Leave Time For Love von Aphrodi ================================================================================ Umi no Hi - Marine Day (2) -------------------------- Sakuma mochte ihn nicht.   Er konnte sich nicht einmal erklären warum, aber von Beginn an war da diese Antipathie seinerseits, die Otomura nicht wett machen konnte. Dabei war der gar kein Fiesling und völlig anders als Fudou. Trotzdem störte sich Sakuma daran, wie er mit Kidou interagierte. Sehr sogar.   Im Gegensatz zu Fudou provozierte Otomura nicht, wenn er mit Kidou sprach. Sein Gesicht war freundlich genauso wie seine Stimme. Er war nett. Er war ruhig. Und er lächelte sogar ehrlich, wenn er Sakuma mit seinem Blick fixierte. Keines dieser höhnischen Grinsen, die er von Fudou gewohnt war. Und trotzdem konnte Sakuma den Kerl nicht ausstehen und hegte ihm gegenüber ähnliche Gefühle wie die, die er für Fudou gerade noch so übrig hatte.   Was hatten die beiden eigentlich so viel zu bereden? Er hatte Kidou noch nie ein einziges Wort über diesen Kerl sagen hören und jetzt war er plötzlich wichtiger als seine Freunde? Dass er immer wieder solche Anfälle hatte, in denen er seine alten Kameraden links liegen ließ, war Sakuma ja bewusst – eigentlich war er darüber hinweg und wusste mittlerweile damit umzugehen -, aber dieser Kerl machte alles anders.   Ganz besonders bedrohte er den Ausflug, auf den Sakuma sich schon gefreut hatte. Nur Kidou, er und Genda. Tsunami war okay, denn so wie er ihn kannte, beschäftigte sich der Surfer sowieso lieber mit seinen Wellen, zu denen er sich längst ins Meer gestürzt hatte, als dauerhaft bei ihnen zu hocken. Und er war außerdem niemand, der Kidou so beschlagnahmen würde.   Otomura tat das und zwang Sakuma dazu, wortlos bei ihnen zu hocken. Viel verstand er von dem Gespräch allerdings nicht, obwohl er genau neben ihnen saß. Irgendwas über den Rhythmus, Takte, seltsame Rechnungen die aus dem Nichts zu kommen schienen, aber Kidou wusste genau, wovon der andere sprach. Es war frustrierend.   Wo Sakuma schon dem Gesprächsverlauf nicht folgen konnte, hatte er wenigstens Zeit sie beim Sprechen zu beobachten. Kidou wirkte nicht verändert. Sein Gesicht war so nichtssagend wie immer – was sicher auch an den Goggles lag, die seine Augen verdeckten –, aber er wirkte sehr interessiert an dem Inhalt ihres Gesprächs. Otomura sah freundlich aus, hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt und seine von langen, dunklen Wimpern umrahmten Augen suchten immer wieder Kidous Blick.   Hätte Sakuma nicht mit eigenen Ohren gehört, über was für abstruse Dinge sie gerade sprachen, müsste er wohl glauben, dass sie flirteten. Und obwohl er es ja besser wusste, brodelte die Eifersucht in ihm. Kurz vernahm er, dass Genda aus dem Wasser zurück kam, sah dann aber doch wieder zu Otomura. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Im nächsten Moment spürte er etwas kaltes zwischen Brust und Schulter und konnte zusehen, wie glasklares Wasser zwischen seinen Brustmuskeln runterfloss und eine glänzende Spur sich bis zu seinem Hosenbund hinunter zog. Entgeistert sah er nach oben zu Genda, aus dessen Handflächen noch die letzten Wasserreste heruntertropften.   „Nun sei nicht beleidigt“, begann Genda und lächelte sanft. Er setzte sich so nass wie er war einfach in den Sand, der es sich nicht nehmen ließ, gleich an seiner Badeshorts und seinen Beinen zu kleben. „Du hast gesagt, du bräuchtest dringend eine Abkühlung und trotzdem warst du noch nicht einmal im Meer baden seitdem wir angekommen sind. Also wollte ich das Meer zu dir bringen.“   Dem viel zu liebevollen Lächeln konnte Sakuma gar nicht lange böse sein und so seufzte er nur, als sich seine Gesichtsmuskeln wieder entspannten.   „Ich weiß, aber-“   „Kein Aber. Entweder du stehst jetzt freiwillig auf und kommst mit ins Wasser oder ich muss dich ganz peinlich tragen.“   „Ist ja gut, du musst mich nicht bedrohen“, merkte Sakuma ergebend an und stand auf, warf dabei aber noch einen Blick zu Kidou und Otomura. „Kommt ihr mit? Eine Runde Wasserball macht mit mehr Leuten einfach mehr Spaß.“   „Geht ihr ruhig, ich bleib hier und passe auf unsere Sachen auf“, entgegnete Otomura und sah nicht einmal so aus, als würde er großartig darum trauern, dass er ganz alleine auf ihrem Platz bleiben würde. Sakuma vermutete, dass es an den Kopfhörern lag, die mit Sicherheit nicht wasserfest waren. Und aus Gründen, die er nicht kannte, hatte Otomura diese rosa Dinger nämlich noch nicht einmal abgenommen – auch nicht bei dem fragwürdigen Geplauder eben.   „Gut, dann bis gleich“, verabschiedete sich Kidou von seinem alten Bekannten und stand ebenfalls auf, was Sakuma ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Er war wirklich froh seinen Freund jetzt endlich mal für sich zu haben und wenn es nur für eine halbe Stunde war. Mit dem Wasserball bewaffnet ging er voran und hatte von jetzt auf gleich eine wunderbare Stimmung, die ihn zufrieden vor sich hin pfeifen ließ. Freudig drehte er den Ball in seinen Händen und begab sich in das erfrischend kühle Nass, watete tiefer hinein, bis zum Bauchnabel.   