Wege des Schicksals von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 2: *Ein unmöglicher Typ? -------------------------------- Hallo zusammen.   Was soll ich sagen. Es freut mich riesig, dass die Geschichte gelesen wird und sogar schon Favo-Einträge hat. Besonders freue ich mich auch über die zwei Kommis. Ich danke euch allen!!   Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie lange diese Geschichte werden wird. Da meine beiden Hauptdarsteller sich jetzt schon nicht an das Drehbuch halten wollen und ständig machen, was sie wollen.   Einmal habe ich den Namen von Atemu anders geschrieben. Das ist Absicht und soll zeigen, wie er denn Namen ausgesprochen haben möchte. Also bitte nicht verwirren lassen.   So jetzt genug gelabert. Ich wünsche euch viel Spass mit dem neuen Kapitel.   Das Kapitel wurde auch schon von Sarakisa korrigiert.   ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   *Ein unmöglicher Typ?     Dabei muss er an Yugi vorbei, der den jungen Mann kurz aber gründlich mustert. Schwarze Lederhosen und eine rote Bikerjacke und das mitten im Sommer! An seinem Platz angekommen legt Atemu die Schultertasche ab und zieht mit einer fliessenden Bewegung die Jacke aus, was den Blick auf ein schwarzes Muskelshirt und einen gut gebauten Oberkörper freigibt. Was vor allem den Damen positiv auffällt. Doch von den Blicken scheint der junge Mann nichts zu merken oder er ignoriert sie gekonnt. Yugi tippt auf ignorieren, denn die bewundernden Blicke der Studentinnen sind ja nicht zu übersehen. Besonders die eine Studentin ganz hinten links kann ihre Augen ja kaum von dem Anblick losreissen. Doch Yugi liegt mit seiner Vermutung ganz falsch. Atemu bemerkt die Blicke wirklich nicht, denn er kann es immer noch nicht glauben, dass er sich wirklich etwas von dieser halben Portion da vorne hat sagen lassen. Vermutlich, nein ganz sicher, liegt es nur daran, dass er todmüde ist. Stolz ist er allerdings darauf wie er trotzdem mit der Situation umgegangen ist. Hat er der halben Portion da vorne doch den respektvollen Gruss verweigert, was den kleinen Professor jetzt doch sicher beinahe zum Heulen bringt. Doch als er aufsieht, kann er es kaum glauben. Trifft ihn doch kein trauriger Blick wie er es erwartet. Nein, dieser junge Möchtegernprofessor sieht ihn zwar mit einem erstaunten, aber zugleich auch mit einem amüsierten Blick, direkt ins Gesicht. Der respektlose Auftritt von diesem Atemu Sibuna hat Yugi doch ziemlich überrascht. Doch statt dass er wütend auf den jungen Studenten mit den rubinroten Augen ist, ist er ihm sogar ein wenig dankbar, dass er ihn mit seiner unmöglichen Art ungewollt von seiner Nervosität ablenkt. Als sich dann ihre Blicke kurz treffen muss er sich sogar ein Grinsen verkneifen. Spiegeln sich doch einen Moment lang diverse Gefühle in den Augen Atemus ehe sein Gesicht zu einer arroganten Maske wird. Um sich abzulenken, damit er nicht doch noch anfängt zu grinsen, wendet er sich wieder an all seine Studenten. „Also, da wir nun vollständig sind möchte ich sie bitten, diese Anwesenheitsbestätigung bei ihrem Namen zu unterschreiben und auch gleich das heutige Datum mit einzutragen. Danach geben Sie es bitte weiter und der Letzte soll es mir bitte zurückgeben. Dankeschön.