Familyproject von myamemo ================================================================================ Kapitel 2: Zwei --------------- Einige Tage waren wieder ins Land gezogen und die Arbeiten für neue Projekte und Songs gingen ganz gut voran. Tagsüber war vor allem Kyo immer im Studio zu Gange und am Abend stand er meistens auf der Bühne. Im Moment weniger mit Dir en grey, dafür mehr mit Sukekiyo. Während der Zeit im Studio hatte er sich immer wieder erwischt, wie er heimlich aus dem Fenster geschielt hatte, in der Hoffnung einen Blick auf das Mädchen erhaschen zu können. Aber schon an dem Tag nach ihrem ‚Treffen‘, hatte es angefangen zu regnen und seit dem nicht mehr aufgehört. Also konnten die Kinder auch nicht raus und mussten sich drinnen im Gebäude herum schlagen. Langsam schlug ihm selbst das triste Wetter aufs Gemüt, aber laut dem Wetterbericht sollte es spätestens in zwei Tagen wieder besser werden und Kyo nahm sich vor genau da sich wieder in den Garten zu setzen. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis das Mädchen erneut wieder zu sehen. Wahrscheinlich deswegen, weil er einen anderen Ausdruck in ihrem Gesicht lesen wollte. So ernst und traurig wie sie aussah, so sollte kein Kind in die Welt blicken, so grausam sie und auch andere Kinder manchmal waren und die anderen – jetzt hätte er doch tatsächlich fast Arschlochkinder gedacht – waren sicherlich auch zum Teil an ihrem Gemütszustand schuld. Da die Arbeit aber immer noch rief, schob Kyo die Gedanken an Natsuki erst mal wieder ganz nach Hinten in sein Hirn und er kümmerte sich zuerst darum, bis es Zeit wurde zum Aufbrechen. Der Soundcheck lief gut und zufrieden hopste der blonde Sänger wieder von der Bühne, um sich für den Auftritt frisch zu machen und auch umzuziehen. Das Konzert selbst verlief dann super und Kyo konnte seine Gefühle allen freien Lauf lassen und er wirbelte über die Bühne, tanzte passend zur Musik und feuerte die Fans an, dass sie mitmachen sollten. An die Zeit nach dem Auftritt konnte Kyo sich dann nicht mehr wirklich erinnern, da er sich vollkommen ausgepowert hatte und irgendwie nach Hause gekommen war. Wie wusste er nicht, aber das war auch nicht wichtig, denn Hauptsache er war da. Den Tag danach hatte er dann fast komplett verschlafen und da der Sänger erst am Nachmittag überhaupt wieder begann sich zu regen, beschloss er einfach mal zu Hause zu bleiben und sich einen freien Tag zu gönnen, da heute eh nur ein Dir en grey – Interview an stand und dort glänzte er ja eh ganz gerne mal mit Abwesenheit, weswegen es ja nichts Ungewöhnliches war. Am darauffolgenden Tag war er dann auch schon wieder voller Energie und seine Arbeit lief gut von der Hand. Sie kamen ziemlich weit und waren alle gut drauf, da es nicht immer so gut lief, aber so war es nun mal, es gab gute und schlechte Tage. Am Nachmittag beschlossen sie eine Pause einzulegen und da es nun endlich aufgehört hatte zu regnen, zog Kyo sich seine Jacke über und wickelte sich seinen Schal um den Hals, da ein frischer Wind wehte und die Sonne noch nicht wieder durch die Dicke Wolkendenke gedrungen war. Aber das störte ihn nicht, Hauptsache er kam hier mal raus und konnte etwas an die frische Luft. Gut verpackt und mit Block, Stift und Thermostasse bewaffnet marschierte Kyo durch den Flur und stieß letzen Endes die schwere Hintertür auf. Sofort kamen die Kinderschreie bei ihm an und Kyo dachte sofort an Natsuki und ob sie wieder so alleine