Wege des Schicksals von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 21: *Atemus Geschichte ------------------------------ Hallo,   es ist zwar noch nicht Sonntag, aber da ich das Kapitel schon fertig habe und ihr ja so gespannt darauf wartet, stelle ich es heute schon online.   Ich möchte kurz noch etwas zum letzten Kapitel loswerden, ich habe mich wahnsinnig über eure Kommis gefreut (wie eigentlich immer) und war richtig gerührt, wie ihr euch Gedanken darüber macht, was Atemu machen soll. Eure Kommentare helfen mir immer, die Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu sehen und die in meinen Augen beste Lösung zu finden. Dafür danke ich euch.   So, dann lassen wir mal Atemu seine Geschichte erzählen...   Schon ein paar Tage betagelesen, jetzt endlich überarbeitet online. ;-) ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     *Atemus Geschichte       Nervös steht Atemu vor Yugi’s Haustür. Er zögert einen Moment, doch dann drückt er auf die Klingel. Es dauert nicht lange, dann hört er schon wie jemand die Treppe hinunter kommt und nur Sekunden später wird ihm die Tür geöffnet. „Hallo Atemu, komm doch rein“, begrüsst ihn Yugi mit einem Lächeln. Doch nicht nur sein kleiner Prof begrüsst ihn. Kaum hat er das Haus betreten und Yugi die Tür hinter ihm geschlossen, streichen zwei Fellknäuel laut schnurrend und miauend um seine Beine. Natürlich kann er nicht widerstehen und beugt sich zu ihnen runter um sie ein wenig hinter den Öhrchen zu kraulen. „Hallo, ihr beiden Süssen.“ Kopfschüttelnd steht Yugi hinter Atemu an der Tür. Gleichzeitig muss er aber auch grinsen, während er das Bild, das sich ihm bietet, betrachtet. Noch vor ein paar Sekunden hat Atemu müde und angespannt ausgesehen und jetzt kniet er schon beinahe am Boden und krault mit einem deutlich entspannteren Gesichtsausdruck Jimmy und Scotty, die geniessend ihre Köpfchen hinhalten. Eine Weile lang sieht er zu ehe er mit einem Räuspern auf sich aufmerksam macht. „Ich frage mich gerade, ob du mich nicht auch begrüssen möchtest oder muss ich mir etwa erst Katzenohren anziehen und miauen?“ Bei seinen Worten sieht Atemu zu ihm hoch. Kurz wirkt er verwirrt. Doch dann muss auch er anfangen zu grinsen, ehe er sich wieder aufrichtet und sich ihm zuwendet. Schelmisch blitzt es in seinen rubinroten Augen auf, was die einzige Warnung für Yugi ist. Denn schon spürt er Atemu’s Finger hinter seinem Ohr, wo sie ihn sanft kraulen. „Das kitzelt. Atemu, hör auf“, quietscht Yugi daraufhin kichernd auf. „Was denn? Ich dachte, du möchtest auch gekrault werden oder willst du vielleicht lieber das hier?“ Schon spürt er die weichen Lippen von Atemu auf seinen Lippen, die ihn wie ein Schmetterling berühren. Viel zu früh löst sich Atemu wieder von ihm. „Hallo Yugi“, grinsend lässt Atemu von Yugi ab um nun endlich auch mal seine Schuhe auszuziehen. Als sie oben ins Wohnzimmer kommen werden sie schon von Sugoroku erwartet, der Atemu auch gleich den Flyer von einem Pizzalieferdienst in die linke Hand drückt und seine rechte ergreift. „Hallo, Atemu.“ Schmunzelnd begrüsst er den jungen Mann, der ihn etwas verwirrt ansieht. Sich dann jedoch wieder fängt. „Guten Abend, Sugoroku. Ich nehme mal an, dass ich mir gleich eine Pizza aussuchen soll.“ „Natürlich. Wir haben uns schon entschieden. Jetzt fehlst nur noch du.