“ Während er das sagt, geht er zum Studenten der vorne ganz rechts sitzt und gibt ihm mit einem freundlichen Lächeln das Formular. In der Zeit, die das Formular braucht um durch die Reihen zu wandern, geht er an die altmodische Wandtafel, wo er seinen Namen zur Sicherheit aufschreibt, falls ihn einer der Studenten vergessen oder nicht mitbekommen haben sollte. Weiss er doch noch ganz genau wie nervös er sich an seinem ersten Tag als Student gefühlt hatte. In dem Moment, wo er sich wieder umdreht, scheint die Namensliste bei der letzten Studentin angekommen zu sein. Weshalb er auch gleich zu ihr geht um ihr den Weg nach vorn zu ersparen. „So, da der bürokratische Teil für heute erledigt ist, können wir ja weitermachen.“ Kurz wird Yugi unsicher, ob es wirklich richtig ist, was er jetzt tun will. Doch sein Gefühl sagt ihm, dass es die richtige Entscheidung sein könnte. Weshalb er mit ungewohnter Ruhe fortfährt. „Ich denke, dass es nicht verkehrt ist, wenn wir uns ein wenig besser kennen lernen. Immerhin werden wir in Zukunft gemeinsam hier lernen. Darum schlage ich vor, dass sich jeder kurz mit seinem Namen und was er sonst noch gerne erzählen möchte, vorstellt.“ Nun kommt der Teil vor dem Yugi sich am meisten fürchtet. Zwar kann er gut über seine Fachgebiete erzählen und auch selbstsicher unterrichten, wenn es aber um ihn selbst geht, wird er wieder so schüchtern und unsicher wie zu seiner Schulzeit. Noch einmal holt er tief Luft bevor er weiter spricht. „Meinen Namen habe ich euch ja schon genannt und auch weshalb ich euch unterrichten werde. Was soll ich sonst noch erzählen? Ach ja, ich bin 26 Jahre alt und angehender Professor für Geschichte und Physik. Da es aber eine kleine Lehrerknappheit gibt werde ich in Geschichte schon jetzt als Professor geführt. Was jedoch nicht zu eurem Nachteil sein wird.“ Kurz überlegt Yugi was es noch zu sagen geben könnte, als ihm einfällt, was er die Studenten noch fragen will. „Bevor ich es vergesse. Wir sollten kurz klären wie ich euch ansprechen soll. Soll ich euch mit eurem Vornamen ansprechen oder ist euch der Nachname lieber? So jetzt seid ihr dran.“ Fragend blickt Yugi in die Runde. Wer sich wohl als erstes melden wird? Es dauert einen Moment, dann hebt sich ganz hinten links die erste Hand. „Ja, bitte.“ Nickt der junge Professor die Studentin aufmunternd an. Schüchtern steht sie auf. „Also.... ähm.... mein Name Hitomi Sayuri. Ich bin 21 Jahre alt und bin hier, weil ich mal Geschichtslehrerin werden möchte. Und ich würde mich freuen, wenn Sie mich mit meinem Vornamen ansprechen würden, Professor Muto.“ Dabei errötet sie leicht als sie in Atemu’s Richtung blickt. „Danke, Hitomi. Wer möchte sich als nächstes vorstellen?“ Nachdem Hitomi den Anfang gemacht hat, tauen auch die anderen Studenten auf und stellen sich kurz oder auch länger vor. Zwei oder drei der jungen Männer prahlen ein bisschen zu viel mit ihren Eroberungen. Doch da Yugi ja keine Einschränkung gemacht hat was sie erzählen möchten, quittiert er auch ihre Vorstellung mit einem aufmerksamen Lächeln. Als sich bis auf eine Person alle vorgestellt haben, bleibt nur noch einer übrig. Erst scheint sich der junge Mann nicht vorstellen zu wollen. Doch plötzlich scheint er seine Meinung zu ändern. Provozierend steht er auf und sieht Yugi direkt in die Augen. „Für diejenigen, die vor einer halben Stunde geschlafen haben: Mein Name ist Atemu Sibuna. Ich bin 21 Jahre alt und alles andere geht euch einen Scheiss-Dreck an. Wie Sie mich ansprechen, Professor, ist mir scheissegal. Allerdings bestehe ich darauf, dass Sie meinen Vornamen auch richtig aussprechen. Ich hoffe das ist kein Problem für Sie?