Wege des Schicksals von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 15: *Prüfungstag ------------------------ Hallo zusammen aus meinen Ferien,   ich wollte ja eigentlich nichts schreiben, doch die beiden Jungs haben mir einfach keine Ruhe gelassen, so dass in kleinen Etappen hier in Wales ein neues Kapitel entstanden ist, das ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.   Ich habe mich wie immer riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass die kleine Story schon 27 Favoeinträge und 55 Kommentare bekommen hat. Ihr macht mich einfach nur sprachlos.   Also ganz viel Spass mit dem neuen Kapitel...   Heute stelle ich nur noch die überarbeitete Version von diesem Kapitel online. Ich lese nämlich auch nochmal alles durch um zu sehen, was sich geändert hat. Ausserdem ist es irgendwie spannend zu lesen, was man so geschrieben hat. LOL ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     *Prüfungstag       Gehetzt kommt Yugi in die Küche wo ihn sein Grossvater mit dem Frühstück schon erwartet. „Guten Morgen, mein Junge. Na, hast du gut geschlafen?“, fragend sieht der alte Mann seinen Enkel an, der gehetzt durch die Küche wuselt und ihn zu ignorieren scheint. „Hallooooo.... Yugiiiii.....“ versucht er es noch einmal, diesmal mit Erfolg. Sein Enkel dreht sich mit einem entschuldigenden Blick zu ihm um. „Guten Morgen, Grossvater. Entschuldige, aber ich hab’s eilig. Der Direktor hat für halb acht eine ausserordentliche Lehrerkonferenz angesetzt und ich hab die Nachricht erst heute Morgen gesehen.“ Stehend schlingt Yugi sein Müsli hinunter und trinkt seinen Kaffee mit extra viel Milch, damit er nicht so heiss ist und er die zwei Tassen in Rekordzeit leeren kann. Sugoroku schafft es gerade noch ihm sein Mittagessen in die Tasche zu packen ehe sein Enkel sie schnappt und mit einem schnellen Abschiedsgruss verschwindet. Grinsend sieht der alte Mann seinem Enkel hinterher bis ein lautes Maunzen ihn darauf aufmerksam macht, dass noch zwei hungrige Mäulchen zu stopfen sind. Erst als auch die beiden Jungs zufrieden sind, nimmt er sein Handy zur Hand und sieht sich das Foto an, das er am Samstagmorgen gemacht hat. Kurz überlegt er noch, ob er es tun soll. Doch dann schickt er es kurz entschlossen an Yugi’s Handy. Inzwischen ist Yugi an der Uni angekommen und betritt als Letzter den Sitzungsraum, den sie immer für Lehrerkonferenzen oder Gespräche mit Studenten und ihren Eltern benutzen. Nur der Direktor fehlt noch. Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, dass er gerade noch pünktlich ist. Mit einem leisen Seufzen lässt er sich auf den Stuhl neben Professorin Sato fallen, die ihn wie immer mit einem freundlichen Lächeln begrüsst während ihm die meisten anderen Professoren nur kurz zunicken. Kurz darauf trifft auch Direktor Mang ein und setzt sich mit einem ernsten Gesicht an das Kopfende des grossen Tisches. „Guten Morgen, meine Damen und Herren Professoren.“ Kurz blickt er in die Runde und wartet ab bis auch sie ihn begrüsst haben. Erst als wieder Ruhe am Tisch einkehrt beginnt er zu reden. „Ich danke Ihnen, dass Sie alle so kurzfristig kommen konnten. Da ich weiss, dass einige von Ihnen gleich noch Prüfungen vorzustehen haben, werde ich versuchen die Sache kurz zu fassen.