Von grausamen Monstern, Pestdoktoren und ganz normalen Menschen von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 11: Sanji – An Bord der Sankt Freud ------------------------------------------- 11. Sanji – An Bord der Sankt Freud Noch lange stand der junge Koch in mitten dieses ungehobelten Packs, als sie die Thousand Sunny am Horizont verschwinden sahen. Wie die Lichter im Dunkeln immer kleiner und schwacher wurden, bis dieses wundervolle, heimatliche Schiff nicht mehr als ein winziger Schatten am Horizont war. „Willkommen auf der Sankt Freud“, begrüßte Ezra ihn irgendwann offiziell mit einer leicht provozierenden Verbeugung. Dessen Gefolgsleute lachten nur hämisch, oder flüsterten sich untereinander etwas zu. Sanji blieb stumm, versuchte keinen Anflug von Emotion zu zeigen. Denn das hatten sie nicht verdient. Sie sollten nicht sehen, wie er sich ärgerte, dass sie die Strohhüte so einfach überrumpeln konnten. Dass sie seine Freunde so leicht hätten austricksen können, war wahrlich eine Schmach. Keiner von diesen Piraten sollte sehen, wie sehr es ihn störte, dass er nun ihr Gefangener war. Vor allem aber wollte er aber Ezra nicht die Genugtuung bieten, dass dieser es genau richtig gemacht hatte, den Smutje als Geisel auszuwählen. Schließlich, dass wusste Sanji genau, liebte Nami ihn sehr und bestimmt würde sie, wie natürlich auch der Rest der Crew, alles dafür geben, dass sie ihn wieder heil zurückbekamen. Und er selbst würde auch alles tun, dass er zurückkehren konnte – was nicht hieße, dass er nicht noch etwas Unruhe auf diesem Schiff hinterlassen würde. Das hatte sich der Blonde geschworen und er war es Ezra schließlich schuldig. „Wir werden schon dafür sorgen, dass dein Aufenthalt hier so angenehm wie möglich wird. Als ein ehemaliges Lazarettschiff der Marine bieten wir dir Einiges an Komfortmöglichkeiten an. Unter anderem ein eigenes Zimmer – leider ohne Meeresblick.“ „Und das du dir mit ein paar anderen Leuten teilen wirst“, fügte schnell einer von Ezras Gefolgsleuten hinzu. „Es wird dir hier bestimmt gefallen, werter Herr Sanji!“ Der Schwarzhaarige grinste breit, bevor er schnipste. Sofort packten ihn zwei dieser Kerle grob an den Armen und folgten dem Pestdoktor, der voran schritt. „Darf ich jetzt etwa deinen Boss, diesen Bluebeard, kennenlernen?“, fragte Sanji frech und ließ sich von den Männern ziehen. Ersteinmal wollte er schließlich sehen, was da auf ihn warten sollte. Denn etwas neugierig, wie denn ihr neuer Feind aussah, war er schon und jede Information würde sich im Kampf als nützlich erweisen. Besonders interessiert war er, seitdem sie von ihm so viel gehört hatten. Wie schaffte es schließlich ein Mann von Piraten so gefürchtet zu sein und gleichzeitig ließ ihn die Marine frei auf den Meeren gewähren? „Nein“, antwortete Ezra erst knapp, doch, es musste der fragende Blick des Smutjes gewesen sein, dann fügte er noch hinzu: „Ich glaube nicht, dass sich Bluebeard mit jemanden wie dir abgeben will. Zwar jagt er alles, auf was ein offizielles Kopfgeld ausgesetzt ist, doch das heißt nicht, dass er sich gerne mit einfachen Piraten unterhält. Auf ein Gespräch würde unser Kapitän sich erst ab einer Summe von mindestens 500 Millionen Berry einlassen. Und laut meiner Informationen, bist du noch Etwas davon entfernt, nicht?