The Wolves among us von UrrSharrador ("Die Werwölfe erwachen. Sie wählen ihr heutiges Opfer ... Die Werwölfe schlafen wieder ein." [Video-Opening online]) ================================================================================ Kapitel 31: Das Trugbild der Sphinx ----------------------------------- ~ 31 ~ Wie bitte – was?“, entfuhr es Kiba. „Shikamaru … was meinst du damit, wie viele Spieler hier mitspielen? Das ist doch klar, wir sind eins, zwei …“ Er zählte rasch die im Kreis Sitzenden durch. „Siebenundzwanzig. Dich nicht mitgerechnet. Und Sphinx als Moderator.“ „Ich glaube aber, dass es in Wahrheit achtundzwanzig sind, mich und Sphinx nicht mitgerechnet.“ Shikamaru ließ den Spielleiter dabei nicht aus den Augen. „Aber … das wäre doch Betrug, oder?“, fragte Naruto, der vergessen hatte, dass er seit seinem Tod schweigen musste. „Es können doch nicht mehr mitspielen, als hier sind?“ „Völlig korrekt“, sagte Sphinx süffisant. „Alle, die mitspielen, befinden sich in dieser Runde.“ Shikamarus Blick wurde schmal. „Wenn du das so sagst, bringst du mich nur noch mehr zu der Überzeugung, dass meine Annahme stimmt. Sphinx, beantworte mir eine Frage ohne Ausflüchte. Die tatsächliche Anzahl der Spieler – es sind mehr, als ich hier sehen kann, oder?“ Sphinx lachte. Keiner der Versammelten wusste, ob sie ihn während eines Spiels schon mal wirklich lachen gehört hatten – meistens grinste oder lächelte er vielsagend. „Du bist gut. Du bist wirklich gut, Shikamaru. Wenn du die Frage so stellst, führt wohl kein Weg daran vorbei. Vollkommen richtig.“ Mehr sagte er nicht. Shikamaru spürte die fragenden Blicke der anderen und sagte: „Ist euch aufgefallen, dass Sphinx uns nicht gleich von Anfang an gesagt hat, wie viele Spieler dabei sind? Erst am Ende des zweiten Tages hat er uns überhaupt erst gesagt, welche Karten im Spiel sind.“ „Aber kann man daraus nicht schließen, wie viele Spieler es gibt?“, murmelte Ino. „Nein. Die Anzahl der Vampire und Werwölfe hat Sphinx geheim gehalten. Außerdem gibt es eine unbestimmte Anzahl an Freimaurern.“ „Und trotzdem hast du die richtige Anzahl für alle herausgefunden“, stellte Sphinx fest. „Du hast das Spiel verfolgt und bist zu dem Schluss gekommen, dass es achtundzwanzig Spieler geben muss. Ich applaudiere dir.“ „Du hast uns doch angelogen!“, brauste Naruto auf. Sphinx‘ Lächeln dünnte aus. „Nicht doch. Erinnert ihr euch nicht mehr? Ich hatte versprochen, das Spiel so trickreich und hart wie möglich zu machen. Seht es als keine Verschleierungstaktik, um Shikamarus Gehirnwindungen herauszufordern.“ „Ich begreife das immer noch nicht“, murmelte Kiba fassungslos. „Wie kann es mehr Spieler geben, als wir hier sehen?“ Shikamaru seufzte. „Ich will das eigentlich nicht enthüllen. Ich denke nämlich, dass es mich nichts angeht. Aber ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig, um euch hier rauszuhauen.“ Sein Blick wanderte durch die Reihen seiner Freunde und blieb schließlich an einer Person hängen. „Tut mir leid, Tenten.“ „Schon okay“, murmelte das Mädchen, das während der ganzen Zeit immer blasser um die Nase geworden war. „Aber ich … will es selbst sagen, ja?“   Shikamaru hastete die Teppen des Altbaus hoch. Völlig außer Atem hämmerte er gegen die Tür. „Kiba! Ich bin’s!“ Sein Freund öffnete die Tür. Er sah furchtbar aus; noch verwilderter als sonst. Hinata war ebenfalls hier. Sie saß auf der Couch und blickte ihn über einer dampfenden Tasse Tee an. Er glaubte sich zu erinnern, dass Kiba ihr angeboten hatte, eine Weile bei ihm zu wohnen. In der Wohnung, in der sie erst kürzlich mit Naruto zusammengezogen war, würde sie vor Kummer zerfließen. „Du schlägst mir ja fast die Tür ein“, stellte Kiba heiser fest. „Was ist so Wichtiges passiert, dass du es mir am Telefon nicht sagen willst?