“ Seine Mitstudenten würdigt er mit keinem Blick, sondern setzt sich einfach wieder hin und sieht Yugi mit einem heraufordernden Blick an. „Das sollte kein Problem sein.... Athem... ich weiss nämlich, dass man das U am Ende Ihres Namens nicht ausspricht. Immerhin haben Sie Ihren Namen inzwischen sogar schon zweimal genannt.“ Erwidert Yugi äusserlich ruhig und mit einem nachsichtigen Lächeln. Dabei hofft er, dass es nun nicht die ganzen zwei Stunden so weitergeht. Oder noch schlimmer: das ganze Semester hindurch! Atemu nun ignorierend und sich wieder auf die anderen konzentrierend, blickt er freundlich in die Runde, wo ihm schon nicht mehr so nervöse Blicke zugeworfen werden. Den Anfang scheint er erfolgreich gemeistert zu haben. Und wieder nimmt ihm Yugi mit seiner ruhigen Art einfach den Wind aus den Segeln. Was Atemu fast noch mehr ärgert ist die Tatsache, dass sich Yugi gemerkt hat wie sein Name richtig ausgesprochen wird und es auch kann. Immerhin ist es doch ein ägyptischer Name, der nicht gerade leicht auszusprechen ist. Nicht einmal diesen kleinen Triumph lässt ihm der kleine Möchtegernprofessor da vorne. Leider muss er ihn heute ganze 3 Stunden ertragen. Immerhin hat Atemu nach den Geschichtsstunden heute keine Kurse mehr. Was für ihn bedeutet, dass er dann nach Hause schlafen gehen kann. Bevor er am Abend wieder zur Arbeit muss. Yugi informiert inzwischen in aller Ruhe seine Studenten über den Ablauf des Geschichtskurses und wann sie welches Thema bearbeiten. Damit es sich seine Studenten besser merken oder notieren können, zeigt er den Plan zusätzlich noch auf dem OHP. Er will schon diese Informationsrunde und die somit erste Stunde abschliessen, als ihm noch etwas Wichtiges einfällt: „Ich möchte euch ausserdem darauf hinweisen, dass ihr auch freiwillige Essays schreiben könnt. Bevor ihr fragt, sie können euch helfen, wenn ihr mal eine nach oben oder unten rundbare Note schreibt. Gebt ihr gute Essays ab wird die Note nach oben gerundet. Wenn allerdings mehr schlechte Arbeiten dabei sind wird die Note abgerundet. Bei neutralen Bewertungen oder wenn ihr keine Essays abgebt, werde ich über die Note aufgrund eurer Mitarbeit während des Kurses entscheiden.“ Mit einem Kontrollblick auf die Uhr entlässt Yugi seine Studenten in die erste 5 Minuten Pause. Natürlich könnte er die Pausen auch ausfallen lassen, aber das ist seiner Meinung nach kontraproduktiv. Ausserdem kann er nun die Nachricht lesen, die er vor einer halben Stunde über Whatsapp von Anzu bekommen hat. Nach der Pause beginnt er mit dem ersten Thema -Das antike Griechenland. Kurz vor 12 Uhr beendet Yugi seinen Unterricht. „Also Leute, das war’s für heute. Wenn ihr noch Fragen habt könnt ihr mich gern jetzt vor der Mittagspause fragen. Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Tag und wir sehen uns dann am Mittwochnachmittag in alter Frische wieder.