“ Sie durchschritten eine Tür und erreichten einen langen, schmalen Flur, welchen sie durchschritten. Sanji hatte dennoch die alte Tür bemerkt, hinter welcher er kurz das Surren von Fliegen hören konnte und es leicht nach Tod und Verwesung roch. Schluckend fragte er sich, was sich hinter jener verbarg, doch würde er wohl jetzt eine Antwort nicht bekommen. Nachdem sie am Ende des Ganges angekommen hatten und Sanji sich schwor, diese Tür nicht zu vergessen, erreichten sie eine Treppe, die sie hinab führte, in den Rumpf des Schiffes. Hier war es dunkel und der saure Geruch nach uraltem Schweiß, Erbrochenem und mangelnder Luft biss in Sanjis Nase und Augen. Es ließ ihn schwer schlucken. Außerdem war es hier so düster, dass er beinahe nichts sah, denn kein Fenster war an der Wand angebracht. Nur ein paar spärlich befestigte Fackeln verbreiteten einen düsteren, orangefarbenen Schein. Wie man das nur länger als eine Minute aushalten konnte, war dem jungen Mann ein Rätsel. Doch irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass er einige Zeit hier bleiben musste. Ezra zückte einen Bund mit Eisenschlüsseln und führte einen von diesen in das Eisentor am Fuße der Treppe. Knarrend ging das Gitter auf, doch der Pestdoktor verweilte neben der Öffnung. Einer seiner Gefolgsleute eilte stattdessen hindurch, um an einer an der Wand befestigten Glocke zu läuten. „Das ist einst der Schwerkrankentrakt gewesen. Ich würde mich daran gewöhnen, wenn ich du wäre“, erklärte Ezra kurz, doch Sanji hörte nur halbherzig zu. Denn er hatte beobachtet, wie sich durch das Läuten mehrere Gestalten am anderen Ende des Gitters zusammengefunden hatten. Wie während eines Morgenappells standen sie, Seite an Seite nebeneinander, in einer langen Reihe. Wie viele dieser Gestalten es waren, konnte der junge Koch nicht erkennen, doch er schätzte, dass es um die 30 sein mussten. Nach einigen Augenblicken ging Ezra weiter und, wie es wohl für ihn üblich war, begann er wieder eine große Rede zu schwingen: „Guten Abend, meine lieben Gefangenen. Es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal zu dieser späten Stunde wecken ließ. Doch voller Stolz darf ich Ihnen einen neuen Gast in Eurer geschätzten Runde vorstellen. Der ein oder andere wird vielleicht schon einmal etwas von ihm gehört haben. Zumindest von seinem großartigen Kapitän – der einzig wahre Strohhut und zukünftige König der Piraten – Monkey D. Ruffy. Exklusiv für unsere, kleine Gemeinschaft, war es mir möglich gewesen, seinen Koch, Schwarzfuß Sanji in Gefangenschaft zu nehmen. Heißt ihn doch alle mal herzlich willkommen!“ Ein müdes Raunen ging durch die Reihen. Entweder lag es an der späten Stunde oder daran, dass sie wussten wer sein Käpt'n war, doch wirklich begeistert waren sie nicht. Aber Sanji konnte es ihnen nicht verdenken. Er freute sich auch nicht sonderlich, hier zu sein und bleiben zu müssen. Ezra begann zu schmollen. „Freut ihr euch denn nicht? Etwas mehr Enthusiasmus hätte ich schon erwartet. Wie dem auch sei: Ich hoffe, dass ihr ihn gut behandelt. Denn er wird nicht lange in unseren Reihen verweil-“ Mitten im Satz stockte er. Denn in eben jenem Moment war er an einer Lücke in der Aufstellung vorbeigekommen. Irgendjemand schien zu fehlen und das behagte dem Pestdoktor nicht gerade. „Wo ist Patient 666?“, fragte er teils verwundert, teils verärgert und deutete auf den freien Platz zwischen zwei der Insassen. Keiner antwortete. Sie alle starrten nur stur gerade aus, genau die gegenüberliegende Wand an, oder zu ihren Füßen. Einige Schritte ging Ezra noch einmal zurück, wandte sich dann an einen kleinen Mann, dem ein Auge fehlte. „Wo ist Patient 666? Hast du ihn gesehen?“ Der Angesprochenen schüttelte seinen Kopf und ein anderer wurde gefragt. „Nein, Sir!“, antwortete dieser bestimmend. Hin und her ging der Pestdoktor, fragte immer mehr Leute, wo denn dieser besagte Patient 666 denn war. Doch keiner wusste es. Zumindest behaupteten sie dies. „Da ist er!