“ Noch einmal macht er eine kleine Kunstpause. „Wie Sie sicher alle mitbekommen haben, kam es am Freitag zu einer üblen Schlägerei in der drei Studenten auf eine einzelne Person losgegangen sind. Zudem geht das Gerücht um, dass eine der Studentinnen, Hitomi Sayuri um genau zu sein, von eben diesem Studenten sexuell belästigt worden sein soll. Bei diesem Studenten handelt es sich um Atemu Sibuna.“ Auf diese Worte hin beginnt es am Tisch unruhig zu werden. Einige Professoren nicken, während andere verständnislos dreinschauen und wieder andere beginnen mit ihrem Nachbarn zu flüstern. „Ich bitte um Ruhe.“ Erst als sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder dem Direktor zuwendet spricht er weiter. „Als erstes: der Vorwurf, der sexuellen Belästigung, entspricht nicht den Tatsachen. Hitomi Sayuri hat ganz klar gelogen, was ein Zeuge auch bestätigen kann.“ „Aber es gibt doch auch einen Zeugen, wenn ich mich nicht irre ist das Tsutomu Kou, der Frau Sayuri’s Aussage bestätigt. Wer sagt denn, dass der Entlastungszeuge nicht lügt?“, wirft der Geographieprofessor Kameda ein. „Herr Kameda, dazu wollte ich gerade kommen.“ Streng sieht der Direktor den älteren Professor an. „Der Entlastungszeuge ist absolut vertrauenswürdig. Was wir von Herrn Kou ja nicht gerade behaupten können, wenn ich mir seine Akte so ansehe.“ Anscheinend ist Professor Kameda mit der Antwort nicht zufrieden, denn er meldet sich wieder zu Wort. „Wenn der Zeuge so vertrauenswürdig ist warum nennen Sie dann nicht seinen Namen? Oder ist es vielleicht doch möglich, dass er lügt?“ Zustimmend nicken die anderen Professoren. Obwohl Yugi eigentlich nichts sagen wollte, da er der jüngste der Professoren hier ist, kann er nun nicht mehr länger schweigen. „Wenn Sie unbedingt wissen wollen wer der Zeuge ist, er sitzt hier am Tisch, Herr Kameda. Ich habe den Vorfall beobachtet. Wollen Sie immer noch behaupten, dass ich lüge? Jetzt wo Sie wissen, dass ich der Zeuge bin.“ Fest blickt Yugi den alten Professor an, der ihn überrascht mustert. „Na wenn das so ist, dass Sie der Zeuge sind Herr Muto, dann glaube ich Ihnen natürlich.“ Nicht nur Kameda scheint überrascht zu sein, auch die anderen Personen am Tisch mustern Yugi. Doch keiner sagt etwas. „Wenn das nun geklärt ist, möchte ich nun gern weitermachen.“ Leicht genervt sieht Direktor Mang in die Runde. Auch wenn ihn der Mut von dem jungen Professor überrascht hat hätte das auch in grösseren Diskussionen enden können und das will er vermeiden. Ist die Sache doch auch so schon unangenehm genug. „Also, wie gesagt, sind die Vorwürfe haltlos, wie Professor Muto gerade bestätigt hat. Trotzdem hat Frau Sayuri nicht nur Tsutomu Kou, sondern auch Ryou Bakura und Malik Ishtar auf den Studenten Sibuna gehetzt. Da die Herren Bakura und Ishtar nicht wissen konnten, dass Sie nur benutzt werden und sie ihre Tat aufrichtig bedauern, müssen sie zur Strafe in den Semesterferien zusammen mit dem Reinigungspersonal und dem Gärtner die Universitätsgebäude und die Grünanlagen reinigen.“ Zustimmend nicken die Professoren. Da die beiden Studenten sonst noch nie negativ aufgefallen sind halten auch sie diese Strafe für angemessen. Wissen sie doch genau, dass bei diesen Strafarbeiten meistens die unangenehmsten Dinge erledigt werden müssen. „Kommen wir nun zu Herrn Kou und Frau Sayuri. Beide zeigen sich weder reumütig, noch bereuen sie was sie getan haben. Zudem sind sie die Drahtzieher in diesem Komplott gegen den Studenten Sibuna. Deswegen habe ich am Freitag beide per sofort von der Universität verwiesen.