“ Immer noch schmunzelnd nimmt Sugoroku von Yugi das Telefon entgegen und beginnt schon mal die Nummer einzutippen. Auch wenn sie im Speicher unter der Nummer 3 abgelegt ist, bevorzugt er es die Nummer selbst einzustellen. Das trainiert das Gehirn. Nur eine halbe Stunde später sitzen sie in der Küche am Tisch und geniessen die, laut Werbung auf dem Flyer, besten Pizzen der Stadt und da sie wirklich gut sind essen sie auch alles auf. Auch wenn die Pizzen locker für sechs Personen gereicht hätten. Da sie direkt aus den Kartons gegessen haben, müssen sie diese nach dem Essen nur entsorgen und sitzen daher für Atemu’s Geschmack viel zu schnell wieder im Wohnzimmer. Yugi und Sugoroku sitzen auf dem Sofa, während Atemu sich einen der beiden bequemen Sessel ausgesucht hat. Eigentlich laden diese ja zum Entspannen ein. Doch Atemu ist inzwischen so angespannt, dass es nicht mal mehr Jimmy und Scotty schaffen ihn abzulenken. Weshalb sie es sich schliesslich auf den beiden Armlehnen neben ihm gemütlich machen. Besorgt sieht Yugi seinen Freund an. So kennt er ihn gar nicht. „Atemu, was ist los?“, durchbricht er die angespannte Stille im Raum. Er ist schon drauf und dran aufzustehen, doch sein Grossvater hält ihn zurück. Als er ihn ansieht, schüttelt er nur leicht mit dem Kopf. „Yugi, ich muss dir etwas gestehen.“ Erst jetzt sieht er zu Yugi und Sugoroku. Hatte er es doch bis gerade eben vermieden die beiden anzusehen. Verwirrt sieht Yugi ihn an. „Was musst du mir gestehen?“ Eine undefinierbare Angst legt sich um sein Herz, während er auf Atemu’s Antwort wartet. „Seit einiger Zeit...“, Atemu muss erst mal tief Luft holen ehe er weiter sprechen kann, „... werde ich von einem Journalisten verfolgt, der Fotos von mir hat wie ich im Babylon tanze. Er droht damit die Fotos mit einem Artikel zu veröffentlichen, wenn ich ihm nicht erzähle was vor etwa drei Jahren passiert ist.“ Während er redet, vermeidet er es Yugi anzusehen und beginnt sogar seine Hände zu kneten. Schweigen breitet sich im Raum aus. Bis Yugi sich schliesslich ein Herz fasst und nachfragt. „Aber warum? Was ist denn vor drei Jahren passiert?“ Doch Atemu schweigt. Weiss offensichtlich nicht, wie er beginnen soll. Nach einer gefühlten Ewigkeit meldet sich Sugoroku schliesslich zu Wort. „Wenn du es erlaubst werde ich Yugi das erzählen, was ich weiss. Vielleicht hilft es dir ja einen Anfang zu finden.“ Dankbar sieht ihn Atemu an und nickt. „Gut, also Yugi. Du musst wissen, dass Atemu der jüngste Sohn von Younis Sibuna ist.“ „Meinst du den Besitzer der Sibuna Game Corp?“, fragend und auch ungläubig sieht Yugi seinen Grossvater an, der bestätigend nickt. Dann sieht er zu Atemu, der sich jedoch ganz auf das Bild über dem Fernseher zu konzentrieren scheint. „Ja, den meine ich. Ich weiss nur das, was damals in den Zeitungen stand und ich bin sicher, dass Atemu uns nachher die ganze Geschichte erzählen wird.“ Nun sieht auch er zu Atemu. Der jedoch immer noch nicht reagiert. „Also, vor drei Jahren wurde im Frühling ganz gross die Verlobung von Atemu Sibuna und Hitomi Sayuri, das ist die Tochter von Shiro Sayuri, bekannt gegeben. Die Hochzeit sollte, wenn ich mich richtig erinnere, schon im Sommer stattfinden. Die Zeitungen kannten damals nur noch dieses eine Thema, da die Sayuri’s die Inhaber der SaNo Bankenkette sind. Du kannst dir sicher vorstellen, was diese Hochzeit bedeutet hätte. Naja, wie du dir sicher denken kannst hat die Hochzeit nicht stattgefunden. Es wurde auch nie bekannt, warum nicht. Es kursierten lediglich viele Gerüchte, die ich jetzt nicht alle wiederholen möchte. Aber ab diesem Zeitpunkt tauchte Atemu in der Öffentlichkeit nicht mehr an der Seite seiner Familie auf und auch auf der Webseite wird seit drei Jahren nur noch von seinem ältesten Sohn und seiner Tochter geschrieben. Mehr weiss ich nicht.