Schmunzelnd warf er den Wasserball in die Luft und schlug ihn mit der Handfläche zu seinen Freunden. Aus dem erst noch anständig verhaltenen Hin und Her wurde ziemlich schnell ein hitziger Wettkampf, bei dem die Schläge härter und die Zuspiele schwerer zu bekommen waren. Keiner wollte den Ball auf die Wasseroberfläche aufkommen lassen. Sakuma war immer öfter gezwungen nach den fiesen Zuspielen zu hechten, um sie noch irgendwie mit der Hand zu erreichen und so war er längst von Kopf bis Fuß nass. Die Haare hingen ihm strähnig herunter und tropften kühl auf seinen Rücken. Genda sah auch nicht besser aus. Nur Kidou war entweder besser im Wasserballspielen als sie oder hatte streng darauf geachtet, nicht nass zu werden. Seine Dreadlocks und seine Goggles blieben bislang jedenfalls trocken.   „Sieht aus, als wären wir kein Match für Kidou“, stellte Sakuma amüsiert fest und fing den nächsten zugespielten Pass mit den Händen auf. „Er ist definitiv noch zu trocken.“   „Sehe ich auch so.“   Genda und Sakuma grinsten unheilvoll, aber nicht bösartig, als sie sich Kidou näherten. Dieser konnte in dem hohen Wasser leider nicht so schnell entkommen, wie er wollte. Seine Bewegungen wurden schwer und träge, obwohl er sich so schnell bewegte wie immer – richtig vorwärts kam er nicht und schon hatte sich Genda auf ihn gestürzt und ihn mit unter die Wasseroberfläche gerissen.   Amüsiert lachte Sakuma auf und feierte das Bild vor sich. Auch Kidous bedröppelter Blick, als er wieder auftauchte, war köstlich und bremste sein Lachen nicht. Gendas Antlitz setzte noch einen drauf. Er hatte den Pony komplett wie einen tropfenden Schleier vor den Augen hängen und sah aus wie ein Löwe, den man ins Wasser geschmissen hatte.   Hätte er mal nicht zu so laut gelacht.   „Oh nein, nicht ich! Lasst mich!“, sagte Sakuma panisch. Als er bemerkte, dass ihn unheilvolle Augen anvisiert hatten, war er viel zu nah dran. Er konnte gar nicht mehr fliehen und war schnell zum nächsten Opfer geworden. Plötzlich befand auch er sich unter Wasser. Dieses Mal lachten die anderen Beiden.   Es entwickelte sich eine Wasserschlacht – jeder gegen jeden. Wer Glück hatte und nicht runtergerissen wurde, bekam eine Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt. Sakuma wurde offenbar geschont, da er seit dem einen Mal nie direkt angegriffen wurde, doch sich immer wieder mit dem Gesicht schützend wegzudrehen, machte ihn schnell zu einem einfachen Angriffsziel. Die Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen gehörten Genda, musste er feststellen. Die Augen zusammengekniffen wartete er förmlich darauf jeden Moment unter Wasser gedrückt zu werden.   Doch erst einmal geschah nichts.   Ungläubig – er konnte sein Glück kaum fassen und traute dem Ganzen noch nicht so richtig – öffnet Sakuma die Augen und blinzelte. Er hatte sogar aufgehört zu zappeln, so verdutzt war er. Den Kopf ein Stück weit gedreht sah er zu Genda hoch, konnte aber sein Gesicht nur ungenau aus dem Augenwinkel erkennen.   „Worauf wartest du?“   „Du bist mir noch nicht trocken genug. Lohnt sich doch gar nicht, wenn du klitschnass bist.“   „Sehr witzig. Du hast nicht nur 'ne Mähne wie ein Löwe, offenbar verwandelst du dich auch langsam in einen. Man spielt nicht mit seinem Essen, das weißt du doch.“   „Ich hatte auch gar nicht vor, dich zu fressen – noch nicht“, merkte Genda an, die Stimme dunkler und einen Deut rauer als es Sakuma gewohnt war. Ehrlich gesagt hatte er seinen Freund so noch nie gehört. Irritiert stutzte er. Dass sie immer noch so im Wasser standen – er in den muskulösen Armen von Genda – realisierte Sakuma noch gar nicht.   „Vielleicht gehst du lieber wieder raus. Klingt so, als hättest du dir was eingefangen“, stellte er fest. Es gab tatsächlich Leute, die sich im Sommer eine Grippe zulegten und mit einem Kratzen im Hals fing alles an.   „Aber wer taucht dich dann unter, wenn ich jetzt gehe?“   „Du kannst ja Kidou-“, begann Sakuma, brach den Satz dann aber ab als er feststellte, dass Kidou gar nicht mehr da war. Es machte sich eine Unruhe in ihm breit, die dazu führte, dass suchende Augen den Strand abscannten, bis sie ihn fanden – er war längst wieder auf ihrem Platz, genau wie Tsunami. Sakuma griff die fremden Arme vor seinem Bauch und zog an ihnen. Die stumme Aufforderung kam an. Genda ließ ihn los und sah ihn mit einem leicht verunglückten Lächeln an, das irgendwie hilflos wirkte.   „Wir sollten auch zurück“, war alles, was Sakuma noch zu sagen hatte, bevor er sich selbst auf den Weg aus dem Wasser machte, den Ball dabei mit sich nehmend.   Genda bevorzugte es allerdings noch etwas zu Schwimmen und folgte ihm nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)