“ Ungläubiges Schweigen herrscht am Tisch. Noch nie, in über 50 Jahren, wurde ein Student von der Universität geworfen. „Aber finden Sie diese Strafe nicht ein bisschen übertrieben, Herr Direktor Mang? Ich möchte Ihnen nicht zu Nahe treten, aber nur wegen eines Missverständnisses und wegen einer kleinen Schlägerei gleich einen Verweis auszusprechen, ist das nicht ein wenig zu hart?“, meldet sich nach einer Weile wieder Professor Kameda zu Wort. Heute scheint er wohl der selbsternannte Sprecher der Professoren zu sein. Denn wieder stimmen ihm die meisten zu. „Herr Professor Kameda, ich weiss Ihren Einwand zu schätzen. Aber Sie waren weder am Freitag noch bei dem Gespräch mit Frau Sayuri wegen der erfundenen Belästigung dabei. Ich möchte jetzt nicht wiederholen was alles gesagt worden ist oder was für Ausdrücke die beiden Studenten verwendet haben. Ich verspreche Ihnen aber, dass die beiden froh sein können, wenn es nur bei dem Schulverweis bleibt und sie Herr Sibuna nicht noch wegen Verleumdung und Körperverletzung anzeigt.“ Wieder herrscht ein ohrenbetäubendes Schweigen am Tisch. Doch diesmal unterbricht keiner der Professoren die Stille. Anscheinend weiss niemand so genau was er jetzt sagen soll. „Wenn niemand mehr einen Einwand hat schliesse ich die Lehrerkonferenz jetzt ab. Ich bitte Sie, das hier gehörte auch in diesem Raum zu belassen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Erst jetzt scheinen die Professoren und Professorinnen aus ihrer Starre zu erwachen und verlassen diskutierend den Raum. Yugi ist einer der Letzten, doch er wird an der Tür von dem Direktor aufgehalten. „Professor Muto. Ich wollte Sie nur kurz fragen wie es Herrn Sibuna geht. Er sah ja am Freitag ziemlich schlimm aus.“ Besorgt blickt Mang den jungen Mann vor sich an. Überrascht, dass sich der Direktor nach Atemu erkundigt, weiss Yugi im ersten Moment nicht was er sagen soll. Stattdessen sieht er ihn nur verwundert an ehe er antwortet. „Ich denke es geht ihm soweit gut. Mein Grossvater versteht etwas von Erster Hilfe und hat ihn sich angesehen und gemeint, dass er nicht ins Krankenhaus muss. Er hat aber eine schmerzhafte Prellung an den Rippen und eine kleine Platzwunde an der Stirn und natürlich viele blaue Flecken.“ „Verstehe. Ich bin froh, dass es nichts Ernsteres ist. Vermutlich ist das nur Ihrem mutigen eingreifen zu verdanken. Richten Sie ihm bitte meine besten Wünsche aus und nun gehen Sie schon. Ihre Studenten haben doch heute eine Prüfung zu schreiben.“ Scheucht der Direktor Yugi plötzlich vor sich her aus dem Raum, sodass dieser gar nichts mehr dazu sagen kann, da er über den plötzlichen Themenwechsel noch viel zu erstaunt ist. Als er sich dann doch noch zu dem Direktor umdreht, ist dieser schon um die Ecke aus Yugi’s Sichtfeld verschwunden. Kopfschüttelnd macht er sich auf den Weg zu seinem Vorlesungssaal, denn der Direktor hat Recht. Seine Studenten warten sicher schon auf ihn. Als Yugi vor seinem Klassenraum ankommt stehen wirklich schon die meisten seiner Studenten davor. Obwohl es erst in zehn Minuten klingeln würde sperrt Yugi für sie schon die Tür auf. Merkt er doch, wie nervös die Truppe ist. Gemeinsam mit ihnen betritt er den Raum und geht direkt auf sein Stehpult zu. Als er die Prüfungsbögen ausgepackt hat dreht er sich wieder zu seinen Studenten um, die nun vollständig versammelt auf ihren Plätzen sitzen. Überrascht bleibt sein Blick an Atemu hängen, der heute seine Brille, ein schwarzes Shirt