“ Yugi ist sprachlos. Sein Atemu ist nicht nur der Sohn von einem der reichsten Männer der Welt. Nein, er war auch mal verlobt und das ausgerechnet mit Hitomi!? Es dauert eine ganze Weile bis er etwas sagen kann. „Ist das wahr, Atemu?“ Verletzt sieht er Atemu an. Nur mit Mühe kann sich Atemu von dem Bild über dem Fernseher losreissen und seinem kleinen Prof in die Augen sehen. „Ja, es ist wahr. Allerdings kennt dein Grossvater nicht die ganze Wahrheit.“ Der Schmerz in den Augen von seinem kleinen Prof verletzt auch ihn und er weiss, dass er jetzt nur mit der Wahrheit diesen Ausdruck aus den amethystfarbenen Augen vertreiben kann. Auch wenn es die schlecht verheilten Wunden in seinem Inneren wieder aufreissen wird. „Bitte Yugi, hör mir zu und lass mich erzählen, wie damals mein Leben aussah und warum ich jetzt im Babylon arbeite und vielleicht verstehst du dann auch, warum ich Hitomi nicht anzeigen konnte.“ Bittend sieht er seinen kleinen Prof an. Der schliesslich nach einem Ewigkeit dauernden Moment nickt. Um sich zu sammeln, schliesst Atemu seine Augen ehe er sich gedanklich wieder in die Welt zurückversetzt, die er vor drei Jahren hinter sich gelassen hat. Schliesslich beginnt er zu erzählen. „Ich wuchs hier in Domino auf. Lebte allerdings unter der Woche in Tokyo, wo ich die beste Internatsschule des ganzen Landes besuchte. Daher war ich auch nur an den Wochenenden und in den Ferien zu Hause. Als ich 17 Jahre alt war ging ich in den Sommerferien das erste Mal ins Babylon. Mein Bruder Sasuke ist vier Jahre älter als ich und damals sahen wir uns sehr ähnlich, sodass ich mir einfach seinen Ausweis schnappte. Ich war damals nur neugierig. Doch dort wurde mir erst wirklich bewusst, dass ich mich mehr zu Männern als zu Frauen hingezogen fühle. In den nächsten Wochen schlich ich mich immer wieder aus dem Haus und ging auch immer wieder in diese Disco. Dort lernte ich dann auch Brian kennen, der schon damals dort arbeitete. Damals genoss er den Ruf, dass er mit jedem Schwulen der Stadt schon einmal geschlafen hatte. Ich wusste es damals jedoch noch nicht und so kam es, dass ich mich auf ihn einliess und mit ihm, naja du weisst schon und das ist jetzt auch nicht wichtig. Es kam wie es kommen musste. Als ich mal wieder vom Babylon nach Hause kam, wurde ich schon von meinem Vater in meinem Zimmer erwartet. Natürlich war er nicht gerade begeistert, dass ich mich einfach so davon geschlichen hatte und das liess er mich auch deutlich spüren. Immer wieder schlug er auf mich ein mit seinem Stock bis ich schliesslich am Boden lag und ihn um Gnade anflehte. Ich glaube, wenn er damals schon gewusst hätte wo ich gewesen war hätte er weitergemacht. Tagelang konnte ich nicht richtig sitzen oder mich überhaupt bewegen und da mein Vater mich niemals ins Gesicht schlug hat auch niemand ausserhalb meiner Familie etwas gemerkt. Ausserdem musste ja der Ruf der perfekten Familie gewahrt werden und so spielte ich in der Öffentlichkeit den perfekten Sohn. So wie es von mir erwartet worden ist. Trotz der Schläge ging ich in den Ferien immer wieder ins Babylon. Inzwischen wusste ich sogar, was es mit Brian auf sich hatte. Doch trotz seines Rufes traf er sich immer wieder mit mir und als er mich wegen den blauen Flecken fragte habe ich ihm erzählt, dass ich mich geprügelt hätte. Ich glaube, dass er mir schon damals nicht geglaubt hat. Denn wer hat schon nach einer Prügelei, die den ganzen Körper grün und blau zurücklässt, keine Spuren im Gesicht. Dann kam schliesslich der Tag in den Frühlingsferien. Mein Vater rief mich zu sich in sein Büro. Ich weiss noch wie er mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch sass und mich genau musterte, ehe er anfing zu reden. ‚Mein Sohn. Du wirst in drei Wochen 18 Jahre alt und es wird Zeit, dass du deine Pflicht gegenüber unserer Familie ebenso erfüllst, wie es dein Bruder und deine Schwester vor dir getan haben.’ Seine Worte verwirrten mich und so fragte ich ihn natürlich was er damit meinte. Doch mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet. ‚Du wirst den Vertrag, den ich vor zehn Jahren mit Shiro Sayuri abgeschlossen habe, erfüllen und seine Tochter Hitomi heiraten. Mit dieser Ehe wirst du die Macht und den Reichtum von uns Sibuna’s noch weiter ausbauen. Von dem Einfluss auf die Weltwirtschaft will ich gar nicht erst reden. Die Verlobung wird an deinem achtzehnten Geburtstag bekannt gegeben werden und die Hochzeit wird noch dieses Jahr im Sommer stattfinden.’ Sprachlos sah ich meinen Vater an. Doch dann fand ich meine Stimme wieder. Ich sagte ihm klipp und klar, dass ich diese Hitomi, die ich übrigens gar nicht kannte, nicht heiraten werde und dann machte ich den grössten Fehler, den ich damals machen konnte. Ich sagte ihm ins Gesicht, dass ich schwul bin. Mein Vater rastete total aus und prügelte so lange auf mich ein bis ich endlich ohnmächtig wurde. Wie ich dann in mein Zimmer kam, weiss ich nicht. Irgendwann wachte ich dann in meinem Bett auf und sah meine Mutter, die bei mir auf der Bettkante sass. Ich hoffte, dass sie mich trösten würde. Nur dieses eine Mal. Doch ich hoffte vergeblich. Sie tröstete mich nicht, sondern machte mir Vorwürfe, dass ich nicht so egoistisch sein solle und dass ich mir ein Beispiel an meiner Schwester nehmen solle, die schliesslich auch gehorsam den Mann geheiratet hatte, den mein Vater für sie ausgesucht hatte. Dann ging sie und ich hörte nur noch wie sie den Schlüssel im Schloss umdrehte. Ich war eingeschlossen. Dazu muss ich noch sagen, meine Schwester ist acht Jahre älter als ich und hatte auch nach ihrem achtzehnten Geburtstag geheiratet und zwar Seto Kaiba, den sie bis zu ihrer Verlobung nur aus den Zeitungen kannte. Das erfuhr ich aber erst viel später. Ich blieb ganze drei Wochen lang in meinem Zimmer eingesperrt und da ich ja mein eigenes Bad hatte, liessen sie mich nicht ein Mal raus. Sogar das Essen wurde mir aufs Zimmer gebracht. Wasser hatte ich ja genug. Nach einer Woche bekam ich dann aber Besuch von Sasuke. Ich hatte seit einer Woche mit niemandem geredet. Kannst du dir vorstellen wie das ist? Ich glaube nicht. Sasuke setzte sich zu mir und erzählte mir wie die Sibuna Game Corp. zum dem geworden war, was sie heute ist. Younis Vater war Ägypter und hatte hier in Japan die Tochter eines Industriellen geheiratet und als dann ihr Vater starb hat er mit ihrem Geld die Sibuna Game Corp. gegründet. Seinen Sohn Younis hat er dann mit der Tochter eines Yakuzaoberhauptes verheiratet. Mit Hilfe dieser Familie konnte er dann mögliche Konkurrenten aus dem Weg räumen und so hinterliess er meinem Vater eine der erfolgreichsten Firmen Japans. Younis versuchte auch Gozaburo Kaiba mit Hilfe dieser Familie loszuwerden. Allerdings gelang ihm das nicht, da auch dieser Kontakte zu den Yakuza hatte. Darum kam er dann auf die Idee, Amaya, die damals gerade mal zwölf Jahre alt gewesen ist, mit dem Sohn von Gozaburo zu verheiraten und schloss mit ihm einen Vertrag, der besagte, dass sie und Seto nach ihrem achtzehnten Geburtstagen heiraten würden. Mein Bruder erzählte mir weiter, dass auch er seine Frau nicht selbst ausgesucht hatte. Er aber mit Younis übereinstimmte, dass die Tochter aus einem anderen Yakuza-Clan die perfekte Wahl sei und so wehrte er sich auch nicht gegen die Hochzeit. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie ich mich damals fühlte. Irgendwann sagte ich dann meinem Bruder, dass ich Hitomi ja gar nicht kennen würde. Doch er meinte daraufhin nur, dass ich nach der Hochzeit noch genug Zeit haben würde sie kennen zu lernen. Als ich dann aber sagte, dass ich schwul sei, kam der grösste Schock für mich. Er sagte mir doch direkt ins Gesicht, dass das ja kein Hinderungsgrund wäre und ich mir nach Erfüllung meiner Pflichten ja einen Liebhaber nehmen könne. Das wäre ja kein Problem, solange ich diskret sein würde. Amaya und Seto hätten miteinander ja auch so eine Vereinbarung geschlossen. Ich wollte dann noch was sagen, doch dann kam Younis rein, schmiss Sasuke im wahrsten Sinne des Wortes aus meinem Zimmer und schloss mich wieder ein. Erst an meinem Geburtstag wurde ich wieder aus meinem Zimmer gelassen. Immerhin musste an dem Tag ja meine Verlobung mit Hitomi bekannt gegeben werden und da durfte ich nicht fehlen. Inzwischen war ich sogar schon soweit, dass ich gehorsam an der Seite meines Vaters stand, als er die freudige Nachricht der Presse und der Geburtstagsgesellschaft verkündete. An dem Tag traf ich auch das erste Mal bewusst auf Shiro Sayuri. Er war eigentlich ganz nett zu mir und meinte nur, dass er sich freue, dass er mich als Schwiegersohn bekommen würde. Dank der Erziehung durch meinen Vater wusste ich wie ich mich zu verhalten hatte und spielte den perfekten Sohn von Younis Sibuna. Mein Vater war so zufrieden mit mir, dass er mich nicht wieder in mein Zimmer einsperren liess und ich dachte damals auch wirklich, dass er mich gebrochen hätte. Doch dann traf ich Brian zufälligerweise in der Stadt wieder und mir wurde klar, dass ich mich den Wünschen meines Vaters nicht unterwerfen konnte. Ich erzählte Brian, was mein Vater mir angetan hatte und was er von mir verlangte und zum ersten Mal in meinem Leben wurde nicht mir die Schuld an allem gegeben. Zum ersten Mal war jemand auf meiner Seite. Brian versprach mir, dass ich zu ihm kommen könne wenn ich Hilfe brauchen würde und das gab mir den Mut mich noch einmal meinem Vater zu stellen. Vier Wochen vor der Hochzeit kam Herr Sayuri zu uns in die Villa um mit meinem Vater und mir Einzelheiten wegen der Hochzeit zu besprechen. Da mein Vater meine Versuche ihn zu überzeugen, dass ich Hitomi nicht heiraten könne, immer nur mit Schlägen beantwortet hatte, war ich innerlich schon am verzweifeln. Wagte jedoch jetzt einen letzten Versuch. Ich stand da, vor diesen beiden Männern und sah ihnen direkt ins Gesicht. Naja, eigentlich konzentrierte ich mich nur auf Herrn Sayuri als ich sagte, dass ich mich weigere Hitomi zu heiraten. Aus dem Internet wusste ich, dass Sayuri homophob ist. Darum sagte ich ihm auch direkt ins Gesicht, dass ich schwul sei. Der lief daraufhin knallrot an und schrie mich an, dass ich gefälligst verschwinden solle. Ich sage dir Yugi, noch nie habe ich einen Befehl so gern befolgt wie in diesem Moment. Ich blieb im Flur vor dem Arbeitszimmer meines Vaters stehen. Ich wollte schliesslich wissen, wie es weitergehen würde. Doch mit dem was dann geschah rechnete ich nicht. Die beiden schrien sich zuerst an, doch dann wurde es