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Drei Tage

und ein Frühstück
von

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Kessel, Fenster und Wärme

Bei Merlin!

Ihr war der Fuchsbau stets gemütlich vorgekommen, aber an diesem Morgen fühlte sie sich so ausgelaugt, als hätte sie ganze Nächte in der Schulbibliothek verbracht und säße nun mit Augenringen am Tisch, die so dick waren wie ihre buschigen Locken.

Seufzend rührte Hermine ihren heißen Kakao um, dann klopfte sie den Löffel am Rand der Tasse ab und legte ihn neben dem unberührten Teller ab. Der Lärm um sie herum war kaum zu ertragen, aber sie konnte Fred und George kaum stumm hexen. Dass sich die Zwillinge ausgerechnet heute links und rechts von ihr platziert hatten, um sich kauend und schnatternd über ihren Kopf hinweg zu unterhalten, war schon schlimm genug. Aber sie zu verärgern? Nein, am Ende fand sie nur drei Tage vor der Hochzeit einen ihrer Scherze im Bett vor. Den beiden war es doch zuzutrauen, ihr neben einem Sumpf noch eine Horde Moskitos überzuhelfen! Oder einen ungarischen Hornschwanz, den sie angeblich von Charlie hätten, sodass sich der Zorn von Mrs. Weasley besser aufteilen konnte.

Während die junge Hexe ihre Stirn in Falten legte, huschte ihr Blick über die mit Seifenlauge frisch polierte Holzplatte des Tisches, bis sie an einer Ecke des Raumes hängen blieb. Noch vor wenigen Stunden hatte sich dort auf den Kesseln ein dichtes Geflecht aus Spinnennetzen ausgebreitet, das sogar Aragogs Brut neidisch gemacht hätte. Inzwischen waren weder die eingestaubten, angerosteten Utensilien zu entdecken, noch die Schuhe, die sich sonst in trautem Chaos die Stufen teilten. Sogar Mr. Weasley hatte irritiert die Veränderung zur Kenntnis genommen, als er in seinem Schlafanzug kurz nach Sonnenaufgang die Treppe hinabgekommen war. Kein Stolpern? Kein hastiges Schwingen des Zauberstabs, den man im Ärmel trug, um die garstigen Dinger beiseite trippeln und trappeln zu lassen?

Nein, natürlich nicht.

Sie nahm ihre Aufgaben sehr ernst, auch wenn Mrs. Weasley sich in diesen Tagen im Verteilen selbst übertraf. Ron hatte sogar die Hühner einfangen müssen, aber nachdem ihm die erste Hälfte gackernd und kreischend entwischt war, hatte ihm sein "Wingardium Leviosa" auch nur stiebende Federn eingebracht. Dass er, Harry und sie ständig voneinander getrennt wurden, um ihnen die Mauschelei zu erschweren, war ihrer Laune jedoch einerlei. Die Müdigkeit in ihren Knochen hatte nichts mit anderen Gryffindors zu tun.

"Hermine, willst du das noch essen? Denn falls nicht", grinste George, während er seine Gabel bereits im Anschlag hielt, "wird es mir gehören. Du bist doch bestimmt auf einer dieser Muggel-Ditäten!"

"Diät", verbesserte sie murmelnd.

"Was?"

"Es heißt Diät, George."

"Diät?" Der Weasley zog eine gewichtige Miene, als sei er auf einmal der Zaubereiminister, der im Tagespropheten die erste Seite ergattert hätte. "Verstehe, verstehe."

"Unter Hexen auch als Quatsch bekannt", ergänzte Fred.