war. Ruhig durchquerte er den Garten, bis er wieder bei der Bank ankam. Kurz testete er ob sie auch wirklich trocken war, bevor er sich nieder ließ und seine Beine überschlug, damit er besseren Halt für seinen Block hatte. Diesmal dauerte es, bis er überhaupt ein paar Worte zu Papier brachte. Doch dann lief es ganz gut und gerade als Kyo richtig in Fahrt war, schlug wieder etwas neben ihm auf. Ein bisschen grummelig, da er unterbrochen wurde, sah er wieder auf und spürte im nächsten Moment etwas an seinen Schuh. Kurz sah er nach unten und entdeckte den bunten Ball, von vor ein paar Tagen. Neugierig, wer denn diesmal geschossen hatte, sah er zum Zaun. Dort standen einige Kinder und schubsten jemanden zum Zaun. Kyo kniff die Augen zusammen und er bereute es seine Brille oben im Studio liegen gelassen zu haben, aber auf Kontaktlinsen hatte er heute keine Lust gehabt. Da er aber eine Ahnung hatte, wer denn da durch die Gegend geschubst wurde, legte er seinen Block, samt Stift, weg und schnappte sich den Ball, ehe er aufstand und zum Zaun ging. Dort sah er auch endlich, dass die Rabauken doch tatsächlich die kleine Natsuki durch die Gegend schaukelten. „Hey, was wird das?“, fragte er sofort und blieb direkt vor dem Zaun stehen. Die Kinder sahen auf, lachten und schubsten das Mädchen zuletzt noch gegen den Zaun, wo sie den Halt verlor und auf ihrem Po landete. Die Kinder lachten und zeigten erneut mit dem Finger auf sie. „Was soll denn das?“, fragte Kyo wieder und er verstand diese Monster einfach nicht. „Das macht der nichts aus“, sagte ein Junge und grinste ihn frech an. Kyo schätzte ihn vielleicht auf sieben oder acht, was es nicht besser machte. „Woher willst du das wissen?“ „Die sagt doch nie was, also stört sie es doch nicht.“ Fassungslos sah Kyo auf den Jungen herunter und die anderen nickten auch noch. Natsuki selbst hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und schluchzte leise vor sich hin. Wenn Kyo könnte, würde er die Kleine am liebsten in den Arm nehmen, aber da war leider noch der Zaun dazwischen. „Das gibt euch doch aber nicht das Recht die Kleine zu ärgern. Wie würdet ihr euch denn fühlen, würde man nur auf euch herum hacken?“, fragte Kyo und sah die anderen ernst an. „Uns ärgert aber keiner. Selber schuld, dann muss die doch mal den Mund aufmachen. Kriegen wir jetzt den Ball wieder?“ „Auf keinen Fall“, schüttelte Kyo den Kopf. „Der ist aber uns, den können Sie doch nicht einfach so behalten“, beschwerte sich der Älteste von ihnen und Kyo hatte so das Gefühl, dass er so etwas wie der ‚Anführer‘ der Bande war. „Ich kann und werde“, warum sollte er solch etwas Ungehobeltes auch noch belohnen? Da waren sie bei Kyo aber an der ganz falschen Adresse. „Das gehen wir petzen“, das beeindruckte Kyo jetzt nicht im gegrinsten. „Mach doch, Feiglinge müssen halt petzen“, sagte er und dann war Mister Großkotz plötzlich still. Kyo konnte sehen, wie er die Lippen aufeinander presste und sein Kopf rot anlief. Allerdings verkniff Kyo sich ein triumphierendes Grinsen, dass konnte er später noch raus lassen. „Kommt mit“, raunte der Junge dann und sein Gefolge wackelte ihm hinterher, wie treudoofe Hunde. Dann sah er aber erst mal wieder auf Natsuki hinab und er hockte sich hin. „Sie sind weg, Natsuki-chan“, sagte er sanft und nach einigen Momenten nahm sie langsam ihre Hände herunter. Rote und verweinte Augen sahen Kyo an und gegen seine Gewohnheit versetzte es ihm einen Stich. Sie schaute noch verzweifelter aus, als noch bei ihrem letzten Treffen und Kyo beschloss, dass er sie da drinnen nicht lassen konnte. Zwar hatte er noch keinen Plan, wohin genau mit ihr, aber in diesem Heim … sie würde jämmerlich zu Grunde gehen. „Natsuki?... Natsuki, wo steckst du schon wieder?... argh dieses Kind macht mich noch wahnsinnig. Natsuki?