“ Shikamaru drängte sich an ihm vorbei und schloss die Tür, als könnte sie hier jemand belauschen. „Ino ist also nicht bei euch?“ „Sollte sie?“ Shikamaru zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich hab versucht, sie zu erreichen, aber ohne Erfolg. Ich habe gehofft, sie wäre vielleicht hergekommen.“ „Denkt ihr, es ist ihr was passiert?“, murmelte Hinata ängstlich. „Passiert?“, wiederholte Kiba schrill. Er roch nach Alkohol. „Seit wir aus diesem beschissenen Hotel draußen sind, bin ich überzeugt, dass uns nie wieder irgendwas passieren wird! Wenn es so etwas wie Karma gibt, dann werden wir hundert Jahre alt! Also, Shikamaru, was wolltest du uns jetzt sagen?“ Schluckend sah er die beiden an. „Ich weiß es jetzt. Die Wahrheit.“ „Alter, was redest du da überhaupt?“ Kiba schüttelte den Kopf und bugsierte ihn zur Couch. „Setz dich mal. Willst du auch einen Tee haben? Oder lieber was Stärkeres?“ „Der Kommissar aus dem Krankenhaus war bei mir.“ „Und?“ „Er hat mir etwas über die … Obduktionsergebnisse gesagt.“ „Darf er das überhaupt?“ Kiba runzelte die Stirn. Hinata hörte aufmerksam zu. „Was weiß ich.“ Shikamaru nahm die Tasse von seinem Freund entgegen, nur um sie vor sich auf dem Couchtisch abzustellen. „Aber dabei ist herausgekommen, dass …“ „Stopp!“ Kiba unterbrach ihn. „Ich will’s gar nicht wissen, danke. Ist doch schlimm genug, das Ganze, oder?“ „Hör mir zu“, sagte Shikamaru. „Das ändert alles, verstehst du?“ Kiba sah ihn nur finster an, dann seufzte er und bedeutete ihm fortzufahren. „Also, was hat dir dein Kommissar gesteckt?“ Shikamaru senkte die Stimme. „Er hat mir gesagt, dass Tenten schwanger war.“   Die Schweigepflicht hielt dieser Verkündigung nicht stand. „Du bist schwanger, Tenten?“, rief Sakura. „Warum hast du uns das nicht gesagt?“, platzte Naruto heraus, als müsste er so etwas unbedingt als Erstes wissen. „Herzlichen Glückwunsch, Tenten!“, sagte Lee eifrig. Deidara gackerte los, als er offenbar verstand, worauf das hinauslief. „Das ist jetzt kein Scherz, oder? Stimmt es wirklich?“, hakte Sakura nach. Tenten nickte nur, während das Stimmengewirr lauter wurde. Sphinx sah ihnen mit einer Art gelangweiltem Wohlwollen dabei zu, wie sie ihre Überraschung kundtaten. Von allen war Neji am erschrockensten. Sein Gesicht war leichenblass, als er kaum hörbar fragte: „Und wer … ist der Vater?“ Tenten starrte ihn mit glühenden Wangen an. „Was fragst du denn so blöd?“, fauchte sie, und er zuckte zusammen. „Neji? Es ist Neji?“ Narutos Miene hellte sich auf. „Herzlichen Glückwunsch, Kumpel!“ Kiba, der neben Neji saß, verpasste ihm einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Nein, das …“, versuchte Neji abzuwehren. „Das war nicht geplant, wisst ihr, das …“ „Ja“, meinte Tenten gedehnt, „geplant war es wirklich nicht.“ „Hast du es deswegen verheimlicht?“, fragte Sakura. Tenten sah zur Decke und knetete ihre Finger. „Ich hab nach dem … richtigen Zeitpunkt gesucht, es ihm zu sagen.“ Sie sprach Neji nicht direkt an. „Hier drin kam es mir … falsch vor, wenn ihr versteht.“ „Kann ich nachvollziehen“, meinte Temari. „Aber – wartet mal, wenn du … in welchem Monat bist du denn?“, fragte Naruto. „Sei nicht so neugierig“, zischte ihm Sakura zu. „Ich meine ja nur … Wie lange läuft da schon was zwischen euch? Ich hab überhaupt nichts mitgekriegt!“ „Du würdest es ja nicht mal mitkriegen, wenn sie vor deinen Augen rumknutschen würden“, meinte Sasuke trocken. „Hey!