"Aber nicht solch ein Quatsch wie das berühmte Fellytone." Aufmüpfig sah George zu Ron, doch der starrte auf sein Spiegelei mit Tomaten, als wäre er spontan taub geworden. Dummerweise qualifizierte er sich damit auch nur für die nächste Runde Schabernack, die mit klapperndem Geschirr und einem heiteren Lachen begann, bevor die erste Tasse heldenhaft von roten Funken getroffen wurde. Mrs. Weasleys empörtes "Nicht an diesem Tisch, kurz vor der Hochzeit eures Bruders!" kam erst im dritten Anlauf zur Geltung, doch bis dahin hatten sich Rons Ohren längst verfärbt und die saubere Tischplatte zeigte stolz eine Ansammlung von frisch verschütteten Krümeln.

Hermine rang sich ein Lächeln ab. Es war wie immer, laut und belebt und ein klein wenig chaotisch, doch nicht einmal Harrys Auftauchen änderte etwas an ihrem Entschluss. Während sich der Junge, der überlebt hatte, mit abstehender Haarseite und Brille auf der Nase für das Verschlafen entschuldigte - auch wenn niemand verstand, wie man bei dem Radau überhaupt die Augen zulassen konnte -, schob Hermine ihren Stuhl zurück.

Das leise Knarzen ließ im Stimmengewirr zwar George aufmerken, doch der bekam dafür augenblicklich von der Seite her einen Löffel auf die Finger geschmissen. "Au! Mom, wofür war das?"

"Ich war noch nicht fertig, George Weasley! Wirst du den Kopf gefälligst nicht wegdrehen?", herrschte sie ihn an, bevor ihr Verhalten von dem eines Grindelohs zu einem zarten, liebenswürdigen Einhorn wechselte. Dann begann sie ihre Hände zu kneten, als sei ihr jetzt erst bewusst geworden, dass sie diese zu Fäusten geballt hatte. So konnte sie kaum ihren Gast ansprechen. Sie hatte doch Manieren! "Hermine, Schätzchen, ist dir nicht gut? Du hast gar nichts gegessen."

Einige der Tischgespräche verstummten, doch das laute und unpassende Lachen Mr. Weasleys zog erst nach, als ihm seine Frau unter dem Tisch einen Tritt gab. "Hermine?", tarnte sie sich ehrlich besorgt.

"Später", behauptete die Hexe, und Hermine war froh darum, dass es keinen Zauber gab, der verraten konnte, wie klamm ihre Fingerspitzen erschienen. Sie schienen fast an der Tischplatte kleben bleiben zu wollen, doch sie brachte es nicht über sich, alles mit einem Lächeln zu entschärfen. Am liebsten wäre sie mit Flohpulver im nächsten Kamin untergetaucht, doch da musste sie jetzt durch. Allerdings ohne die Wahrheit, die ihr wie Blei im Magen saß. "Ich beeile mich, aber es ist wirklich wichtig. Ich ... ich habe vergessen eine Posteule zu schicken."

"Eine Posteule?" Mrs. Weasley sah sie an wie Rita Skeeter, die jeden faulen Braten roch und bereits ihre flotte Schreibfeder zücken wollte, um sie im nächsten Artikel ins Verderben zu fantasieren.

"Wow", nuschelte Ron brötchenkauend. "Du bist also doch kein wandelnder Gripsschärfungstrank und kannst wie jeder andere Gryffindor etwas vergessen? Was ist es?"

"Ron", flüsterte Harry unter einer dunklen Vorahnung. "Ron, bitte-"

"Ha, ich hab's! Ich wette, dir ist ein Gast für Bills Hochzeit entfallen. Du bist die Liste mit Fleur ja nur etwa zweihundertachtundfünfzig Mal durchgegangen, aber wenn sie davon Wind kriegt, wird sie mit Flüchen um sich schmeißen, dass sich nicht einmal mehr die Gnome in Moms Garten trauen. "

Hermines Lippen klappten auf, aber ehe sie das aussprach, was ihr zuerst in den Sinn kam, wurde ihre Stimme zu einem grimmigen Knurren. Dass der Rotschopf nicht verstand, weshalb der Zug um ihre Mundwinkel steinhart wurde, erwartete sie ohnehin nicht. Aber sogar Harry ahnte, dass ihr nicht der Sinn nach albernen Fragespielen stand und der hatte das halbe Frühstück verschlafen! Argh! Das Fettnäpfchen war so groß und unsichtbar, dass sie Mollys jüngsten Sohn am liebsten darin ertränkt hätte: "Vielen Dank für dein Vertrauen, Ronald Weasley. Aber ich kann dich trösten, außer Viktor Krum kommt mir niemand in den Sinn, der noch fehlt. Falls mich jemand sucht, ich bin bei Fleur!"