und ein offenes Jeanshemd anhat. Was irgendwie ein ungewohnter Anblick für einen Montagmorgen ist. Was aber noch viel ungewohnter ist, ist das schwarze Bandana, das er trägt und so seine Platzwunde an der Stirn verdeckt. Irgendwie gefällt Yugi dieses Outfit. Nur mit Mühe kann er sich von diesem Anblick losreissen. „Guten Morgen zusammen. Ich lasse jetzt als erstes wie immer die Anwesenheitsliste durchgehen und verteile dann auch gleich die Prüfungsbögen. Bitte lasst sie umgedreht auf eurem Tisch liegen bis ich euch dazu auffordere sie umzudrehen. Ich werde dann mit euch die Fragen durchgehen bevor ihr mit der Prüfung beginnt. Ihr habt zwei Stunden Zeit um die Fragen zu beantworten. Solltet Ihr früher fertig sein könnt Ihr sie bei mir abgeben und dann verlasst bitte leise den Raum. Habt Ihr mich soweit verstanden?“ Als die Studenten dies bejahen gibt Yugi wie immer die Anwesenheitsliste dem Studenten, der ganz vorne links sitzt. Inzwischen kennen sie den Ablauf und so dauert es nur Minuten bis die Liste bei der letzten Person angekommen ist. Nur ist es ab heute nicht mehr Hitomi, sondern ein Student Namens Yaten O’Hara, der als Letzter seinen Namen auf die Liste setzt. In der Zwischenzeit hat Yugi die Prüfungsbögen wie angekündigt mit der Schrift nach unten auf die Tische gelegt und nimmt auch die Anwesenheitsliste gleich wieder mit nach vorne, wo er sich sein Exemplar der Prüfung zur Hand nimmt. Lächelnd dreht er sich wieder zu seinen Schützlingen um. „So meine Damen und Herren, wenn Sie denn nun bitte Ihre Prüfung umdrehen würden?“ Kurzes Blätterrascheln ertönt und schon kann es losgehen. Geduldig bespricht Yugi die einzelnen Fragen, achtet dabei aber peinlichst darauf, nicht aus Versehen die Antworten zu verraten. Als nach einer halben Stunde schon alles geklärt ist lässt er seine Studenten loslegen und startet den Countdown auf seinem Handy. Während nur noch das leise kratzen von den Kugelschreibern und gelegentliches Papierrascheln zu hören ist, geht Yugi immer wieder durch die Reihen. Nicht dass einer der Studenten auf die Idee kommt zu spicken. Als er wieder vorne bei seinem Pult ist nimmt er sein Telefon in die Hand um zu schauen wie viel Zeit noch bleibt. Als ihm wieder die Meldung erscheint, dass er eine Whatsappnachricht von seinem Grossvater bekommen hat, und diese öffnet. Noch einmal lässt er den Blick über die fleissig schreibenden Studenten schweifen ehe er die Nachricht öffnet. Es ist ein Bild und als er es anklickt muss er sich ein kleines quietschen verkneifen. Hat ihm sein Grossvater doch ein Bild von dem schlafenden Atemu und seinen beiden Katern geschickt. Wie süss... Zehn Minuten vor dem Ende der Zeit gibt die erste Studentin ihre Prüfung ab und scheint damit eine Kettenreaktion auszulösen. Denn einer nach dem anderen kommt nun nach vorn, legt seine Papiere auf dem Pult ab und verlässt den Raum. Am Ende sitzt nur noch Atemu da, der noch einmal in aller Ruhe alles durchliest ehe auch er den Stift endgültig zur Seite legt. Da er neben Yugi noch als einziger im Raum ist, geht dieser zu ihm und nimmt die Prüfung direkt von ihm entgegen. Vermeidet es aber Atemu in die Augen zu sehen, da er nicht weiss, wie er sich verhalten soll. Ausserdem hat er immer noch das Bild von dem schlafenden Atemu vor Augen, weshalb es in seinem Bauch immer noch leicht kribbelt. Was er aber versucht zu ignorieren. Leicht verunsichert sieht Atemu seinem kleinen Prof nach. Warum redet er nicht mit ihm? Hat er sich doch extra Zeit gelassen, damit er auch ja der Letzte ist. Schweigend packt er seine Sachen zusammen. Wenn sein kleiner Prof nicht mit ihm reden will wird er ihn sicher auch nicht ansprechen. Doch gerade als er durch die Tür gehen will hält ihn die Stimme von seinem kleinen Prof auf. „Atemu, warten Sie doch bitte einen Moment. Ich muss noch mit Ihnen reden.