“ Kaum hat er zu Ende gesprochen wird der Unterricht auch offiziell vom Läuten der Glocke beendet. Doch anders als zu Schulzeiten springen die jungen Studenten nicht hoch oder rennen ausgelassen aus dem Raum. Stattdessen packen sorgfältig ihre Unterlagen zusammen und verlassen ruhig und sich leise unterhaltend den Saal. Da scheinen sich wohl schon ein paar Freundschaften anzubahnen. Am Ende ist nur noch Atemu im Raum. Gedankenverloren packt er seine Sachen zusammen. Diese beiden letzten Stunden haben ihn überrascht. Dieser kleine Kerl mit dem weissen Kurzarmhemd und der langweiligen blauen Stoffhose hat wohl doch Ahnung von Geschichte und irgendwie hat er ihn mit seiner ruhigen Art beeindruckt. Allerdings wäre er nicht Atemu Sibuna, wenn er sich deswegen anders verhalten würde. Weshalb er den Professor während des gesamten Unterrichts mit einem abschätzigen, arroganten Blick angesehen hat. Der muss nun auf ihn warten, da er hinter ihm die Tür absperren muss. Ihn jetzt absichtlich ignorierend schliesst Atemu seine Tasche und geht, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, zielstrebig aber stolz zur Tür. Doch als er an seinem jungen Professor vorbeigeht, stockt er kurz, sieht ihn aber nicht an. „Sorry.“ Dann geht er weiter. So als wäre dieser kurze Moment nicht gewesen. Was er sich nur Sekunden später auch wünscht. Was war denn das? Das geht ja mal gar nicht! Zum Glück hat er dieses verdammte Wort fast lautlos gesagt. Vielleicht hat es dieser Möchtegernprofessor gar nicht gehört. Immerhin war er ja gerade durch das Schliessen seiner Tasche abgelenkt gewesen. Doch seine Hoffnung wird nicht erfüllt. Yugi sieht ihn nämlich mit einem überraschten Blick hinterher. Hat er dieses gemurmelte ‚Sorry’ gerade wirklich gehört? Hat er sich diesen Moment nur eingebildet? Interpretiert er gerade zu viel in dieses eine Wort oder wollte sich der unmögliche, arrogante Kerl etwa gerade bei ihm für sein Verhalten entschuldigen? Wie auch immer, er hat jetzt erst mal Hunger und nach der Mittagspause muss er dann bei Professorin Sato in Physik den Unterricht verfolgen. Immerhin muss er heute da nicht auch unterrichten, sondern kann sich entspannt zurücklehnen und weiter lernen wie er einen guten Physikunterricht gestalten kann. Nur wo soll er nun seine Mittagspause verbringen? In der Mensa, wo er dank der lockeren Universitätsregeln auch sein Essen selbst von zu Hause mitbringen kann oder doch lieber draussen. Immerhin scheint heute die Sonne und im Schatten der Bäume wäre es auch ganz angenehm. Doch ihm wird die Entscheidung von Professorin Rina Sato abgenommen, die gerade aus einem der Vorlesungsräume tritt und Yugi bemerkt. „Hallo Yugi, schön Sie zu sehen. Wollen Sie zusammen mit mir in die Mensa kommen?“, fragt sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. Sie ist Anfang fünfzig und in ihren langen schwarzen Haaren zeigen sich schon die ersten grauen Strähnen. Doch ihre modische Jeans und die rote Bluse machen sie gleich mindestens 10 Jahre jünger. „Guten Tag, Rina.“, grüsst Yugi sie zurück. Es ist für ihn zwar seltsam sie mit ihrem Vornamen anzusprechen, doch seit sie es ihm letzten Frühling angeboten hat besteht sie auch darauf, dass er sie Rina nennt. „Ich komme gern mit, wenn ich Sie nicht störe.“ Dabei kann er ihr nicht in die Augen sehen. Schüchtert ihn die Professorin mit ihrer Ausstrahlung doch immer noch ein. Dabei ist sie doch so eine freundliche Person. Wenn er unterrichtet wirkt er so ruhig und selbstbewusst, aber kaum ist der Unterricht vorbei, ist davon nichts mehr zu sehen. „Ach Yugi, wenn Sie mich stören würden würde ich nicht fragen. Ausserdem möchte ich wissen, wie Ihre erste Vorlesung als Professor gewesen ist.