“ „Ganz so überraschend kommt es nicht“, glättete Ino die Wogen. „Also, dass sie einander mögen, meine ich.“ „Ich frage mich nur …“ Neji fixierte Sphinx mit schmalen Augen. Erst sah es aus, als wollte er das Thema wechseln, doch dann fragte er: „Wie kommt es, dass er davon weiß, und ich nicht?“ „Ich hab’s ihm bestimmt nicht verraten“, murmelte Tenten unglücklich. „Es war einfach“, sagte Sphinx. „Einfacher, als euch alle herzubekommen. Ich habe schließlich im Vorhinein alles über euch in Erfahrung gebracht. Unsere Tenten hier hat sich einem Gynäkologen anvertraut, der ein nicht ganz perfekt gesichertes Computersystem besitzt. Ich habe nicht lange gebraucht, um an ihre Patientendaten zu kommen. Ich hatte auf ein solches Geheimnis gehofft – eine Trumpfkarte ist in einem Spiel doch immer gut, nicht wahr? Und Tenten hatte die Ehre, meine Schimäre zu sein, mein Trugbild. Bleib sitzen, wir sind noch nicht fertig.“ Doch Neji hörte nicht auf ihn. Er war aufgestanden und zu Tenten gegangen, hockte sich neben sie und drückte ihre Hand. Sie begegnete seinem Blick leidvoll. „Tut mir leid, dass ich’s dir nicht gesagt habe. Es wäre … Ich meine, ich wollte es nicht unnötig kompliziert machen, weißt du? Und es war auch ein Schock … Das hätte nicht passieren dürfen …“ „Aber es ist passiert.“ Neji nahm sie fest in den Arm. „Und es macht gar nichts. Ich freue mich, Tenten. Unser Kind soll … Ich sorge dafür, dass es uns dreien an nichts fehlt.“ Sie lächelte leise und drückte ihn an sich. „Mir wird gleich schlecht von so viel Gesäusel“, ätzte Sakon. Gratulationsrufe kamen nun von allen Seiten. Kakashi, der neben Tenten saß, stand auf. „Ich denke, niemand hat etwas dagegen, wenn wir das junge Paar nebeneinander sitzen lassen, oder, Spielleiter?“ Sphinx machte nur eine wegwerfende Handbewegung, und die anderen rückten auf, damit sich Neji auf Kakashis Platz setzen konnte. Er ließ Tentens Hand immer noch nicht los. Sphinx hüstelte schließlich vernehmlich und lächelte. „Dann wollen wir mal sehen, ob wir das junge Glück überhaupt in die Freiheit entlassen können. Shikamaru, fang an. Zuerst möchte ich wissen, wie du dahinter gekommen bist, dass es Tenten war.“ Shikamaru trat nun in die Mitte des Kreises, und es wurde wieder still in der Runde. Dann sagte er: „Ich wusste, dass es Werwölfe, Vampire und Freimaurer von unbestimmter Zahl gibt. Die Anzahl der Werwölfe war leicht zu erraten – dazu komme ich gleich. Die Freimaurer würde ich auf drei schätzen – ich habe sie ausfindig gemacht anhand der Art, wie sie füreinander abgestimmt haben. Vor allem zu Beginn des Spiels gab es viele Lynchversuche. Die Freimaurer haben natürlich immer zusammengehalten, und wenn einer von ihnen gestorben ist, haben wir erfahren, dass er unschuldig war. Die Vampire waren tückischer. Ich habe erst angenommen, dass jetzt noch zwei von ihnen am Leben sind. Aber dann hätten andere Figuren früher sterben müssen. Kurz, das Bild, das ich mir von den einzelnen Rollen gemacht habe, hat vorn und hinten nicht zusammengepasst. Mir fehlte ganz klar eine Seherin – die echte Seherin. Ich konnte mir nur vorstellen, dass sie schon früh im Spiel gestorben ist. Und dann das Liebespaar – ich habe alle Doppelmorde noch einmal in Gedanken durchgespielt. Kakashi und Toto. Asuma, Neji, Kurenai. Tayuya und Shino. Und schließlich Tenten und Kankurou. Wenn ich bei einem der ersten fünf Liebeskummer als Todesursache annehme, fehlt mir im Endeffekt wieder eine Figur. Ich werde gleich sagen, was ich damit meine. Und Shino war zum Zeitpunkt seines Todes einer von zwei Werwölfen. Wäre er in Tayuya verliebt