“ Yugi hat all seinen Mut zusammengekratzt. Hat er doch gehofft, dass der andere ihn ansprechen würde. Doch als er sieht wie sich Atemu zu ihm umdreht und ihn mit seinen rubinroten Augen fragend ansieht ist sein Kopf wie leergefegt. Um sich zu fangen, räuspert er sich erst mal bevor er weiterredet. „Also... ähm... ich... soll Ihnen von Direktor Mang die besten Wünsche ausrichten. Er hofft, dass Sie nicht allzu schwer verletzt worden sind.“ Krampfhaft vermeidet es Yugi Atemu in die Augen zu blicken, da er sonst kein Wort rausgebracht hätte. Abwartend steht Atemu mit nun verschränkten Armen da und mustert seinen kleinen Prof. Hofft irgendwie, dass er noch mehr sagt. Doch als sich das Schweigen zwischen ihnen in die Länge zieht senkt er den Blick. „Danke.“ Noch einmal sieht er seinen kleinen Prof an. Doch dieser vermeidet es immer noch ihn anzusehen, weshalb er sich umdreht und ohne einen Abschiedsgruss den Raum verlässt. Auch wenn er verstehen kann, dass der andere ihn in der Uni weiter siezt tut ihm das zusammen mit seinem Verhalten irgendwie weh. Ausserdem ist es nicht seine Art sich anderen aufzudrängen. Das hat er seiner Meinung nach einfach nicht nötig. Enttäuscht, dass Atemu einfach so gegangen ist, nimmt Yugi seine Sachen und verlässt nun auch den Vorlesungssaal. Er weiss nicht wieso, aber irgendwie hatte er gehofft, dass Atemu mit ihm wegen Samstag reden würde. Aber ganz offensichtlich hat er sich da getäuscht. In der Mittagspause setzt sich Professorin Sato zu ihm. Sagt aber erst mal nichts, sondern isst nur schweigend ihren Salat. Erst als sie sich mit der Kaffeetasse in der Hand zurücklehnt ergreift sie das Wort. „Also Yugi, Sie sind also der Entlastungszeuge für diesen Atemu. Ich muss gestehen, dass ich zuerst meine Zweifel an seiner Unschuld hatte. Ist er doch schon als Mädchenschwarm bekannt. Obwohl...“, neugierig beugt sie sich zu ihm vor „... trifft auf den jungen Mann etwa der altbekannte Spruch, dass die tollen Männer entweder vergeben oder schwul sind zu? Wissen Sie das vielleicht?“ Mit grossen Augen weicht Yugi zurück und hebt abwehrend die Hände. Mit hochroten Wangen beginnt er zu stottern. „A... a... aber Rina. Wie... kommen... Sie... denn darauf? Wie...so sollte ich so etwas... wissen?“ Verlegen greift er nach seiner Kaffeetasse und versucht seine hochroten Wangen hinter der Tasse zu verstecken. Verschmitzt grinsend lehnt sich die Professorin wieder auf ihrem Stuhl zurück. „Kein Grund so verlegen zu werden, junger Mann. Ich dachte ja nur, da er ihr Student ist und sie ja beinahe gleich alt sind, wüssten Sie das.“ Seufzend sieht sie sich in der Kantine um ehe ihr Blick an einem Tisch hängen bleibt. „Wissen Sie, bestimmt ist er beides. Vergeben und schwul. Haben Sie schon gesehen, wie er heute angezogen ist? Da läuft Frau ja gleich das Wasser im Mund zusammen. Schade nur, dass er ein blaues Auge hat.