Unter wehendem Umhang machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte die Stufen hinauf. Die Weasleys tauschten verwirrte Blicke, Ron wurde mit Blicken von seiner Mutter filetiert und George neigte sich flüsternd zu seinem Zwilling.

"Was hat die Posteule mit Fleur zu tun?"

"Eine französische Spezialität vielleicht?"

"Und sowas Schräges heiratet in unsere Familie ein?"
 

× × ×
 

Unwirsch schnaufte Hermine, während sie die abgeschrammte Holzklinke hinunterdrückte und Ron in Gedanken eine Doppelstunde Nachsitzen bei Severus Snape an den Hals hexte, die er dank des Zeitumkehrers über Tage wieder und wieder durchleben musste. Warum konnte er nicht einmal sensibler sein? War denn das so schwer? Sie war müde, fühlte sich scheußlich und konnte Kritik an dem einzigen Bereich, der ihr gerade nicht unter den Händen explodierte, einfach nicht vertragen. Nur weil sie stets geordnet und kontrolliert wirkte, bedeutet das nicht, dass sie es auch war.

Für wie alt hielt man sie im Fuchsbau denn? Dreißig? Siebzig statt siebzehn? Dachte man, sie wäre bereits eine Kopie ihrer resoluten Hauslehrerin, Frau Professor McGonagalls? Doch wohl kaum.

Selbstverständlich war sie auch nicht zu Fleur gegangen, sondern hatte sich unter scharfen, langen Schritten bis zu ihrem Zimmer vorgekämpft. Dass die Dielen nicht wie früher knarrten und ein Meer aus bunten Staubflocken bei jedem Schritt emporflog, tröstete sie dabei kein bisschen. Wenigstens besaß die Tür noch den Anstand leise in den Angeln zu quietschen, denn hier hatte sie sich alle Flüche und Hexereien gespart, um alles makellos aussehen zu lassen. Es war ohnehin unwahrscheinlich, dass sich einer der Hochzeitsgäste ausgerechnet in dem abgelegenen Zimmer aufhalten wollten, das sich Ginny und sie teilten.

Nun ja. Immerhin war die jüngere Gryffindor noch unten am Tisch.

Hermine hatte genau gesehen, dass ihr Harry die Hand auf die Schulter gelegt hatte, um wenigstens ihr den unübersehbaren Fauxpas zu ersparen. Auf Harry war in heiklen Situationen immer Verlass, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie ihm gegenüber auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnen würde, was eigentlich los war. Oh nein! Ohne einen Imperius-Fluch hatten ihre Lippen nämlich keinen Grund zu plaudern!

Mürrisch kräuselte Hermine die Nase, als die Tür wieder zufiel, dann atmete sie durch und schritt direkt zum Fenster, um zu lüften. Vielleicht half ihr das beim nachdenken! Die Butzenscheiben und Bretter der Bank darunter waren an den Stellen zerkratzt, an denen die Familieneule der Weasleys, Errol, gewöhnlich mit Holz und Glas kollidierte, doch deshalb gefror ihre Bewegung nicht mitten im Armheben.

Bei Merlin!