plötzlich still. Heute weiss ich, dass ich hätte verschwinden sollen, aber damals wusste ich es natürlich nicht. Also war ich immer noch im Flur als die beiden herauskamen und das liess meinen Vater wieder ausrasten. Er schlug mich mit voller Wucht ins Gesicht und das so heftig, dass ich stürzte und mit meinem Oberkörper auf die Kante von einem Tisch, der dort rumstand, knallte. Ich wollte mich gerade wieder aufrichten, als mich mein Vater am Kragen packte und zur Haustür zerrte. Ich glaube damals war es das erste Mal seit Jahren, dass Younis die Tür selbst öffnete. Er schleuderte mich regelrecht die fünf Stufen vor der Tür hinunter, sodass ich schwer atmend auf dem Boden landete. Er sah mich mit seinem eiskalten Blick an, der voller Verachtung war. Noch immer kann ich seine Worte hören. ‚Du hast die Familie verraten. So einen wie dich werde ich sicher nicht weiter durchfüttern und falls du zu dumm bist um das zu kapieren, sage ich es dir in ganz einfachen Worten. Ich verstosse dich aus dieser Familie. Verschwinde und verrecke von mir aus auf der Strasse an Aids.’ Dann ging er wieder rein und liess mich draussen liegen. Ich konnte von Glück sagen, dass ich wenigstens meine Hausschuhe anhatte. Denn es regnete in strömen. Mit schmerzenden Rippen schleppte ich mich zu Brian’s Wohnung. Ich hatte ja kein Geld und betteln wollte ich auch nicht. Darum lief ich zwei Stunden lang bis ich endlich da war. Nur leider war Brian nicht zu Hause. Also setzte ich mich einfach vor seine Tür und wartete auf ihn. Irgendwann am Abend kam er dann nach Hause und den Rest kannst du dir ja denken. Seitdem arbeite ich im Babylon. Erst füllte ich die Regale für die Getränkeflaschen wieder auf, spülte Gläser und entsorgte die leeren Flaschen und später dann, wurde ich Tänzer. Jetzt weisst du alles.“ Atemu ist nicht bewusst, dass er weint. Darum ist er überrascht als Yugi ihn umarmt und an sich drückt. „Lass es raus.“ Mehr muss und kann Yugi nicht sagen. Schluchzend klammert sich Atemu an ihm fest und weint das erste Mal seit über drei Jahren. Da Yugi nicht weiss was er sagen soll, hält er Atemu einfach nur fest und streichelt ihm immer wieder über seinen Rücken oder die Haare. Hilflos blickt er zu seinem Grossvater. Doch der sitzt einfach nur da und scheint ebenso geschockt zu sein wie er. Wie kann ein Mensch oder besser gesagt eine ganze Familie nur so herzlos sein? Nach langen Minuten in denen niemand ein Wort gesagt hat, wird das Schluchzen weniger bis es schliesslich ganz verstummt. Froh, dass niemand etwas sagt, hält sich Atemu weiter an Yugi fest, das Gesicht in dessen Pullover vergraben und geniesst die tröstende Umarmung von seinem kleinen Prof. Erst, als er sich bereit dazu fühlt, löst er sich wieder von ihm. Vermeidet es aber die beiden Männer anzusehen. Sugoroku ist der Erste, der sich wieder fängt. „Atemu, ich weiss nichts kann die Vergangenheit ungeschehen machen, aber warum bist du nicht zu Polizei gegangen oder wenigstens zur Presse?“ Er stellt die Frage vorsichtig. So als könnte ein falsches Wort die fragile Kontrolle, die Atemu wiedererlangt hat, zerstören. Doch Atemu sieht ihn direkt an. Nimmt seine Kraft von Yugi, der sich neben ihn auf die Armlehne gesetzt hat und ihn immer noch festhält. „Das wollte ich zuerst auch aber dann wurde mir von Sasuke klar gemacht, dass ich besser den Mund halten soll, wenn ich nicht Bekanntschaft mit den Yakuza machen will. Darum kann ich Devlin auch nicht davon abhalten diese Fotos und den Artikel zu veröffentlichen.