“, rief plötzlich einer von Ezras Gefolgsleuten. Sie hatten begonnen die Zimmer abzusuchen und irgendwie wirkte der Schwarzhaarige sehr erleichtert, als sie dies sagten. Irgendwie beschlich Sanji ihn das Gefühl, dass hinter dem Gesuchten mehr steckte, als man erahnen konnte. Zumindest sagte ihm das der leicht panische Gesichtsausdruck des Pestdoktors und der junge Koch zwang sich, diese Information genau zu merken. Vielleicht würde sie ihm eines Tages nützlich sein. Patient 666, der von zwei Männern aus einer der Zellen geschliffen wurde, war ein Mann mittleren Alters. So wie er roch, nicht rasiert war und seine langen, hellen Haare ihm fettig über das Gesicht hingen, konnte der Smutje erahnen, dass er schon einige Zeit hier gefangen war. Er blickte Ezra genau und provozierend in die Augen, während ein belustigendes, sogar unverschämtes Grinsen seine Lippen zierte. Und doch hatte Sanji erwartet, dass er etwas sagen würde – etwas, was diesem herausfordernden Gesichtsausdruck gleich. Doch er blieb stumm. Selbst als einer dieser Grobiane ihn einen Hieb genau in die Magengrube verpasste. Sogar der junge Koch war etwas zusammengefahren, genau wie manch einer der Gefangenen. Denn sie alle mussten wissen, wie unangenehm sich das anfühlte. „Wenn die Glocke erklingt, wissen doch alle, dass sie sich, in Reih und Glied aufzustellen haben. Auch du, Patient 666. Das macht dann eine Extra-Behandlung und zehn Peitschenhiebe für dich. Und ich denke, dass ich dich im Sondertrakt zum Einzelhaft einkerkern lasse. Da kannst du dir ja überlegen, ob du es noch einmal wagst, meine Befehle nicht zu befolgen. Jetzt schafft ihn mir aus den Augen.“ Das taten sie dann auch und Ezra fuhr sich kurz über das Gesicht, bevor er wieder zu Sanji sah. „Ich hoffe, dass wir dich jetzt nicht verschreckt haben. Das sind nur ein paar keine Vorsichtsmaßnahmen. Nennen wir es einfach ein paar Benimmregeln, an du dich halten solltest, wenn dein Aufenthalt hier so angenehm wie möglich sein soll. Und ich garantiere dir – wenn du dich an alles hältst, dann wird dir auch nichts zustoßen und du kannst heil zu deinen kleinen Freunden zurückkehren. Sofern sie meine kleine Aufgabe erfüllen, versteht sich.“ Gerade wollte sich der Pestdoktor von ihm abwenden, wahrscheinlich um weiter irgendwelche unnötigen Worte zu verlieren, als Sanji die Fragen aussprach, die ihn die ganze Zeit schon so sehr auf der Zunge brannten: „Was sollen sie dir besorgen? Und warum brauchst du Nami so dringend dafür?“ Das zweite Detail wurmte den Smutje am Meisten. Doch gleichzeitig erfüllte es ihn auch mit einer unglaublichen Angst. Schließlich wusste er nicht, auf was die Strohhüte sich da eingelassen hatten. Allen Anschein nach, schließlich wollte Ezra diese Aufgabe nicht selbst bewältigen, schien es sich um etwas sehr Gefährliches handeln. Sanji schluckte. Vielleicht sogar tödlich. Und er war nicht bei seinen Freunden und konnte ihnen auch nicht helfen. Er konnte nicht einmal seine Nami retten, wenn die Situation es verlangte. Etwas verwundert über Sanjis Fragen blinzelte Ezra. Dann schritt er etwas näher an Sanji heran und mit einem Finger deutete er dem jungen Mann an, sich zu ihm zu lehnen. Der Blonde hasste normalerweise solche Spielchen. Aber, da er gerade, mit unzähligen dieser Typen in der Überzahl, gefesselt, auf einem fremden Schiff und weit weg von seinen Freunden war, wollte er einfach einmal mitmachen und so war er dem Pestdoktor ganz Ohr. „Uranos“, flüsterte Ezra einfach, richtete sich dann wieder gänzlich auf und sah ihn erwartungsvoll an. Doch Sanji verstand nicht ganz. Natürlich wusste er, dass es sich dabei um eine der 3 Antiken Waffen handelte. Doch dieser Verrückte hier vor ihm konnte doch wohl kaum verlangen, dass sich seine Crew auf die Suche danach machten. Oder etwa doch? Der Schwarzhaarige seufzte, bevor er erneut mit gedämpfter Stimme zu dem jungen Koch sprach: „Glaub mir – ich habe Informationen, dass diese schöne, heile Welt, wie wir sie kennen nicht mehr lange existieren wird, bei all diesen Kämpfen von Piraten, der Weltregierung, Marine und den Revolutionären. Indem ich Uranos in meine Gewalt bringe, kann ich mir ein paar gute Karten selbst zustecken. Du verstehst schon – die Würfel rollen gerade und ich möchte einfach gut bei der Sache bei rauskommen.