Hatte sie denn Irrlichter im Kopf? War sie ein halbblinder, behäbiger Troll, der alles erst viel zu spät begriff? Ungläubig drehte sie ihren Kopf zur Seite, um auf der penibel glattgezogenen rot-gelbkarierten Tagesdecke eine schmale Silhouette auszumachen, die sie bis eben übersehen hatte. Dabei war die junge Hexe aus Beauxbatons alles - aber ein Mauerblümchen, das mit den Schatten verschmolz, ganz bestimmt nicht. In ihrem Blut floss das Erbe einer Veela und Hermine hatte genug Bücher darüber gelesen, um zu wissen, dass einfach alles davon zutraf. Aber wozu lesen? Sie hatte Augen im Kopf. Allein das blonde Haar war von einem Seidenschimmer erfüllt, welche jede Muggel-Haarshampoowerbung erbärmlich aussehen ließ.

"Fleur", zwang sie sich dann zu sagen, während ihre Hand an dem Fensterhebel zu nesteln begann, bis er knackend gehorchte und sie einen Grund hatte, woanders hinzusehen. "Ich dachte, du wartest mit Bill auf deine Eltern."

"Non."

"Ist er vorgegangen?" Hermine kannte die Antwort auf diese Frage, aber ihr wollte einfach nichts Besseres einfallen. Die Luft, die durch das Fenster strömte, schien sogar noch stickiger als die, welche sich hinter dem Kloß in ihrem Hals auftürmte.

Erstaunlicherweise zog Fleur es vor, nur den Kopf zu schütteln. "Ich fürchte", zwitscherte sie, "dass ich ... wie sagt man in England? ... zu alt bin für diese' Spiel." Eine Pause, bevor sie entschuldigend lächelte. "Dieses Spiel. Pardon! Du weichst'e mir aus, ma belle."

Eine einfache, schlichte Feststellung. Hermine wurde es nicht müde zu bemerken, dass sich französisch aus Fleurs Mund anhörte, als würde sie jeden Buchstaben perlen lassen wollen. Am Anfang hatte sie der hohe Klang verrückt gemacht, weil alles erstaunt oder pikiert klang, doch im letzten Sommer hatte sie begriffen, dass ein Fluch nicht harmloser wurde, weil die Hexe dahinter bezaubernd klang.

Und wie Fleur geschimpft hatte! Die Zwillinge hatten sogar Reißaus genommen, während sie ihnen barfuß durch die Gärten gefolgt war, um ihr mit Schneckenschleim ruiniertes Sommerkleid zu rächen. Die Ausrede, soetwas wäre doch netter als Froschschenkel am Rüschenbund, hatte die beiden einen ganzen Tag heiser krächzen und quaken lassen.

Hermine wünschte sich, dass sie der mit Zweigen im Haar zurückkehrenden Veela-Hexe damals kein Kichern geschenkt hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen und Fleurs stolzes Funkeln hätte nicht dafür gesorgt, dass sie ihr anbot, die Mähne mit einem kleinen Zauber wieder zu glätten.

"Hermine?"

"Ich war nur in Gedanken", wehrte sie ab. "Aber ich wüsste ohnehin nicht, was du meinst. Warum sollte ich dir ausweichen?" Die Frage war doch eher: Warum funktionierte es nicht? Das hier war doch keiner ihrer zerlesenen Muggelromane, in denen die Prinzessin ihren Prinzen vom Schimmel stieß und auf dem Weg zum Happy End den Rückwärtsgang einlegte. Sie benahm sich kindisch.

Nein, sie taten es alle beide!

"Du 'ast Ronald", -Fleur sprach es aus wie Renault-, "geschickt, um mir diese' blaue Band zu geben." Die gekreppte Seide hing anklagend zwischen ihren frisch gefeilten, taubefarben lackierten Nägeln, aber Hermine war froh, dass sie es wenigstens nicht vor die Füße geworfen bekam.

"Es ist ein Hochzeitsbrauch unter ... unter meinesgleichen.", entschuldigte sie sich kläglich.

"Du willst sagen: Nicht unter Veelas, non?"

"Unter Muggeln, Fleur."