gewesen, hätte er verhindert, dass sie als Opfer gewählt wird. Meine Theorie ergibt nur Sinn, wenn jetzt, am achten Tag, noch ein Vampir, die Zaubermeisterin, ein Freimaurer und der Verfluchte am Leben sind. Auf den Freimaurer bin ich, wie gesagt, durch die Abstimmergebnisse gekommen, und da bin ich mir zu achtzig Prozent sicher. Der Verfluchte ist nicht zu einem Werwolf geworden, weil sonst ein Toter weniger sein müsste. Einen Vampir muss es noch geben, sonst wäre das Spiel längst zu Ende. Und die Zaubermeisterin bleibt laut meinen Berechnungen auch noch übrig.“ Er sah, wie ihm die anderen fragende bis zweifelnde Blicke zuwarfen, und meinte: „Es ist ein wenig wie Sudoku-Lösen. Manchmal muss man eine Zahl irgendwo einsetzen und schauen, wie der Rest damit zusammenpasst. Ich habe dasselbe getan. Von allen Konstellationen macht diese hier am meisten Sinn, auch wenn eine Annahme die nächste bedingt.“ „Aber selbst die wahrscheinlichste Konstellation war dir nicht gut genug?“, fragte Sphinx. „Genau. Seherin und Liebespaar, das fehlte mir. Da kam mir dann der Gedanke, dass du irgendeinen Trick versuchst. Ein achtundzwanzigster Spieler, der da ist, aber auch wieder nicht. Ein wenig darüber nachgedacht, und man kommt dahinter.“ „Du hast einfach ein Ungeborenes mitspielen lassen“, sagte Temari fassungslos. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll …“ Sphinx grinste sie an. „Was habt ihr denn? Es hat sich beim Lynchen jedes Mal seiner Stimme enthalten, das ist wahr. Andererseits wurde es auch nie zum Lynchen vorgeschlagen. Ist das nicht die perfekte Rolle?“ „Zu perfekt“, sagte Shikamaru. „Du konntest diese Scharade nämlich nicht ewig aufrechterhalten. Spätestens am Ende wäre es merkwürdig geworden. Also hast du das Kind mit der Mutter verbunden. Sie beide waren das Liebespaar. Wenn die Mutter ausscheidet, scheidet auch das Kind aus. Nur so konntest du es noch zu einem ordentlichen Spiel hinbiegen. Und das Kind musste eine passive Fähigkeit besitzen. Darum hast du die Karten dieses Mal auch selbst ausgeteilt. Das war nämlich dein wahrer Trick: zwei Fähigkeiten an eine Person zu binden, mit anderen Worten, an Tenten. Das sollte uns verwirren, und das hat es auch.“ Er atmete tief durch. Seine Kehle fühlte sich bereits jetzt trocken an wie Schmirgelpapier, dabei hatte er erst begonnen. „Letzten Endes hast du dich selbst verraten, Sphinx. Oder eher, ich bin durch dein Verhalten darauf gekommen, dass es Tenten war. Schließlich durftest du nicht lügen. Das hat einmal eine merkwürdige Reaktion deinerseits hervorgelockt.“ Sphinx überschlug die Beine. „Ich höre.“ „Am Ende des zweiten Tages hat Asuma dich gebeten, die Rollen vorzulesen. Da hast du dann zugegeben, dass es noch zwanzig Überlebende gibt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Zahl bereits mit den hier Sitzenden übereingestimmt. Das heißt, Mutter und Kind mussten vorher ausgeschieden sein. Diejenigen, die nach dem zweiten Tag tot waren, waren Itachi, Hidan, Kidoumaru, Sakura, Kimimaro, Tenten und Kankurou. Die Einzigen, die also infrage kommen, sind Sakura und Tenten. Tenten ist am zweiten Tag gestorben, eindeutig durch einen Vampirbiss. Anders kann man knapp vor dem Lynchen nicht sterben. Kankurou ist zwar gleichzeitig tot gemeldet worden, aber er war ja ein Vampir. Die anderen Vampire hätten ihn kaum getötet. Als du Tentens Tod verkündet hast, ist mir dein merkwürdiges Gebaren aufgefallen.“ „Was für ein Gebaren?“, fragte Kiba dazwischen. „Er hat doch nur ganz normal die Tode verkündet, oder?