“ Gemeinsam gehen sie in die schon gut gefüllte Mensa. Zum Glück sind für die Lehrkräfte Tische in einem durch Pflanzen abgetrennten Teil des Raumes reserviert. Da Yugi ja von seinem Grossvater Sugoroku eine Lunchbox bekommen hat muss er sich nicht an der Essensausgabe anstellen und sucht für sich und die Professorin einen ruhig gelegenen Tisch, während Frau Sato sich in die Schlange stellt. Dank des schnellen Personals hinter dem Büfett dauert es auch nicht besonders lange bis sie zurückkommt. Sie wünschen sich nur noch gegenseitig einen guten Appetit, bevor sie schweigend mit dem Essen beginnen. Yugi hat schon am Anfang seines Referendariats gemerkt, dass die Professorin beim Essen lieber schweigt. Was es ihm heute ermöglicht seine Gedanken zu ordnen. „So Yugi, nun erzählen Sie doch mal wie ihr erster Tag so ganz alleine war.“ Neugierig blickt Frau Sato ihn an, während sie das Tablett etwas zur Seite schiebt, damit sie ihre Arme gut auf den Tisch abstützen kann. „Ach, er war eigentlich ganz gut. Die Studenten scheinen motiviert zu sein und ich denke, dass sich der Kurs gut zusammenraufen wird.“ Es stimmt ja auch. Und dass er da einen nervigen, unmöglichen, arroganten jungen Mann in der Klasse hat, muss sie ja nicht gleich wissen. „Das freut mich für Sie, Yugi. Aber jetzt mal ehrlich. Ich habe gehört, dass heute einer Ihrer Studenten etwas schwierig war. Er soll zu spät gekommen sein und war wohl auch ziemlich unverschämt.“ Bei diesen Worten beugt sie sich etwas weiter vor um ihm in die auf den Tisch gesenkten Augen blicken zu können. Dieser Blick macht den junge Mann nervös und er ballt unter dem Tisch die Hände zu Fäusten. Wieso weiss sie das? Der Buschfunk in der Uni scheint inzwischen noch schneller zu sein, als noch vor den Sommerferien. „Naja, da gibt es wirklich diesen schwierigen Studenten. Er ist heute zu spät gekommen und einfach so reingestürmt. Darum habe ich ihn wieder rausgeschickt, damit er anklopft und anständig durch die Tür kommt. Das hat ihn ein wenig verärgert und er hat versucht mich mit seinem Verhalten zu provozieren, aber als ich ihn dann einfach ignoriert habe hat er sich ganz anständig benommen. Ich hoffe, das war so richtig?“ Jetzt blickt er seine Professorin fragend an. Während sich seine Hände unter dem Tisch in den blauen Stoff seiner Hose festkrallen. Nachdenklich lehnt sich die Professorin zurück. „Was soll ich jetzt dazu sagen? Ich denke für den heutigen Tag war es das richtige Vorgehen. Wenn er sich weiter daneben benimmt müssen Sie die Taktik anpassen. Es gibt kein Patentrezept für schwierige Personen. Was bei dem einen wirkt ist für den anderen ganz falsch. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will, Yugi?“ Auch wenn diese Antwort nicht direkt das ist was Yugi gern gehört hätte, erleichtert sie ihn doch. Er hat sich also richtig verhalten und wer weiss, vielleicht wird sich dieser Atemu Sibuna in Zukunft zu benehmen wissen. Er merkt, dass sein Gegenüber immer noch auf eine Antwort von ihm wartet. „Ja, ich verstehe. Danke.“ „Nichts zu danken, Yugi.