"Das macht es nicht besser, ma belle. Du ziehst eine' Graben mit diesem Vergleich, der tiefer ist als deine Versuche, mich zu meiden. Es war doch alles gut, non? Ich hatte mir das alles-", ihre Hand und das Band flatterten feenhaft durch die Lüfte, "-ganz anders vorgestellt. Du wolltest meine petit Schwester als Trauzeugin vertreten, erinnerst du dich? Sie hatte diese furchtbare Erkältung! Die Einladungskarten, Errrrol ... es war perfekt. Was ist geschehen?"

"Du."

Fleurs Pupillen weiteten sich, als sei sie nicht sicher, ob sie das richtig verstanden hätte. Dann wanderte ihre Hand wieder hinab und bettete sich auf den Schoß der Chiffonseide, die ganz anders war als Hermines Morgenmantel über Bluse und zerknittertem Faltenrock und Söckchen.

Sie hatten schon immer anders ausgesehen: Die eine mühsam zurecht gebürstet, die andere mit einem Haaraufschütteln fast makellos. Die Jüngere in Büchern versinkend, die ältere sie sprachlos machend. Und doch hatten sie sich unterhalten. Erst wortkarg und verkrampft, Monate später lachend bei einem Croissant, aus dem die Butter so dick tropfte, dass sich sogar die unantastbare Fleur über die Fingerspitzen hatte lecken müssen.

Hermine atmete tief ein. "Es ist alles deine Schuld. Du heiratest in drei Tagen und lässt alles in deinem Leben leicht aussehen. Du siehst Bill an und er ist verliebt. Ich schreibe Viktor einen Brief und erkläre ihm, dass er sich in meiner Nähe gar nicht benebelt fühlen könnte, weil ich ihm dafür schon einen Amortentia unterjubeln müsste."

"Du 'ast-?"

"Darum geht es doch gar nicht", seufzte Hermine. "Aber ich weiß, was mir fehlt, wenn ich dich beobachte. Du bist perfekt, Fleur."

"Non", trällerte die Hexe mit roten Wangen, die vor Freude am Widerspruch nur so glühten. "Du stellste deine Licht unter die Scheffel! Eine Gryffindor ist mutig und entschlossen, nicht neidisch. Ich bin auch nicht impeccable, perfekt! Ich habe unausstehliches Temperament und ohne meinen Zauberstab kann ich nicht einmal Wäsche zusammenlegen. Ich stehe zu früh auf und ich jammere vor jede' Prüfung, als sei ein Troll mit Keule neben 'ir. Hermine", setzte Fleur ernster nach und drückte sich aus der rot-gelbkarierten Tagesdecke hoch, um eilig zu der Jüngeren zu treten und mit ihren eigenen, kühlen Fingerspitzen nach den Händen zu greifen, "sieh dich mit anderen Augen. Innere Schönheit zählt, ma belle. Und diese Locken ..."

Fleur fuhr mit ihren Blicken hindurch, als könne sie nur dadurch die dunkle Mähne anerkennend in die Höhe heben und die Erinnerung daran wachrufen, wie sie, Hermine und Ginny vor wenigen Tagen die ersten Frisuren für die Hochzeit gezaubert hatten. Gretchenzöpfe, gestecktes Haar, offen oder seidig. Fleur hatte mit Nadeln und Accessoires gewirbelt, dass jeder Dementor vor Furcht vor ihrem Elan und Glück in Askaban eingemauert geblieben wäre.

"Ich meinte etwas anderes, als ich von perfekt sprach", hauchte Hermine matt, die sich weder mutig, noch schön vorkam. Viel eher idiotisch und das war nun wirklich kein Wort, das sie gerne auf sich bezog. Der flüchtige Duft nach Vanille und Veilchen, der sich beim nächsten Atemzug in ihre Nase stahl, machte es auch nicht besser. Sie versuchte sich auf die hellen Möbel oder Ginnys herumliegendes Tagebuch zu konzentrieren, doch nicht einmal die Roben lenkten sie ab. Es war doch zum Verrücktwerden! "Lass mich bitte los. Wir können uns später unterhalten, im Garten, mit deiner Familie. Ich ... ich habe eine Posteule zu schicken."