“ „Und warum Nami?“, wollte Sanji noch wissen. Gerade in dem Moment pöbelte einer der Gefolgsleute einen der Gefangenen an und diese kleine Störung sah sich der Smutje sicher, dass ihm auch diese Frage beantwortet werden würde. „Es gibt alte Aufzeichnungen“ „Porneglyphen? Deswegen auch Robin?“ „Richtig. Ich habe Informationen darüber, dass nur die besten Navigatoren mit Uranos umgehen können. Und – seien wir jetzt doch einmal ehrlich zu einander– Nami ist eine dieser Navigatoren.“ „Was ist mit dem Navigator diesen Schiffes?“ Ein seltsam verzerrtes Grinsen kam über Ezras Lippen und er legte, wie ein unschuldiges Kind den Kopf schief. „Du siehst – Chica ist nicht mit uns an Bord. Und ihr Talent reicht nicht einmal annähernd an jenes, deiner kleinen Freundin. Irgendwann hätte ich sie sowieso austauschen müssen. Glaub mir: Es wird sich genau gleich anfühlen, zur nächsten Insel zu kommen, als würde sie uns begleiten.“ Sanji, wie auch der Rest der Strohhüte, kannte das gar nicht, dass man von 'Einfachem Austauschen eines Crewmitglieds' sprach. Denn sie waren alle gleich unter der Flagge, auch wenn es ab und an Streitigkeiten gab. Aber mit gutem Gewissen konnte der Smutje sagen, dass sie alle Freunde waren und, was auch immer geschah, immer bleiben würden. Eine letzte Frage wollte Sanji noch loswerden: „Und wir willst du dann diese Waffe handhaben?“ „Das lass mal ganz allein meine Sorge sein“ Beide Männer stellten sich wieder richtig hin und sahen sich an. Warum der Schwarzhaarige ihm das alles erzählt hatte, wusste er nicht genau. Wahrscheinlich eben aus dem Grund, dass er sich überlegen gegenüber Sanji fühlte. 'Sollte er das doch', dachte sich der Blonde. Denn nur so hatte er ein paar ganz wichtige Informationen bekommen. Doch nach all seinen Worten schmerzte auch irgendwie sein Bauch. Stimmte schließlich das, was er sagte? Warum genau würde die Welt nicht mehr existieren? So etwas Ähnliches hatte er bereits auf der Thousand Sunny erwähnt. Es war so beiläufig gewesen, dass wahrscheinlich nur Sanji es bemerkt hatte – zumindest hat keiner seiner Freunde etwas darauf verlauten lassen. „Ich denke, dass es dir hier gefallen wird. Schließlich ist die Gesellschaft wirklich reizend. Das Essen, welches wir dir bieten werden, ist zwar kein 5-Sterne Menü, aber es entspricht immerhin dem Talent unseres Kochs – der junge Herr mit den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften. Du siehst – was die Teufelskräfte angeht, so können wir dir Ähnliches bieten, wie deine Crew. Jetzt gebt ihn die Sachen, welche er die nächsten Tage tragen soll. Ich hoffe doch, dass du deine schicken Designeranzüge nicht vermissen wirst. Doch, damit es keine Streitereien unter meinen Patienten gibt, soll jeder gleich gekleidet sein.“ Einer der Gefolgsleute drückte ihm ein Bündel aus Leinen in die Hand. Etwas angeekelt musste der junge Mann feststellen, dass sie sich bereits getragen anfühlten. „Löst ihm jetzt die Handschellen“ Jemand tat auch das. „Hiermit heiße ich dich nun wirklich herzlich willkommen - An Bord der Sankt Freud! Bei jeglichen Problemen oder Anregungen stehen wir dir gerne zur Verfügung!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)