Der Zauberer von orz von Psychopath ================================================================================ Kapitel 5: Das Schloss ---------------------- Hizumi wachte auf, weil ihn Schnurrhaare kitzelten. Er öffnete die Augen und sah eine rosafarbene Nase direkt an seinem Gesicht. Als wäre er nicht Schuld am Aufwecken, schlich Mia einfach weiter, ohne Hizumi noch eines weiteren Blickes zu würdigen und schnüffelte stattdessen an Karyus Gesicht. So wurde einer nach dem anderen geweckt, noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war. Von einer Katze geweckt zu werden, war nicht die schlechteste Art. Man sollte meinen, dass es stört oder man der Katze dafür böse wäre, aber immer, wenn Hizumi an diese kleine Nase dachte, kicherte er in sich hinein. Sie gingen immer weiter, aßen und tranken ab und zu, machten kleine Pausen, um sich auszuruhen und gingen dann wieder los. Dass sich von dem einen Weg keine weiteren abspalteten, bemerkte Hizumi erst, als ihn die Landschaft zu langweilen begann. Sie gingen an allen möglichen Arten von Feldern und Wiesen vorbei, doch nirgends war eine Stadt oder ein Dorf zu sehen, wo es mal Abwechslung gegeben hätte. Sie hatten sich zum Ziel gemacht, den bösen Zauberer zu suchen und ihre Verluste einzufordern. Das klang wie ein Abenteuer, stellte sich jedoch als langer Fußmarsch heraus. In der letzten Stunde hatte er sich ausschließlich mit Karyu unterhalten. Tsuzuku sprach mit Mia und Toshiya ging strammen Schrittes vor ihnen ohne ein Wort zu sagen. „Meinst du, er weiß, wo wir den Zauberer finden?“, frage Karyu und deutete auf Toshiya. „Zumindest erweckt er den Anschein.“, antwortete Hizumi. Dann rief er Karyus Frage nach vorne und erhielt ein „Kein Schimmer. Irgendwo muss dieser Weg doch hinführen.“ Das war nicht gerade ermutigend und nach einer Weile waren alle Gespräche beendet. Die Mittagshitze hatte ihnen zugesetzt, die Anstrengung trug nicht gerade zur Erheiterung bei und die Tatsache, dass nicht einmal der Mann an der Spitze wusste, wohin sie eigentlich gehen mussten, hatte ihnen allen aufs Gemüt geschlagen. Hizumi versuchte angestrengt herauszufinden, wie er diese Hürde seines Geistes überwinden sollte, als Karyu ihn am Ärmel zupfte und dann auf die Wiese zu seiner rechten zeigte. „Ist das ein Krater?“ Hizumi schaute in die Richtung, in die Karyu zeigte, und konnte in gar nicht so weiter Entfernung etwas sehen, dass tatsächlich wie ein Krater aussah. Auch die anderen hatten ihren Blick dort hin gelenkt und nach kurzer Beratung verließen sie den Weg, um nachzusehen, was bzw. ob sich dort etwas befand. Sie kamen an den Rand eines gewaltigen Trichters, in dessen Mitte ein Schloss stand. Tsuzuku lachte auf: „Kein Wunder, dass niemand den Zauberer je zu Gesicht bekommen hat, wenn er in diesem Loch wohnt.“ Nichts erinnerte an ein typisches Schloss: Es war verhältnismäßig klein, hatte bloß einen kümmerlichen Turm, keinen Burggraben, keine Mauer drum herum, kein großes Tor und es brannte nirgends Licht. Es sah verlassen aus. Wer auch immer dem Zauberer Schaden zufügen wollte, musste bloß an die Tür klopfen. Karyu grübelte und murmelte: „Das kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann es nicht einordnen.“ „Na dann mal los!