"Non", gab Fleur pikiert zurück." Ich bin 'ier und ich gehe nirgendwohin."

"Du musst", knirschte Hermine mit den Zähnen, ehe sie angriffslustig das Kinn reckte. Ihr Gemüt war strapaziert genug! "Deine Hochzeit ist in drei Tagen vorbei und ich habe keine Zeit dafür, mich vorher um etwas Anderes als meine Aufgaben zu kümmern!" Energisch machte sie sich frei und trat einen Schritt zurück, doch der Platz zwischen ihnen füllte mehr als eine Armeslänge. Es waren Welten und kein Buch konnte ihr erklären, wieso sie Fleurs verletzter Gesichtsausdruck überhaupt schmerzte. Als hätte sie ihr eine Ohrfeige verpasst. Aber solche Lebensweisheiten standen wahrscheinlich nur in der Verbotenen Abteilung der Schulbibliothek: Eine hätte sie dabei besonders interessiert. Die, warum ihr Herz ihr bis zum Halse schlug. Lag es an den Erdbeeren, die sie im letzten Sommer geteilt hatten? An der Flasche Feuerwhiskey und Fleurs verruchtem Raunen an ihrem Ohr, das sie sturzbetrunken davon hatte reden lassen, sie irgendwann an sich zu ziehen? An der Gästeliste, die ein Eselsohr besaß, seit eine Frauenhand darüber gerutscht war, um die Balance zu halten und später erschrocken vorzugeben, es sei gar nichts geschehen?

Bitte nicht.

Es war schon absurd genug, dass Ron und Harry ihr glaubten, zweihundertachtundfünfzig Mal etwas zu kontrollieren. Weder Fleur, noch sie waren dafür perfektionistisch oder vergesslich genug.

Unangenehm berührt, versuchte Hermine den Blick auf den Holzboden zu lenken, auf dem der Glanz des Morgenlichts flirrte, aber sie kam auf ihrer Flucht nach vorn nur zwei Meter weit bis zur Tür. Dann machten ihr sieben geflüsterte Worte alles zu nichte.

"Und was ist mit uns, ma belle?"

"Du heiratest", schluckte Hermine.

"Non. Ich laufe vor dir weg, aber ... ich sollte es nicht. Wir müssen reden. Du, ich. Heute Abend. Ich 'ole dich ab. Nur diese eine Chance, ehe es uns mehr als einander kostet, ma belle. Ich traf nie eine' Frau wie dich. Du bist wie eine Kessel, die mich wärmt. Hier." Behutsam klopfte Fleur mit den Fingerspitzen auf ihre Brust, hinter der ihr Herz schlug, dann begann sie zu lächeln. "Es ist verrückt, non?"

"Ja ... das ist es, Fleur. Aber es ist eine Chance." Und sie wusste nicht, ob sie sich um Bills und Viktors Willen wünschen sollte, dass die Hoffnung Wurzeln, statt Flügel bekam.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ihr habt euch gut unterhalten gefühlt. Das war meine erste Girlslove-Geschichte überhaupt.
Bis bald, Jaq!