“ Winkt Frau Sato mit einem Lächeln ab. Mit einem Blick auf die grosse Uhr, die für alle gut sichtbar in der Mitte der Mensa von der Decke hängt, stehen die beiden auf. Es ist zwar noch etwas Zeit von der Mittagspause übrig, doch sie müssen noch im Lehrerzimmer vorbeischauen damit Frau Sato die Unterlagen für den Physikunterricht holen kann. Auf dem Weg dorthin erläutert sie ihm noch den Ablauf für den heutigen Unterricht. Im Lehrerzimmer trifft Yugi fast der Schlag. Die gute Frau Professor hat doch wirklich einen dicken Stapel Unterlagen vorbereitet, den sie mitnehmen müssen. Natürlich muss Yugi alles tragen. Da die Professorin die Angewohnheit hat auf dem Weg zum Vorlesungssaal in Gedanken nochmals den gesamten Ablauf des Unterrichts durchzugehen, schweigen die beiden auf dem Weg zum entsprechenden Raum. Erst als sich alle Studenten hingesetzt haben beginnt Professorin Sato wieder zu sprechen. „Guten Tag. Ich begrüsse Euch zu eurem ersten Semester. Ich bin Professorin Sato und hinter euch sitzt mein Referendar Herr Muto. Er wird uns dieses Jahr während des Unterrichts begleiten und von Zeit zu Zeit auch Vorlesungen selbst übernehmen. Solltet ihr etwas nicht verstehen, dann könnt ihr entweder Herrn Muto oder mich fragen.“ Kurz hält sie inne und lässt ihren Blick einmal durch die Reihen schweifen. „Wenn es keine Fragen gibt beginnen wir mit unserem ersten Thema, der Energetik.“ Die drei Stunden verlaufen ruhig und ohne grosse Zwischenfälle. Nur zweimal muss Yugi Studenten helfen, die bei den gestellten Aufgaben Probleme haben. Müde, aber zufrieden, geht Yugi um 16 Uhr zu seinem kleinen roten Honda Jazz. Es ist nicht gerade sein Traumauto, doch hat es genau die richtige Grösse für die Stadt und hat trotzdem viel Platz für die ganzen Pakete, die sein Grossvater immer für seine Kunden verschickt. Zudem hat der kleine Wagen den Vorteil, dass er etwas höher gebaut ist, so kann Sugoroku besser ein- und aussteigen. Nach einem Abstecher in den Supermarkt parkiert Yugi sein Auto gekonnt in die kleine Parkbucht neben dem Spieleshop. Der Platz ist knapp, aber er kann schon froh sein, dass er hier überhaupt einen festen Parkplatz hat und solange das Auto nicht über Nacht breiter wird, reicht der auch aus. Mit den zwei Einkaufstüten in einer Hand und seiner Tasche über der Schulter, schliesst er die Wohnungstür auf. Gleich darauf hört er ein Miauen auf der anderen Seite. Seine Jungs haben ihn offensichtlich schon gehört. Vorsichtig öffnet er die Tür, damit er erstens keinen von beiden trifft und zweitens, keiner der beiden raus rennen kann. „Grossvater, ich bin wieder da.“ Ruft er in den Flur, dabei weicht er gekonnt den beiden Katern aus, die ihn freudig umkreisen. Kaum hat er die beiden Einkaufstüten auf den Boden gestellt, ist er aber nicht mehr interessant. Sind Jimmy und Scotty doch extrem neugierig und müssen daher alles genauestens untersuchen. So kann er sich in Ruhe die Schuhe ausziehen, während die beiden Jungs ihre Köpfchen in den Einkaufstüten versenken. Es könnte ja was Spannendes drin sein. „Hallo Yugi. Ich bin in der Küche am Abendessen kochen.“ Hört er seinen Grossvater aus der ersten Etage rufen. Mit den beiden Tüten bepackt steigt Yugi die Treppe zur Wohnung hinauf. Unten befinden sich nur der Eingangsbereich und die Garderobe. Die einzigen Türen neben der Haustür führen in einen Lagerraum und in den Spieleladen sowie in die kleine Waschküche. Zusammen mit seiner Eskorte betritt Yugi die geräumige Küche wo sein Grossvater am Tisch sitzt und das Gemüse für eine Reispfanne klein schneidet. „Du hättest gar nicht rufen müssen. Deine Katerchen kennen das Geräusch vom Auto und sind schon runter gerannt, noch bevor du den Motor abgestellt hattest.