“ Atemu ballt seine Hände so fest zusammen, dass Yugi sich sorgt, dass er sich selbst verletzt. Darum legt er seine linke Hand, mit der rechten umfasst er Atemu’s Schultern, auf dessen Hände. Ganz sanft nur. Doch es bewirkt, dass Atemu seine Finger etwas entspannt. Er spürt deutlich wie verzweifelt Atemu immer noch ist. Doch ihm fällt einfach nichts ein was er sagen könnte. Zum Glück gibt es dafür ja Grossväter. Dieser reibt sich nachdenklich das Kinn. Die Situation ist wirklich verfahren, aber dann hat er eine Idee. „Warum redest du denn nicht trotzdem mit diesem Devlin? Ich meine über die Vergangenheit kannst du nicht reden, aber dafür über die Gegenwart.“ Als er die fragenden Gesichter vor sich sieht kann er sich ein grinsen nicht verkneifen. „Du könntest so immerhin ein wenig steuern, was der Typ über dich schreibt. Du kannst ja sagen, dass du den Kontakt zu deiner Familie abgebrochen hast, weil du schwul bist und über deinen Job und dein Studium kannst du ja auch reden.“ Ungläubig sieht Yugi seinen Grossvater an. „Das hört sich genial an.“ Dann blickt er zu Atemu, der ebenso überrascht zu sein scheint. „Was meinst du, Atemu? Wäre das nicht eine Möglichkeit? Verhindern kannst du den Artikel nicht, aber vielleicht etwas beeinflussen.“ Yugi kann sehen wie die Hoffnung in Atemu’s Augen zurückkehrt. „Ja, das könnte klappen.“ Dankbar sieht Atemu den alten Mann vor sich an. „Ich weiss nicht, was ich sagen soll ausser danke.“ Bescheiden winkt Sugoroku ab. „Ach was. Ich weiss ja nicht, ob es wirklich funktioniert. Nur eins kann ich dir sagen und zwar, dass du in diesem Haus willkommen bist und zwar jederzeit.“ Sugoroku meint es todernst und das ist deutlich zu spüren. Nun kann sich Atemu nicht mehr zurückhalten. Sich von Yugi lösend geht er zu dem alten Mann und umarmt ihn. Wieder hat er Tränen in den Augen. Diesmal aber vor Freude. Auch wenn Brian immer für ihn da ist, das hier ist etwas komplett anderes. Gerührt tätschelt Sugoroku Atemu’s Rücken. „Nanana. Es ist ja schon gut.“ Bei diesen Worten löst sich Atemu verlegen wieder von dem alten Mann. Der ist aber noch nicht fertig. „Es ist schon verdammt spät und so wie du aussiehst hast du seit Sonntag nicht mehr geschlafen. Also schnapp dir Yugi und ab ins Bett mit euch, bevor du noch umkippst.“ „Grossvater!“ Mit knallrotem Kopf sieht Yugi seinen Grossvater an. Wie kann er nur so etwas sagen!? Yugi ist nicht der einzige, der rot anläuft. Auch Atemu’s Wangen ziert eine leichte Röte, während Sugoroku nur breit und unschuldig grinst. „Was denn? Du musst morgen früh raus und unser Atemu hier schläft vermutlich schon fast stehend ein. Also los, ab ins Bett mit euch und ich leg mich auch gleich hin.“ Noch einmal legt er Atemu die Hand auf die Schulter, ehe er aufsteht und aus dem Wohnzimmer geht. An der Tür hält er noch einmal kurz inne und sieht die beiden jungen Männer grinsend an. „Gute Nacht, ihr beiden.“ sagt er und verschwindet schnell um die Ecke. Zurück bleiben Yugi und Atemu, die mit der Situation irgendwie total überfordert sind. „Naja, Grossvater hat schon Recht. Du siehst wirklich müde aus.“ Lächelnd hält er Atemu seine Hand hin. „Ich hab seit gestern auch nicht mehr geschlafen.“ Schief grinsend ergreift Atemu die angebotene Hand und lässt sich von seinem kleinen Prof hochziehen. Gemeinsam gehen sie die Treppe hoch. Doch vor Yugi’s Zimmer löst sich Atemu von seinem kleinen Prof. „Ich geh mal kurz ins Bad.