Another Life von Karo_del_Green ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Leise Stimmen. Gemurmel. Geflüster. Es scheint überall und dennoch seltsam entfernt. Mal ist es nur eine Stimme allein. Sie weint. Sie lacht. Sie flüstert. Sie schwebt in der Dunkelheit und verpufft in einem Moment der Stille, die abgelöst wird von diesem durchdringenden, krachenden Geräusch, welches um mich herum zu explodieren scheint, wie ein Lichtblitz. Ich vernehme, wie Metall auf Metall kracht. Dann Metall auf Stein. Die Geräusche sind überall und so laut, dass ich das Gefühl habe selbst schreien zu müssen um sie übertönen zu können. Doch meine eigene Stimmt ist lautlos. Stumm, was die hallende Geräuschkulisse nur noch verstärkt. Dazu paart sich ein immer stärker werdendes Surren. Es arbeitet sich dröhnend durch meinen Körper und bündelt sich in meinem Kopf. Direkt hinter meiner Stirn. Ich habe sofort einen derartigen Druck in meinem Schädel, dass ich für einen Moment glaube, er würde mir zerspringen. Berstenden Knochen und Schmerz, der mich lähmt. Der metallische Geruch. Daraufhin wird es jedes Mal dunkel und ich falle in ein tiefes schwarzes Nichts, welches mich umfängt, wie eine allesvergessende Decke. Wieder höre ich leise, entfernte Stimmen und ich warte auf das ohrenbetäubende Dröhnen, doch diesmal bleibt es aus. Stattdessen vernehme ich leises stetiges Gerede, welche mit der Zeit näher zu kommen scheint. Deutlicher wird. Klarer. Es wandelt sich zu energischen Worten. Und ich erkenne, dass irgendwas anders ist als die anderen Male zuvor. Dennoch schaffe ich es nicht mich richtig darauf zu konzentrieren und all das zu erfassen. Ich fühle mich benebelt und schwer. Doch ich will es schaffen. Ich muss. Eine der Stimmen ist hell und aufgeregt. Es ist die einer Frau. Die andere ruhig und tief. Sie gehört zu einem Mann. Meine Lider flackern. Ein paar Mal. Nur wenige Millimeter öffnet sich mein Blickfeld. Es sind nur wenige Sekunden. Es ist so schwer. Es ist so anstrengend. Die Schmerzen in meinem Körper werden sofort etwas stärker und ein leises Keuchen perlt über meine Lippen. Die Stimmen verstummen nicht, sondern setzen ihre Unterhaltung unbemerkt fort. Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen und erkenne eine dunkle Silhouette, die vor dem hellen Fleck noch präsenter wirkt, aber nicht klarer. Ich wende mich von dem gleißenden Licht ab, weil der Schmerz in meinem Kopf explodiert. Noch immer ist mein Blick ist getrübt als ich zur anderen Seite blicke. Jemand sitzt neben mir. Auch diese Silhouette ist verschwommen und wird nur langsam deutlicher. Ein Mann. Groß. Er trägt weiß. Sein Arm lehnt auf dem Tischchen neben meinem Kopf und er bettete seine Wange in seiner großen Hand. Mein Blick gleitet über seine stoppelige Wange und sein ebenso kurz rasiertes Haupt. Hinter seinem Ohr steckt etwas Weißes. In meinem Hals beginnt es zu kribbeln. „Geduld ist eine Tugend. Du kannst es nicht ändern und mir ist sehr wohl klar, dass es für dich schwer ist", sagt er ruhig und tippt sich mit dem Finger sachte gegen den Wangenknochen. „Wie kannst du das sagen und so ruhig bleiben?", erwidert sie aufgeregt. „Was soll ich sonst sagen? Wir können nichts anderes tun als warten. Du änderst nichts daran, indem du verrücktspielst“, versucht er erneut zu beschwichtigen. Sie stößt einen lauten Ton aus, Schritte folgen und eine Tür schließt sich. Ich höre ein knappes, tiefes Seufzen. Der sitzende Mann schüttelt den Kopf. Dann wandern seine braungrünen Augen zurück zu mir. Sie weiten sich vor Überraschung und sofort richtet er sich auf. „Hey...“ Er lächelt. Einfühlsam und warm. Ich öffne meinen Mund, doch kein Laut dringt hervor. Ich starre ihn einfach nur an. Als er sich über mich beugt, greift er in die Tasche seines weißen Hemdes. „Schau mich bitte weiter an!“ Ein gleißendes Licht wandert von meinem linken zum rechten Auge. Ich zucke zusammen und versuche meine Augen zu schließen um mich vor der Helligkeit zu schützen. Ich bin langsam und die gewöhnte, beruhigende Dunkelheit scheint mit einem Mal in weite Ferne gerückt zu sein. „Entschuldige", entschuldigt er sich besorgt und steckt die Lampe zurück in die Tasche, „Verstehst du, was ich sage?“ Ich nicke, spüre aber einen stechenden Schmerz, der sich von meinem Nacken in meinen Rücken ausbreitet. Ebenso wandert er in die Gegenrichtung. Ich würde schreien, doch nur ein gequältes Stöhnen flieht über meine Lippen. „Mach langsam...“ Damit richtet er sich auf und geht zur Tür. Er öffnet sie nur einen Spalt breit. Doch es reicht. „Sam!“, ruft er. Ich wende meinen Blick nicht von ihm ab, folge jeder seiner Bewegungen bis neben ihm eine Frau auftaucht und er nur knapp in meine Richtung nickt. Dann folge ich ihr. Lange, braune Haare fallen über ihre Schulter als sie schnellen Schrittes zu mir ans Bett kommt. Ihre vollen Lippen werden von ihren schmalen Finger bedeckt. Sie trägt einen goldenen Ring und ihre Augen sind tränenfeucht. „Jared! Oh, Gott sei Dank!“ Kühle Fingerspitzen treffen auf meine Wange. Sie beugt sich nach vorn und eine Träne perlt auf mein Gesicht, als sie sich zu mir runter neigt. Ihre Lippen legen sich auf meine. Sie sind warm und trocken. Genauso, wie meine eigenen. Ich starre sie an. „Oh, Jared! Endlich... endlich, du bist aufgewacht“, entflieht ihr zittrig. Sie blickt glucksend zu dem anderen Mann. Ich versuche ihre Worte zu verarbeiten und zu verstehen. Doch der Druck in meinem Kopf wird langsam unerträglich. „Jared“, wiederhole ich mit rauer, leiser Stimme, “Wer... wer bist du?“ Meine Lider werden schwer und ich kann nicht verhindern, dass sie mir langsam wieder zu fallen. Es fühlt sich so viel besser an, wenn sie geschlossen sind. Doch zuvor erkenne ich deutlich, wie sich ihre blauen Augen weiten. Überrascht tauscht sie mit dem jungen Mann einen ungläubigen Blick aus. Der Ausdruck in ihren Gesichtern ist sonderbar und beide bleiben still. Ich falle zurück in meinen herbeigesehnten Schlaf und genieße die Dunkelheit. Mein Name ist Jared Harris. Das sagte man mir jedenfalls. Ich bin 27 Jahre alt, verheiratet und wenn ich in den Spiegel blicke, sehe ich in das Gesicht einer völlig fremden Person. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)