kyo hatte noch keinen passenden Kindersitz für Natsuki und bevor er sie irgendwie in Gefahr brachte, nutzte er eben die öffentlichen Verkehrsmittel mit ihr. Zu seinem Glück war der U-Bahnsteig sehr ausgestorben und somit konnte er in Ruhe mit der Kleinen warten, die sich neugierig umsah, aber immer brav an seiner Hand blieb. Nach wenigen Minuten kam die U-Bahn dann auch endlich angefahren und als alle Passagiere ausgestiegen waren, zog der Sänger das Mädchen sanft hinein und dirigierte sie zu einem leeren Platz, auf welchen er sie auch gleich absetzte. Schützend stellte er sich vor ihr hin und hielt sich an einer Stange fest, damit Kyo nicht selbst durch den Wagen kullerte. Mit einem Ruck fuhr die Bahn an und dann legten sie schon ruckelnd den Weg zurück. Natsuki schaute sich immer neugierig um und manchmal hatte Kyo schon die Befürchtung, dass sie gleich vom Sitz rutschen würde, so sehr beugte sie sich nach vorn oder zur Seite. Aber kurz bevor es soweit kommen konnte, setzte sie sich wieder richtig hin und ihm kam es so vor, als wäre die Fahrt ein kleines Abenteuer für sie. „Alles in Ordnung?“, fragte er aber doch mal nach, da sie nach fünf Minuten immer noch in der gleichen Position saß. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, doch dann nickte Natsuki und sie sah wieder aus dem Fenster, wo Kyo genau sehen konnte, wie ihre Augen immer hin und her zuckten. Nur bezweifelte er, dass es sehr interessant war, da das unterirdische Tunnelsystem bestimmt nicht gerade das spannendste war. Nach einigen Stationen hatten sie ihr Ziel erreicht und als sie anhielten, hielt Kyo ihr seine Hand hin und nach einer kleinen Aufforderung, hatte Natsuki diese auch ergriffen und zusammen sprangen sie aus dem Zug. Kurz musste der Sänger sich erst einmal orientieren, da er selbst schon lange nicht mehr hier war, doch dann erkannte er, wo genau sie hin mussten und gemächlich machten sie sich auf den Weg. Kyo erzählte ab und an ein wenig und auch wenn Natsuki kein Wort sagte, wusste er, dass sie ihm zuhörte. Nach knapp zehn Minuten Laufen kamen sie endlich am Tierpark an und Kyo zögerte keine Sekunde und er kaufte für sie zwei Eintrittskarten. Dann konnte es auch schon los gehen. Die ersten Meter lief Natsuki noch an seiner Hand, doch mit einem fragenden Blick löste sie ihre Hand von Kyo und sah schüchtern zu ihm hinauf. „Lauf ruhig, ich hab dich immer im Blick und bin hinter dir“, war er einverstanden, dass sie ein wenig herum laufen würde, solange sie aber in seiner Nähe blieb. Als sie sah, das Kyo nichts dagegen hatte, rannte Natsuki schon zum ersten Gehege und mit großen Augen sah sie zu der weißen Schneeeule auf, die auf ihrem Ast saß und die Augen geschlossen hatte. „Die ist schön, nicht?“, fragte er und das Mädchen nickte. Sie stand noch ein bisschen mit offenem Mund am Gehege, ehe sie sich dann aber doch mal löste und neben Kyo weiter lief. Erneut war ein großer Vogel in seinem Territorium, diesmal allerdings ein großer Adler, der etwas angsterregend ausschaute. Aber Natsuki schien das nicht zu stören, denn sie klebte mit ihrer Nase schon fast am Zaun. „Komm mal bisschen weg da“, murmelte er deswegen und Kyo zog Natsuki zumindest einen halben Meter weg, denn so friedlich das Tier gerade auf seinem Ast hockte, so schnell konnte auch dessen Laune sicherlich umschlagen. Aber scheinbar war Natsuki nicht mehr wirklich an dem Tier interessiert und sie gingen weiter und beschauten sich weitere Vögel. Bei den bunten Papageien blieb Natsuki wieder interessierter stehen. Diese bunten Vögel zwitscherten und plapperten fröhlich vor sich hin und mit einem erstaunten Lächeln im Gesicht sah sie hinauf, wo sie alle wie die Hühner auf der Stange saßen. Dann drehte sie sich zu Kyo um und sie hob ihm seine Arme entgegen. Lachend nahm Kyo sie hoch und platzierte sie auf seiner Hüfte und ging etwas näher an den Käfig heran, so dass sie noch etwas genauer gucken konnte. Fröhlich pfiff sie einige Melodien nach und das war tatsächlich das erste Mal, dass Natsuki ein Geräusch von sich gab, zumindest außer leises Weinen oder Schluchzen und das sah Kyo einfach als einen Fortschritt an. Er ließ Natsuki so lange schauen, bis sie es satt hatte, dann gingen sie weiter. Nun wieder Hand in Hand klapperten sie die Gehege ab und sie bestaunten die Tiere des Waldes, die auf einer weitläufigen Wiese grasten. Irgendwann kamen sie am Streichelgehege an und Kyo schaute auf seinen Schützling hinab. „Willst du mal rein streicheln gehen?