“ Schnell drückt er ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn ehe er sich der rechten Tür zuwendet, die in das Badezimmer führt. Nachdenklich geht Yugi in sein Zimmer. Was Atemu ihm heute erzählt hat, beschäftigt ihn. Er bewundert, wie Atemu sich gegen seinen Vater behauptet hat und jetzt versteht er auch wieso er mit Brian so eng befreundet ist, obwohl sie früher ein Paar gewesen sind und warum er Hitomi nicht angezeigt hat. Ein paar Minuten später kommt auch Atemu ins Zimmer, was Yugi jedoch nicht bemerkt und deshalb erschrickt als er plötzlich von hinten umarmt wird. „Yugi, das alles ist Vergangenheit. Also denk nicht zu viel darüber nach.“ Ernst, aber mit müden Augen, sieht er Yugi an, der sich in seinen Armen umdreht und ihm sanft über die Wange streichelt. „Ich weiss. Trotzdem tut es mir leid was du in der Vergangenheit durchmachen musstest und ich bewundere dich, dass du trotzdem deinen Weg gefunden hast.“ Yugi haucht Atemu einen Kuss auf die Lippen ehe er sich von ihm löst. „Ich geh dann auch kurz ins Bad. Du kannst dich ja schon mal hinlegen.“ Glücklich sieht Atemu seinem kleinen Prof hinterher ehe er sich dem Bett zuwendet, das schon von den Katern besetzt wird. Grinsend zieht sich Atemu bis auf die Boxershorts aus und kriecht zu den beiden Jungs unter die Decke. Schlafen will er noch nicht. Viel mehr möchte er mit seinem kleinen Prof noch etwas Zeit verbringen. Doch es kommt anders. Als Jimmy und Scotty sich an ihn kuscheln und dabei anfangen zu schnurren fallen ihm innerhalb von Sekunden die Augen zu. Sich überlegend, was sie beide wohl jetzt noch machen werden, kommt Yugi wieder in sein Zimmer. Einen Moment lang wundert er sich, woher das Schnurren kommt. Doch dann sieht er wie sich seine beiden Jungs an Atemu kuscheln, der schon tief und fest zu schlafen scheint. Was ja auch kein Wunder ist. So müde wie Atemu sein musste war das beruhigende Schnurren der beiden noch das letzte bisschen was er zum einschlafen gebraucht hat. Da Atemu schlafend so süss aussieht ist er auch nur ein wenig enttäuscht, dass heute nichts mehr laufen wird. Trotzdem kann er ein leises Seufzen nicht unterdrücken als er zu dem Schlafenden unter die Decke schlüpft, was von den beiden Katern mit entrüsteten Blicken kommentiert wird. Müssen sie so doch aufstehen. Dabei ist es doch gerade so schön kuschelig. Kaum hat sich Yugi neben Atemu gelegt, kuschelt sich dieser an ihn ran. Offensichtlich spürt er auch schlafend die Nähe von seinem kleinen Prof und seufzt zufrieden auf als sich ein Arm um ihn legt. Yugi streichelt ihn zärtlich bis auch ihn die Müdigkeit übermannt. Scotty und Jimmy schauen unterdessen auf die beiden Menschen und scheinen zu überlegen, wo sie denn nun schlafen sollen. Früher hätten sie sich zwischen die beiden Menschen gelegt, doch jetzt legen sie sich links und rechts neben die Schlafenden und rollen sich zufrieden schnurrend ein. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   So, ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse, dass ich Atemu einfach mal schlafen lasse. Ich denke, das hat er sich nach der ganzen Sache auch redlich verdient. Ich möchte mich heute auch mal bei Dark Angel Yami bedanken, dank deinem Kommi wird Atemu mit Duke reden.   Und nun ein kleiner Aufruf: Wenn ihr wollt, dass Duke Atemu eine bestimmte Frage stellen soll, dann könnt ihr mir das gerne mitteilen. Wenn ihr wollt in den Kommis oder auch gern per ENS.   Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.   Eure mrs_ianto PS: Die Yakuza sind eine Art japanische Mafia. Auch wenn sie sich selbst natürlich nicht so sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)