“ Mit offenem Mund und roten Wangen sieht Yugi die Professorin vor sich an. Irgendwie ist er mit der Situation total überfordert und weiss auch nicht wirklich was er dazu sagen soll. Als Rina das entsetzte Gesicht von ihrem Tischnachbarn sieht muss sie anfangen zu kichern. „Ach Yugi, nun schauen Sie doch nicht so schockiert. Ich bin zwar alt genug um die Mutter von diesem jungen Mann zu sein, aber blind bin ich deswegen noch lange nicht und mit dieser Brille auf der Nase und dem Bandana sieht er heute so richtig zum anbeissen aus. Schauen Sie doch mal.“ Mit dem Finger deutet sie auf einen Tisch hinter Yugi und als er sich weigert in die entsprechende Richtung zu sehen dreht sie ihn sogar an der Schulter um, sodass er nun wirklich zu dem Tisch sehen muss, wenn er sich nicht auffällig verhalten oder seine Tutorin verärgern will. Sein Blick wandert zu dem Tisch am Fenster, den die Professorin meint und da sitzt Atemu. Lässig hat er die Beine überschlagen und liest in einem Buch. Was tut er denn noch hier? Er hat doch heute nur die Geschichtsvorlesung. Doch dann fällt Yugi ein, dass die Vorlesung in Kommunikation für die Erstsemester am Mittwochmorgen ausfällt und darum auf heute Nachmittag vorverlegt worden ist, da nur heute keine weiteren Vorlesungen für sie stattfinden. Yugi hat Atemu heute zwar schon während der Prüfung mit Brille gesehen, doch erst jetzt fällt ihm auf wie gut sie ihm wirklich steht. Unwillkürlich beginnt sein Herz schneller zu schlagen. Verdammt, was hat dieser rotäugige junge Mann nur an sich? „Na, sehen Sie jetzt was ich meine Yugi? Der junge Mann strahlt mit jeder Pore puren Sexappeal aus. Besonders wenn er in einer so lässigen Haltung dasitzt.“ Schockiert über seine eigene Reaktion und Frau Sato’s Worte dreht sich Yugi wieder zu ihr um. „Verdammt Rina, hören Sie doch auf. Atemu ist ein Student wie jeder andere auch und sie hören sich an wie... wie...“, hilflos nach dem passenden Wort suchend verwirft Yugi die Hände. „Ach, nun stellen Sie sich doch nicht so an. Wie gesagt, ich bin alt genug um seine Mutter zu sein, aber ich habe immer noch Augen im Kopf und einen schönen Mann muss Frau doch einfach ansehen. Ausserdem macht ihr Männer doch das gleiche bei den weiblichen Studenten. Wenn ich da nur daran denke, wie gewisse ältere Professoren den jungen Dingern so hinterher schauen.“ Das Klingeln der Glocke erspart es Yugi darauf eine Antwort geben zu müssen. Worüber er nicht gerade unglücklich ist. Kurz entschuldigt er sich noch bei der Professorin, dass er noch schnell was erledigen muss und er sie dann vor dem Physiksaal treffen wird. Als Yugi nach der Uni müde nach Hause kommt und die Tür öffnet wird er wie jeden Abend von seinen beiden Jungs begrüsst. Erst als er sich ausführlich mit ihnen beschäftigt hat kann er es wagen in die Küche zu gehen, ohne dabei über einen der Kater zu stolpern. Da Yugi nach der Uni noch einkaufen war ist sein Grossvater schon in der Küche dabei Gemüse für einen Eintopf zu schneiden und in eine Pfanne zu geben. Während er zum Kühlschrank geht begrüsst er seinen Grossvater, der sich gerade eine Träne abwischen muss, weil er eine Zwiebel am schneiden ist. „Hallo, mein Junge. Na, hast du alles bekommen?“, schnieft der alte Mann und reibt sich mit seinem Ärmel über die Augen. „Ja habe ich und sie hatten sogar frische Kalbsleber für Jimmy und Scotty. Die hatte ich ihnen ja versprochen, weil sie am Freitag so lieb waren als Atemu hier war.