Aus drei Paketen (45 Möglichkeiten) sollte man sich ein Prompt auswählen. Ich habe diese neun angedeutet oder ausführlicher untergebracht:

× Schreib etwas darüber, wie Charakter A Charakter B ein Geschenk macht. (Blaues Band)
× Schreib h/c (hurt/comfort) über Charakter A und B. (Zweite Szene)
× Schreib etwas darüber, wie Charakter A versucht Charakter B zu beruhigen. (Zweite Szene, Fleur)
× Schreib etwas darüber, wie Charakter A Charakter B erzählt, wie sie sich fühlt. (Zweite Szene, Hermine)
× Schreib etwas darüber, wie die beiden Charaktere etwas feiern. (Hochzeit)
× "Für sowas bin ich eindeutig zu alt." (Fleur)
× "Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt." (Fleur)
× "Ich bin hier und ich geh nirgendwohin." (Fleur)
× "Du, ich. Heute Abend. Ich hole dich ab." (Fleur) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  G-Saite
2018-03-29T16:25:13+00:00 29.03.2018 18:25
Zu diesem Pairing hatte ich davor nie etwas gelesen. Wahrscheinlich wäre es mir selbst nicht in den Sinn gekommen. Jedenfalls hat mir der Aufbau als One Shot vor der geplanten Hochzeit gut gefallen. Schön auch, dass Bill und Viktor erwähnt wurden, damit kann man sich die Geschichte gut innerhalb der bekannten Handlung vorstellen.
Da mir Dein Schreibstil gefällt, bedauere ich lediglich, dass hier schon Schluss ist.
Von:  CharleyQueens
2017-07-24T12:24:25+00:00 24.07.2017 14:24
Ich mag das Pairing wirklich sehr und es freut mich, da eine FF zu den beiden zu entdecken. *.*
Hermine fand ich wirklich sehr IC dargestellt, aber auch Fleur fand ich wirklich toll, gerade ihre Art immer wieder ins Französische zu fallen, und auch die anderen Charaktere wie die Zwillinge, Harry oder Ron waren glaubhaft dargestellt. Der OS war flüssig zu lesen und es hat wirklich Spaß gemacht, deine Fanfic zu lesen.
Gratuliere zum Yual!
Gruß, Queenie
Von: abgemeldet
2016-04-08T20:07:06+00:00 08.04.2016 22:07
Ich war eingang ps extrem skeptisch, ob das funktionieren kann, allerdings habe ich nach dem ersten Blick auf die Aufmachung schon weniger Zweifel beseßen. Cover und Charakterbeschreibungen sind maßgeschneidert und als Gimmick alle Kreaturen etc. dort erklärt aufgelistet zu sehen, war als Auffrischung sehr nett. Im Text selbst beweist du eine stilsichere, rechtschreibkonforme Herangehensweise, d.h. sowohl Erzählzeit, als auch Interpunktion sind stimmig. Die zeitliche Einordnung kam bereits durch den Kapiteltitel durch, wurde innerhalb auch noch einmal aufgegriffen (Fleurs Elternankunft z.B.).
In der ersten Szene war die Übersichtlichkeit gegeben und es hat Spaß bereitet das schrumpfende Chaos und das Tischchaos zu verfolgen. Auch eine leicht genervte Hermine nahm ich dir ab, wobei der Grund erst im Dunkeln blieb. War wie eine Schnitzeljagd (gut, man konnte es sich denken, um das Couple ins Rollen zu brinben, aber trotzdem gut gemacht)! Rons Fettnapf tat mir fast leid. Armer Kerl, aber Harry hatte selten das Glück ihn auszubremsen. ;)
In der zweiten Szene war ich froh, daß Hermine nicht zum Dummchen verkam, Gewißensbiße und Fluchtideen da waren. Die Beschreibungen empfand ich als stark und zugeschnitten. Fleurs vereinzeltes Französisch wurde im Kontext sofort erklärt und ihr Non zog sich als roter Faden ohne auf die Nerven zu gehen. Ihr Hintergrund wurde nur schwach beleuchtet, aber da kam es peu á peu zum Gesamtbild. Gefühlt würde mich das alles weiter interessieren ... aus Bills Sicht. Da das Ende offen bleibt, erschien es mir glaubwürdig und nicht übers Knie gebrochen.
Crackpairing, aber lesbar und nachvollziehbar!

Cheers, Reik (KomMissionHelfer)


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