“, rief Toshiya und kletterte eine Leiter herunter, die den ganzen Weg nach unten führte und in einiger Entfernung vor dem Schloss endete. Einer nach dem anderen kletterte hinunter. Je weiter sie kamen, desto dunkler wurde es und desto fühlbarer war die Anstrengung. Unten angekommen, machten sie sich gleich auf den Weg zum Schloss und Hizumis Eindruck, es wäre recht klein, stellte sich als optische Täuschung heraus, denn es wurde immer größer, je näher sie kamen. Es bestand aus einem so dunklen Material, dass es das Bisschen Licht, das es hier herunter schaffte, zu ersticken schien. Dann standen sie vor der Eingangstür und klopften. Klopften lauter, als keine Antwort kam. Hämmerten alle zusammen gegen die Tür. Doch im Schloss rührte sich nichts. Aus einem Bauchgefühl heraus, drückte Hizumi die Türklinke herunter und die Tür schwang lautlos auf. „Hätten wir das bloß als erstes probiert. Vom Klopfen tut mir nämlich jetzt die Hand weh.“, meckerte Toshiya, lachte dabei aber nervös auf. Das Innere des Schlosses war so dunkel wie das Äußere. Schwarze Möbel, Vorhänge, Kerzenständer und dunkle Bilder. Sie trauten sich nicht, sich zu trennen, deswegen betraten sie immer gemeinsam jedes einzelne Zimmer. Mias Halsband leuchtete wieder. Man hätte ihn einfach in jeden Raum schicken können, um genau zu erkennen, was sich dort befand, doch der Angsthase wollte Tsuzukus Schulter nicht verlassen. So mussten sie angestrengt in jedes Zimmer schauen und ihre Laternen hineinhalten. Die meisten Räume waren leer. Eine Hintertür stand offen. An diese Tür grenzte ein Zimmer voller Katzenspielsachen und eine dicke schwarze Katze fauchte sie aus einer Katzenhöhle an. Der Keller war - aus nachvollziehbaren Gründen - ihre letzte Anlaufstelle, um nachzusehen, ob dort jemand lebte. Es führte eine gewundene Steintreppe in den Keller, die an einer Tür endete, die sich genauso lautlos öffnen ließ, wie alle anderen Türen. Alle Gaslaternen waren nach einer Weile ausgegangen, nur noch die von Toshiya brannte, deswegen betrat er zuerst den Raum und alle erschraken, als ein grünes Licht ihn von oben bis unten bestrahlte und dann wieder erlosch. „Was war das denn?!“, fragten alle gleichzeitig. Einen Moment lang rührten sie sich nicht, dann betrat Tsuzuku mit Mia den Raum und wieder war das Licht zu sehen, das Hizumi an das Licht eines Kopierers erinnerte. „Na toll!“, dachte er, „Jetzt werden Kopien von uns gemacht und wir werden abgemurkst.“ Trotzdem betrat auch er den Raum, wurde bestrahlt und stand dann im kaum beleuchteten Raum. Er fragte sich schon, wie groß der Raum wohl sein mochte und wie sie mit einer mickrigen Laterne klarkommen sollten, als das grüne Licht wieder die Tür und kurz Karyus Gesicht beleuchtete. Plötzlich ertönte eine Art Sirene, der Boden begann zu beben und auf allen Seiten entflammten Kerzen von selbst, sodass der gesamte Raum erhellt wurde. Genau so hatte Hizumi sich den Keller eines Zauberers immer vorgestellt: Es gab massenhaft alte Bücher, seltsame Zeichnungen an Wänden und Boden und einen gigantischen Tisch mit Flüssigkeiten in allen möglichen Farben. In einem Regal standen außerdem verstaubte Gläser, die normalerweise eingelegte Gehirne und Föten beinhalteten. Toshiya fluchte, Mia hatte sich unter Tsuzukus Pullover geflüchtet und zitterte und Tsuzuku schaute irgendwie begeistert umher. Nur Hizumi hatte zu Karyu geschaut, um etwas zu fragen, wie „Abgefahren oder?“ doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Dort stand nicht die in Lumpen gekleidete, heimliche Schönheit, sondern dort stand die spitzenmäßig angezogene, nicht gerade heimliche Schönheit und „Abgefahren oder?!“ bildete sich wieder in seinem Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)