“ Da Yugi gerade die Einkäufe in den Kühlschrank räumt klingt seine Stimme ziemlich gedämpft. Trotzdem haben die beiden Kater das Wort Kalbsleber wohl nicht nur gehört, sondern auch verstanden. Denn sie stehen plötzlich laut Miauend neben ihm, obwohl sie vorher doch gar nicht in der Küche waren. Grinsend schauen die beiden Männer auf die Kater, die mit jedem Moment, den sie länger warten müssen, immer ungeduldiger zu werden scheinen. Doch sie müssen sich noch etwas gedulden. Erst räumt Yugi nämlich in aller Ruhe die gekauften Sachen fertig ein ehe er sich ein scharfes Messer und ein Schneidebrett nimmt und die Leber in katzengerechte Häppchen zerkleinert. Immer begleitet von einem ungeduldigen Miauen. Erst als er die beiden Futternäpfchen mit der Leckerei runterstellt beruhigen sich die beiden Kater wieder und beginnen mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu fressen. Gemeinsam sitzen die beiden Muto’s nach dem Abendessen im Wohnzimmer, als Sugoroku seinen Enkel kritisch ansieht. „So mein Junge und nun erzähl doch mal, was dich beschäftigt.“ Irgendwie überrascht es Yugi nicht, dass sein Grossvater bemerkt hat, dass ihn etwas beschäftigt. Viel mehr wundert er sich, dass er ihn erst jetzt darauf anspricht, aber er weiss irgendwie nicht wo er anfangen soll. Weshalb er sich darauf konzentriert Jimmy zu streicheln, der es sich auf seinen Beinen gemütlich gemacht hat. Als Yugi auch nach ein paar Minuten nichts sagt wagt Sugoroku sich etwas weiter vor. Er hat da nämlich so eine Vermutung, ist sich aber noch nicht so ganz sicher. „Könnte es sein, dass es eventuell Atemu ist, der dich so sehr beschäftigt?“ Überrascht schaut Yugi auf. Woher weiss sein Grossvater denn nun das schon wieder? Als Sugoroku Yugi’s Blick sieht weiss er, dass er richtig liegt. Innerlich seufzt er auf. „Hat Atemu irgendwas gemacht?“ Ganz genau beobachtet Sugoroku die Mimik von seinem Enkel. So langsam wird es Yugi unheimlich und antworten möchte er eigentlich auch nicht, aber da er genau weiss, dass sein Grossvater so lange weiterbohren wird bis er eine Antwort hat, schliesst er kurz die Augen ehe er seinen Blick auf Jimmy heftet. „Nein, er hat heute nichts gemacht und auch nichts gesagt.“ Kritisch beäugt Sugoroku ihn. Er hat nämlich genau mitbekommen, dass sich Yugi nur auf heute bezogen hat. „Das hört sich nach einem grossen „aber“ an. Also, was hat er am Samstag angestellt?“ „Gar nichts.“ Noch einmal holt Yugi tief Luft ehe er weiterredet. „Es ist nur... er hat mich geküsst.“ Yugi redet am Schluss so schnell und undeutlich, dass Sugoroku erst glaubt sich verhört zu haben. Doch als er das tiefrote Gesicht von Yugi sieht, weiss er, dass dem nicht so ist. Nachdenklich reibt er sich daraufhin das Kinn, aber ehe er zu einer Antwort ansetzen kann redet Yugi weiter. „Es war aber nur ganz kurz. Aber...“, erst wird Yugi immer leiser, bis er ganz verstummt. Da er nicht weiss, wie er seine wirren Gedanken und Gefühle in Worte fassen soll. „Aber nun weisst du nicht, wie du dich verhalten sollst und Atemu hat heute so getan als wäre nichts gewesen. Richtig?“ Als Yugi daraufhin traurig nickt, spricht Sugoroku einfach mal weiter. „Ist dir vielleicht schon mal der Gedanke gekommen, dass es Atemu wie dir gehen könnte? Ich kenne ihn zwar nicht besonders gut, aber ich kenne dich und ich bin mir sicher, dass du heute auch so getan hast als wäre nichts gewesen und ihn vermutlich nicht ansehen konntest.“ Wieder nickt Yugi nur bestätigend. Weiss er doch nicht was er darauf sagen soll. Doch dann sickert die Frage von Sugoroku in seinen Verstand, woraufhin er ihn mit grossen Augen ansieht. „Du meinst, er hat darauf gewartet, dass ich etwas tue?