“, fragte er und musste ganz schön ankämpfen, gegen das laute Gemecker der Ziegen. Unsicher schaute das kleine Mädchen zu Kyo und scheinbar wusste sie es selbst nicht so richtig. „Soll ich mir rein kommen?“, fragte er deswegen und hockte sich vor Natsuki hin, damit er besser ihre Emotionen lesen konnte. Noch einmal überlegte sie und schaute immer wieder zu den kleinen und großen Ziegen, die schon neugierig am Zaun standen, bis sie nickte. „Okay, aber wenn du raus möchtest, dann sag Bescheid, ja?“, fragte er und erst als Kyo ein Nicken von dem Mädchen bekommen hatte, stand er wieder auf und führte sie in den Streichelzoo. Vorsichtig traten sie ein und dann scharrten sich die Tiere um sie herum, was Natsuki veranlasste sich gleich an ihn zu drücken. Schmunzelnd nahm Kyo sie erst mal hoch und ging ein Stückchen weiter rein, da noch andere nachkamen. Die anderen waren nicht ganz so verschreckt und kichernd ließen die Kinder sich beschnuppern und teilweiße abschlecken. Das sah auch Natsuki und sie guckte immer wieder schüchtern nach unten. Von alleine schien sie sich dann aber trotzdem nicht zu trauen, weswegen Kyo dann einfach mal das Ganze übernahm und er hockte sich langsam mit ihr hin. So war sie auf Höhe mit den Ziegen, aber immer noch auf seiner Hüfte, damit er sie gleich wieder retten konnte, falls irgendwas sein sollte. Hin und her gerissen drückte das Mädchen sich an ihren edlen Ritter, bis eine Ziege sie dann einfach frech anstupste und vollmeckerte. Kyo verkniff sich ein Lachen, doch Natsuki sah die Ziege beinahe empört an. „Die will nur Hallo sagen“, sagte er ruhig. Vielleicht wollte die Ziege auch was zum Futtern haben, aber da mussten sie sie enttäuschen, das hatten sie nicht gekauft. Aber scheinbar reichte es Natsuki dann doch, denn sie legte ihre Arme ganz um Kyo und drückte sich an ihn heran, drehte der Ziege dann sozusagen den Rücken zu. „Gut, dann gehen wir lieber wieder raus, hm?“, schmunzelte der schmale Sänger und mit schnellen Schritten war er wieder aus dem Gehege getreten. Kyo behielt das Mädchen dann einfach oben und lief mit ihr weiter. Bei den Kaninchen ließ er sie aber wieder runter und da man diese auch streicheln durfte, hockte er sich erneut neben sie. „Wollen wir die mal streicheln?“, fragte er und da kam auch schon ein kleiner Hopper an und schnupperte an ihnen. Lächelnd strich Kyo dem Hasen über den Rücken und zeigte so, dass es okay war. Diese kleinen possierlichen Tierchen schienen Natsuki dann doch besser zu gefallen, denn sie hockte sich neben den Sänger und streichelte das Tier ebenfalls. Es dauerte nicht lange und ein zweites Schlappohr kam an gehoppelt und stupste Natsuki an. Kichernd streichelte auch sie den Hasen und Kyo war beruhigt, dass er sie damit etwas aus der Reserve locken konnte. Und er musste zugeben, das leise Kichern war zu niedlich. Er verkrümelte sich dann etwas an den Rand und ließ das Mädchen ein wenig toben und spielen, bis sie mal merkte, dass Kyo gar nicht mehr neben ihr stand. Trotzdem behielt sie den glücklich, verzückten Gesichtsausdruck bei und das brachte den Sänger wiederum zum Lächeln. „Wollen wir weiter gehen?“, fragte er dann aber und da Natsuki seine Hand wie selbstverständlich nahm, sah er das jetzt mal als eine Zustimmung an. Also klapperten sie noch den Rest des Tierparkes ab, bis sie den Ausgang erblickten. Allerdings wollte Kyo nicht einfach so das Territorium verlassen. Zuvor steuerte er mit seinem Mädchen den kleinen Souvenirshop an, damit er ihr noch eine schöne Erinnerung für den Tag kaufen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)