… Natsuki, nun komm endlich raus!... Natsu – ah da bist du ja endlich! Wieso kommst du nicht, wenn ich dich rufe?“ Stumm sah Kyo diese olle Schreckschraube an und zog eine Augenbraue nach oben. Kein Wunder, dass die Kinder so derbe drauf waren, wenn die Aufsichtspersonen, Erzieher oder wie auch immer diese Personen sich schimpften, einen genauso schlechten Charakter hatten. Sie bekamen es nicht anders vorgelebt und somit passten sie sich an. „Oh“, schien die Alte endlich zu bemerken, dass Natsuki nicht alleine war. „Entschuldigen Sie, wenn Sie belästigt wurden. Ich habe schon so oft gesagt, dass sie vorsichtig mit dem Ball sein soll, aber sie hört einfach nicht.“ „Der Ball ist wirklich das kleinste Problem“, sagte Kyo. Die Frau sah ihn nur komisch an, packte Natsuki dann aber an einer Hand und zerrte sie auf ihre Beine. „Wie du schon wieder aussiehst. Musst du dich immer so dreckig machen?“, meckerte sie gleich weiter und Kyo spürte schon, wie die Wut in ihm aufstieg. „Können sie eigentlich mal was anderes, außer meckern? Sehen Sie denn nicht, dass es der Kleinen überhaupt nicht gut geht? Sie wird schikaniert, von den anderen beleidigt, herum geschubst und darf sich dann auch noch Ihr Gemecker anhören“, fuhr Kyo sie an und es tat ihm wirklich leid, das Natsuki das mit erleben musste, aber anders wusste er sich im Moment nicht zu helfen. „Na hören Sie mal. Nur weil Sie jemand mit viel Geld und soooo viel Erfolg sind, können Sie sich noch lange nicht so ein Urteil erlauben.“ „Das hat mit Geld und meinem Status nichts zu tun. Hier geht es um das Wohl eines Kindes und ich konnte lange genug beobachten, dass es ihr alles andere als gut geht“, auch wenn er sie bis jetzt erst zwei Mal zu Gesicht bekommen hatte, aber das musste er der Schnepfe ja nicht auf die Nase binden. „Das ich nicht lache“, schnaubte die Dame und zerrte Natsuki dann davon. Zwar wollte Kyo noch etwas sagen, aber er ließ es. Schnaubend drehte er sich auf seinem Absatz um, schnappte sich seine Sachen und marschierte wieder ins Studio. „Oi Kyo, was ist denn dir über die Leber gelaufen? Und wo hast du den Ball auf einmal her?“, war Kaoru sofort Kyos Launenumschwung aufgefallen und der Sänger benötigte erst einen Moment, bis er merkte, dass er ja noch den Ball in den Händen hielt. Schweigend stand er kurz da, schmiss den Ball dann auf das kleine Sofa und ließ sich daneben fallen. „Der Ball ist von nebenan“, deutete er mit seinem Daumen auf das Fenster, wo durch man das Kinderheim sehen konnte. „Aber die werden dich doch nicht etwa so lange mit dem Ball beschmissen haben, bis du den nicht mehr zurück gegeben hast?“, runzelte Kaoru seine Stirn. „Nein, natürlich nicht. Den Ball hat scheinbar Natsuki rüber geworfen.“ „Natsuki?“ „Natsuki“, nickte Kyo und erzählte den anderen dann einfach, was er beobachten durfte und dass er irgendwas unternehmen wollte, nur wusste er noch nicht genau was, aber bleiben konnte sie dort drüben auf keinen Fall. „Das mag vielleicht jetzt ein bisschen doof klingen, aber hast du schon darüber nach gedacht, sie zu adoptieren?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)