“ Bestätigend nickt der alte Mann. „Das kann gut sein. Versetz dich doch mal in seine Lage. Wie würdest du dich an seiner Stelle fühlen? Ich glaube mal, dass er genauso verunsichert ist wie du.“ Eine Weile lang ist es sehr still im Wohnzimmer. Nur das Schnurren von Jimmy ist zu hören, da Yugi ihn immer noch hinter seinen Ohren krault was er mehr als geniesst. „Ich wäre nie so mutig wie er. Ausserdem ist er doch so selbstbewusst und stark... und ich bin nur ein kleiner Professor, der von seiner Freundin betrogen worden ist.“ Traurig sieht er seinen Grossvater von der Seite her an. „Und ich weiss ja noch nicht einmal was ich fühle. Wie soll ich dann wissen, was er fühlen könnte.“ So langsam wird es Sugoroku immer klarer wo Yugi’s Problem liegt. Atemu geht ihm ganz offensichtlich unter die Haut. Das hat er ja schon länger vermutet. Hat Yugi ihm doch immer wieder von dem jungen Mann erzählt. Kurz überlegt er, ob er Yugi erzählen soll, was er über Atemu weiss. Doch dann verwirft er den Gedanken wieder. Es wäre unfair dem jungen Mann gegenüber. Ausserdem weiss er auch nur das, was damals in den Zeitungen stand. „Ach Yugi. Dann solltest du dich aber auch nicht wundern, wenn Atemu so tut als wäre nichts gewesen. Das ist doch ganz normal. Ich kann dir nur raten, dir darüber Gedanken zu machen was du für Gefühle für ihn hast und dann offen mit ihm redest. Du hast ihn am Mittwoch ja wieder in der Vorlesung. Sieh ihn dir an und zwar mit dem Herzen, nicht mit den Augen. Ihr seht euch ja dann wegen der Herbstferien für zwei Wochen nicht mehr. Nutze die Zeit und höre in dich hinein und sei ehrlich zu dir selbst und deinen Gefühlen.“ Zweifelnd sieht Yugi seinen Grossvater an. So hat er die ganze Sache noch gar nicht betrachtet und der Rat hört sich in der Theorie ja ganz gut an. „Aber was soll ich denn machen wenn ich merke, dass ich Gefühle für ihn habe?“ Nun ist sich Sugoroku ganz sicher, dass Yugi Gefühle für Atemu hat. Doch das wird er ihm sicher nicht sagen. Das soll der Junge ruhig selber herausfinden. „Das kann ich dir auch nicht sagen. Dies ist leider eine Sache, die ich dir nicht abnehmen kann. Ich gebe dir nur einen Rat: Vergleiche Atemu nicht mit Anzu. Er ist eine ganz andere Person. Sonst hätten Jimmy und Scotty ihn nicht so schnell akzeptiert. Das Beweisfoto habe ich dir ja heute Morgen zugeschickt.“ Den letzten Satz sagt der alte Mann mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Da Yugi’s Wangen eine leichte Röte annehmen und seine Augen anfangen verräterisch zu glänzen als er offensichtlich an das Foto denkt. Verträumt beginnt er zu lächeln und merkt es nicht einmal. „Oh ja.“ Mehr sagt er nicht. Doch es ist auch nicht nötig. Wieder sitzen die beiden Männer schweigend da und schauen sich ein Fussballspiel an bis sich Sugoroku erhebt und sich mit einem ‚Gute Nacht’ ins Bett verabschiedet. Zurück lässt er einen nachdenklichen Yugi, der ganz vergessen hat, dass er eigentlich noch Geschichtsklausuren korrigieren sollte.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   Hmmm, was soll ich dazu noch sagen. Ausser dass Yugi Atemu das Leben nicht gerade leicht macht...   Ich hoffe euch hat das kleine Kapitelchen gefallen und ich sende ganz viele Grüsse aus Cardiff...   Eure mrs_ianto       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)