“ Schmunzelt der alte Mann und lässt zufälligerweise zwei Stücke von der Karotte fallen, die er gerade klein schneidet. Die kleinen Frechdachse lieben Karotten, warum auch immer. So kommt es, dass Yugi in Ruhe seine Einkäufe auspacken kann, während die Jungs sich mit ihrer Beute verziehen, um sie genüsslich zu fressen. „Die beiden werden wohl nie eine Brille brauchen.“ Witzelt Yugi als er sich in einer bequemen Jeans und einem zu weiten schwarzen T-Shirt zu seinem Grossvater an den Tisch setzt, um ihm bei den weiteren Vorbereitungen zu helfen. „Wohl kaum, so scharf wie die auf Karotten sind. Musst du nicht für die Uni arbeiten?“ „Ach das hat Zeit. Morgen habe ich das dritte Semester in Geschichte und das Fünfte für Frau Sato in Physik. Da beide ihre ersten Kurse in diesem Jahr haben gibt es nur Repetitionen vom Vorjahr um das Gelernte nochmals ins Gedächtnis zurückzuholen. Diese Stunden habe ich schon letzte Woche vorbereitet.“ Schweigend schneiden sie weiter das Gemüse. Nur das Geräusch der Messer auf den Schneidbrettern ist zu hören. Es ist aber keine unangenehme Stille. „Ach ja, was ich dich schon länger mal fragen wollte,“ unterbricht Sugoroku die Stille als er die Pfanne auf den Herd stellt. „Ist bei dir und Anzu alles in Ordnung?“ Überrascht hält Yugi beim Tischdecken inne. „Ja, wie kommst du darauf?“ „Naja, ihr habt euch jetzt schon länger nicht mehr gesehen und versteh das jetzt bitte nicht falsch, ich habe mir darum etwas Sorgen gemacht.“ Mit einem Lächeln lehnt sich Yugi an den Tisch und beobachtet seinen Grossvater am Herd, der ihm den Rücken zudreht um in der Pfanne zu rühren. „Du musst dir keine Sorgen machen, Grossvater. Anzu war die letzten beiden Wochen mit ihren Freundinnen in Urlaub. Darum haben wir uns nicht gesehen. Aber wir haben uns regelmässig angerufen und geschrieben.“ Eigentlich wollte Anzu ja heute noch vorbeikommen. Zumindest hatte sie das kurz vor ihrer Heimkehr zu ihm gesagt. Doch hat sie ihm heute per Whatsapp mitgeteilt, dass sie zu müde sei und darum zu Hause bleibt und er auch nicht vorbeikommen soll. Doch das sagt Yugi seinem Grossvater nicht. Nicht, dass er sich wieder unnötig Sorgen macht. Das Essen ist wie immer unglaublich lecker. Und das finden offensichtlich nicht nur Yugi und sein Grossvater. Lässt dieser doch immer wieder aus Versehen etwas auf den Boden fallen. Worüber sich die Kater unter und neben den Tisch freuen. Doch Yugi ignoriert gekonnt das Verhalten von seinem Grossvater. Ist er doch froh, dass ihm Jimmy und Scotty so viel Freude machen und er dank den beiden auch wieder lachen kann. Manchmal fragt er sich aber, ob seine Kater wirklich wissen, dass sie Katzen und keine Hunde sind. Denn welche normale Katze mag schon eine vegetarische Reispfanne und lässt dafür sogar ihr eigenes Abendessen stehen? Nach dem Essen sitzen die beiden Männer gemütlich auf dem Sofa und schauen Nachrichten. Als Sugoroku ihn plötzlich anschaut. „Sag mal Yugi. Wie war eigentlich dein Tag? Du erzählst ja gar nichts.