“ Shikamaru schüttelte den Kopf. „Mir ist der Wortlaut seltsam vorgekommen, deswegen habe ich ihn mir gemerkt. Als Sphinx Sakuras Tod verkündet hat, hat er etwas in der Art gesagt, dass sie das Opfer der heutigen Nacht ist. Genauso, wie er es immer tut. Aber als Tenten und Kankurou nach den Nominierungen gestorben sind … da hat er es sich einfach gemacht und gesagt, dass das Dorf bemerkt, dass es noch nicht alle Leichen gefunden hat.“ Shikamaru versuchte, in Sphinx‘ Miene zu lesen, aber es war aussichtslos. „Du hast nie spezifiziert, dass es zwei Leichen sind. Dann hast du uns darauf hingewiesen, dass die Reihenfolge, in der du die Toten verkündest, keine Rolle spielt, und zuerst Kankurou genannt. Kankurou, du bist tot, hast du gesagt. Erinnert sich noch jemand, was er zu Tenten gesagt hat?“ Shikamaru sah erwartungsvoll in die Runde, aber sie blickten nur verwirrt drein. Einzig Sakura kratzte ihre Wange und meinte: „Stimmt, irgendwas war da …“ „Lebensfaden“, sagte Sasuke plötzlich. „Er hat etwas von einem Lebensfaden gesagt.“ „Nicht ein Lebensfaden“, korrigierte ihn Shikamaru. „Sphinx hat mit zwei Fingern auf Tenten gedeutet. Ich schätze, um ihr klarzumachen, dass auch ihr Kind ausgeschieden ist. Dann hat er mit der Hand eine Scherenbewegung gemacht, wie um diesen Hinweis vor uns zu verschleiern, und gesagt: Schnipp-Schnipp, heute werden ja eine ganze Menge Lebensfäden durchgeschnitten.“ „Ich bin erstaunt, dass du dich daran erinnerst“, meinte Sphinx amüsiert. „Verdammter IQ“, hörte Shikamaru Kiba flüstern. „Rein vom Wortlaut her könnte man meinen, dass du Tentens und Kankurous Lebensfäden meintest, zwei an der Zahl. Tenten hat dann auch noch nachgefragt, ob du sie beide meinst, und du hast gesagt: Ja, ihr seid beide tot. Oder so ähnlich. Ihr beide. Niemand außer Tenten und dir wusste, dass du damit nicht Tenten und Kankurou, sondern Tenten und ihr ungeborenes Kind meintest! Und Tenten musste von da an schweigen. Schlau eingefädelt, das muss ich dir lassen. Und ich nehme dich noch mal beim Wort. Als du verkündet hast, wer von den Toten Vampir oder Werwolf war, hast du gesagt: Unter den letzten Opfern war nur Kankurou ein Bösewicht. Mit anderen Worten, die anderen Toten waren unschuldig – und wie viele diese anderen sind, die Frage hast du wieder geschickt umgangen.“ Shikamaru atmete tief durch und sehnte sich plötzlich nach einem Sitzplatz. „Ich glaube dir, dass du als Spielleiter nie gelogen hast. Deshalb hast du es so gespreizt formuliert. Deine Worte bilden ein Schlupfloch, durch das du einen zusätzlichen Spieler einführen und wieder verschwinden lassen konntest. Tenten war die Seherin. Ihr Kind war der Vampirjäger. Das ist eine passive Rolle. Während der Jäger selbst bestimmen muss, wen er mit in den Tod reißt, erschießt der Vampirjäger einfach den Vampir, der am nächsten zu seiner Rechten sitzt. Perfekt für einen Spieler, der gar nicht weiß, dass er mitspielt! Und so“, sagte Shikamaru, „habe ich für jeden eine Rolle gefunden und das Sudoku gelöst.“ „Beeindruckend. Wirklich beeindruckend.“ Sphinx lachte heiser. „Also dann. Wollen wir mal sehen, ob du es auch richtig gelöst hast – und ich akzeptiere nur die richtige Lösung, klar? Keine halbgebackene, die irgendwie Sinn ergeben könnte.“ „Sag mir, wo ich anfangen soll, und ich fange an“, erwiderte Shikamaru grimmig. Nachdem Sphinx so weit gegangen war und Tentens und Nejis Baby, von dem bis dato niemand gewusst hatte, mit in diese Sache gezogen hatte, fühlte er nun plötzlich Kampfeslaune. Er warf einen Blick in die Runde und erkannte seine Gefühle in den Augen der anderen wieder. Sie wollten Sphinx fallen sehen. 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