“ „Ach es war eigentlich ganz gut. Nur ein Student hat etwas Ärger gemacht. Erst kam er zu spät reingestürmt und als ich ihn wieder rausgeschickt habe, damit er anständig reinkommt, war er so unverschämt und arrogant. Ich dachte schon, dass das wieder so ein eingebildeter Typ wie Kaiba ist. Denn genau so hat er sich verhalten und erst seine Kleider... so angezogen geht man einfach nicht in die Uni. Doch dann hat er etwas gemacht was ich nicht verstehe. Erst lässt er mich am Ende der Vorlesung warten, weil er sich beim Zusammenpacken so viel Zeit lässt und dann hält er kurz bei mir inne, sieht mich aber nicht an, sondern sagt nur ganz leise ‚Sorry’ und geht dann weiter als wäre nichts gewesen. Und jetzt weiss ich nicht, was ich davon halten soll.“ Yugi hat sich richtig warm geredet und gestikuliert auch aufgeregt mit seinen Händen. Was für Sugoroku ein eindeutiges Zeichen für seine aufgeregte Stimmung ist. „Hmmm... das hört sich nach einem interessanten jungen Mann an.“ Dieser Satz bringt dem alten Mann einen verwirrten Blick seines Enkels ein. Doch der sagt nichts, sondern wartet ab was sein Grossvater noch zu sagen hat. „Ich denke mal, dass der Junge nicht will, dass jemand sieht wie er wirklich ist und sich darum so verhalten hat. Du kennst doch den Spruch: ‚Harte Schale – weicher Kern.’ Ich will jetzt nicht zu viel sagen oder hineininterpretieren. Immerhin hat er nur „Sorry“ gesagt, aber ich kann mir vorstellen, dass er da kurz sein wahres Ich gezeigt hat und sein Verhalten nur dazu dient, andere von sich fernzuhalten. Beobachte ihn doch einfach mal etwas im Unterricht und wer weiss, vielleicht habe ich alter Mann ja ausnahmsweise mal recht?“ Zwinkert ihm Sugoroku schelmisch zu. Nachdenklich nickt Yugi. Wenn sein Grossvater recht hat und das hat er eigentlich immer, dann hat er selbst wohl doch nicht zu viel in die Situation hineininterpretiert. Aber das würde sich sicher noch im Verlauf des Semesters zeigen und wer weiss, vielleicht wird sich dieser Atemu am Mittwoch besser benehmen. Immerhin findet die Vorlesung da erst am Nachmittag statt. Gemeinsam schauen sie noch einen Film bevor sich Yugi mit einem Blick auf die Uhr von seinem Grossvater verabschiedet und ihm eine Gute Nacht wünscht. Er ist nun wirklich müde. In seinem Büro packt er nur noch kurz seine Tasche für den morgigen Tag neu, bevor er sich im Bad für die Nacht fertig macht. Die Kater beobachten das ganze Prozedere ganz genau. Folgen sie ihm doch zumindest am Abend überall hin, sogar ins Bad. Er könnte ja auf wundersame Weise durch das Klo oder durch den Ablauf in der Dusche verschwinden. „Also los! Kommt Jungs, gehen wir schlafen.“ Mit einer auffordernden Geste schickt er die Zwei aus dem Bad, bevor er die Tür hinter sich schliesst. Die beiden kennen den Ablauf schon ganz genau und sind schon durch seine Zimmertür verschwunden, als er sich wieder umdreht. Natürlich liegen sie schon im Bett, als er das Zimmer betritt. Doch netterweise rutschen sie ausnahmsweise ein paar Zentimeter zur Seite, sodass er sich bequem dazulegen kann. Heute sind sie sogar so nett und überlassen ihm ohne grosse Diskussion seine Decke, bevor sie sich an ihn kuscheln und ihn mit ihrem Schnurren in den Schlaf begleiten.     ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   So, das war also Kapitel 2. Ich hoffe es hat euch gefallen und dass nicht zu viele Rechtschreibfehler drin sind. Ich habe nämlich leider keinen Betaleser.   LG mrs_ianto   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)